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Jun 24 2011

IceBluemchen

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27. Drei Ladys und die Shoppingmeile

Schnellen Schrittes eilte Leigh durch die Gänge der Orca auf dem Weg zu ihrer Kajüte. Bis vor einer halben Stunde hatte sie Ace beigestanden, war er doch der Meinung, seine Überraschung in einem Marathon durchzuziehen und hinter sich zu bringen. Nun lag er erschöpft, aber glücklich in seiner Koje und schlief den Schlaf der Gerechten.
Zur Zeit teilte Leigh sich eine Kajüte mit Haruta, was ihr aber nichts ausmachte. Sie war es gewohnt, keine Einzelkajüte zu beziehen. Früher auf der Moby Dick hatte sie sich eine Viererkajüte mit drei weiteren Krankenschwestern geteilt. Wobei es sehr selten vorkam, das alle vier Damen in einer Nacht anwesend waren. Entweder verhinderte der Dienstplan eine gemeinsame Nacht oder die Damen hatten sich wieder eine Kuschelgelegenheit geangelt und verbrachten die Nacht bei ihrer Beute.
An das zusammenwohnen mit Haruta hatte sie sich schnell gewöhnt. Die junge Kommandantin war ein nettes Geschöpf geballter Piraterie. Nicht auf den Mund gefallen, sich die Männer mit harter Hand vom Leibe haltend, hatte sie sich ihren Respekt unter den Kommandanten und der Crew verdient.
Einst kam sie wie Ace zu den Whitebeard-Piraten. Ihre Bande war kaum in der neuen Welt gestrandet, als sie sich an einer Whitebeard-Insel vergriffen. Nichtsahnend naiv legte sie sich mit dem alten Herren an, der ihren Mut zu würdigen wusste. Fast elf Jahre war dies nun her, das sie sich geschlagen ergab und sich der Bande anschloss. Bereut hatte sie ihren Entschluss bis heute nicht und war stolz darauf, den Namen Whitebeards auf ihrer Haut zu tragen. Jedoch nur wenige wussten, wo genau sie sich das Tattoo hatte stechen lassen. Zum einen weil Haruta strickt ihrer eigens auferlegten Regel folgte, ob sie sich auf einen Bruder einließ oder auch nicht, suchte sie sich ihre körperliche Ablenkung meist lieber unter willigen knackigen Fleisch in Häfen und Docks. Zum anderen zeigte sie es auch nicht offen, war sie einfach nicht der Typ, der mit ihren weiblichen Reizen hausierte und jedem diese unter die Nase hielt. Letztendlich war ihre bedeckte Art mit ein Grund ihrer Autorität. Keiner ihrer Brüder sah sie als einfaches Lustobjekt, wobei es nicht so war, das sie von den Jungs überhaupt keine Beachtung erhielt.
Leigh bewunderte Haruta etwas dafür, das sie so locker mit den Männern umgehen konnte. Sie selbst wurde schon bei der leisesten Anspielung auf Unsittliches knall rot und total schüchtern. Aber so war es schon immer gewesen und sie glaubte nicht mehr daran, das sich dies je ändern würde.
Als sie ihre Kajüte betrat, machte sich Haruta gerade zum gehen fertig. Die drei letzten Damen der Bande hatten sich vorgenommen, am Vormittag die Einkäufe zu tätigen, die sie niemals den Männern anvertrauen würden, gab es doch einiges, was eine Frau lieber selbst für sich allein besorgte.
„Ich brauch nur fünf Minuten!“ sprach Leigh hektisch, wollte sie doch nicht der Grund sein, weshalb sich ihre Einkaufstour verspätet aufmachte.
„Nur mit der Ruhe. Ich muss eh noch zu Ace und ihn fragen, ob er seiner Liste noch etwas hinzufügen möchte.“ Winkte Haruta ab und schlüpfte in ihre Stiefel.
„Oh der schläft und ich bezweifle, das ihn jetzt jemand wach bekommt. Ich denke selbst ein Eimer Eiswasser würde nichts bringen.“ Erklärte Leigh. Verwundert schaute Haruta sie nun an.
„Was hat er die Nacht getrieben, das er so ausgepowert ist?“ fragte Haruta verwundert. Aber Leigh kam nicht mehr zu einer Antwort. Klopfte es in diesem Moment an der Tür und Silly trat ein.
„Mädels fertig zum shopping?“ fragte sie strahlend, glücklich dem Schiff und der Krankenstation für einige Stunden zu entfliehen und dem weiblichen Rausch der Kauflust frönen zu können.
„Jup fertig!“ meinte Haruta und schaute gemeinsam mit Silly auf Leigh, die noch damit beschäftigt war, sich aus ihrer Schwesternuniform zu schälen.
„Nur fünf Minuten!“ sprach Leigh hastig und griff nach ihrem Kleid, das sie plante heute zu tragen.
„Nur keine Hektik, die Geschäfte laufen uns schon nicht weg.“ Meinte Haruta abwinkend, während Silly leicht das Gesicht verzog über den Umstand, das ihre kleine Schwester wie immer die letzte Nase war.
„Warum bist du eigentlich noch im Dienst gewesen? Wir haben doch derzeit keine stationären Patienten.“ Wunderte sich Silly und schaute sie fragend an.
„Marco hat für Ace eine Überraschung organisiert und dabei musste ich helfen.“ Erklärte sie und schlüpfte endlich in ihr Kleid.
„Und was ist das gewesen, das es dich die gesamte Nacht beanspruchte?“ hackte Silly nun mit einem merkwürdigen Blick auf ihrer Schwester nach. In ihrem Kopf war sie längst dabei Marco zu lynchen, wenn er Leigh zu einer Dummheit angestiftet hatte.
„Ja nun erzähl endlich, was die Überraschung war.“ Forderte auch Haruta endlich eine Antwort.
„Marco hat Doc überredet, Ace’ Rückentattoo neu zu stechen. Schließlich ist nicht gesagt, wann wir wieder Zeit dafür hätten.“ Antwortete Leigh sogleich.
„Oh und ich habe mich schon gewundert, warum mein Mann mich die Nacht allein gelassen hat.“ Warf Silly ein und lehnte sich gegen die Geschlossene Tür. „Und wie weit sind sie gekommen?“ fragte sie noch beiläufig.
„Fertig!“ verzog Leigh das Gesicht.
„Wie fertig?“ kam es von Silly verwundert. Sie wusste, das so große Tätowierungen meist mehrere Sitzungen benötigten. Nur die ganz Harten und Bekloppten zogen so etwas am Stück durch.
„Naja, eigentlich wollte Doc nur die Konturen stechen und das Füllen beim nächsten mal machen. Aber Ace hatte drauf bestanden, es hinter sich zu bringen. Dabei hat es ihm so höllisch wehgetan.“ Leigh zog bei dem Gedanken daran die Nase kraus. Zwar hatte Ace nicht gejammert, aber einige male hatte sie ihn beobachtet, wie er ins Kissen biss und so die Schmerzensschreie erstickte.
„Es war noch zu früh. Das Doc sich dazu überreden lassen hat, versteh ich nicht.“ Grummelte Silly missmutig.
„Hat Doc auch gesagt, aber Ace sitzt quasi eingesperrt in seiner Kajüte fest, weil Mr. Peeker und seine Männer ihn nicht entdecken dürfen. Da hat Doc das mit der Ablenkung eingesehen und sich überreden lassen. Und nun hat Ace es ja hinter sich und wird sicher bis heute Abend durchschlafen.“ Doc hatte es schnell bereut, das er sich dazu überreden ließ. Die regenerierte Haut war noch empfindlich und da war das tätowieren keine gute Idee gewesen. Aber er konnte Ace auch nicht sagen, ob es in einigen Wochen weniger wehtun würde. So hatte Ace ins Kissen gebissen, es durchgezogen und im Anschluss eine schmerzstillende Spritze bekommen, die ihn auch sogleich ins Traumland befördert hatte.

Endlich waren sie auf dem Weg zur Einkaufsmeile mit einer gewaltigen Einkaufsliste geballter weiblicher Wünsche und Bedürfnisse. So stürmten sie als erstes die Drogerie und im Anschluss ging es weiter in die Parfümerie. Die armen vier Nakama die sie zum Schutz begleiten sollten, wurden zu Gepäckträgern degradiert und mit zahlreichen Tüten beladen. Bei jedem neuen Geschäft stöhnten sie genervt auf, warteten jedoch geduldig vor der Tür und staunten nicht schlecht, in welcher Geschwindigkeit die Ladys das Geld ausgeben konnten.
„Ich muss noch in ein Herrenbekleidungsgeschäft.“ Merkte Haruta an, als sie ihre Liste durchging und merkte, das ihr eigentlich nur noch Ace Sachen fehlten.
„Oh, das ist gut. Ich brauch auch noch etwas daraus.“ Sprach Leigh glücklich, das sie sich nicht heimlich von ihren Begleiterinnen absetzen musste, um in so ein Geschäft zu verschwinden.
„Was willst du denn dort drin?“ fragte Silly verwundert nach.
„Piratenhemden sind tolle Nachthemden!“ gab Leigh schulterzuckend zurück und so betrat sie zusammen mit Haruta das nächste Geschäft. Silly schüttelte nur verwundert den Kopf über die Anwandlungen ihrer kleinen Schwester. Aber auch kein Wunder, war Leigh doch praktisch auf einem Piratenschiff aufgewachsen und hatte oft in Notfällen auf Herrenkleidung zurückgreifen müssen. So folgte sie den zwei Damen und half Haruta die Kleidungsstücke für Ace zusammenzutragen.
„Wenigsten ist er nicht so anspruchsvoll in der Wahl seiner Sachen. Wenn ich daran denke wie Männe darauf bedacht ist, das sein Hemd auch zur Hose passt…“ schüttelte Silly den Kopf als sie drei schwarze Hemden auf den Tresen legte, wo Haruta gerade Socken platzierte. „…Und dabei sieht man dies doch eh nicht unter seinem Arztkittel.“ Brummelte sie weiter und machte sich an die weißen Hemden.
„Glaubt ihr, die gefallen ihm?“ fragte Leigh ihre Begleiterin und hielt eine Boxershort mit Totenkopfmuster vor sich, als würde sie diese selbst tragen wollen.
„Wenn du sie ihm so vorführst, gefallen sie ihm auf jeden Fall.“ Meinte Silly und prompt musste Haruta loslachen. Auch Silly lachte herzhaft, nur Leigh lief knallig rot an und legte die Shorts zu dem Berg Wäsche auf dem Tresen.
„Das ist viel zu viel.“ Merkte Haruta an, als sie die Liste auf Vollständigkeit kontrollierte.
„Hat er selbst Schuld dran, wieso schickt er auch uns.“ Meinte Silly grinsend und spähte auf den Betrag der Kasse, der immer höher anstieg.
„Eigentlich hat er ja nur mich geschickt,“ merkte Haruta an und half Leigh dabei, die ersten abkassierte Stücke in mehrere Tüten zu verstauen.
„Naja, aber hätte er dann solch ein Schmuckstück bald sein Eigen nennen können?“ grinste Silly und hielt Leighs Beute hoch. Haruta musste augenblicklich wieder loslachen, während Leigh hoch rot ihrer Schwester die Shorts entriss und in ihre Tüte stopfte.

Die vier Nakama glaubten ihren Augen nicht zu trauen, als die drei Ladys bepackt mit je vier Tüten das Geschäft verließen. Irgendwie drückten sie dies aber den Jungs auch noch aufs Auge und spähten nach dem nächsten Geschäft, das sie plündern konnten.
„Ähm Ladys, wir wollen euch ja nicht in eurem Tatendrang einschränken, aber noch eine Tüte und wir sehen nicht mehr, wo wir hinlaufen.“ Wand einer der jungen Männer ein, der mit duzenden Tüten beladen wie ein Packesel in der Luxusausführung aussah.
Abschätzend musterte Silly ihr wandelndes Tütenkunstwerk und musste leider den Männern recht geben. Mehr könnten sie keinesfalls tragen, ohne einen Unfall zu riskieren.
„Na gut, bringt das schon mal aufs Schiff. Ich glaube wir haben eh alles und falls uns doch noch etwas ins Auge fällt, schaffen wir dies auch allein zu tragen.“ Glücklich über Sillys Einsicht, trottelte die Tütenberge davon.
„Und wohin nun?“ fragte Haruta.
„Ins Dessousgeschäft!“ sprach Silly auffordernd. Dagegen hatten Haruta und Leigh nichts. Hübsche Unterwäsche war immer ein Blick wert. Als sie aber an einem Buchgeschäft vorbei kamen, hielt Leigh inne und betrachtete die Auslage.
„Leigh nicht trödeln!“ rief ihr ihre Schwester zu, die mit Haruta schon ein Stück weiter war.
„Ich muss da schnell mal rein. Dauert nicht lange.“ Rief sie zurück und verschwand im Laden, nur um einige Minuten später mit einer kleinen Tüte beladen wieder heraus zu kommen.
„Was hast du denn da drin gewollte?“ hackte ihre Schwester nach und spähte nach der Tüte.
„Eine Kleinigkeit für Yukito!“ zwinkerte sie ihr nur zu und widmete sich dann dem nächsten Geschäft und den schönen Auslagen.

Marco staunte nicht schlecht, als er die vier Wachen voll beladen mit Tüten die Planke hinaufgestiegen kamen sah.
„Die Damen haben wieder ordentlich zugeschlagen.“ Sprach er zu Jozu und schmunzelte, wie die Tütenberge nun auf Deck wuchsen, eh die Vier sie nach und nach unter Deck schafften.
„Geb einer Frau Geld und du hast verloren.“ Meinte Fossa und entzündete sich eine neue Zigarre. Marco stöhnte bei dem Gedanken auf, wenn er daran dachte, was dies alles gekostet haben mochte. Zwar hatten die Frauen das selbe Budget zur Verfügung wie alle Bandenmitglieder, aber irgendwie wussten die Damen immer, wie sie mehr aus dem Wenigen herausschlagen konnten. Der beste Beweis dafür war der gewaltige Tütenberg. Und das die Ladys noch nicht einmal mitgekommen waren, war ein weiteres Anzeichen dafür, das sie noch nicht alles ausgegeben haben konnten.

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