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Sep 25 2011

IceBluemchen

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08. Es wird Zeit

Der Tag war schneller gekommen, als Itachi es gedacht hatte. Nicht das er Angst hätte oder seine Entscheidung revidieren wollte, hatte er einfach nur das Gefühl, das es dann doch zu schnell ging.
Seufzend sah er auf sein Frühstück, das er kaum angerührt hatte. Bereits in den letzten Tagen hatte er kaum mehr Appetit gehabt. Ob es an dem Bevorstehenden oder an seiner schweren Krankheit lag, dies wusste er nicht. Es war nun auch nicht mehr relevant. Er würde heute sterben und dabei kam es nicht auf ein paar Gramm mehr oder weniger auf seinen Rippen an.
Pünktlich war Kakashi bei ihm erschienen und hatte ihm den weißen Kimono gebracht, der für diese besondere Zeremonie angedacht war. Merkwürdig kam ihm alles vor, nicht nur die äußerste Pünktlichkeit des sonst so unpünktlichen Kopierninja, generell alles kam ihm einfach merkwürdig und unwirklich vor.
Jeden Tag war Kakashi ihn besuchen gekommen, gehörte auch dies zur Pflicht des Kaishaku. Als Sekundant sollte und musste er ihm beistehen, mögliche Fragen beantworten oder einfach nur den Fortschritt der Vorbereitungen berichten. Auch hatte Itachi ihm den Brief gegeben, den er an Sasuke geschrieben hatte. Entschuldigende Worte für etwas, wo er meinte, das dies nie entschuldigt werden konnte. Dennoch war Itachi der Brief wichtig gewesen und Kakashi würde ihn gegen Mittag an Sasuke übergeben.
„Es wird Zeit!“, sprach Kakashi ruhig, woraufhin Itachi leicht nickte und sich erhob. Die ANBU warteten bereits auf sie und so machten sie sich auf den Weg, dem Kommenden entgegen.

Viel hatte Kakashi in den letzten Tagen über das Seppuke und Itachis Entscheidung dazu nachgedacht. Tief bewegte es ihn, das der junge Uchiha diesen schweren Schritt ging und es berührte ihn auch persönlich. Sein Vater hatte den selben Weg gewählt und Kakashi hatte lang gebraucht, um zu erkennen, das es manchmal keinen anderen Ausweg gab. Für seinen Vater hatte er sich einen anderen Weg gewünscht, aber für Itachi gab es nur diesen einen Weg. Die schwere Schuld und die Krankheit waren ein guter Grund und er entlastete so auch seinen kleinen Bruder, der an dem Damaligen seelisch zerbrochen war. Vielleicht konnten jetzt die tiefen Wunden heilen, wenn die Blutschuld gesühnt war und er seinen Bruder wieder als Bruder sehen durfte. Vielleicht war es wirklich der beste Weg so…

„Guten Morgen Naruto!“, begrüßte Sakura ihren Team-Kameraden der seinen Blick muffelig über die Massen an jungen Shinobi schweifen ließ und sich fragte, warum man fast jeden aus mehr als fünf Jahrgängen zur Akademie geordert hatte.
„Hast du Sasuke gesehen?“, fragte sie auch sogleich, erwartete sie in Narutos mieser Laune keine Morgenbegrüßung. „Nein der ist noch nicht aufgetaucht.“, gab Naruto nur kurz zurück, gefiel ihm diese gesamte Angelegenheit überhaupt nicht. Warum hatte man sie nur alle zusammengerufen?, Solange Naruto zurückdenken konnte, hatte es so etwas noch nie gegeben und auch all die anderen fragten sich, warum sie hier erscheinen mussten.
„Er wird sicher bald kommen. Lass und schon mal einen Platz suchen, nicht das wir nachher noch stehen müssen.“, sprach Sakura und zog Naruto mit sich in eine der hinteren Reihen, wollte sie nicht wie eine Eins A Musterschülerin zu weit vorne sitzen.

Tief atmete Itachi durch, als sie den Park und den vorbereiteten Platz erreichten. Er hatte sich nur wage vorstellen können, was ihn erwarten würde. Nun stand er vor einem mit weißen Tatamimatten ausgelegtem Platz, der von zwanzig hohen Shinobi umringt war, die als Zeugen dem Ritus beiwohnen würden. In der Mitte des Platzes war eine größere weiß Tatamimatte ausgelegt, auf der bereits das Wakazashi bereit lag. Kurz schluckte er bei dem Anblick der Ninjaklinge, kam sogleich ein Hauch von Nervosität in ihm auf.
Hokage Sarutobi und der Shint?-Priester kamen auf ihn zu und begrüßten ihn höflich. Alles verlief nun streng nach dem Ritus, jedes Wort, jeder Handgriff, jede Geste. So sprach der Shint?-Priester ein letztes Gebet für Itachi, indem er ihn von seiner Schuld befreite und ihm Mut zur Ehre zusprach.
Nachdem dies getan war, sprach auch Hokage Sarutobi ihn von jeglicher Schuld frei und gebot ihm nun, sich für den letzten Weg zu sammeln.
So vieles ging Itachi durch den Kopf und doch war nichts mehr von belang. Ruhig und gefasst setzte er sich nieder und sah auf die blanke Klinge, die seine Ehre und damit auch die Ehre für Sasuke bedeutete.
Augenblicklich fokussierten sich seine letzten Gedanken auf Sasuke. Er sah ihn im Geiste lachen und mit Freude in den Augen auf ihn zulaufen. „Nii-san, ich hab dich lieb!“, halten die kindlichen Worte durch seinen Geist, gaben ihm Kraft und Mut. Er würde es für Sasuke durchstehen. Er würde entgültig einen Strich unter dem Unglück ziehen.

Gelassen stand Danz?u am Fenster des Besprechungsraumes, in denen auch Homura Mitokado und Koharu Utatane auf dem Sofa saßen. Heißer Tee stand unberührt auf dem Tisch, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach.
Hokage Sarutobi hatte ihnen ausdrücklich untersagt, ein Wort an das Dorf über das Seppuke von Itachi zu richten. Sie sollten schweigen, auf ewig. Sie alle hatten sich damals mit schuldig gemacht und ohne mit der Wimper zu zucken alle Schuld auf Itachi geladen. Er hatte ein Recht auf ein ehrbares Ende in Würde.
Sarutobi hatte es ihnen deutlich gemacht, das er hier keine Einmischung und keinen Widerspruch duldete. Besonders Danz?u hatte er stark ins Gewissen geredet, hatte er damals den Befehl ausgesprochen, den Sarutobi nicht erteilen wollte. Danz?u missfiel deutlich das Verhalten des Hokage, aber es tat seinen eigenen Plänen nicht gut, hätte er jetzt dagegen rebelliert. Früher oder später hätte dies für ihn Konsequenzen gehabt und so schwieg er, erwartete die offizielle Nachricht vom Tod des Uchiha und damit die Lösung eines seiner Probleme.
Mit Itachis scheiden, würde sein Ziel wieder ein Stückchen näher rücken. Mit Itachi würde der letzte sterben, der um sein Geheimnis wusste und der vor seinem Fortgang ihn gewarnt hatte, das er die frevelhafte Tat nicht entschuldigen würde. Eines Tages würde Danz?u dafür bezahlen, was er Shisui angetan und für die Folgen, die das Gesamte mit sich gezogen hatte. Aber nun waren die damaligen Worte nur noch hohle Drohungen, dahinscheidend und vergessend.

„Geliebter kleiner Bruder,

Es ist nicht leicht dies in Worte zu fassen, was ich in diesem Moment empfinde.
Ich habe Angst, diese Zeilen zu schreiben. Angst dich Sasuke abermals zu verletzen und dir
wehzutun.
Was soll ich zum Abschied schreiben? Welche Worten können dir Trost spenden, nun wo ich
nicht mehr bin. Ich weis es nicht und doch möchte ich es versuchen!

Vor langer Zeit gab ich dir ein Versprechen. Immer wollte ich dich beschützen, für dich da
sein und lieb haben. Ein Versprechen schwerer einzulösen, als mein Weg zu gehen.
So vieles habe ich mir für dich gewünscht, habe alles gegeben, damit du glücklich und behütet
aufwachsen konntest. Aber das Schicksal machte es mir nicht leicht, mein Versprechen
einzuhalten. So viele Steine legte es mir in den Weg. Hindernisse die ich nicht immer
überwinden konnte und ich dich so verletzte.
Ich machte Fehler und tat dir noch mehr weh und mit meinem größten Versagen, beraubte ich
dir alles. Das Schicksal hat es nie gut mit mir bemeint. Es sollte nicht sein, das ich dich
glücklich machen durfte.

Es tut mir so wahnsinnig Leid, das ich dir all dies antat und aufbürdete. Jedoch nun ist es
vorbei. Ich habe für meine Blutschuld gesühnt, gebe dir so deine Ehre zurück.
Vielleicht kannst du mein Handeln heute noch nicht verstehen, aber bitte sei mir nicht böse,
das ich diesen Weg erwählte. Niemals hätte ich dich auf den Pfad der Rache und des Hasses
schicken dürfen. Aber manchmal lernt man erst zu spät aus Fehlern. Ich konnte heute
wenigsten einen Fehler wieder etwas gut machen.
Bitte nimm meine Entschuldigung entgegen, niemals wollte ich dir wehtun, niemals wollte ich
dir das liebste nehmen. Verzeih meine Schuld. Vergib mir kleiner Bruder.

Dein dich auf ewig liebender Bruder
Itachi“

Schon zum dritten mal las Sasuke die Zeilen des Briefes und versuchte aus dem Geschriebenen schlau zu werden.
Am Morgen hatte er den Brief auf seinen Sachen gefunden, die er sich für den heutigen Tag zurecht gelegt hatte. Er hatte keine Ahnung wie der Brief dort hingekommen war. Jedoch da er direkt an ihn adressiert gewesen war, hatte er ihn sogleich geöffnet und mit erstarrter Miene gelesen.
Entschuldigende Worte, geschrieben von seinem Bruder in einer Form, als wäre er Tod und dies ein Abschied. Sasuke konnte dies nicht begreifen, wollte es erst nicht begreifen, sackte er auf die Knie, als ihn die bittere Erkenntnis traf.
Die letzten verabschiedenden Worte vor knapp zwei Wochen und nun diese Zeilen, bedeutete es das sein großer Bruder tot war… Tränen rannen sein Gesicht hinab, schlug er zornig mit der Faust auf den Boden, wehte der Lufthauch den Brief hinfort. Eilig hob Sasuke ihn wieder auf, huschte sein Blick abermals über die Zeilen, die durch seine Tränen nun verschwammen.
Warum kam niemand zu ihm und berichtete ihm vom Tod seines Bruders? Warum musste er es aus diesem Brief erfahren? Fragte er sich auch, wer ihm eigentlich den Brief auf seine Sachen gelegt hatte. Er besah sich genauer den Umschlag, auf dem jedoch nur sein Name stand. Und auch der Brief gab keine Klarheit darüber, wer den Boten gespielt haben mochte.
Seufzend legte er den Brief auf den Küchentisch und trocknete sein Gesicht an seinem Ärmel. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, das er bereits spät dran war. Um acht Uhr hätte er bereits zur Akademie gemusst, aber nun war es bereits viertel nach Acht.
Kopfschüttelnd dachte er an den Unsinn, das ganze fünf Jahrgänge zusammengerufen wurden und gleichsam im Park auch etwas wichtiges stattfinden würde. Nachdenklich zog er sich seine Schuhe an und dachte darüber nach, ob diese zwei Ereignisse irgendwie in Verbindung standen. Es wirkte auf ihn, als wolle man die jungen Shinobi von etwas fern halten, woran jedoch alle höheren Shinobi des Dorfes teilnahmen. Nur was für eine wichtige Zeremonie konnte im Park stattfinden, das die Jüngeren und fast das gesamte Dorf davon ausgeschlossen waren?
Und dann traf es Sasuke plötzlich wie ein Schlag, eilte er zurück in die Küche und sah auf das Datum des Briefes. „Er ist auf heute datiert!“, keuchte er auf, musste es bedeuten, das er erst heute geschrieben wurde oder vordatiert war. Aber wenn dies so war dann…
„Nein, das darf nicht sein!“, flüsterte Sasuke entsetzt und stürmte davon. Er musste dies verhindern und aufhalten, was sie gedachten in diesem Moment seinem Bruder anzutun. Er musste die Hinrichtung verhindern, würde diese seine gesamten Wünsche mit einem Schlag vernichten und ihm alles berauben, was er noch liebte und an Familie geblieben war.
Darum war er beim Hokage gewesen, hatte er sich gestellt, wollte dadurch vielleicht ein mildes Urteil erfahren, aber der Hokage hatte dies nicht anerkannt, verurteilte ihn einfach zum Tode und würde ihn jeden Augenblick richten…

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