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Sep 25 2011

IceBluemchen

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04. Gedanken und Vorbereitungen (Teil 1/4)

Seit einer Stunde stand Itachi unter der Dusche und ließ das lauwarme Wasser über seinen Rücken laufen. Ein entspannendes Bad wäre ihm nach der langen Reise und dem Zusammentreffen mit dem Hokage und seinem kleinen Bruder lieber gewesen. Aber er war nicht in der Position, weitere Forderungen zu stellen.
Es war so schon zu viel, was er bekam. So hatte Sarutobi ihn nicht in ein dunkles Gefängnisloch stecken lassen, sondern in einer der kleinen ANBU-Wohnungen des ANBU-Wohnheimes untergebracht. Diese Wohnungen waren für die wenigen ANBU die ihr gesamtes Leben dem Dorf verschrieben und offiziell nicht existierten. Männer ohne Familie, ohne Angehörige, ohne außenstehende Freunde. Diese ANBU waren gemeinsam eine namenlose und gesichtslose Familie.
Nach dem sie Itachi abgeführt hatten, wurde er direkt in eine der Zellen des Informationsbeschaffungsdienstes gebracht. Jedoch hatte er hier nur kurz warten müssen, bis Sarutobi alles nötige geklärt hatte. Hier in der ANBU-Wohnung war er von Außenstehenden geschützt und durch die vielen anwesenden ANBU gab es auch den Schein nach außen, als wäre Itachi bestens bewacht. Vier ANBU waren als permanente Wache abgestellt, sechs weitere als Wachverstärkung. Das dies alles nicht notwendig war, wusste Sarutobi genauso gut wie Itachi. Aber der Schein musste nun einmal gewahrt bleiben.
Nachdenklich ließ er sich das Wasser ins Gesicht rieseln, dachte er an Sasuke und ihr kurzes wiedersehen. Er hatte nicht damit gerechnet ihn noch einmal zu sehen, hatte es ihm nicht schwerer machen wollen. Aber als Sasuke vor ihm stand und angriff, konnte er nicht anders. In jenem Moment war es alles ganz deutlich gewesen… Die Fehler der Vergangenheit, die aus einem netten kleinen lieben Jungen einen kalten wütenden hasserfüllten Shinobi machten. Jedoch würde er mit seiner Entscheidung alles wieder ins rechte rücken. Für Sasuke würde es keinen Grund mehr geben und er könnte wieder glücklich werden. Ja dies war es, was Itachi wollte. Sasuke sollte wieder glücklich sein.
Das Wasser abstellend, trat er aus der Dusche und schlang sich ein Handtuch um die Hüfte, während er sich mit einem Zweiten das Haar trocknete. Sasuke um Vergebung zu bitten und ihm zu sagen, das ihm alles sehr leid täte, tat seiner Seele gut. Seit vier Jahren fühlte er sich den ersten Abend etwas besser, lastete sein schuldbeladenes Gewissen zwar immer noch schwer auf ihm, kam ihm die Last jedoch erträglicher vor. Auch das er ihm noch einmal in die Augen sehen und ihm ehrlich sagen und zeigen konnte, wie sehr er ihn vermisst hatte und wie sehr er ihn liebte, hatte ihm gut getan.
Und obgleich er sich dadurch besser fühlte, gleichsam war er auch traurig. Sasuke hatte sich nach dem ersten Schock und racheerfüllten Wutausbruch ohne zögern in den Arm nehmen lassen, weinte und sein Hass schwand zu Liebe. Es machte Itachi traurig, das er die zerstört geglaubte Liebe wiedergewann und sie doch nie mehr spüren würde. Zwei Wochen hatte sich Sarutobi für die Vorbereitungen gesetzt. Montag in zwei Wochen würde das Seppuke erfolgen und Itachi in den ehrbaren Tod gehen.
Sein Magen knurrte, weshalb er sich beeilte und sein Haar nur glatt kämmte, es aber offen trug, könnte es so noch weiter trocknen. Eilig zog er sich die neuen Sachen über, die man ihm gegeben hatte, nachdem sie ihn in die Wohnung gebracht hatten. Seine Waffen und sämtliche Habseligkeiten hatten sie ihm abgenommen, zu seinem Leidwesen auch seine Medikamente.
Einer der ANBU erklärte, das der Hokage darauf bestehe, das ein Arzt ihn untersuchen würde und er wenn notwendig dann seine Medikamente zurück erhielt. Itachi gefiel dies nicht, wollte sich nicht erneut untersuchen lassen. Aber er war wohl dazu gezwungen, denn die Schmerzen bei jeder Bewegung und der Husten waren unerträglich. Würde er nichts dagegen nehmen, würde er niemals die zwei Wochen durchstehen.
Als er den Wohnraum betrat, fiel sein Blick sogleich zu den vier ANBU die in der offenen Küche am kleinen Tisch saßen und mit einem fünften unmaskierten Mann leise sprachen. Itachi waren dies eindeutig zu viele Menschen, er diese Aufmerksamkeit nicht mehr gewohnt. Die meiste Zeit in den letzten vier Jahren hatte er mit Kisame allein verbracht. Der Kiri-Nin war nicht aufdringlich gewesen, wenn er auch manchmal die Eigenart hatte, ungefragt zu erzählen. Aber wenigsten erwartete er keine Antwort, hatte er schnell begriffen, das Itachi nur dann sprach, wenn es notwenig war. Und selbst dann nur wenig und das nötigste.
Aber was ihm mehr ärgerte war, das auf dem Tisch sein Abendessen stand und er somit gezwungen war, wenigsten 5 Sekunden sich mit den fünf Männern abzugeben. So schritt er ohne ein Wort zu sagen hinüber, nahm sich das Tablett mit seinem Essen, wand sich wieder ab und ging zu seinem Bett, wo er das Tablett auf dem Nachttisch abstellte und sich setzte.
Die ANBU sahen ihm dabei nur schweigend zu, war es ihnen egal, während der fremde Fünfte nun aufstand und ihm folgte. „Hi, ich bin Shuga!“, stellte er sich vor und reichte ihm sogar die Hand.
„Mhh…“, kam es nur als Antwort, ignorierte Itachi einfach die gereichte Hand, hatte er kein Interesse an Konversation, sondern wollte einfach nur essen und danach die erste Nacht seit langen wieder in einem weichen bequemen Bett lang und ausgiebig auszuschlafen.
„Ich bin Arzt und soll dich untersuchen!“, sprach Shuga daher einfach weiter und weckte damit nun doch die Aufmerksamkeit von Itachi.
„Gib mir meine Medikamente zurück und geh!“, meinte er nur und begann zu essen.
„Erst werde ich dich untersuchen!“, entgegnete Shuga und nahm Itachi die Stäbchen aus der Hand, wollte er die Untersuchung hinter sich bringen und dann gehen.
„Lymphattischer bakterieller Infekt im Anfangsstadium mit ersten Ausläufern auf der Lunge. Keine bekannte Heilungsmethode. Eine Therapie lehne ich ab. Und jetzt will ich meine Schmerzmittel und Hustenblocker!“ Shuga sah ihn erstaunt an, war dies eine schreckliche Diagnose, wenn Itachi wirklich recht hatte.
„Es dauert nur kurz, da ich ja nun weis, nach was ich suchen muss!“, entgegnete er und legte seine Hand auf Itachis Brust. Sogleich wollte Itachi dies unterbinden, keuchte jedoch kurz auf, als das fremde Chakra in ihn hineinfuhr und seine Brust ausfüllte. Ein beklemmendes Gefühl kam in ihm auf und so schubste er Shuga einfach von sich, hatte er das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Sogleich waren die ANBU zur Stelle, glaubten sie Itachi hätte den Arzt angegriffen, aber keuchend und um Atemringend saß Itachi da und verzog schmerzlich das Gesicht, während Shuga sich aufrappelte und wieder an hin herantrat.
„Schon gut, mein Fehler!“, beruhigte er die ANBU und nahm aus seinem Medikamentenkoffer ein kleines Fläschchen und eine Spritze, während die ANBU ihn Wortlos beobachteten und die Situation analysierten. „Es tut mir leid, ich wollte dies nicht. Ich gebe dir etwas entkrampfendes, dann hört es gleich wieder auf.“ Itachi ließ sich die Spritze gefallen, lag um Atem ringend verkrampft auf dem Bett und war froh, als es ihm in der Tat schnell wieder besser.
„Mach das nie wieder!“, rannte er Shuga an, als er endlich wieder richtig atmen konnte, hatten sich die ANBU wieder zurückgezogen und beobachteten das Geschehen nun wieder vom Küchentisch aus. „Muss ich auch nicht mehr, denn ich kann die Diagnose bestätigen, wobei deine Lungenbeschwerden nicht von der Infektion herrühren, sondern von einer leichten Lungenentzündung. Ich werde dir ein Antibiotikum verschreiben, sowie etwas gegen die Schmerzen beim Atmen und vorbeugend etwas gegen den Husten.“ Er nahm aus dem Koffer zwei kleine Päckchen mit Tabletten und reichte sie Itachi. „Drei mal täglich je eine Tablette. Falls du Nachts Beschwerden bekommst, dann auch je eine Tablette. Das Antibiotikum bringe ich dir morgen Früh vorbei, ich habe das Passende nicht dabei.“, wies er an, wie Itachi die Medikation einzunehmen hatte und sah ihn nun fragend an.
„Aber ich kann nicht verstehen, warum du eine Therapie ablehnst. Du bist im Anfangsstadium und es gibt noch keine Organschäden. Mit den richtigen Medikamenten und bei ständiger medizinischer Beobachtung, würde die Lungenentzündung auf jeden Fall verschwinden, und du könntest gut und gerne noch mindestens zwei drei Jahre fast beschwerdefrei leben. Und es wird stetig geforscht. Vielleicht gibt es in zwei drei Jahren auch ein annehmbares Heilmittel gegen dieses Bakterium.“ Ernst sah Itachi den jungen Arzt an, der höchsten fünf Jahre älter als er sein konnte.
„Du weist was ich getan habe, alle wissen es. Ich will nicht durch Medikamente und andauernde Tests am Leben erhalten werden oder gar als Versuchskaninchen herhalten. Und ich will schon gar nicht krank in einer Gefängniszelle verrotten. Ich bin müde und will das es endlich aufhört wehzutun. Also sehe es ein, das dein Patient in zwei Wochen in Ehre und erleichtert geht!“
Shuga erwiderte nichts darauf, nickte nur und packte seine Sachen zusammen. „Falls du Beschwerden haben solltest oder sonst irgendwelche medizinische Fragen hast, lass nach mir schicken. Ich bin dir zugeteilt, ich komme dann schnellst möglich.“ Damit wand er sich ab und ging, während Itachi endlich essen konnte und erwartungsvoll seinem Schlaf entgegen sah.
Nachdenklich blieb Shuga vor der Wohnung stehen und musste sich erst einmal sammeln. Irgendwie hatte er sich einen Massenmörder anders vorgestellt. Eiskalt, knallhart, aggressiv, hinterhältig, unkooperativ…
Aber auf Itachi traf dies irgendwie alles nicht so recht zu. Gut er hatte sich nicht untersuchen lassen wollen, zeigte kaum eine Emotion. Jedoch war er erschöpft und hungrig gewesen. Außerdem hatte Sarutobi den jungen Arzt vorgewarnt gehabt, das Itachi keine Untersuchung wollte. Jedoch wollte der Hokage wissen, an was Itachi litt und das was Shuga nun wusste, stand es um den Uchiha gar nicht so schlecht, würde er sich behandeln lassen.
Seufzend machte er sich auf zurück ins Krankenhaus. Er musste seinen Bericht für den Hokage verfassen und auch die Patientenakte auf den Neuesten Stand bringen, war der letzte Eintrag dort mehr als vier Jahre her.

„Shuga, du arbeitest noch?“, stellte der Stationsarzt der Allgemeinmedizin fest, das sein neuer Assistenzarzt anscheinend einer dieser übereifrigen war. Shuga hatte erst vor drei Monaten sein Medizinstudium abgeschlossen und befand sich jetzt in der Einarbeitungszeit. Da er zuvor als Medic-Nin tätig war, viel diese bei ihm verkürzt aus, musste er aufgrund seines guten Abschlusses nur sechs Monate absolvieren. „Ja, ich habe meinen ersten eigenverantwortlichen Patienten zugeteilt bekommen und muss noch einen Bericht schreiben.“
Stutzig und neugierig sah der Stationsarzt auf die Akte und erstarrte. „Du hast Itachi Uchiha zugeteilt bekommen?“, stieß er keuchend aus. „Das darf nicht wahr sein! Er tut es schon wieder!“
Verwirrt über diese Reaktion und Äußerung hackte Shuga nach. „Wer tut was wieder? Was meinst du?“
Leicht schüttelte der Stationsarzt den Kopf und begann zu erklären. „Unser lieber Oberarzt glaubt der neue Chefarzt zu werden und meint schon jetzt mehr Entscheidungsgewalt zu haben, als er eigentlich hätte.“
Kurz unterbrach Shuga ihn. „Aber mein Großvater will doch gar nicht seinen Chefarztposten aufgeben? Das hätte er mir doch gesagt!“
„Ja, das ist auch mein Stand der Dinge. Aber der Oberarzt sieht wohl Geister, wo keine sind. Jedenfalls übersteigt er in letzter Zeit öfter seine Zuständigkeit und so leid es mir für dich tut, leider auch hier.“
Shuga zog seine Stirn in Falten, verstand er nicht. „Du bist noch in der Einarbeitungszeit und die Vorschriften deines Großvaters sagen deutlich, das in diesen Zeit kein Patient ohne Aufsicht eines erfahrenen Arztes von einem dir behandelt werden darf.“
Shuga verstand sofort und schnaubte, sah er seinen Fall etwas anders. „Ich bin seit acht Jahren Medic-Nin und habe nebenbei mein Medizinstudium absolviert. Ich habe auf meinen Missionen auch eigenständig Patienten versorgt OHNE Aufsichtsperson. Ich bin doch kein blutiger Anfänger mehr, den man wie ein Kleinkind vor Fehlern bewahren muss. Und der Oberarzt sieht es wahrscheinlich genauso.“
„Mag sein das er es so sieht und eigentlich hast du auch recht, aber Vorschriften sind Vorschriften und der Oberarzt hat nicht die Entscheidungsgewalt, deine Einarbeitungszeit einfach zu verkürzen. Diese Zeit ist nicht umsonst da, läuft hier im Krankenhaus einiges anders ab, als auf dem Schlachtfeld oder es dir im Lehrbuch erklärt wurde. Es ist eine Probe- und Eingewöhnungszeit für beide Seiten, wo Schwächen abgeschätzt werden können, um diese anzugehen. Und deine Erfahrung als Medic-Nin wurde doch in der Länge der Einarbeitungszeit schon berücksichtig. Ich weis ja, das es schwer ist diese Zeit durchzustehen, ich hab sie schließlich auch durchgemacht und das sogar ein ganzes Jahr und nicht so verkürzt auf ein halbes Jahr wie du sie bekommen hast. Ich hab mich auch oft unterfordert gefühlt. Aber die Vorschrift ist nun einmal Vorschrift und wir alle müssen uns an diese halten!“
Shuga seufzte, hatte der Stationsarzt recht, fiel es ihm nur schwer, sich dies einzugestehen, befand er diese Vorschrift in seinem Falle einfach nur unpassend. Als der Oberarzt ihm den Fall übertragen hatte, hatte er überhaupt nicht an die Vorschriften gedacht. Hatte sich nur gefreut, das seine Bemühungen endlich wertgeschätzt wurden und der Oberarzt so ein Vertrauen in ihn legte. Jetzt war er einfach nur betrübt und ging in Gedanken seine Möglichkeiten durch, wie er sich aus dieser prikeren Lage ziehen könnte, ohne den Fall zu verlieren. Und dann erhellte sich seine Miene, hatte er gerade eine Eingebung bekommen.
Ohne Vorwarnung hielt er dem Stationsarzt einen Stift vor die Nase und schob den fast fertigen Bericht vor ihn. „Unterschreib das!“, meinte er dann und sah den Stationsarzt mit einem überzeugenden Lächeln an. „Was? Oh nein, ich beteilige mich nicht an dem Bockmist des Oberarztes!“, wollte der Stationsarzt jedoch seine Unterschrift verweigern. Dachte er bereits darüber nach, den Oberarzt beim Chefarzt auflaufen zu lassen, ging ihm das Treiben des Oberarztes einfach zu weit.
„Bitte!“, flehte Shuga nun eindringlich. „Die Vorschrift untersagt mir keine eigenen Patienten, sondern nur, das ich sie nicht ohne Abklärung mit einer Aufsichtsperson, wozu Chefarzt, Oberarzt, Stationsarzt oder Assistenzarzt mit fünfjähriger praktischen Erfahrung zählen, behandeln darf. Bitte unterschreib! Ich will ihn als Patienten nicht verlieren. So einen Fall sehe ich vielleicht nie wieder in meinem Leben!“
Der Stationsarzt seufzte und verzog den Mund, dachte er darüber nach und las flüchtig über den Bericht. „Oh man, diesen Fall würde ich aber auch nicht aufgeben wollen!“, sprach er dann und unterzeichnete den Bericht.
„Danke! Dafür schuldige ich dir was!“, bedankte sich Shuga und schrieb den Bericht schnell zu Ende, musste er diesen auch dem Hokage vorlegen und das passende Antibiotikum aus der Apotheke holen, damit er es am Morgen Itachi bringen konnte.

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