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Jan 10 2011

IceBluemchen

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02. Der Weg zur Entscheidung

Völlig verschreckt fuhr Ace aus dem Schlaf hoch. Schweiß perlte von seiner Stirn und sein Atem ging schnell. ‚Was war dies nur für ein verrückter Traum?’ dachte er und sogleich kamen wieder Bilder hoch, die ihn erschaudern ließen. Schmerzlich zog sich sein Bauch zusammen und leicht panisch fuhr er mit seinen Händen darüber, als erwarte er dort eine riesige Wunde. Aber nichts dergleichen war dort zu finden. Sein Magen rumorte auf und wurde von einem Krampf durchzogen, sodass Ace sich wieder in die Kissen fallen ließ und mit zusammengebissenen Zähnen sich seinen Bauch hielt.
„Ace alles okay?“ hörte er plötzlich seinen Großvater fragen. Er musste durch ihn geweckt worden sein oder hatte noch gar nicht geschlafen.
„Bauchweh!“ brachte Ace nur schmerzlich heraus, da der Magenkrampf schon fast unerträglich wurde.
„Hast du vielleicht etwas falsches gegessen?“ fragte sein Großvater, ohne dabei recht besorgt zu klingen. ‚Warum stellt er eine so dämliche Frage?’ dachte Ace, hatten sie doch den gesamten Tag zusammen verbracht und trainiert. Makino hatte ihnen allen das selbe aufgetischte und da er jetzt der einzigste mit Magenkrämpfen war, konnte es kaum am Essen gelegen haben.
Aber alleine der Gedanke an Essen und das Bild vor seinen Augen, er mit klaffendem Loch im Bauch, ließen ihn schlecht werden. Trotz des Krampfes und der damit verbunden Schmerzen sprang er auf und eilte zum Klo, das er dann mit den Resten des Abendessens beglückte.
Müde und in ihren Morgenmantel gewickelt, kam Makino aus ihrem Zimmer und beobachtete verwundert die ihr dargebotene Szene. „Was ist denn hier los?“ fragte sie und erst jetzt registrierte sie recht, das Ace kreidebleich über der Kloschüssel hing und sein Großvater Monkey D. Garp eher hilflos daneben stand.
Noch nie waren seine Enkelsöhne krank gewesen oder zumindest noch nie, wenn er da war. Aber nun schien es seinem 16 jährigen Ziehenkel sehr schlecht zu gehen, denn er wollte sich einfach nicht mehr vom Klo trennen.
„Garp geh einen Arzt holen!“ wies Makino den alten Mann an und kniete sich neben Ace. Er hatte gerade gespült, aber noch immer hing er am Schüsselrand. ‚Wenigsten hat der Krampf aufgehört.’ Dachte er und ließ seinen Kopf auf der kühlen Toilettenbrille ruhen.
„Geht es etwas besser?“ fragte Makino besorgt, woraufhin Ace ein „Weis nicht!“ brummelte. Der Magenkrampf war zwar fort, aber nun war ihm schlecht und er fühlte sich kraftlos und ausgelaugt.
„Ruffy hilf mir bitte, deinen Bruder wieder ins Bett zu schaffen!“ sprach Makion den schwarzhaarigen noch völlig verpennten Gummijungen an, der in der Tür lehnte und kurz davor war, im stehen einzuschlafen. Dennoch war er sofort zur Stelle und gemeinsam hievten sie Ace auf die Beine und ins Bett.
„Warum hast du den ganzen Tag nichts gesagt, das es dir schlecht geht? Ich hätte dich nicht mit deinen Großvater trainieren lassen!“ schimpfte Makino mit ihm, während sie aus dem Medizinschrank das Fieberthermometer holte.
„Weil es mir den gesamten Tag gut ging. Ich habe nur schlecht geträumt, bekam einen Magenkrampf und dann musste ich auch schon flitzen.“ Sprach Ace und bekam von ihr das Thermometer in den Mund gesteckt.
„Von einem Traum muss man sich aber nicht übergeben!“ meinte sie. Von ihm kam nur unverständliches Gebrummel, da er durch das Fieberthermometer nicht reden konnte. ‚Von wegen!’ dachte er aber. Das was er in seinem Traum gesehen hatte, war so furchtbar und schauderlich gewesen, das ihm der pure Gedanke den Magen umgedreht hatte. Und das schlimme daran war, das es ihm so real vorkam. Er hatte tief in sich das Gefühl, dies tatsächlich erlebt zu haben. Aber wie konnte dies sein? Die Gedanken wanderten zu Charon und seinem Angebot ‚Ich kann dir eine zweite Chance ermöglichen, jedoch ist dies auch an eine Bedingung gebunden… Damit dein Leben ein anderes Schicksal erfährt, darfst du nicht das Leben eines Piraten führen. Dein Schicksal würde sich wiederholen und du würdest auf gleich grausamer Art den Tod finden…’ Halte es in seinen Gedanken nach.
„Wenigsten kein Fieber!“ sprach Makino, als sie ihm das Thermometer aus dem Mund genommen hatte.
„Hätte ich dir auch sagen können!“ meinte Ace kleinlaut und stöhnte gequält auf, als er seinen Großvater mit dem Dorfarzt erspähte. Nun durfte er sich fünfzehn Minuten lang vom Arzt quälen lassen, aber natürlich fand dieser nichts.
„Er hat einen leicht gereizten Magen und sollte Morgen nur leichte Kost essen und sich nicht überanstrengen.“ Sprach der Arzt zu Garp. Jeder im Dorf wusste, wie sehr der Vizeadmiral seine Enkel ran nahm, wenn er dort war.
Es waren die wenigen Wochen im Jahr, wo die zwei Jungs mit ihm zusammen im Windmühlendorf wohnten. Seit sechzehn Jahren verbrachte er seinen gesamten Urlaub dort und seit dieser Zeit kümmerte sich Makino um das alte Haus der Monkey. Bewohnte es sogar seit dreizehn Jahren, hatte sie sich doch die ersten sieben Jahre um den kleinen Ruffy gekümmert, bevor Garp ihn zu Dadan brachte und seit dem die zwei Jungs gemeinsam aufwuchsen.
Ace wusste, das Makino die Anweisung des Arztes penibel umsetzen würde. Schonkost und wahrscheinlich sogar Bettruhe… ‚Wie gruselig!’ dachte er, aber gleichzeitig kam ihm dies nun auch sehr recht. Er musste über das nachdenken, was er geträumt hatte und was wohl tatsächlich in seinem Leben real ist oder gewesen war. Und wenn er dafür einen Tag lang den leidenden Kranken spielen musste, konnte er damit leben, stand doch sein Traum als Pirat frei zu leben auf dem Spiel.

Die Sonne stand schon hoch am Horizont, als Makino zu Ace kam und ihn weckte. Ruffy und Garp waren bereits bei Sonnenaufgang in den Wald verschwunden und ließen Ace in ruhe ausschlafen.
„Guten Morgen! Wie geht es deinem Bauch?“ sprach Makino und zog die Vorhänge auf.
„Morgen… Dem geht es gut, glaube ich…“ antwortete er und ging erst einmal ins Bad, seine Morgentoilette hinter sich bringen. Nachdem er sich angezogen hatte, ging er in die Küche und seine schlimme Befürchtung wurde bestätigt.
Makino stellte ihm eine Schüssel mit einem gräulichen Brei hin. „Lass es dir schmecken!“ sprach sie noch lächelnd.
„Was ist das?“ fragte er und tunkte den Löffel in die ihm suspekte Masse.
„Griesbrei!“ antwortete sie. Platsch kleckste ein Häufchen Brei zurück in die Schüssel. Die Masse hatte eine Konsistenz wie Wackelpudding, sah aber aus wie Tapetenkleister. Und zu seinem Entsetzen schmeckte es auch so. ‚Ekelhaft! Und davon soll sich der Magen beruhigen?’ dachte er und schaute, was er so im Kühlschrank fand, um dieses Zeug wenigsten einigermaßen in etwas Essbaren zu verwandeln.
„Ketchup!“ strahlte er und schon goss er einen ordentlichen Schwall über den Brei und stellte die Flasche zurück. Umgerührt, sah der Brei jetzt aus wie rosaroter Kaugummi, schmeckte aber immer noch eher zum abgewöhnen. Dennoch aß er auf, denn er hatte Hunger und wer wusste schon, was sie ihm zum Mittag auftischen würde.
Er ging wieder hinauf ins Schlafzimmer und haute sich ins Bett. Die gesamte Nacht hatte er merkwürdige Träume gehabt. Er sah sich als Gefangener in Impel Down, wie sie ihn zu seiner Hinrichtung brachten und er aufs Schafott gebracht wurde. Eine Schlacht Marine gegen Whitebeard-Piraten, die ihn befreien wollte. Ihn, den Sohn Gol D. Rogers, wollte Whitebeard befreien. Dies kam ihm so surreal vor und gleichzeitig fühlte er sich diesem Mann so nahe. Er fühlte sich zu allen Whitebeard-Piraten so sehr verbunden, das ihn ein starkes Gefühl der Freundschaft und Liebe durchströmte. Sie gaben seinem Leben einen Sinn. Sein Leben, das durch einen Schmerz in seinem Leib zerrissen wurde.
Wieder sah er den dunklen See und wie Charon seinen Obolus forderte. Sein Blick fiel auf die Münze in seiner Hand, die ihm sein Großvater zugesteckt hatte. Sein eigener Marinedollar…
Seufzend schaute Ace zum Fenster und sah wie einige Blätter im Spätherbstwind in der Luft umherwirbelten. In zwei Monaten würde er 17 Jahre alt werden und eigentlich hatte er geplant, das er einen Tag nach seinem Geburtstag zu seinem Abenteuer als Pirat aufbrechen wollte. Doch nach Charon stand ihm dieser Weg nicht mehr offen, wenn er sein Leben nicht auf gleich grausamer Art in so jungen Jahren verlieren wollte.
Bis gestern hatte er in seinem Leben keinen rechten Sinn gesehen. Oft hatte er sich gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er nie geboren worden wäre. Eigentlich hatte er nur für Ruffy gelebt, um ihm ein großer Bruder zu sein, der ihn liebt. Ace wollte ihn beschützen, war Ruffy doch ein wandelnder Unglücksmagnet, der Ärger magisch anzog.
Jedoch seit dieser Nacht und diesen schrecklich realen Träumen hatte sich sein Empfinden geändert. Er wollte leben und für sein Leben kämpfen. Er wollte nicht durch die Hand der Marine sterben und schon gar nicht, weil er der Sohn eines längst toten Mannes war. Was konnte er für die Taten seines Vaters? Er war doch noch gar nicht geboren gewesen, als dieser zum König der Piraten aufgestiegen war. Nie hatte er ihn kennen gelernt und vielleicht war es auch besser so.
Aber was sollte er jetzt machen, wo sein Traum ihm verwehrt blieb?
Sein ganzes Leben hier im Windmühlendorf bleiben und einen langweiligen Beruf nachgehen, wollte er nicht. Da würde er noch eher zur Marine gehen, als vielleicht als Bauer oder Holzfäller oder sonst was zu enden.
„Marine…“ flüsterte er und ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken herunter. Sein gesamtes Sein sträubte sich gegen diesen Gedanken. Aber es war die einzigste Chance für ihn, auf die weite See und die Grandline zu kommen.
Doch noch ein Gedanke kam ihm. Die Marine hatte nach dem Tod seines Vaters nach einem Kind dessen gesucht. Die Befürchtung das die Blutlinie der Gol D. fortbestand, war sehr groß. Aber wer würde Rogers Kind schon in der Marine suchen?
„Das beste Versteck ist immer noch unter den Suchenden!“ sprach er zu sich selbst und versuchte sich selbst zu überreden.
„Vielleicht ist der Verein ja ganz lustig…“ dachte er laut.
„Und wenn es mir nicht gefällt, kann ich ja immer noch desertieren und zumindest ein kurzen Piratenleben führen…“ er seufzte. Ein nur kurzes freies Piratenleben und die Aussicht auf einen schrecklichen Tod betrübten ihn.
„Es war alles noch viel leichter, als ich mein Leben verwünschte. Als jetzt wo mein Herz förmlich darum bettelt.“ Seufzend warf er sich auf die Seite und schloss die Augen.
Nachdenklich schlief er ein und fiel wieder in die Träume seines früheren Lebens. Doch dieses Mal waren es keine Albträume, es war der Albtraum schlecht hin! Er sah sich einem dicken Mann in einer schwarzen Wolke gegenüber. Sie kämpften… Feuer gegen Finsternis… und er verlor!

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