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Feb 21 2012

IceBluemchen

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22. Einweisung

„Verdammt!“, fluchte Ace abermals und trat in den Wohntrakt ein, wo ein reges Treiben herrschte. Lauter unbekannte Gesichter wanderten geschäftig durch die Flure rein und raus in verschiedenste Zimmer. ‚Dies sind doch nicht alles Anwärter auf die Prüfung?’, dachte Ace und sein Ärger über seine Schwäche war vorerst vergessen.
Schnell hatte er seine Unterkunft gefunden und war froh, das Decker nicht da war. Nur sein Seesack lag auf dem Bett an der Wand, das der Ältere wohl damit für sich reserviert hatte. Ace war dies recht, konnte er so wieder ein Bett am Fenster sein eigen nennen und warf seinen grünen Rucksack darauf, sowie seinen Marineseesack, in denen sich seine Uniformen und anderer Marinekram befand, den er über das Jahr angesammelt hatte.
Tragen tat er seine Uniform seit er den Rang eines Maaten inne hatte kaum noch. Zum Dienst auf dem Schiff meist nur noch, weil es sich einfach anbot. Aber zum Training oder wenn sie auf einer Insel waren, zog er Zivil vor, wenn man von dem Marinehemd absah, das wirklich das einzigste war, das an Marine erinnerte. Sonst trug er seine geliebte schwarze knielange Hose mit der blauen kleinen Tasche und seinem orangenen Gürtel, sowie seinen schwarzer Cowboy-Hut.
Genau diesen nahm er nun ab und legte ihn auch aufs Bett, eh er sich daran machte und seine Uniformen auspackte, um sie in seinem Spinnt zu verstauen. Für die schriftliche Prüfung war Uniformpflicht ausgesprochen und so wollte er sicherstellen, das sich durch den Transport nicht irgendwelche ungeliebten Falten festsetzten.
Gerade als er seinen Spinnt schloss, kam Decker herein. Er trug einen Stapel Handtücher mit sich und auch frische Bettwäsche. Als sein Blick auf Ace fiel, grummelte er nur etwas und wand sich ab.
‚Auch kein Problem!’, dachte Ace, war es ihm gar lieber so, das sie sich anschwiegen als anschrieen. So verließ er sein Zimmer und machte sich auf die Suche nach der Kleiderkammer, denn Handtücher und Bettwäsche benötigte auch er. Aber hier brauchte er nur der „Herde“ zu folgen, war dies das bestreben aller und so kam er alsbald ebenfalls beladen mit dem Notwendigsten zurück.
Decker hatte seinen Spinnt nun auch eingeräumt und war am Bettenbeziehen, als Ace wiederkam. Abermals vernahm er grummeln, was wohl nun zu einem Dauerzustand werden würde, wenn sie sich in ihrem Zimmer über den Weg liefen. Jedoch stören tat es ihm nicht, über was sollte er sich auch mit dem Hünen unterhalten? Ein Jahr lang hatten sie ihren Standpunkt gegenüber den anderen klar dargelegt und dies würden erzwungene knappe zwei Wochen nicht ändern.
Erst beim Abendessen redete Decker wieder mit ihm, wobei dies auch nicht gerade eine Nettigkeit war. „Du bist genauso peinlich wie Garp. Man könnt glatt glauben, ihr seit verwandt!“, maulte er ihn an, hatte Ace sich sein Tablett mit all erdenklichen vollgepackt und verschlang dies nun in Windeseile.
„Das liegt jedem D im Blut…“, meinte Ace nur und stopfte sich eine Kartoffel in den Mund.
„Wer hat dir denn diesen Schwachsinn erzählt?“, fragte Decker sogleich und sah ihn stirnrunzelnd an.
„Niemand! Aber jeden D den ich bislang kennengelernt und getroffen habe, aß so viel.“, antworte Ace und biss von einem Würstchen ab.
„Gott, dann will ich niemals mit einer Horde von euch in einem Raum mit kalten Büffet sein.“, entgegnete er und widmete sich seinem Essen, das einer normalen Portion entsprach und auch vollend ausreichend war.
„Ja, besonders wenn mein kleiner Bruder mitmischt, sollte man sich vom Büffet fern halten.“, meinte Ace noch beiläufig und entschloss sich, sich noch eine Portion von dem köstlichen Essen zu holen. Decker schüttelte nur den Kopf und ließ dies unkommentiert. Er hatte eh keine Lust auf Konversation mit Ace und hoffte, das der Feuerteufel mit Pauken und Trompeten durch die schriftliche Prüfung rasseln würde, damit er ihn schnellsten los sei. Das Ace das selbe für ihn hoffte, konnte sich Decker gut denken. Keiner von ihnen gönnte dem anderen das Weiterkommen und als schlimmste Folter empfand Decker es, wenn er zusammen mit Ace auch noch die praktische Prüfung bestreiten müsste, auch wenn er noch nicht so recht eine Ahnung hatte, was da eigentlich auf sie zugerollt käme.

Zum ersten Mal in seinem Leben schmiedete Ace Mordpläne an einem Kameraden. „Das darf doch nicht wahr sein, der schnarcht lauter als Opa und Dadan zusammen!“, sprach er fassungslos zu sich selbst und warf sich auf die Seite, sein Kopfkissen über seinen Kopf gezogen, um so wenigsten etwas von Deckers Schnarchkonzert zu dämpfen.
Vollkommen zerknirscht stand er am nächsten Morgen auf und hatte absolut keine Ahnung, wie er unter die kalte Dusche gekommen war. Erst das kalte Wasser belebte etwas seinen müden Körper und der Morgenkaffee bewirkte den Rest, das er zur Einweisung hell wach war.

Auf dem großen Ox-Platz hatte eine Gruppe von geschätzten einhundert Mann Aufstellung genommen. Sie alle waren Obermaaten oder Kadetten und hatten nur ein Ziel… Das Absolvieren und Bestehen der Prüfung zum Marinepiratenjäger.
Sehr begehrt war dieser Posten, brachte er einige Annehmlichkeiten mit sich. Aber bis lang hatte noch kein Anwärter die Prüfung bestanden, scheiterten sie alle in der Praxis.
Gespannt schauten sie alle auf das Podest, wo eine Sprechanlage aufgebaut worden war, würde dort gleich ihr Ausbilder zu ihnen sprechen und die Prüfung im einzelnen erläutern. Wer wohl ihr Ausbilder sein würde? Die Vorangegangenen Prüfungen wurden immer von einem Vizeadmiral abgehalten. Jedoch immer von einem anderen, gab es wohl keinen direkt festgelegten Ausbilder für diesen Aufgabenbereich.
Ace wurde schlecht, als auf dem Podest Großadmiral Senghok und Admiral Akainu auftauchten. Das durfte doch nicht wahr sein, das ihm dieser Kerl wie ein schlechtes Omen verfolgte. Erst rannte er gestern in ihn rein und heute wurde er wohl sein Ausbilder. Mehr Glück musste man doch gar nicht haben…
„Ich bin Großadmiral Senghok und ich heiße euch in Marinefort willkommen.“, begann Senghok mit seiner Ansprache. „Einige von euch erwarten zwei spannende Wochen, andere werden jedoch bereits heute Abend wieder auf ihre Schiffe zurückkehren. Die schriftliche Prüfung heute, ist euer Ticket für die praktische Prüfung. Nur wer die schriftliche Prüfung besteht, wird überhaupt die praktische Prüfung antreten dürfen.“, kurz hielt er inne und ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Manche Gesichter erkannte er wieder, nahmen einige bereits das zweite oder dritte Mal an der Prüfung teil, Gescheiterte am theoretischen Teil oder in der Praxis Verletzungsbedingt ausgeschieden.
„Ihr alle seit von euren Vorgesetzten in den höchsten Tönen gelobt und für diese Prüfung empfohlen worden. Nun könnt ihr euer Wissen und Können unter beweis stellen.“
„Ich bin Admiral Akainu und ich leite dieses Jahr die Auswahlprüfung. Ich dulde keine Nachlässigkeit und wer sich nicht an die Regeln halten kann, hat hier nichts zu suchen.“, mit kalten Blick sah er in die Menge, sah den ein oder anderen in die Augen und meinte eine Spur Angst darin zu erkennen.
‚Da ist ja auch dieser Wurm von gestern…’, stellte er fest und fixierte Ace. Er mochte diesen Jungen nicht, kam er ihm sogar irgendwie bekannt vor. Nur fiel ihm partout nicht ein woher. ‚Wie war sein Name noch gewesen?’, dachte er nach und rief sich die Szene des gestrigen Abend zurück ins Gedächtnis. Angst hatte der kleine Wurm gehabt, das hatte er deutlich aus dessen Augen ablesen können. Heute wirkte er jedoch gefasster.
Schließlich fiel ihm der Name nicht mehr ein, aber er wollte sich den schwarzhaarigen Jungen dennoch merken, würde er noch seinen Namen erneut erfahren und dann würde er seine Akte anfordern. Vielleicht brachte ihm dies weiter, woher er dieses Gesicht kannte.
„Die Prüfung besteht aus dem schriftlichen Teil, der im Anschluss an diese Einweisung abgelegt wird. Nur wer 80% aller Fragen korrekt beantwortet, wird für die praktische Prüfung zugelassen. Die praktische Prüfung wird auf einer Insel im Calm Belt stattfinden, wo ihr nach einer Karte zwei Schriftrollen finden und diese am letzten Tag bei mir abgeben müsst. Nur wer mir die zwei unterschiedlichen Schriftrollen übergibt, hat die Prüfung bestanden.“, bedeutend und finster sah er in die Runde.
„Aber bislang hat es noch nie jemand geschafft, diese Prüfung zu bestehen. Ich bin sehr gespannt, ob einer von euch in der Lage sein wird, diese Prüfung zu bestehen.“, er bezweifelte dies und sein Blick, Miene und gesamter Ausdruck zeigte dies deutlich nach außen.
Für ihn war dies Ganze eine reine Zeitverschwendung, würde keiner je die harte Prüfung überstehen, die sich die Admiräle vor sechs Jahren erdachten und mit solch Schwierigkeiten ausstaffierten, das nur ein Verrückte nicht zurück schrecken und mit klarem Willen allen Widrigkeiten entgegentraten würde.
Aber genau solche Männer suchten sie, würden sie in ihrer Aufgabe die meiste Zeit allein und auf sich gestellt agieren. Jegliche erdenkliche Schwierigkeiten würde den Marinepiratenjägern begegnen und sie müssten diese allein meistern.
Diese Prüfung war ein Test, wieweit ein jeder gehen würde und ob er bereit war, seine Grenzen zu überschreiten, um an das begehrte Ziel zu gelangen.
Aber unter den diesjährigen Anwärtern sah er auch dieses Mal nicht einen, der in seinen Augen das Zeug dazu hätte. Teils gute Männer standen hier, zweifelsohne Soldaten mit guten Karriereaussichten, aber keiner von ihnen hatte den Biss in den Augen. Eher sah er Zweifel, Unsicherheit und… innerlich erstaunt sah er auf den Schwarzhaarigen, dessen Blick nun ernst geworden war und fest seinen Blick standhielt.
‚Bürschchen wer bist du? Woher kenne ich dich?’, dachte er und ließ seinen Blick weiter schweifen, behielt den Schwarzhaarigen jedoch im Augenwinkel, hatte er sich nicht getäuscht. Die Angst von gestern war vergessen und einer Ernsthaftigkeit und Härte gewichen, die den Admiral nur noch neugieriger machte…

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