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Sep 25 2011

IceBluemchen

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02. Soll es wirklich so einfach sein?

„NEIN!“, schrie Sasuke verzweifelt, als Kakashi das Katana erhob, um das Leiden seines sterbenden Bruders zu beendend.
Kühn warf er sich gegen seinen Sensei und verhinderte den todbringenden Schlag.

Unaufhaltsam strömte das Leben aus seinem Bruder heraus. Ein langer Schnitt klaffte auf seinem Bauch. Er hatte das Ritual befolgt. Lag er nun kraftlos in den Armen seines kleinen weinenden Bruders.
„Nii-San bitte du darfst nicht gehen. Darfst mich nicht allein zurück lassen. Du sagst du hast mich lieb, dann beweise es mir und bleibe hier. Bleib bei mir, bitte!“, schluchzte er und glaubte vor hilfloser Verzweiflung zu vergehen.
Er konnte ihm nicht helfen, war machtlos, musste mit erleben, wie er nun im Totenkampf ging.

Bestimmend wurde er fortgezogen. Schreiend, weinend wollte er zurück zu ihm.
Ertrug den Anblick nicht, wie sein Bruder dort im Meer aus Rot lag, sein leerer Blick gen Himmel gerichtet, sein lebloser Körper schlaf dort liegend.
Dunkel wurde es um Sasuke, der traurige Schmerz nahm ihn fort, verbannte ihn in einen traumlosen Schlaf, hüllte ihn ein in ewige Einsamkeit.

Schlagartig öffnete Sasuke seine Augen. Sein noch verschwommener Blick war gen Decke gerichtet, steril weiß kalt. Innerlich leer fühlte er sich gleich der stumpfen Decke. Alles Gefühl genommen. Gegangen in jenem Moment, wo er ihn verließ.

Itachi hatte keine Kraft mehr, wollt er doch noch etwas sagen. Aber kein Laut kam mehr über seine Lippen, waren auf ewig verstummt. Nur ein trauriger Blick war ihm noch vergönnt, Tränen der Verzweiflung, wollte er ihn doch nur noch einmal lächeln sehen.
Im Krampf bebte sein Körper auf, beraubte ihm den Atem. Trüb wurde sein Blick, driftete sein Geist hinfort. Gegen ankämpfen konnte er nicht mehr. Sah den dunklen Abgrund nun ganz nah.
Verzweifelte Schreie aus der Ferne drangen an sein Ohr. Wie rauschen des Meeres, das ihn gefangen nehmen wollte. Das letzte Bild eh die kalte Dunkelheit ihn nahm… Sasuke im weinenden Kampf davon gezerrt…

„Sasuke?“, hörte der Junge eine ihm wohl bekannte Stimme. Sein Vormut Hokage Sarutobi. Aber er war nicht allein, stand neben ihm noch Sensei Kakashi, mit besorgtem Blick.
„Sasuke kannst du mich hören?“, fragte der Hokage erneut, wand Sasuke den Kopf ab, wollte sie nicht sehen. Er wollte allein sein, seinen Schmerz in Tränen ertränken. Tränen wie er sie schon einmal vergoss. Tränen der Trauer, das ihm liebste verloren zu haben. Damals glaubend, er würde nie mehr weinen können, alle Tränen eines Lebens aufgebraucht. Hatte er sich geirrt. Noch ein ganzes Meer aus Schmerz fand er vor sich und ergab sich dem bittersüßen Nass.

„Bringt ihn weg. Er soll dies nicht sehen!“, schrie Kakashi in die Menge der erstarrten Zeugen. Entsetzt über den Ausgang des doch eigentlich ehrvollen Rituals, nun mehr einer Hinrichtung gleichend.
Maito Gai und Asuma Sarutobi reagierten sofort, ergriffen das weinende Kind, trugen ihn hinfort, obgleich er schrie und um sich schlug.
Auf Zeichen des Hokage nun zwei Medic-Nin an den Sterbenden herantretend. Ihm den Schmerz nehmend.
„Es ist nicht zuende gebracht! Was nun Hokage Sarutobi?“, fragte Kakashi an den alten Mann gerichtet, der nun um Jahre gealtert wirkte.
Die Zeremonie so unterbrechend, musste schnell gehandelt werden. Galt es als Schande, wenn sich der Todgeweihte quälte, gab es nun nur noch zwei Optionen…
Der erlösende Tod, wenn eine Rettung als unmöglich erschien.
Das Leben in Ehre, von der Sünde befreit.

„Sasuke wir müssen reden, über das was geschehen ist!“, sprach Sarutobi ruhig zu dem ihm abgewandten Jungen. Aber er ignorierte sie, wollte nichts hören, was sie zu sagen hatten. Kein Wort der Welt würde ihn trösten können, keine Geste sein Herz besänftigen, das bitterlich in ihm weinte und vor Schmerz aus seiner Brust zu springen drohte.
Abermals wollte der alte Hokage zum sprechen ansetzen, jedoch hielt Kakashi ihn zurück, sprach nun selbst.
„Sasuke es ist wichtig das du verstehst, was heute Morgen geschehen ist und welche Auswirkungen dies nun mit sich zieht.“, sprach der Kopierninja ruhig zu dem Jungen, der nun seine Füße dicht an sich zog und wie ein kleines bockiges Kind ihn weiter ignorierte.
„Sasuke, dein Eingreifen in die Zeremonie war nicht sehr klug.“, setzte Kakashi nun zu einer schweren Erklärung der Ereignisse an.
„Geht weg!“, schluchzte Sasuke ihn unterbrechend. Er wollte dies nicht hören. Warum konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe und allein lassen?
„Du hast es deinen Bruder unnötig schwer gemacht, fiel es ihm doch so schon sehr schwer.“, fuhr Kakashi jedoch fort, wissend das derzeit nur der Schmerz aus Sasuke sprach.
„Er wählte das Seppuke aus einem bestimmten Grund, war er doch sehr krank und fürchtete zu gehen, ohne dir deine Ehre zurückgeben zu können.“
Sasuke schluchzte erneut, schniefte unter Tränen vor sich hin und fragte sich, ob ihn diese Worte trösten oder noch tiefer in den Abgrund der Trauer und des Verlustes stoßen sollten.
„Er handelte so alleinig für dich und ging seinen erwählten Weg in Achtung und Ehrung. Er führte das Ritual gemäß den Vorgaben durch, doch durch dich, wurde es nicht beendet.“
Sasuke hielt sich die Ohren zu, wollte nicht hören, was sein Sensei zu ihm sprach. Sollte er sich jetzt neben seiner Trauer, auch noch schuldig fühlen?
„Sasuke bitte du musst mir zuhören, es ist sehr wichtig!“, sprach Kakashi nun etwas lauter, damit sein Schützling es auch trotz zugehaltener Ohren hörte.
„Verschwindet doch einfach und lasst mich allein!“, schluchzte Sasuke erneut und vergrub sein Gesicht im Kopfkissen.
„Kakashi sag es ihm einfach, eh er gar nicht mehr zuhört. Wer weis, wie viel Zeit noch verbleibt.“, wand Sarutobi ein, das eine Erklärung momentan keinen Sinn machte, stieß sie doch auf taube Ohren.
„Ist gut.“, bestätige der Kopierninja und rang kurz mit sich, seine Worte sortierend.
„Er lebt noch!“, sprach er dann einfach. Warum auch weiter um den heißen Brei herumredend.
Geschockt riss Sasuke seine Augen auf, wand sich den zwei Männern zu und starrte sie irritiert verwirrt an.
„Ich versteh nicht? Ich hab ihn sterben sehen… Er war…“, seine Stimme brach ab, konnte den Satz nicht vollenden.
„Er war nicht tot, nur bewusstlos.“, entgegnete Kakashi sogleich.
„Aber…“, Sasuke war vollkommen verwirrt. Alles in ihn drehte sich. Er verstand es nicht, was gerade geschah, schlief er noch oder war dies ein perfider Scherz…
„Itachi hat seinen Teil der Zeremonie geleistet. Gab all seinen Mut und Kraft, bewies seine Stärke, das er Achtung und Ehre verdiente. Kein Seppuke darf in Leid enden, würde es die erworbene Ehre beflecken. Und so hat der Hokage entschieden!“ Kakashi schaute Sarutobi an. Nun war es an ihm, den Richterspruch zu sprechen.

„Itachi hat durch das Seppuke seine Ehre und die Ehre seiner Familie und des Clans wieder hergestellt. Er hat für seine Taten mit seinem Blut und Schmerz gesühnt. Er war sehr tapfer, sein Mut erstaunte mich. So beeindruckt, gewähre ich ihm erlösende Gnade und ein relativ freies Leben in Konohagakure.“
Es klang plötzlich alles so einfach. Sollte damit alles vorüber sein? Alles vergessen, was vor vier Jahren geschehen war? Aber so war das Ritual des Seppuke. Es nahm die Schuld und gab die Ehre. Itachi hatte für seine Tat gebüßt mit dem rituellen Schmerz und sein Blut als teuren Preis gegeben. Aber war es wirklich alles so einfach oder gab es doch noch einen Hacken dabei?
„Er ist frei? Erlöst, so einfach durch das? Er wird nicht mehr gehen und bei mir bleiben?“ Ängstlich biss sich Sasuke auf die Unterlippe. Er selbst hatte seinem großen Bruder vergeben. Hätte ihm vergeben, auch ohne diesen blutigen Beweis. Denn eigentlich hatte sein Herz immer nur eines gewollt… Er sollte zu ihm zurückkommen!
Über die begangene Tat konnte er hinwegsehen, auch wenn ihm die Frage des Wieso schon sehr quälte. Aber der Schmerz, seinen Bruder in dieser Nacht verloren zu haben, war wesendlich größer gewesen, überwog allen Schmerz der Trauer. Allein dieser Schmerz hatte in ihn den Hass geschürt, der nun fort war. Spürte er nur noch Unsicherheit und Angst.
„Sasuke du hast uns vorhin nicht richtig zugehört!“, sprach Kakashi nun wieder. „Es gab einen Grund, weshalb Itachi zu dem Seppuke griff. Er ist sehr krank. Ihm blieben nur noch ein paar Wochen, mit Glück ein oder zwei Monate. Er hatte eine Therapie abgelehnt, sah er das unvermeidliche nur quälend in die Länge gezogen. Er wollte dir nicht weiter das Leben zerstören.“ Wieder rannen Tränen Sasukes Gesicht hinab. Bedeutete dies nun, das er seinen Bruder trotz des Urteils verlieren würde?
„Ich will zu ihm. Er muss bei mir bleiben!“, schluchzte er. „Er darf nicht wieder gehen!“
Sasuke fühlte sich plötzlich wieder wie ein kleines Kind. Wie damals, als er alles verlor und nun wieder verlieren würde. Nein, damals konnte er nichts tun, aber heute! Heute könnte er sagen, das er ihn nicht verlieren will. Ihm sagen, er solle kämpfen. Es gab eine Therapie? Dann sollte er sie auch machen. Es gab eine Chance das er bei ihm bliebe? So sollte er diese auch ergreifen. Er sollte nicht mehr sein Leben zerstören! Und dies ging nur, wenn er überlebte.
„Ist gut! Wir bringen dich zu ihm. Aber er ist noch nicht aus der Narkose der Operation erwacht. Dies kann noch etwas dauern. Vor morgen früh, wird er wohl nicht erwachen.“, sprach Kakashi und schaute zu Sarutobi, der leicht nickte. Sogleich sprang Sasuke auf und bemerkte erst jetzt, das er nur mit einem Krankenhaushemd bekleidet war. Sein Sensei hielt ihm jedoch schon eine kleine Tasche vor die Nase und auch seine Schuhe.
„Warum habe ich nichts an?“, fragte Sasuke beiläufig, während er sich umzog.
„Du warst voller Blut deines Bruders. Das wollten wir dir nicht zumuten, wenn du erwachst und so hat dich eine Krankenschwester umgezogen und gewaschen.“ Etwas verzog der Junge sein Gesicht bei dem Gedanken, das eine Krankenschwester an ihm herumhantiert hatte, während er schlief. Aber wiederum war es wohl auch gut so. Der Gedanke an das viele Blut erinnerte ihn an seine Eltern und wie er sie damals blutüberströmt fand. Eine Erinnerung, die er wohl nie mehr vergessen würde.
Genauso wie er nicht den Anblick seines sterbenden Bruders vergessen würde…
Eine Träne die Itachi herablief, zum sprechen nicht mehr fähig. Die Tränen die er vergoss, als er ihn damals verließ…

Ein rotes Meer aus Tränen,
Süße Trauer, bitterer Schmerz.
Bleibt er bei dir?
Oder geht er Himmelwärts?

Die Kraft zu kämpfen,
Die Kraft zu leben,
Nur ich allein kann sie ihm geben,
Nur ich allein kann ihm vergeben…

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