«

»

Aug 05 2011

IceBluemchen

Beitrag drucken

01. Seppuke

„Es tut mir Leid, aber sie leiden an einer tödlichen Krankheit!“
So eine Diagnose zu hören, zerstört. Es treibt einen auf einen tiefen dunklen Abgrund zu, von dem es kein entrinnen zu geben scheint.
Wie geht man mit so einem Schlag um? Verzweifelt treibend, hoffnungslos verloren, endlos vergehend. Den Tod vor Augen, kein Zurück.
Hätte Itachi dies nicht schon seit vier Jahren so gesehen, wäre er im Schock vergangen.
„Ein bösartiges Bakterium, dass die Lymphe befällt und im späteren Verlauf auf die Organe übergeht. Meist wird als erstes die Lunge befallen, später Leber, Nieren und zuletzt das Herz. Es gibt keine Behandlung, lediglich eine Therapie, die den Verlauf verlangsamt, die Symptome lindert und die Schmerzen nimmt. Aber sie können mit dieser Therapie noch Jahre gut leben und vielleicht haben sie Glück und es gibt in ein paar Jahren ein Heilmittel.“

Glück…? Glück kannte Itachi seit vier Jahren nicht mehr!
Vier Jahre war es bereits her, das er über Nacht seinen gesamten Clan ausrottet, bis auf IHN…
Nur seinen kleinen geliebten Bruder Sasuke hatte er nicht richten können. Sein Herz so beschwert, allein bei dem Gedanken daran lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter, ließ er ihn am Leben und gab ihm ein Ziel…

„Mein törichter kleiner Bruder. Wenn du mich töten willst, verachte mich, hasse mich, und führe ein abscheuliches Leben… Lerne mich zu hassen, werde stärker, bis du eines Tages vor mir stehst und die Kraft besitzt, mich zu richten…“

Seit einigen Tagen kannte er die verheerende Diagnose. Tage die er mit sich kämpfte und haderte, wie es nun weitergehen sollte. Auf die Therapie vertrauend, das ihm noch ein paar wenige Jahre vergönnt waren. Jahre in denen Sasuke stärker werden und er sein auferlegtes Ziel erreichen würde. Sollte er auf Glück vertrauen, das sein kleiner Bruder so die Ehre des Clans wieder herstellen könnte.
Jedoch Glück kannte er nicht mehr!
Wie sollte er darauf vertrauen?

Verzweifelt wog er seine Möglichkeiten ab, aber nichts brach ihn weiter. Jede Idee, jede Möglichkeit endete mit dem Tod ohne Ehre für den Clan.
Dies durfte nicht sein!
So war es nicht erdacht!

Nur ein Gedanke blieb zuletzt. Er würde sein eigener Henker sein und dem Clan durch das Seppuke die Ehre zurückgeben, die er genommen hatte. Er müsste nicht auf Glück vertrauen, nur dem Ritual folge leisten und es zuende bringen.
Sasuke eine Last nehmend, sich selbst Erlösung schenkend.

Seppuke… der rituelle Selbstmord, geprägt vom strengen Zeremoniell. Einem jeden Shinobi vergönnt, genehmigt vom Oberhaupt des Dorfes. Er hatte das letzte Wort, der Hokage, jedoch dem Wunsch nicht abschlagen dürfend.

Erstaunt war Hokage Sarutobi als Itachi nach all den Jahren wieder vor ihm stand. Bestürzt über seinen Wunsch nach Seppuke, ihm dies nicht ausreden könnend. Itachis Entschluss stand fest, er hatte dies für sich und Sasuke entschieden. Er wollte seinem Bruder die Last nehmen und sein Leben nicht weiter zerstören.
„Es gibt keine Worte die sie sprechen können, die mich von meinem Entschluss abbringen können. Vor Jahren wählte ich mein Schicksal durch sie. Mir war fortan bewusst, das ich jung sterben werde. Sterben um meinem Clan seine Ehre zurück geben zu können. Wie ich sterbe, ist meine Entscheidung allein und ich habe entschieden. Und es ist das Beste für alle Parteien. Für sie, da ich das Geheimnis auf ewig mit mir nehmen werde. Für Sasuke, da er nicht länger leiden und hassen muss. Er wird endlich sein Leben leben können, ohne einem nie erreichbaren Ziel hinterher jagen zu müssen. Für mich, als ehrbare Erlösung aus dem schmerzlichen Leben zu scheiden. Es ist mein gewählter Weg, der mich für meine Tat angemessen bestraft.“

Akzeptieren musste Hokage Sarutobi den Wunsch des Todgeweihten.
Alle nötigen Vorkehrungen würde er nun treffen müssen, dem Ritual streng folgend.
Dankbar nahm der Hokage die Informationen an, die Itachi ihnen als Erbe hinterließ.
„Ich habe mit Akatsuki eine Vereinbarung geschlossen, an die sie sich streng halten werden. Solang ein Uchiha in Konoha frei lebt, werden sie das Dorf nicht behelligen oder angreifen.“, kurz schwieg er und sah den alten Hokage nachdenklich an. „Die Informationen die ich geben kann, sind für die Organisation nicht von belang. Sie wissen, das ich all mein Wissen weitergebe, werden entsprechend handeln. Dennoch wird das ein oder andere nützliche dabei sein…“ Sarutobi verstand, hatte die Organisation ihn zum sterben gehen lassen und nahm die Gefahr in Kauf, dass das ein oder andere Versteck aufflog. Jedoch war Itachi kaum in tiefere Pläne eingeweiht, konnte zu dem genauen Ziel nichts sagen. Auch über alle Mitglieder wusste er nicht alles, gab es Personen, die sich ihm bewusst entzogen oder er das Geheimnis um sie, nicht preisgeben wollte, war es doch etwas familiäres.
Auch erfüllte Sarutobi ihm den einen Wunsch, eher eine Bitte.
„Bestimmt für Sasuke bitte einen neuen Vormut, der sich von nun an um ihn kümmern soll. Ich weis sie haben diese Aufgabe bislang gewissenhaft erfüllt, jedoch fürchte ich um Sasukes Sicherheit, wenn sie einmal nicht mehr sein werden. Es würde mich beruhigen, ihn in sicherer Hand zu wissen.“, nickend verstand Sarutobi auch diese Sorge. Er war nicht mehr der Jüngste und auch wenn er noch nicht vor hatte, alsbald zu sterben, so war der Wunsch des jungen Uchiha nur nachvollziehbar.

Wie es dem Ablauf gebot, waren Itachi als Nuke-Nin und damit als Gesetzloser eine verkürzte Phase der Ruhe zur Besinnung gegeben. Einige Tage in abgeschiedener bewachter Einsamkeit, in denen er für seinen inneren Frieden meditierte und einen Abschiedsbrief verfasste.
Niemals hätte Itachi gedacht, das ihm diese Worte so schwer fallen würden. Wie sollte er sich nur von Sasuke verabschieden? Der Ritus sah vor, das er sein Handeln erklärte und um Entschuldigung bat. Nur wie viel konnte und durfte er ihm sagen?

Kakashi als Kaishaku-Nin ausgewählt, oblag es ihm den Brief zu übergeben. Eine Stunde vor dem Streich, am heiligen Schrein der Ahnen.
„Sensei Kakashi weshalb habt ihr mich hierher gebeten?“ fragte Sasuke verwundert, das Kakashi ihn zu so früher Stunde zum Schrein der Ahnen bat, dabei einen sehr förmlich zeremoniellen Kimono trug und sein Sensei auch noch äußerst pünktlich zeichnete. Dies war für Kakashi in der Tat sehr ungewöhnlich und ließ Sasuke misstrauisch werden.
„Setz dich bitte Sasuke, ich muss dir etwas erklären.“ Antwortete er und gebot ihm sich auf die Bank neben dem Schrein zu setzen. Es fiel ihm sichtlich schwer, die richtigen Worte zu finden. Sasuke war zwar bereits einige Monate sein Schüler und die Chunin-Auswahlprüfungen standen ihm bald bevor, aber wie überbrachte man so einen bitteren Brief… Wie wurde man der schweren Aufgabe nur gerecht?
„Sasuke weist du was ein Seppuke ist und wie es abläuft?“ fragte er gerade heraus, blieb ihm doch nicht viel Zeit für seine Aufgabe. Noch verwunderter schaute Sasuke seinen Sensei an. Natürlich kannte er das Seppuke und den Ablauf. Es wurde ihm einst in der Akademie erklärt, als sie die Möglichkeiten eines erhaften Todes für einen Shinobi durchnahmen.
„Ja, es ist der rituelle Selbstmord, mit dem ein Shinobi seine Ehre oder die Ehre seines Clans wieder herstellen kann. Aber wieso fragt ihr dies? Habt ihr etwas getan, das dies erfordert?“, mit fragenden Blick aus diesem kindlich und doch so ernsten Gesicht, da Sasuke seinen Sensei an. Ernst und verschloss, so hatte Kakashi ihn kennengelernt. Ein tiefer Hass wohnte ihn ihm und ließ nichts zu, was ihn schwach und verletzlich hätte wirken lassen.
„Nein Sasuke. Ich wurde als Kaishaku, als Sekundant, für ein Seppuke ernannt und als Kaishaku ist es meine Aufgabe, die letzten Wort des Todgeweihten an seine Familie zu übergeben.“ Einen Brief in der Hand haltend, kam er nun seiner Aufgabe nach.
„Es tut mir Leid, Sasuke!“ sprach er noch und schaute den Jungen, der sein Schüler war traurig und mitleidig an. Es war kein schöner Moment, wenn die Familie vom Todgeweihten die letzten Worte erhielt.
Versteinert schaute Sasuke auf den Brief der auf offiziellem Papier des Hokage geschrieben war. Traute sich lange Zeit nicht ihn zu öffnen, wusste er, das der Inhalt nur von einem Menschen stammen konnte…
Itachi, seinen großen Bruder, den er seit vier Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ihn den er versuchte seit vier Jahren zu hassen. Er, der heute entgültig aus seinem Leben treten würde…
Mit zittriger Hand öffnete er das Siegel, das den Brief verschloss. Langsam faltete er das Papier auseinander und begann die Worte des entschuldigenden Abschieds zu lesen.

„Es ist nicht leicht dies in Worte zu fassen, was ich in diesem Moment empfinde.
Ich habe Angst, diese Zeilen zu schreiben. Angst dich Sasuke abermals zu verletzen und dir wehzutun.
Einst war ich gezwungen einen großen Fehler zu begehen. Ich war jung, dumm und naiv,
glaubte das rechte zu tun, für den Frieden des Dorfes, vielleicht für diese Welt. Jedoch habe
ich mich geirrt und tat dir damit weh.
Um Verzeihung und Vergebung für meine blutige Tat bitten, möchte ich nicht. Doch ich
möchte mich entschuldigen, das ich mich anmaßte, dir das liebste auf der Welt zu rauben.
Entschuldigen das ich dich belogen habe. Dich glauben ließ, das ich dich nicht mag.
Eine Lüge!
Ich liebe dich über alles. Du bist mein Herz, du bist mein Leben.
Für dich gab ich alles. Für dich gebe ich nun mein Leben. Gebe dir die Ehre des Clans
zurück, die ich einst nahm und unseren Namen mit Blut beschmutzte.
In tiefer Demut entschuldige ich mich dafür.
Ich entschuldige mich, das ich dir eine schwere Last auferlegte. Dich hassen und leiden ließ.
Es war ein Fehler von so vielen, die ich in meinem Leben beging und dir damit weh tat.
Nie mehr werde ich dir wehtun, das verspreche ich dir hiermit.
Ein Wunsch von mir ist, dich wieder lächeln zu wissen, in die Zukunft schauend und dem
Namen Ehre schenkend.
Es ist nicht leicht diese Worte zu verfassen. Nicht Leicht Abschied zu nehmen.
Ich liebe dich, habe dich immer geliebt.
Habe dich vermisst, habe dich enttäuscht.
Ein liebender großer Bruder wollte ich immer sein und habe alles falsch gemacht.
Entschuldige mein Versagen.
„Nächstes Mal vielleicht…“ würde ich gerne sagen, das wir uns unter anderen Umständen
wiedergesehen hätten, vielleicht unsere Probleme aus der Welt schaffend, jedoch „Es tut mir
leid, Sasuke. Es wird kein nächstes Mal mehr geben!“
Ich endschuldige mich in großer Demut!
Dein dich auf ewig liebender großer Bruder
Itachi“

Tränen rannen Sasuke das Gesicht hinab, sein Herz in flammender Aufruhe.
Was nützte es ihm, den Versuch unternommen zu haben, seinen Bruder aus tiefsten Herzen zu hassen, wenn er doch nun wusste, das er von ihm immer geliebt wurde. Er selbst liebte ihn doch auch, auch wenn er die schrecklich grausig blutige Tat nicht verstand. Niemand hatte ihm je ein Wort dazu sagen wollen. Niemals hatte er die damaligen Worte seines Bruders glauben schenken wollen.
Warum wollte ihm nur niemand etwas sagen?
Warum wurde so ein großes Geheimnis aus dem Ganzen gemacht?
Warum griff Itachi nach vier Jahren zu solchen Maßnahmen?
Glaubte er nicht mehr daran, das Sasuke eines Tages stark genug sein würde, ihn zu richten?
Hatte er so wenig vertrauen in ihn?
Nein, er schrieb es wäre ein Fehler gewesen, ihn anzulügen, ihn hassen zu lassen. Er wollte ihm die Zukunft nicht weiter zerstören. Er wollte das er wieder lachen kann und sein Leben unbeschwert lebt.
Aber wie sollte er lachen können, wenn nun auch der letzte Rest Liebe ging?
Was für eine Zukunft sollte er in der Einsamkeit haben?
Einsam… Ja dies fühle er seit vier Jahren.
Einsamkeit, verlassen von dem Menschen, dem sein Herz gehörte und der sein Herz so sehr beschwerte.
Aber diese Last war ihm nun genommen.
Er sollte nicht mehr hassen.
Sollte eine Entschuldigung annehmen, jedoch nicht vergeben oder verzeihen.
Aber es war Vergebung, die er geben wollte, wenn er nur bei ihm blieb.
Er wollte verzeihen, wenn er endlich eine ehrliche Antwort auf das Warum erhielt.

Nur an einem Ort in Konohagakure war das Seppuke gestattet.
Der Garten des heiligen Shint? -Schreins.
Ein Pavillon davor, war für solche und andere rituellen Anlässe dort errichtet.
Dies war Sasukes Ziel, rannte er um das Leben seines Bruders, bewusst, das er durch sein zögern und hadern keine Zeit mehr besaß…

Seppuke… der rituelle Selbstmord, geprägt vom strengen Zeremoniell. Einem jeden Shinobi vergönnt, der wegen einer Pflichtverletzung oder eines Gesetzesverstoßes sein Gesicht verloren hatte. Konnte er so seine Ehre und die Ehre seiner Familie wieder herstellen.
In ritueller Reinheit gehend, durch den Schnitt durchtrennend das Ki. Erlöst in Ehre vom Kashihaku mit dem Katana ohne Schmerz.

Einmal tief durchatmend war Itachi bereit.
In ritueller Reinheit, symbolisiert durch die weiße Kleidung die ihm Hokage Sarutobi bringen ließ, schritt er durch das Spalier der höchsten Shinobi Konohas. Es war sein Wunsch, sie als Zeugen zu wissen. Ehrfürchtig lagen ihre Blicke auf den jungen Mann, der bereit war diesen schweren Weg zu wagen. Allein sein Mut dazu gebot der Achtung und Ehrung. Schon jetzt seine Tat vergebend, lag der letzte Schritt zur Ehre vor ihm.
Gefolgt von Kakashi als sein Kaishaku das rituelle Wakizashi bei sich führend. Das Katana der ANBU geschultert, bereit für den ehrbaren Schlag.
Es war eine schwere Aufgabe die Itachi dem Kopierninja auferlegte. Aber nur ihm traute er diese Aufgabe zu, es schnell beenden zu können.
Den Ort erreicht, ein letztes mal in sich gehend.
Es war der beste Weg zu gehen, so glaubte er dieses mal das richtige zu tun…

Kalte Klinge, blank und rein
Wird es bald zu Ende sein

Schmerz und Blut der Ehre wegen
Nun bereit, mein Leben zu geben

Eisige Kälte, zittriges Herz
Ertrag ich ehrbar eisern… Todesschmerz

Spürend wie das Leben verrinnt
Ahnt ich nicht… das weinend Kind!

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://icebluemchen.4lima.de/?p=770