«

»

Jan 10 2011

IceBluemchen

Beitrag drucken

03. Die Entscheidung ist gefallen

„Ace wach auf!“ drang es an sein Ohr und riss ihn aus seinem Traum. Makino stand neben seinem Bett und schaute ihn besorgt an.
„Du hast im Schlaf geschrieen und um dich geschlagen. War es wieder ein schlechter Traum? Geht es dir gut?“ Verschlafen fuhr Ace sich übers Gesicht und musste sich erst einmal sammeln. Diese Träume waren so real und er wurde sich immer bewusster, das er dies alles wirklich erlebt hatte beziehungsweise erleben würde, wenn er an seinem Traum festhielt.
Er musste eine Entscheidung treffen. Entweder Charons Angebot doch ausschlagen und seinen Traum, wenn auch nur kurz, leben oder seinen Lebenstraum weit von sich schieben und seine zweite Chance auf ein langes Leben, ob nun erfüllt glücklich oder eher trist langweilig unglücklich, zu nutzen.
„Mir geht es gut. Wieder nur ein schlechter Traum.“ Antwortete er, während sie ihn mitleidig anschaute.
„Na komm, es wird Zeit fürs Mittagessen.“ Sprach sie und lächelte knapp. Schlechte Träume hatte jeder einmal, aber so lebhafte schlechte Träume bereiteten ihr doch etwas Sorgen. Aber sie hatte auch das Gefühl, das er nicht darüber sprechen wollte und drängen wollte sie ihn auch nicht.
„Was schon Mittagessen?“ fragte er verwundert und merkte erst jetzt, das sich sein Magen auch knurrend zu Wort meldete. Der Griesbrei hatte nicht nur scheußlich geschmeckt, er schien auch nicht lange vorzuhalten.
„Ja, es ist gleich zwölf Uhr.“ Antwortete sie und verließ das Zimmer. Ace ärgerte sich. Er wollte gar nicht schlafen. Aber durch die Träume hatte er in der Nacht nicht sonderlich gut geschlafen. Jedoch war der Schlaf jetzt auch nicht gerade sehr erholsam gewesen.
Der Traum von Blackbeard hatte ihn innerlich aufgewühlt. Und obwohl er dafür noch keine Erklärung fand, verspürte er gegenüber diesem ihm unbekannten Mann einen Hass und Zorn, den er noch nie gegenüber jemanden empfand. Das einzigste was er genau über diesen Mann wusste, war das er von ihm besiegt und anschließend der Marine ausgeliefert wurde. Er war dafür verantwortlich, das er in Impel Down landete und letztendlich auf dem Schafott. Jedoch war dies nicht Grund allein für den Groll. Er spürte, das da noch mehr gewesen sein musste. In Gedanken versuchte er sich noch einmal an das Gespräch zu erinnern, das sie kurz vor und während des Kampfes geführt hatten, aber wieder knurrte sein Magen. So beschloss er dies auf den Nachmittag zu verschieben und sich jetzt erst einmal vom Mittagessen überraschen lassen.
Als er sich auf den Weg zur Küche machte, war seine größte Befürchtung, das es wieder irgend einen merkwürdigen Brei geben würde. Aber zu seiner Überraschung roch es ausgesprochen lecker im Flur. Der verführerische Duft entpuppte sich als Hühnchen mit Kartoffelbrei und Karotten. Schonkost, aber ausgesprochen leckere Schonkost.
„Ich muss jetzt in die Bar.“ Verabschiedete sich Makino, während Ace noch beim essen war. Da er den Mund voll hatte, winkte er ihr nur zu. Leicht besorgt ging sie, hatte sie doch während des Essens gehofft, er würde ihr etwas über seine schlechten Träume erzählen. Aber kein Wort verlor er darüber, sondern schaufelte sich nur eine Portion nach der anderen hinein, als habe er seit Tagen nichts essbares mehr bekommen.

Nun wo Ace alleine und satt war, kamen seine Gedanken an den Traum wieder. Er musste sich über die Bedeutung dieser Träume klar werden, bevor er entgültig seine Entscheidung treffen wollte.
Da er nicht wieder mitten in seinen Gedanken einschlafen wollte, nahm er sich seine Jacke und ging hinaus. Der Herbstwind wehte ihm um die Nase und ließ das Laub über die Wiese des Gartens tanzen. Zielstrebig hielt er auf den alten Apfelbaum zu, an denen noch einige schöne reife Äpfel hingen. Ohne Mühe kletterte er hinauf auf einen stabilen Ast und lehnte sich an den Stamm. Mit einem schönen Blick aufs Meer fiel er nun in sein Grübeln zurück.
Er holte sich den Traum mit Blackbeard in seine Erinnerung zurück und versuchte sich an das Gespräch zu erinnern. Wegen irgend etwas das dieser Blackbeard getan hatte, hatte Ace ihn gejagt. Es musste etwas schreckliches gewesen sein, denn er füllte wieder diese Wut, Zorn und Hass gegen den fetten ungepflegten Mann. Jeden Gesprächsfetzen an den er sich erinnerte, versuchte er in eine geordnete Reihenfolge zu bringen. Schon bald konnte er das Gespräch soweit erfassen, das ihm klar wurde, das Ace der Kommandant von Blackbeard gewesen war und dieser die Ehre ihres Käpt’ns Whitebeard beschmutzt hatte. Alleine die Erkenntnis, das Ace unter der Flagge Whitebeards gesegelt war, machte ihn stutzig. Er fragte sich, wie es dazu gekommen war. Jedoch hatte er darauf keine Antwort, da ihm hierzu die Erinnerungen fehlten und so konzentrierte er sich weiter auf Blackbeard. Der Name Thatch kam ihn in den Sinn und eine Teufelsfrucht, die dieser Thatch besessen hatten.
Plötzlich tauchten vor seinem geistigen Auge scheußliche Bilder auf. Hier hielt Ace einen blonden sterbenden Mann im Arm, der ihm mit letzter Kraft den Namen Marshall D. Teach zu flüsterte. Blackbeard! Er hatte Thatch, den blonden sterbenden Mann, erstochen, nur um an dessen Teufelsfrucht zu gelangen und war dann geflohen.
Ace wusste nun, weshalb er Blackbeard gejagt hatte und er so voller Zorn auf ihn war. Jedoch war dort noch viel mehr. In dem Gespräch fiel auch der Name von Ruffy und das Blackbeard ihn wegen irgend etwas wichtigen fangen wollte. Nur was?
„Ace denk nach! Du kennst die Antworten alle. Sie sind da oben in deiner Birne, du musst sie nur frei räumen!“ spornte er sich selbst an, sich noch mehr zu konzentrieren.
Verbissen dachte er nach und dann erkannte er alles. Blackbeard wollte sich mit Ruffy den Titel des Samurai der Meere erkaufen. Wütend ballte er die Fauste und bebte vor Zorn. Nicht nur das dieser Blackbeard Ace Freund und Nakama getötet und bestohlen hatte, er wollte auch seinen kleinen Bruder an die Marine ausliefern. Aber so wie es aussah, war Ace ihm dazwischen gekommen und anstelle von Ruffy, lieferte er ihn der Marine aus.
Und je weiter er seine Erinnerungen sammelte, je besser konnte er sein vergangenes Leben rekonstruieren. In Impel Down war er erwacht und saß mit einem Fischmenschen namens Jimbei ein. Er musste diesem so sehr vertraut haben, das er ihn bat, auf Ruffy aufzupassen. Dies war wohl eine Vorahnung von Ace gewesen, das die ganze Sache nicht glimpflich ausgehen konnte.
Garp hatte ihn sogar im Gefängnis besucht und bedauert, das Ace nicht zur Marine gegangen war. So sehr hatte der alte Mann es sich gewünscht, aber seine Enkel waren den Weg des Piraten gefolgt.
Ace seufzte. Der Weg des Piraten war ihm in diesem Leben verwehrt. Jetzt blieb ihm faktisch nur noch der Weg der Marine, auch wenn ihm dieser Gedanke arge Kopfschmerzen bereitete.
Doch Ace wollte auch seine Beziehung zu Whitebeard geklärt wissen. Verzweifelt versuchte er sich an alles zu erinnern, was in seinen Träumen mit Whitebeard zu tun hatte. So kam er an den Punkt, als Großadmiral Senkhog über Ace Werdegang erzählte.
„Ach so war dies!“ lächelte Ace, als er das Gesagte Revue passieren ließ. „Ich bin also doch als Kapitän meiner eigenen Bande über die Grandline gejagt und dann irgendwann der Whitebeard-Bande beigetreten.“ Diese Erkenntnis beruhigte ihn irgendwie und er fühlte die tiefe Verbundenheit zu dem alten Kapitän, den er liebevoll Paps nannte. Wieder musste Ace lächeln. Whitebeard war der Feind seines Vaters gewesen und Ace nannte ihn Paps. „Wie absurd!“ flüsterte er und sprang vom Baum, da es anfing zu regnen.
Nun saß er in der Küche und nippte an einer Tasse heißen Tee. Eines hatte ihn noch verwundert. Irgendwann in seinem Leben musste er eine Teufelsfrucht gegessen haben. Jedenfalls hatte er über die Macht das Feuer zu kontrollieren und sich in dieses zu verwandeln verfügt. „Eine starke Teufelskraft und nicht so ein Gummigedöns wie bei Ruffy!“ lacht er und irgendwie hoffte er, das er sich auch noch daran erinnern würde, wo er diese Teufelsfrucht gesessen hatten.
Noch eine Erkenntnis die aus der Ansprache von Senkhog hervor ging, war das die Marine bis heute nicht aufgegeben hatte, nach einem Kind von Roger zu suchen. Dies hatte Ace immer befürchtet, aber nie wirklich ernst genommen. Jedoch empfand er dies nun als ein Problem, als er auf das Blatt vor sich auf dem Tisch schaute, das er bis auf eine Zeile vollständig ausgefüllt hatte.
Seufzend faltete er das Blatt zusammen und steckte es in ein Kuvert. Nur mit den Worten „z.H. Vizeadmiral Monkey D. Garp“ beschriftet, klebte er diesen zu und stand auf. Im Flur hing an gewohnter Stelle der Marinemantel seines Großvaters und dort steckte er nun den Brief in die Innentasche. Er wusste, das Garp den Brief früher oder später finden würde und ihm selbst war später viel lieber.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://icebluemchen.4lima.de/?p=77