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Sep 25 2011

IceBluemchen

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35. Ace kleiner Ausflug

Nur zwei Tage waren sie auf Yukito geblieben, belastete die Kälte der Winterinsel ordentliche ihre Vorräte an Holz und Kohle für die Dampfmaschine, die auf mittlerer Last lief, um so die Räume und das Wasser in dem großen Vorratstank zu beheizen. Ohne diese Wärme, wäre ein längerer Aufenthalt auf der Winterinsel blanker Selbstmord, würde ein Schiff binnen eines Tages komplett auskühlen und einfrieren.
Jedoch selbst wenn sie am Tag nach der Feier wieder ablegen hätten wollen, wäre dies unmöglich gewesen. Viele der Männer lagen noch im Delirium des Saufgelages und wer wach war, der hatte meist einen ordentlichen Kater, den der Smutje nun mit einem deftigen Katerfrühstück entgegenwirkte, sofern die Männer überhaupt zur Essensaufnahme fähig waren.
Nur einer schien putzmunter dem Ganzen entgangen zu sein, verschlang Ace einen Rollmops mit Brot und saurer Gurke nach dem anderen, während sich Marco alleine beim Anblick des Essens und dem Geruch des Kaffee der Magen umdrehte. Kopfschüttelnd über den merkwürdigen Stoffwechsel eines Ds hielt er sich lieber an seinen Kräutertee mit viel Zucker.
Aber Ace hatte auch allen Grund wieder gut drauf zu sein, wollte er doch diesen letzten Tag in Freiheit noch einmal vollends auskosten und mit seinem neuen Striker über die Eissee von Yukito jagen. Ab morgen würde er wieder auf der Orca festsitzen und sich vor Blicken der Marine und anderen Piraten verstecken müssen, was ihm überhaupt nicht schmeckte.

Bis zum Mittag hatte Marco seinen Kopf soweit wieder klar bekommen, das er den ruhigen Nachmittag dazu nutzte, über ihren weiteren Weg nachzudenken. Hin und her dachte er über ihre Möglichkeiten an die Karte der toten Gewässer zu kommen. Hierbei lag das größte Problem, das sich das Büro des Kartografen in mitten des Marinehafens von Honchu befand. Wie sollten sie dort nur ungesehen hineinkommen und die Karte organisieren? Sie konnten unmöglich mit der Orca in die Nähe der Insel segeln. Es gab einen imaginären Sperrring, den kein Pirat freiwillig überschritt. Alles innerhalb dieses Ringes wurde von der Marine gnadenlos niedergemacht.
„Verdammt!“, fluchte Marco und schlug wütend mit der geballten Faust auf den Tisch, wo er eine Seekarte der Gewässer von Honchu ausgerollt hatte. Was nützte ihm diese Karte, wenn er nicht einmal in die Nähe der Insel kommen würde!
„Hier!“, riss ihn Ace aus seinen Gedanken und reichte ihm ein große Tasse dampfenden Kaffee.
„Du bist wieder zurück…“, stellte Marco fest und nahm die Tasse dankend entgegen.
„Ja, es zieht ein Schneesturm auf. Wir sollten ablegen, eh wir hier noch einschneien und festsitzen.“, sprach Ace und wand sich wieder zum gehen ab, wollte er eigentlich nur sehen wo Marco steckt und dann das Manöver beaufsichtigen.
„Ich komm gleich!“, meinte Marco und rollte sogleich die Seekarte zusammen, die ihm eh nur Kopfschmerzen bereitete. Und nur einen Moment später stand Ace auf der Brücke und sah seinen Männern dabei zu, wie sie Taue lösten, Segel setzten und den Anker einholten. Präzise donnerten Marcos Befehle über das Deck, trieben die Crew zu Höchstleistungen an und brachten sie sicher vom Pier fort und hinaus auf die weite See.
Langsam gewöhnte Ace sich sogar daran, das nun er der Boss der Bande war und sein Wort zählte. Er beschloss aufzubrechen und seine Bande folgte. Und während sie nun wieder in wärmere Gefilde vordrangen, dachte auch Ace über ihr Dilemma nach, wie sie an diese verflixte Karte gelangen sollten.

„Wir können unmöglich direkt nach Honchu. Es wäre besser eine der Nachbarinseln anzusteuern und von dort aus mit einem kleinen Stoßtrupp heimlich in den Marinehafen vorzudringen, das Büro suchen und die Karte organisieren, eh wir entdeckt werden.“, schlug Marco vor und hatte auch schon eine kleine Nachbarinsel in Augenschein genommen, die nur aus kargen zerklüfteten Fels bestand und sie ein gutes Versteck in einer der Buchten finden konnten.
Die Idee leuchtete ein, aber Ace gefiel sie dennoch nicht, hatte er bei dem Gedanken daran, ein echt mieses Bauchgefühl. Zum einen weil der Hafen von Honchu stark gesichert war und ein eindringen selbst mit einem kleinen Stoßtrupp fast unmöglich, zum anderen liefen dort derzeit so viele Soldaten herum, das sie sich dort niemals ungehindert bewegen konnten. ‚Nein, es würde so nicht funktionieren!’, dachte er, schwieg jedoch.
Die einzigste Idee die ihm im Kopf herumkreierte, würde auf keinen Fall auf Anklang treffen. Bereits vor einigen Tagen kam ihm diese, jedoch hatte er damals einige Probleme in den Details gesehen, weshalb er sie verworfen hatte. Jedoch jetzt sah alles etwas anders aus und er dachte ernsthaft darüber nach, es einfach so zu machen. Nur würde Marco dem niemals zustimmen und alles daran setzen, genau dies zu unterbinden und wenn er dazu sogar zu Seesteinketten und Doppelbewachung greifen müsste.
„Wir setzen Kurs auf die Felsinsel.“, befahl Ace und überlegte nun gemeinsam mit den Kommandanten, wenn sie nach Honchu schicken könnte. Aber egal wenn sie auch auswählten, blieb Ace bei seinem gedanklichen Entschluss. Es würde so nicht funktionieren und eh er seine Männer in die Höhle des Löwen schickte, würde er es lieber selbst still und heimlich erledigen.
Innerlich seufzte er, gefiel es ihm überhaupt nicht, das er Marco und seine Bande hinters Licht führen müsste, um das zu erreichen, was einfach notwendig war. Jedoch sah er lieber sich in Gefahr, als das er das Leben seiner Männer bei einem Plan riskierte, der schon offen dargelegt an ein gefährliches Glückspiel erinnerte. Nein, niemals würde er dies zulassen können, wollte er nicht, das sie sich unnötig in Gefahr begaben, wenn es einen viel einfacheren Weg gab.

Es war kurz vor Mitternacht als sie die kleine Felsinsel erreichten und sich in einer zerklüfteten Bucht versteckten. Die Einfahrt der Bucht war von hohen Felssäulen gesäumt, die einen direkten Einblick auf die Bucht verwehrten. Ein gutes Versteck, waren sie für die Ausführung ihres Planes doch zu einer recht ungünstigen Tageszeit angekommen.
„Es macht keinen Sinn mehr, jetzt noch mit dem Stoßtrupp aufzubrechen. Wir benötigen drei Stunden dort hin, wissen nicht genau, wie lange wir für die Suche der Karte benötigen und müssen auch noch rechtzeitig wieder ungesehen dort verschwinden.“, sprach Marco resignierend, das sie nun gezwungen waren einen gesamten Tag Däumchendrehend zu warten.
Ace war der selben Meinung und tat daher das, was in ihrer jetzigen Lage das vernünftigste war. Er ging in seine Kajüte und legte sich schlafen, wie auch der Rest der Crew. Nur eine Wachmannschaft verblieb auf Deck zurück, sowie fünf kleine Wachposten auf der Insel, die in Felsspalten Posten bezogen hatten und nun das Meer im Auge behielten, um herannahende Gefahren rechtzeitig erkennen zu können.

„Was soll das heißen, Ace und der Striker sind weg?“, schrie Marco am Morgen vollkommen in Rage Rakuyou an, der am liebsten im Boden versunken wäre. Als ihm und seine Wachmannschaft das fehlen des Strikers aufgefallen und zu ihrem Leidwesen sie auch feststellen mussten, das ebenfalls ihr Käpt’n ihnen wiedereinmal abhanden gekommen war, schon da erahnte der Kommandant der 7ten Division die gehörige Standpauke seines Vize. Dennoch nahm er all seinen Mut zusammen und unterrichtete Marco über die aktuelle Situation.
„Wie kann es euch entgangen sein, das er sich mit dem Striker aus dem Staub macht?“, brüllte Marco die Wachmannschaft an und konnte es selbst einfach nicht fassen, das Ace verschwunden war, hatte er bereits eine böse Vorahnung. Und dabei hatte er bereits einige Vorkehrungen getroffen gehabt, damit genau so etwas nicht geschehen würde. So hatte er Woody strickt untersagt, dem Striker ein Segel zu verpassen, sollte Ace zwar sein Spielzeug bekommen, aber gleichzeitig damit auch in der Nähe bleiben. Ohne Segel war es riskant weiter weg zu düsen, wäre ein Turbinenausfall dann ein gewaltiges Problem. Jedoch schien Ace dies absolut nichts ausgemacht zu haben.
Gleichzeitig stellte Marco sich die Frage, wie er das kleine Boot überhaupt unbemerkt ins Wasser bekommen hatte. Aber sogleich erinnerte er sich daran, das dies für Ace noch nie ein Problem dargestellt hatte. Auch seinen alten Striker hatte er immer alleine ins Wasser gebracht, kräftig genug war er dafür ja.
„Verdammigt, ich bringe ihn eigenhändig um, wenn ich ihn zwischen die Finger bekomme. Der Bengel kann sich schon jetzt auf was gefasst machen.“, Zähneknirschend ballte er die Hand zur Faust, versuchte sich aber gleichzeitig zu beruhigen, müsste er nun mit klarem Kopf nachdenken, wie er seinen Hitzkopf von Kapitän heil zurückgebracht bekäme.
„Marco, auf Ace seinem Schreibtisch lag noch dieser Brief an dich…“, brachte Rakuyou kleinlaut heraus und reichte seinem Vize das Stück Papier, das er bis eben noch in seiner Jackentasche verwahrt hatte.
Sogleich entriss Marco ihm den Brief und las ihn, wobei sich seine Miene immer mehr verfinsterte.

Ich kann euch nicht in Gefahr bringen, ist das Eindringen in den Hafen von Honchu glatter
Selbstmord. Diesen Befehl kann ich einfach nicht aussprechen, nicht nachdem ich einen Weg
kenne, der niemanden, eingeschlossen mich, in Gefahr bringt.
Marco vertrau mir!
Bis zum nächsten Sonnenaufgang bin ich zurück.
Kapitän Gol D. Ace

Verdammt, was dachte sich Ace nur dabei? Warum wieder ein Alleingang? Hatte er aus seinem letzten Desaster nicht gelernt?
Resignierend seufzte Marco und fuhr sich übers Gesicht. Er musste nachdenken und wütend zu sein, half ihm jetzt bei diesem Problem überhaupt nichts.
„Was machen wir jetzt? Sollen wir ihm folgen?“, fragte Vista der sich gleichsam wie alle aus der Crew Sorgen machte. Marco dachte noch immer über ihre jetzigen Möglichkeiten nach. Er könnte den Stoßtrupp hinter Ace herschicken, aber bei Tag war die Gefahr des Entdeckt werden, viel zu groß. Aber was sollte er dann unternehmen.
„Namur!“, rief Marco in die Menge und augenblicklich erschien der Fischmensch und Kommandant der 8ten Division. „Schwimm ihm nach, helfe ihm und bring ihn heil wieder zurück…“, befahl er und sogleich machte sich Namur auf, seinem Kapitän zu folgen.
„…und das Donnerwetter bekommt er dann, wenn er zurück ist. Von wegen keine Gefahr!“, brummelte Marco wieder wütend vor sich her, hasste er es nun tatenlos dazuhocken und auf das Kommende zu warten. Und in seinem Geiste malte er sich bereits aus, wie die Marine Ace erneut schnappte und abermals auf den Schafott führte, wenn sie ihn nicht sogar gleich vor Ort ohne größeres Aufsehen erledigten.

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