«

»

Jun 28 2011

IceBluemchen

Beitrag drucken

03. Schneepferdchen

Aufgeregt trämpelte Legolas von einem auf das andere Bein. Heute war es endlich soweit und er würde das erste mal im Schnee mit seinem Vater ausreiten. Zwar war dies bereits sein Fünfter Winter, würde er in wenigen Wochen doch fünf Jahre alt werden, aber noch nie war er im Schnee ausgeritten. Erst seit diesem Sommer überhaupt nahm ihn sein Vater ab und an mit auf einen kleinen Ausritt. Davor befand er den kleinen Jungen einfach noch zu klein dafür.
Etwas grummelig ließ er sich jetzt von Arie fertig anziehen und stöhnte, als sie noch mehr Kleidungsstücke aus dem Schrank holte und ihn anzog.
„Ich habe doch schon so viel an!“ protestierte er, aber Arie lächelte nur und setzte ihm eine Wollmütze auf, aus denen nun seine blonden Haare hervorlugten.
„Du willst doch nicht frieren und dann früher nach Hause müssen?“ sprach sie und knöpfte seine dicke Winterjacke zu. Sofort schüttelte er den Kopf und ließ die restliche Prozedur über sich ergehen.
Als Arie endlich zufrieden und fertig war, kam sich Legolas vor, als habe er den halben Kleiderschrank am Leib. Neben einer dicken Wollunterhose und einer Stoffhose darüber, trug er noch ein Leinenhemd, dicken Wollpullover und seine dick gefütterte Winterjacke. Dazu kam noch die Wollmütze, Wollfäustlinge und mit Lammfell gefütterte Lederstiefel.
Die ersten Schritte etwas unbeholfen, stapfte er nun durch den langen Korridor zum Arbeitszimmer seines Vaters. Thranduil wartete bereits auf seinen Jüngsten und im ersten Moment musste er bei dem Anblick seines winterlich eingepackten Sohnes schmunzeln.
„Fertig!“ rief Legolas strahlend und fiel über seine eigenen kleinen Füße. Aber dank der Kleidermassen fiel er weich und rappelte sich sofort wieder auf. Grinsend schaute er seinen Vater an, der sich köstlich amüsierte.
Er liebte seine Kinder einfach abgöttisch. Nicht nur weil Arie ihrer Mutter so ähnlich, Jolan ein vorzeige Prinz und Legolas einfach nur kindlich niedlich war. Nein er liebte sie, weil sie ihn zum lachen brachten und das Licht in seinem Leben darstellten. Er wusste nicht, ob er je wieder eine Frau finden würde, die so gut zu ihm sein würde, wie Naneth es war. Aber er war sich sicher, sich nie alleine zu fühlen, solange seine Kinder bei ihm waren.
„Gar kein Schal?“ fragte plötzlich Jolan, den Legolas und Arie in der Ecke gar nicht stehen sehen hatten.
„Oh!“ entfuhr es ihr nur und sie eilte davon. Nur einen Augenblick später kam sie mit drei Wollschals wieder und wickelte einen davon Legolas um. Der schaute seinen großen Bruder schmollend an, musste aber im nächsten Augenblick lachen, da Arie auch ihm einen Schal umband und dann zu ihrem Vater hinüber schritt.
„Ich brauche keinen!“ meinte dieser nur, als sie ihm den Schal reichte.
„Ich habe ihn selbst gestrickt!“ sprach sie liebevoll und klimperte mit den Augen, als wolle sie etwas von ihrem Vater erbetteln. Seufzend nahm er den Schal an sich und legte ihn sich locker um.
Nun wurde es aber Zeit das sie aufbrachen und so nahm Thranduil seinen Jüngsten an die Hand und liefen hinaus in den Schnee.
Lachend stapfte Legolas durch den kniehohen Schnee und freute sich, wenn dieser bei jedem Schritt unter seinen Füßen knirschte. Aber da er durch seine Kleidung etwas eingeschränkt in seiner Bewegung war, fiel er auch schon längst in den Schnee. Sogleich half Thranduil ihn wieder auf und nahm ihn für den Rest des Weges auf den Arm.
Schon waren sie bei den Stallungen angekommen, wo der Stallmeister zwei prachtvolle Pferde bereithielt.
„Schneepferdchen!“ strahlte Legolas und deutete auf das weiße Pferd das Jolan gerade bestieg.
„Das ist ein Schimmel.“ Korrigierte sein Vater sofort, aber Legolas schüttelte energisch den Kopf. „Schneepferdchen!“ und dabei blieb er, egal wie sehr sich sein Vater auch bemühte ihm zu erklären, das es keine Schneepferde gab.
Jolan amüsierte dies sehr, erinnerte es ihn an die Begegnung mit den Schafen im letzten Herbst. Wollkuschels nannte Legolas sie und ließ sich dort auch nicht belehren. Er war nun einmal in der Phase, wo er allem eigene Namen gab. Dies würde sich auch wieder geben, aber bis dahin hatten sie ihren Spaß an wundervollen kindlichen Namenskreationen.

Aufgeregt beäugte Legolas die Umgebung die weit und weiß vor ihm lag. Alles war von Schnee bedeckt und glitzerte, faszinierte ihn und brachte seine Augen zum leuchten. Hin und wieder zeigte Thranduil seinem Jüngsten etwas besonderes. Eiszapfen die an Tannenzapfen wuchsen, kleine Schneewehen die lustig kurios aussahen oder Spuren von Tieren, wo er dann immer fragte, ob Legolas erkannte, was für ein Tier dort langgeschlichen war.
„Na, was war dies dort?“ fragte er und deutete auf eine leichte Spur, die wie ein Dreizack aussah.
„Mhh… vielleicht ein Huhn?“ überlegte Legolas und schaute seinen Vater fragend an, ob er richtig geraten hatte.
„Nein, dafür sind die Spuren nicht tief genug. Schau noch einmal und überleg, was könnte solche feinen Spuren hinterlassen?“ Legolas verzog grübelnd das Gesicht, aber ihm viel nichts ein.
„Ein Hahn mit kalten Füßen?“ sprach er dann und schaute seinen Vater wieder fragend an, ob er richtig lag. Der schaute seinen Jüngsten nun entgeistert an, während Jolan laut losprustete und sich vor lachen kaum auf seinem Pferd halten konnte. Sein kleiner Bruder war einfach einmalig.
„Leoglas, ein Huhn und ein Hahn, das sind die selben Vögel. Nur ein Huhn ist weiblich und ein Hahn männlich.“ Erklärte Thranduil und warf seinem Ältesten einen energischen Blick zu, das dieser sich beruhigen sollte.
„Oh…“ kam es nur von Legolas.
„Aber das mit den kalten Füßen stimmt bestimmt!“ sprach Jolan und lachte weiter. Legolas grinste, das er wenigsten etwas richtig hatte, während Thranduil nur den Kopf über seine Söhne schüttelte.

Bald erreichten sie den Stadtwall und Jolan verabschiedete sich zu seiner Grenzinspektion. Er würde einige Tage fort sein. Tage in denen Legolas ihn sehr vermissen würde. Er hing sehr an seinen großen Bruder, liebte es mit ihm zu spielen und zu albern. Aber Pflichten waren Pflichten und durften nicht vernachlässigt werden. Dies musste Legolas lernen, auch wenn er es noch nicht so sehr begriff.
Auf einem weiten Umweg steuerte Thranduil den Weg zum Schloss an. Ab und an trafen sie dabei auf Elben, die sich höfflich verneigten und so dem König ihren Respekt zollten. Aber sie schauten auch auf den kleinen Knirps, der vor Thranduil saß und immer allen zuwinkte und fröhlicher lächelte.
Jeder liebte den kleinen Prinzen. Er war ein kleiner Wirbelwinde der wieder Leben ins Schloss brachte und auch Hoffnung dem Volk. Er war das erste Kind, das nach dem großen Ringkrieg in ihrem Reich geboren wurde. Ein kleiner Sonnenschein den sie selten traurig sahen.
„Ada können wir morgen wieder ausreiten?“ fragte Legolas, als Thranduil ihn bei den Stallungen absetzte und sein Pferd dem Stallmeister übergab.
„Ich fürchte, das ich morgen keine Zeit haben werde.“ Legolas zog enttäuscht einen Flunsch. Mit hängenden Kopf trottelte er Richtung Schloss. Seufzend sah Thranduil seinem Jüngsten nach, eh er ihm folgte, lag Legolas doch schon wieder aller viere von sich im Schnee und kämpfte mit der rutschigen kalten weißen Maße.
Es war aber auch nicht leicht. Jolan und Arie waren mit Gleichaltrigen aufgewachsen. Hatten Freunde in ihrem Alter, mit denen sie sich beschäftigen konnten. Jedoch für Legolas gab es keine gleichaltrigen Freunde hier und seine Geschwister konnten diese nicht immer ersetzen.
„Aber ich denke für einen Schneemann werde ich Zeit finden.“ Sprach er lächelnd zu seinem Sohn. Sofort erhellte sich wieder die Stimmung von Legolas.
„Auja!“ freute er sich und hüpfte freudig auf und ab, bis er wegrutschte und mit dem Po in einer Schneewehe landete.
Schmunzelnd zog Thranduil ihn heraus und nahm ihn auf den Arm. Das würde Morgen sicher lustig werden, mit dem kleinen Ungeschick einen Schneemann zu bauen und etwas Ablenkung vom Regieren war doch nicht verkehrt, wenn sie so lustig angenehm war.

… to be continues!

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://icebluemchen.4lima.de/?p=694