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Aug 05 2011

IceBluemchen

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21. Eine schicksalhafte erste Begegnung

Tief atmete Ace durch, als sein Blick auf das große Gebäude des Marinehauptquartiers fiel, der weite Platz davor und die gewaltige Bucht. Nur schlechte Erinnerungen verband er mit diesem Ort. Hier hatte er alles verloren. Im Geiste sah er den gewaltigen Schafott, die Maßen an Marinesoldaten, Offiziere und Admiräle, aber auch die Piraten. Sein Blick auf die Bucht gerichtet, sah er dort die Moby Dick im Sturm eines Meteoritenhagels sinken. Schreie drangen an sein Ohr von kämpfenden Männern, wie sie versuchten ihn zu erreichen und zu befreien. Jedoch so viele waren gefallen, ließen für sein Leben ihr Leben.
Sie hatten ihn geliebt, kämpften für ihren Freund und Nakama, ihrer Familie und einem wichtigen Teil davon. All das Blut das vergossen wurde, war für ihn gegeben. Ein tief roter Schrei der Verbundenheit und Liebe.
Und auch wenn diese Zukunft nicht mehr war, so existierte sie weiter in Ace Erinnerungen. Wie ein Mahnmal vergangener Fehler kreierten sie immer wieder an die Oberfläche und mahnten ihn, nicht die Fehler des Gewesenen zu wiederholen.
Leicht schüttelte er seinen Kopf, musste er ihn frei bekommen, stand er kurz davor, einen weiteren wichtigen Schritt für seine Zukunft zu tun. Jetzt in bittere Erinnerungen zu schwelgen, war definitiv der falsche Zeitpunkt. Und so atmete er noch einmal tief durch und folgte Obermaat Decker in Richtung des Marinefort.
„Ihr seit meine zwei besten Männer. Gebt alles und macht mich Stolz.“, sprach Vizeadmiral Monkey D. Garp mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht. Ace wusste, auch wenn er von „ihnen“ sprach, so meinte er im Herzen nur „ihn“. Decker war eine Zugabe, ein Eingeständnis das Ace ihm abrang. Nur sah Ace es als verdient, hatte er Decker so oft vorgeführt und gezeigt, wer der wahre Favorit war.
Als Nummer Zwei trat Decker zu den Prüfungen an, jedoch fest im Glauben, das er sich diesen Platz durch sein hartes Training und Hartnäckigkeit verdient hatte. Und so hoffte Ace nur, das er nie erfahren würde, das er den gewaltigen Platz jetzt nur überschritt, weil Ace seinem Großvater dieses Eingeständnis abrang.
„Dort muss es sein!“, meinte Decker und deutete auf eine kleine Schlange von Offizieren und Offiziersanwärtern, die sie vor dem Eingang zu einem kleinen Büro aufgebaut hatten.
„Wir müssen uns in Büro 1-3-6 melden…“, murmelte er und spähte zur Nummer, die er als korrekt identifizierte und sich somit in die Schlange einreihte. Ace tat es ihm stumm nach und versuchte während des Wartens nicht wieder in irgend welche grausige Erinnerungen zu verfallen.
Er hatte seit einiger Zeit keine erinnernde Träume mehr gehabt, hatte er das Gefühl, sich an alles wieder erinnern zu können. Schöne wie bittere Momente hatte er tief in sich aufgenommen, wobei er versuchte, die schlechten Erinnerungen in der hintersten Ecke seines Hirnes zu verbannen, während er sich gerne an die schönen Augenblicke erinnerte.
„Der nächste bitte!“, ertönte eine Stimme und Ace trat einen Schritt vor, nur um festzustellen, das er die gesamte Schlange doch verträumt hatte und nun Decker in das kleine Büro eintrat. Die Tür einen Spalt geöffnet, konnte er nun das kurze Gespräch mitverfolgen, ging es um die Vollständigkeit der Anmeldeformulare, etwaige Ergänzungen und die Zuteilung eines Quartiers.
„Du bist dran!“, sprach Decker, als er wieder herauskam und Ace als Letzter nun in das Büro trat. Es war ein kleines Loch ohne Fenster, brannte nur eine flackernde Lampe an der Decke und eine kleinere Schreibtischlampe erhellte den Wust an Formularen, die ein mürrisch dreinschauender älterer Offizier vor sich ausgebreitet hatte.
„Name?“, fragte er sogleich und sah nicht einmal von den Formularen auf.
„Obermaat Portgas D. Ace! Sir!”, antwortete Ace sogleich und trat an der Schreibtisch heran.
„Portgas…“, murmelte der Alte und zog eine Akte aus einem unordentlichen Berg, das es Ace verwunderte, das er auf anhieb die richtige Akte erwischte. Kurz überflog der Alte die Akte und sah nun doch auf, musterte Ace abschätzend und widmete sich wieder seinen Formularen und Akten.
„Hat sich seit ihrem Eintritt in die Marine etwas verändert?“, fragte er und zückte sogleich eines der Formulare zum schreiben bereit.
„Ähm… in wie weit meinen sie das?“, entgegnete Ace, wusste er nicht so ganz, auf was dies hinaus zielte.
„Es gibt einige Lücken in ihrem Lebenslauf. Name des Vaters? Besondere Merkmale? Eine Tätowierung zum Beispiel oder markante Narben? Teufelskräfte? Waffen? Sonstiges?“, zählte der Alte auf, kam diese Frage bei fast jedem.
„Vater ist immer noch unbekannt!“, fing Ace an die aufgelistete Liste abzuarbeiten. „Besondere Merkmale, eine Tätowierung am linken Arm…“
„Herzeigen!“, befahl der Alte sogleich und schaute auf den Arm, der jedoch durch eine Bandage das entsprechende verbarg. Eher wiederwillig entfernte Ace die Bandage nun, trug er sie auf Anraten seines Großvaters. Zwar war Ace stolz auf sein Tattoo und er zeigte es auch gerne, aber Garp hatte gemeint, auf Marinefort wäre es einfach besser, es nicht gleich jedem unter die Nase zu reiben. Aber hier hatte er nun wohl keine Wahl und zeigte dem Alten den Schriftzug.
„Du hättest bei der Wahl des Tätowierers einen nehmen sollen, der auch buchstabieren kann!“, kam es trocken als Reaktion und auf dem Formular erschien nun der abgeschriebene „verunglückte“ Schriftzug. Ohne weiter darauf einzugehen, wickelte Ace wieder die Bandage darum und widmete sich weiter der Liste.
„Narben keine! Teufelskraft der Feuer-Logia! Waffengrundausbildung, sowie der spezielle Umgang mit meinem Dolch! Sonst weiter nichts!“, zählte er monoton runter, wobei ihm schon das erstaunte Gesicht des Alten auffiel, als er die Feuer-Logia erwähnte. Nachdem der Alte alles aufgeschrieben hatte, zückte er ein neues Formular und überflog es, eh er es an Ace weiterreichte.
„Dies ist ihre Beurteilung ihres Vorgesetzten. Durchlesen und abzeichnen!“, sprach er und reichte Ace auch sogleich einen Federhalter zur Unterschrift. Erstaunt sah Ace auf das Papier, das in der Handschrift seines Großvaters nun in seinen Händen lag. Wie er ihn wohl sah?
So wie er es sich dachte… Die Beurteilung war ein Lobesgesang seiner positiven Fähigkeiten und all dem, was Ace sie offen wissen ließ. Kein Makel war durchgesickert, aber hierfür hatte Ace auch Sorge getragen. Wäre herausgekommen, das er so manchen Piraten verschont und auf sicherem Wege in die Neue Welt zu Whitebeard geschickt hatte, wäre er sicherlich ordentlich bestraft worden, wenn nicht gar inhaftiert. Dennoch glaubte er, das sein Großvater zumindest einen Verdacht geschöpft hatte, hatte er immer einen wachsamen Blick auf ihn gehabt, wenn sie Piraten aufmischten und festnahmen. Aber auch wenn er die Lunte gerochen hatte, so hatte Ace immer darauf geachtet, das niemand von seinen Heimlichkeiten erfuhr und so war es bis zuletzt auch geblieben.
Mit einer Unterschrift die Beurteilung zurück gebend, bekam er auch schon die nächsten Papiere in die Hand gedrückt.
„Das eine Formular ist ihre Bestätigung zur Zulassung zur Prüfung. Sie muss am Prüfungstag mitgebracht und ausgefüllt abgegeben werden. Das zweite Formular ist ihre Quartierszuweisung. Da sie mit Obermaat Decker von einem Schiff kommen, werden sie sich ein Quartier teilen…“, innerlich stöhnte Ace auf. Nur weil er mit Decker auf einem Schiff gedient hatte, wollte er ihn jetzt nicht unbedingt als Zimmergenossen. Mit Ukkarii war es das Paradies auf Erden gewesen. Der eifrige Soldat hatte ihn immer rechtzeitig geweckt, war ihm ein guter Freund gewesen und hatte oft geschwiegen, wenn Ace irgend was getan hatte, was nicht ganz den Vorschriften entsprach. Dies würde er bei Decker wohl vergessen können. Der Obermaat hasste ihn nach wie vor und sah in Ace seinen größten Rivalen.
„Und dies ist der Plan der Prüfungen. Morgen um 08:00 Uhr pünktlich in großen Saal. Dort werden sie genaustens eingewiesen und ab 10:00 Uhr wird die erste Prüfung „Schriftlich: Marinevorschriften und Verhaltensregeln“ stattfinden.“
Ace nickte und ging. Während er nun den Gang entlang schritt, um zu seinem Quartier zu kommen, las er den Prüfungsplan und stöhnte innerlich auf. Es gab zwar nur zwei Prüfungen, von denen eine schriftlich war, aber der Zeitplan war sehr straff. So war am morgigen Tag die Einführung und schriftliche Prüfung und am darauffolgenden Tag würde bereits die praktische Prüfung beginnen, die für maximal zehn Tage veranschlagt wurde. Was hatten sie nur mit ihnen vor, wenn die praktische Prüfung zehn Tage andauern würde?

„Hey Soldat, pass gefälligst auf, wohin du läufst! Außerdem hast du vergessen zu salutieren! Wie ist dein Name, Obermaat?“, blaffte ihn plötzlich eine barsche tiefe Stimme an, die Ace sogleich zum aufblicken brachte, kannte er diese und hoffte doch, sich zu irren.
Wie erstarrt sah er in das Gesicht von Admiral Akainu, der ihn wütend musterte und auf eine Antwort wartete. Jegliche Farbe wich aus Ace Gesicht, sah er den Admiral nun kreidebleich an. In seinen Ohren begann es zu sausen und langsam wurde ihm schwindelig. Vollkommen geschockt, dem Mann gegenüber zu stehen, der für alles verantwortlich zeichnete, wich er einen Schritt zurück.
Niemals hätte er gedacht, das ihm diese Begegnung so zusetzen würde. Oft hatte er darüber nachgedacht, wie es sein würde, diesem Mann gegenüber zu stehen. Er hatte sich immer wieder vorgenommen, dann keine Schwäche zu zeigen und stark wie auf dem Schlachtfeld ihm entgegenzutreten. Aber sein jetziges Verhalten stand im konkreten Gegensatz dazu.
Dieser Mann flößte ihm Angst ein. Die gesamtes Auftreten, Art und Wesen des Admirals war ihm unheimlich. Dieser Mann war in seinen Augen ein unberechenbares Monster mit dem Rückhalt der Gerechtigkeit. Keine Gnade, kein Pardon, kein Mitleid…
‚Verdammt Ace, reiß dich zusammen! Er hat dir in diesem Leben nichts, noch nichts getan.’, mahnte er sich in Gedanken selbst und riss sich aus seinem Schock. Schnell nahm er Haltung an und salutierte. „Sir, entschuldigen Sie, Sir! Obermaat Portgas D. Ace, Sir!“
Ein brummeln kam ihn entgegen und ohne den Salut aufzulösen, schritt er Admiral an ihm vorbei und verschwand im nächsten Gang.
Niedergeschlagen ließ Ace den Kopf hängen. So hatte er sich ihre erste Begegnung überhaupt nicht vorgestellt. Wie ein Feigling kam er sich in dem kurzen Moment seines Schocks vor. Es waren nur wenige Sekunden gewesen, aber es hatte ausgereicht dem Admiral gegenüber seine Angst gezeigt.
„Verdammt!“, fluchte er leise. Er hatte sich immer eingeredet, er habe vor diesem Mann keine Angst. Er hatte ihm in diesem Leben nichts getan, das Wissen um sein vorheriges Leben besaß nur er. Warum sollte er vor ihm Angst haben? Ausgerechnet Angst!
Niemals hatte ihm etwas Angst gemacht. Eine gehörige Portion Respekt ja, aber nie Angst. Nicht in diesem Leben und auch nicht in seinem alten. Es nun doch zu verspüren, war eine schmerzliche Erfahrung für ihn.

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