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Sep 25 2011

IceBluemchen

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36. Der Marineoffizier

Leise schlich Ace über das Deck der Orca und spähte nach den Wachen, die achtsam das Schiff und das Meer im Auge hatten. Gewissenhaft erfüllten sie ihre Pflicht, jedoch erahnten sie das Kommende nicht.
Gerade als sie außer Sicht waren, nutzte Ace seine Chance und brachte den Striker so leise wie Möglich ins Wasser. Dank der Winden und der Aufhängungen auch alles kein Problem, nur würde das Verschwinden des kleinen Bootes sofort auffallen, eh er überhaupt die Chance bekäme, sich heimlich davon zu machen.
Jedoch auch daran hatte er gedacht und warf das Segeltuch, das den Striker sonst vor unliebsamen Blicken verbarg, über ein einfaches Beiboot, das er nun auf die Position des Strikers zog. Bei Nacht würde es nicht gleich auffallen, aber spätestens zum Morgen, würde die Finte auffliegen. Aber am Morgen wollte Ace schon in Honchu sein, wenn nicht gar auf dem Rückweg.
Leise kletterte er nun am Rumpf hinunter zu seinem Boot und warf seinen Rucksack in die Feuerwanne, eh er behände hintersprang. Etwas fluchte er, das Woody ihm dieses mal kein Segel angebaut hatte, musste er nun zur Muskelkraft übergehen und ergriff das Paddel, das er am Abend bereits heimlich im Striker versteckt hatte.
Lautlos entschwand er in die Nacht und erst als er die Insel nicht mehr ausmachen konnte, ging er zu seiner Teufelskraft über und jagte wie ein Meteor auf die Hafeninsel zu.

~ ° *** ° ~
„Guten Morgen, Sir!“, grüßte ein junger Soldat den Kapitän zur See, der gerade an ihm vorbei geschlürft kam und sich suchend umsah.
„Guten Morgen, Matrose!“, entgegnete der Marineoffizier und wand sich dem noch immer stramm stehenden Soldaten zu.
„Soldat, wo finde ich das Büro des Kartografen?“, fragte er offen heraus, hatte er diesen gottverdammten Hafen nun schon zwei mal abgeschritten, aber sein gesuchtes Ziel nicht gefunden.
„Sir, das Büro des Kartografen wurde vor zwei Wochen in die Festung verlegt.“, antwortete der Soldat sogleich. Der Offizier nickte nur und sah hoch zur Festung von Honchu.
Marinebasis G13, na wenn das nicht einmal eine Glückszahl war, dachte der Offizier sarkastisch und wand sich zum gehen ab. Die Festung war berühmt berüchtigt für ihre Gefängnisse, dessen Gitter aus Seestein gefertigt waren und wahre Dreckslöcher sein sollten. Nur ungern wollte der Offizier diese Besichtigen und dennoch musste er nun hinauf zur Basis, ließ sein Begehren ihm keine andere Wahl.
Seufzend durchschritt er das gewaltige Tor der Basis und machte sich nun abermals auf die Suche nach der Nadel im Nadelhaufen. Die Festung war gewaltig und auch wenn sie vom Grundriss her baugleich mit anderen Festungen war, bedeutete dies noch lange nicht, das der Offizier sich hier auskannte.
Immer seiner Nase nach, lief er die Gänge ab und spähte auf die Hinweisschilder, die ihm zu Ziel Nummer eins führen sollte.

„Einmal alles für Tisch Nummer 13!“, brüllte ein schlaksiger Soldat durch die Küche, war er doch für das Wohlbefinden höherer Offiziere zuständig. Nun war in seinem Refugium ein Kapitän zur See eingefahren und schien gewaltigen Hunger zu haben, bestellte er einfach alles, was die Küche anzubieten hatte.
Berge von Essen schaffte der Soldat nun heran und konnte es kaum glauben, wie viel der junge Offizier da in sich hineinschaufelte. Den Soldaten erinnerte dies nur an einen Gast aus längst vergangener Zeit, wo Vizeadmiral Monkey D. Garp die halbe Küche leer futterte und im Anschluss mit einer Tüte Kräcker in der Hand das vorzügliche Essen lobte.
Dieser Offizier hier vor ihm, stand dem Alten in nichts nach und verputzte mindest genauso viel, eh er sich für das üppige gute Mahl bedankte und noch höfflich nach dem Weg zum Büro des Kartografen fragte.
„Oh, das Büro liegt im Keller. Der alte Kartenmacher meint, das seine Karten nur dort gut geschützt vor Feuchtigkeit gelagert werden könnten.“, sprach der Soldat, der die letzten leeren Teller zusammenklaubte und zu einem wackeligen Turm aufstapelte.
‚Verdammt, den Keller wollte ich eigentlich meiden!’, dachte der Offizier und ging, folgte den Hinweisschildern Richtung Keller und durchquerte diesen mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.
Schnarchend lagen einige ihm bekannte Piraten dort und warteten auf ihre Überführung nach Impel Down. Wer hier in Honchu in einer der „bequemen“ Zellen einsaß, wusste was ihm blühte und bei manchen Pirat, die der Offizier erkannte, musste er sich arg zusammenreißen, keine Dummheit zu begehen, waren es doch Verbündete Whitebeards gewesen.
Tief durchatmend konzentrierte er sich auf seinen Weg und vermied es weiter in die Zellen zu sehen, reichte es schon, das einige Piraten ihm argwöhnisch nachschauten und bereits über seine Gestallt tuschelten.

„Bist du der Kartograf?“, fragte der Offizier einen älteren Mann, der jedoch sofort den Kopf schüttelte. „Nein, ich putz hier nur!“, meinte er und ergriff einen Besen, mit dem er sich nun dem staubigen Boden widmete.
Naja, so schlimm war dies auch nicht, würde der Offizier schon finden, was er suchte, waren ihm Kartenarchive nicht ganz unbekannt. So suchte er die Regale ab und hielt bald das Objekt seiner Begierde in Händen. Eilig ließ er die Karte in einen Wasserdichten Tornister verschwinden und entschied, den Kartografen noch etwas Arbeit zu hinterlassen, würde es Wochen dauern, als die Karten neu zu sortieren, die der Offizier nun heillos durcheinander brachte. Jedoch sicher war sicher, würde so das Verschwinden der einen Karte nicht so schnell auffallen, wenn ihnen überhaupt das Verschwinden auffallen würde.
Zufrieden schritt der Offizier den Flur entlang, der von dem älteren Mann akribisch mit dem Besen bearbeitet wurde. „Entschuldigung, Sir!“, entschuldigte sich der Mann zu tiefst bei dem jungen Offizier und verbeugte sich immer wieder demütigst für sein unvorsichtiges Verhalten, hatte er den Marine doch gerade unachtsam angerempelt und zum straucheln gebracht.
„Schon gut, es ist ja nichts passiert! Und nun arbeite weiter!“, nahm der Offizier die Entschuldigung an und bog zum Weg zurück durch den Zellenkomplex ab.
Wieder drang Getuschel ans Ohr des Offizieres, drängten sich die Piraten nun an die Gitter und beäugten den Offizier ungläubig.
„Das muss ein Geist sein!“
„Ein Zwillingsbruder vielleicht…?“
„Eine Halluzination… das Essen hier ist wohl ranzig…!“

Dem Offizier scherten die Worte nicht, schritt er einfach weiter, bis er kurz vor der Treppe doch hielt und zu einem der Piraten sah.
„Doma…“, sprach der Offizier und sah ihn ernst an. „Du hast mich nicht gesehen!“
„Ihr alle habt mich nicht gesehen!“, schmetterte er mit gebieterischer Stimme auch den anderen Piraten zu, die nun nur die Luft anhielten und ein unheimliches Schweigen den Zellentrakt erfüllte.
„Du hast mich nicht gehört und dies…“, in einem Feuerball gehüllt warf er ein klimperndes Etwas in die Zelle des Whiteberad-Verbündeten und funkelte den Kapitän der Doma-Piraten finster an. „…hast du auch nicht von mir! Ich existiere nicht! Alles klar?“
„Aye!“, bestätigte Doma und fixierte den Offizier ebenfalls finster. „Grüß den Käpt’n von mir!“, rief er dem Offizier noch nach, welcher sich daraufhin noch einmal zu ihm umwand. „Das hast du gerade getan!“, grinste er und schritt entgültig die Treppen empor, während im Zellentrakt nun ein lautstarkes Gebrüll ausbrach, was stark um Anfeuerungsrufe nach Eile klangen.
Schnellen Schrittes eilte der Offizier aus der Basis und hinunter zum Hafen. Der Weg war zwar nicht weit, jedoch ertönte plötzlich die Alarmglocken der Basis, die deutlich einen Massengefangenenausbruch signalisierte.
Nun musste der Offizier aber die Beine in die Hand nehmen, bevor auch nur ein Pirat auf dumme Gedanken käme, ihm zu folgen. Verraten würde ihn keiner, der Ehrenkodex untersagte es, aber folgen… dies würden ihm viele!

„Halt Kapitän, Sir!“, rief ein Soldat und eilte zu dem Offizier hinüber, der genau in die andere Richtig lief, als all die anderen Marinesoldaten.
„Sir, der Ausbruch! Was sollen wir jetzt machen?“, fragte der Soldat und sah den Offizier fragend an. Jedoch erstarte er sogleich… „Ein Geist…“, flüsterte er. „Ein Geist!“, schrie er dann und eilte davon.
„Verdammt!“, fluchte der Offizier und rannte los. Wenn ein Soldat ihn erkannte, dann sicherlich auch andere. Es war bislang pures Glück gewesen, das niemand ihn genauer angesehen hatten, hatte er auch seine Mütze tief in sein Gesicht gezogen und selbst beim Essen nicht abgenommen… aber nun…
Schnellen Schrittes lief er am Hafenbecken entlang und wollte zurück zu dem Ort, wo er Fuß auf diese Insel gesetzt hatte.
„Aus dem Weg…“, brüllte jemand lautstark.
„Haltet den Piraten…“, riefen Soldaten, die den Flüchtigen verfolgten.

Schusse zerrissen das Gewirr aus Schreien der ausbrechenden und flüchtenden Piraten.
Stumm stürzte der Offizier zu Boden und sah auf das Blut, das seine weiße Uniform mit dem warmen Rot besudelte.
Dunkel und Kalt wurde es um ihn herum, beraubte ihm seiner Sinne und zog ihn tief ins Nichts hinab…

Author’s Notes:

So war das Ende des Kapitels gar nicht geplant. Naja, so ist es, wenn die Geschichte während des Schreibens ein Eigenleben entwickelt.

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