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Apr 01 2011

IceBluemchen

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14. Drei Tage Hungertod

„Das ist Folter!“ brubbelte Ace und trat in seine Kajüte ein, begann genau jetzt seine Bestrafung.
Ukkarii holte das Letzte aus seinem Spinnt, was er für die drei ausquartierten Tage benötigte. „Lass den Kopf nicht hängen. Meine Mutter sagt immer, aus Fehlern lernt man.“ Dabei zwinkerte er und schloss seinen Spinnt. Ace verstand diesen kleinen Wink und wünschte Ukkarii drei angenehme Tage in seinem neuen Quartier… Eine Viermannkajüte die jedoch mit ihm nun nur zu dritt belegt war. Drei Tage würde er durchstehen, zumal die zwei anderen Männer der dritten Division angehörten und Nachts Dienst schoben. Eigentlich würde er sie gar nicht sehen, Sturmfreie Bude, wenn er es genau nahm.
Seufzend starrte Ace auf die geschlossene Tür, vor der nun zwei Wachen Posten bezogen und darauf achten sollten, das Ace auch ja nur die erlaubten zwei Pinkelpausen nahm und ihm auch kein Essen zugeschoben werden konnte.
Essen war im Moment auch Ace vorherrschender Gedanke. Ukkariis Wink verstehend, ging er nun an dessen Spinnt, dessen Tür nur angelehnt war und nahm die rote Schachtel aus dem Privatfach. Ukkarii hatte eine kleine Angewohnheit, die Ace nun sehr gelegen kam. Jeden Abend vor dem zu Bett gehen aß sein Freund einen Keks, welche seine Mutter ihm regelmäßig schickte. Diese Betthüpfer würden Ace Rettung sein… zumindest für einen Tag.
Die Schachtel war noch halb voll und sogleich schob er sich einen der Kekse in den Mund, die auch noch verdammt lecker waren. Aber er müsste sich diese einteilen und so schloss er den Spinnt seines Kajütenkumpels und öffnete seinen eigenen. Zielstrebig kramte er seinen Rucksack heraus und holte die Tüte mit den Süßigkeiten hervor, die Ruffys Fressattacke auf der Geburtstagsfeier überlebt hatten. Ein paar Schokoriegel, Lakritzstangen, Bonbons und eine handvoll Lollis.
Er schüttete den Beutel in die Keksschachtel und dachte nun hin und her, wie er sich diesen geballten Zuckervorrat am besten einteilte. Drei Tage und zwei Nächte galt es zu überstehen, möglichst ohne größeren Hunger oder einen Zuckerschock zu erleiden. Aber irgendwie kam er auf keine gute Bilanz.
Schulterzuckend nahm er sich einen Lolli und verstaute die Schachtel im Rücksack, den er wieder in sein Privatfach stopfte. Schon jetzt gelangweilt, legte er sich auf sein Bett und schaute aus dem Bullauge.
Verträumt beobachtete er die Wellen, wie sie hin und her schunkelten. Gähnend schloss er die Augen und döste nun vor sich hin.

„ACE ACE ACE…“ feuerten ihn die 2. Division an, verschlang er ein Würstchen nach dem anderen. Neben ihm saß Jozu, Kommandant der 3. Division und stopfte sich ebenfalls ein Würstchen nach dem anderen hinter. Thatch, Kommandant der 4. Division, hing bereits mit geöffneten Hosenknopf auf der Bank und jammerte nach einem Eimer. Vizekapitän Marco hatte sich geweigert an dem Wettessen teilzunehmen und Whitebeard schaute gespannt auf die noch zwei verbleibenden Kontrahenten, gab es für den Sieger und dessen Division doch einen schönen Preis. Ein ganzes Fass teuren Sake!
Nach einer gefühlten Tonne an Würstchen ergab sich auch Jozu und gönnte dem verfressenen Feuerteufel das wohl verdiente Fass Sake. Seufzend sah er zu, wie sich Ace wie ein Hängebauchschweinchen zu seinem Fass schleppte und darüber zusammensackte. Schnarchend liebkoste er das beliebte Fässchen…“

Murrend drehte Ace sich um. Warum musste er ausgerechnet vom Essen träumen, knurrte nun sein Magen hörbar laut. Er hatte das Gefühl die Würstchen förmlich zu schmecken und beschloss diesen Geschmack schnell durch eine Lakritzstange loszuwerden. Er hoffte nur, das er jetzt nicht die gesamten drei Tage vom Essen träumen würde.
Um sich weiter abzulenken, beschloss er Ruffy einen Brief zu schreiben. Damit war er aber auch nur kurz abgelenkt, bis er anfing Ruffy von dem leckeren Kantinenessen und den üppigen Nachschlägen zu berichten. So beendete er den Brief und legte diesen in sein Privatfach. Ob er ihn auch abschicken würde, wusste er noch nicht.
Mit einem Schokoriegel im Mund und ein paar Keksen in der Hand, legte er sich aufs Bett. „Ich sterbe hier noch an Langeweile, eh ich verhungere.“ Seufzte er, verdrückte die Kekse und warf sich auf die Seite. Wieder döste er weg und wurde dieses mal von leckeren verführerischen Träumen verschont.

„Spinntinspektion!“ donnerte es laut und riss Ace aus den Schlaf. Fast wäre er deswegen noch aus seiner Koje geplumpst und sah nun seinen grinsenden Großvater, wie er darauf abzielte, ihn beim schummeln zu überführen.
„Menno…“ beschwerte er sich, öffnete dann aber seinen Spinnt. Sollte sein Großvater sich dort doch austoben. Natürlich hatte dieser ordentlich was zu beanstanden.
„Deine Privatsachen gehören ins Privatfach!“ mahnte er und wollte den Rucksack dort herausziehen. Sogleich hielt Ace ihn davon ab, würden ganz sicher dann seine geheimen Futtervorräte auffliegen.
„Privat ist privat. Da hast du nichts dran verloren!“ fest fixierte er seinen Großvater und lieferte sich ein Blickduell der Sturköpfe. Nach einer Weile war es Garp zu viel und er beließ es dabei. Dennoch huschte seine Hand an Ace vorbei und zupfte den Brief hervor. Als er die Adresse las, zog er eine Augenbraue hoch.
„Du glaubst wirklich, er liest ihn?“ frage Garp skeptisch, woraufhin Ace nur mit den Schultern zuckte. „Darf ich?“ fragte Garp dann, interessierte es ihn doch brennend, was Ace Ruffy so zu berichten hatte.
„Klar doch!“ meinte Ace nur, stand in dem Brief eh nichts besonderes. Garp überflog den Brief und musste am Ende lachen. „Nach diesem Brief tritt er auf jeden Fall der Marine bei. So wie du das Essen hier lobpreist.“ Ace verdrehte nur die Augen, bestand der Brief zu zweidrittel aus dem Bericht, wie toll die Verpflegung doch sei.
„Den gebe ich gerne für dich zur Post!“ meinte Garp noch und steckte den Brief in seine Manteltasche.
Ace grummelte deswegen etwas. Niemals würde er Ruffy seinen Traum ausreden wollen. Aber er bezweifelte auch, das sich sein kleiner Bruder durch einen Brief, der einer Essenskritik aus der Sonntagszeitung glich, von seinen Plänen abbringen lassen würde.
Garp hatte nun auch genug seinen Enkel geärgert, würde Ace nun erst einmal den ausgeräumten Spinnt wieder ordnungsgemäß einräumen müssen. Und so verließ er die Kajüte und ließ Ace alleine.
Grummelnd war Ace nun damit beschäftigt seinen Spinnt genau nach dem Handbuch einzuräumen, obwohl er seine Privatsachen wieder neben den Uniformen hing. Wenn die Marine sich keine größeren Spinnte leisten konnte, mussten sie damit leben, das es dann eben nicht einhundertprozentig nach Vorschrift gehen konnte.

Es war Abend geworden und obwohl Ace sich heute einmal nicht abmühen musste und den halben Nachmittag verdöste, war er recht müde. So beschloss er nach seiner Pause zu Bett zu gehen und möglichst nicht vom Essen zu träumen.

Heiß brannte die Sonne und veranlasste die Piraten, faul auf dem Deck zu liegen und einfach nichts zu tun. Auch Ace saß im Schatten, zusammen mit Thatch und Marco spielte er Poker.
Zufrieden betrachtete er sein Blatt, hatte er recht gute Karten erwischt. Bei Thatch meinte er, mal wieder sein „Bäh, was für ein mieses Blatt!“ zu erkennen. Marco Mister Pokerface ließ jedoch nicht erkennen, ob er gute oder schlechte Karten hatte.
Eine neue Karte nahm er dann doch noch und musste innerlich schmunzeln. Die erhaltene Karte war irgendwie seine persönliche Glückskarte. Ganz zufrieden ging er nun diese Runde an und behielt recht.
Thatch hatte nichts auf der Hand und auch Marcos Jungendrilling und Damenpärchen war nichts gegenüber Ace Blatt.
„Royal Flash!“ grinste er und legte seine Karten offen. Grummelig besah sich Marco das Blatt und grinste. „Das Ace of Spade ziehst du aber fast immer!“ meinte er und nahm die Karte aus dem Blatt.
„Mhh… Die Karte verfolgt mich irgendwie!“ sprach Ace schulterzuckend. Schon als Kind zog er oft diese Karte, wenn er mit Ruffy und Sabo spielte. Er hatte sie daher auch für seine Piratenflagge ausgewählt, hatte das „Ace of Spade“ auch noch eine besondere Bedeutung. Sie ist die höchste Karte im Kartendeck und gilt als unschlagbar.
Ja als unschlagbar hatte Ace sich damals gesehen, jagte zielstrebig mit seiner Crew über das Meer und erlebte so manche spannende Abenteuer. Bis zu jenem Tag, an dem er Whitebeard herausforderte. Es war der Tag, an dem er lernen musste, das er doch nicht unbesiegbar war.
Nachdem er sich fünf Tage mit Jimbei abgemüht hatte, stand endlich der alte Kapitän vor ihm und besiegte ihn ohne mühe.

Seufzend setzte Ace sich auf. Es war noch dunkel, vielleicht gerade Mitternacht, aber dieser Traum ließ ihn nachdenklich werden. Das „Ace of Spade“ hatte er immer als seine Glückskarte betrachtet, obwohl sie neben der einen Bedeutung noch zwei weitere hatte. Sie wurde auch „Ace of Sword“ genannt, die Karte des Mutigen, klar nach dem Motto: „Feel the fear and do it anyway!“ (Spüre die Angst und tu‘ es dennoch!). Jedoch die dritte Bedeutung ließ ihn am wenigsten los. So war das Pik-Ass auch als die Todes-Karte bekannt. War dies von Anfang an immer sein Schicksal gewesen?
Er wusste es nicht und sein knurrender Magen machte das Nachdenken nicht gerade leichter. Nach einer Zuckerdosis legte er sich wieder hin, schlief jedoch lange Zeit nicht mehr ein. Zu sehr beschäftigte ihn wieder die Frage, ob das Schicksal eines jeden vorbestimmt war und was nun sein Schicksal für ihn bereit hielt.

Am Morgen des zweiten Tages hatte die Langeweile nun voll von ihm Besitz ergriffen. Er war es nicht gewohnt den gesamten Tag irgendwo still rumzusitzen und nichts zu tun. Immer war er in Bewegung, ob er nun trainierte oder unterwegs war. Immer hatte er etwas zu tun.
Vor Langeweile griff er zum Marinehandbuch, war es das einzigste Lesbare in seiner Kajüte. Aber bereits nach den ersten Seiten warf er es gähnend an die Tür und brubbelte muffelig rum, das sie ihm ja wenigsten die Tageszeitung hätten geben könnten.
Nach einem Keksfrühstück und einer Ration Wasser, beschloss er irgendwie Bewegung zu bekommen. Nur war dies auf der geringen Fläche recht beschwerlich eng. Nach duzenden Liegestütze und Sit Ups gab er es auf. Stieß er doch andauernd gegen die Wand oder das Bett. Und ein kleines Problemchen stellte sich auch ein.
Er musste zur Toilette, hatte seine letzte Pause aber am Morgen gehabt und müsste nun bis zum Abend auf die nächste warten. „Das ist Folter!“ fluchte er und versuchte nicht an seine volle Blase zu denken. Zu beginn bekam er dies auch recht gut hin, aber irgendwann hatte er das Gefühl gleich innerlich zu platzen.
Da war auf einmal der Ausblick aus dem Bullauge kein schöner Anblick mehr, sondern die pure Versuchung, es einfach laufen zu lassen. So war es kein Wunder, das er den Wachposten förmlich umrannte, als er endlich seine Pause nehmen durfte und wie ein geölter Blitz zum Klo eilte. Erleichtert kehrte er in seine Kajüte zurück, nur leider erwischte der Wachposten ihn dabei, wie er die Zeitung vom Vortag mit hineinschmuggeln wollte.
„Kommt schon! Das ist nur eine Zeitung und nichts zu essen. Oder glaubt ihr etwa, ich esse die aus Verzweiflung?“ Die Wache überlegte recht lang, überließ sie ihm dann. Jedoch nur für eine Stunde, dann müsse er sie vollständig abgeben.
Damit konnte Ace leben und widmete sich den Tagesgeschehen in der weiten Welt.
„Whitebeard-Piraten versenken Marinekreuzer…“ las er interessiert die Headline des Leidartikels im Marineteil. „Wieder schlug die Bande der Whitebeard-Piraten zu und vergriff sich an einen Handelskonvoi der Weltregierung. Drei Divisionsschiffe enterten die Handelskoggen, während die Moby Dick die Begleitschiffe versenkte. Die Marine beklagt zahlreiche Verluste, sowie einen entstandenen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe…“ Ace machte es glücklich von seiner früheren Familie zu lesen. Er fühlte sich ihnen stark verbunden und vermisste sie sogar. Verrückt, hatte er sie noch nie persönlich getroffen. Alles waren Erinnerungen, Träume, reines Gefühl. Aber dies bedeutete ihn sehr viel.

Mit knurrenden Magen lag Ace hell wach im Bett. Er hatte die ersten zwei Tage hinter sich gebracht und dies war die letzte Nacht, die er hungrig verbringen müsste. Morgen gegen Mittag würden sie Lougetown erreichen und er damit wieder frei sein. Aber sein Magen knurrte so laut und zog sich bereits schmerzlich zusammen, das Ace glaubte, sich bereits selbst zu verdauen.
Verdammt, er brauchte etwas zu essen und dies sofort!
Nachdenklich ging er an seinen Spinnt und holte das Holzkästchen hervor.
Sollte er es wirklich jetzt schon wagen?
War er schon bereit dafür?
Egal… Es war etwas essbares und so biss er in die leuchtend rote Frucht, nur um Augenblicke später zu würgen. „Gott ist das furchtbar!“ fluchte er, behielt den Bissen jedoch ganz nach dem Motto „Der Hunger treibt es rein, der Ekel hinunter und der Geiz behält es drin!“ drinnen. Naserümpfend stopfte er sich auch den Rest in den Mund und schluckte das Ekelding ohne zu kauen hinunter. Schmerzlich spürte er, wie der gewaltige Bissen seine Kehle hinabwanderte und in seinen Magen plumpste.
Aber egal wie ekelhaft das Teil auch war und welche Auswirkungen es nun mit sich bringen würde, er war vorerst satt und würde bis zum Morgen durchhalten.

Wie vom Teufel persönlich gejagt, hastete Ace durch die Straßen und Gassen von Lougetown. Ihm dicht gefolgt eine Mannschaft Marinesoldaten und ein wetternder Kapitän mit zwei dicken Zigarren im Mund.
Verdammt, er hatte doch nur etwas Obst geklaut, weshalb machten sie wegen ein paar Äpfeln und einer leuchtend roten „Was auch immer“ so einen aufriss.
In eine Gasse abbiegend, verschlang er einen Apfel und warf den Griebsch achtlos davon. Er hatte seit zwei Tagen nichts mehr gegessen und hätte er das Obst nicht geklaut, wäre er vor Erschöpfung und Hunger noch umgekippt.
Laut schrieen die Soldaten ihm nach, aber Ace interessierte dies nicht. Er wollte hier einfach nur noch weg und dies möglichst unversehrt und satt. Wieder biss er in einen Apfel und hätte fast gekotzt. „Gott was ist das?“ fragte er sich und besah sich den „Apfel“ genauer.
„Scheiße!“ stieß er aus, als er erkannte, das er da gerade wohl in eine Teufelsfrucht gebissen hatte. Aber nun war es zu spät und er betete innerlich, das er nun nicht auch zu so was Unnützen mutierte, wie Ruffys Gummigehopse.
„So Bürschchen, hab ich dich!“ sprach der Kapitän ruhig, als er plötzlich vor Ace in einer Rauchwolke auftauchte. Kurz verzog Ace das Gesicht, der Typ musste auch Teufelskräfte besitzen.
„Was bist denn du?“ fragte Ace frech und hoffte so etwas auf Zeit spielen zu können, wusste er, das die Wirkung einer Teufelsfrucht etwas auf sich warten lassen konnte.
„Ich bin Kapitän Smoker und du bist verhaftet.“ Sprach Smoker ruhig mit seiner rauchigen Stimme.
„Hab ich aber so gar keine Lust drauf!“ meinte Ace und dachte sich, okay wenn er nur Rauch ist, dann einfach zack durch ihn durch und vorher noch eine ordentlich mit der Faust ins Gesicht.
Das Ende vom Lied war, das Ace kurz vor Smoker seine Feuerfaust ballte und dem Kapitän die Zigarren verkohlte.
„Ups…“ kam es nur von Ace und er nutzte den kurzen Augenblick der Verwirrung, um zu entwischen.
Von jenem Tag an besaß er die Macht das Feuer zu beherrschen und wurde als Bald auch „Ace mit er Feuerfaust“ genannt.

Was für eine herrliche Erinnerung, dachte Ace als er am nächsten Morgen aufwachte. Wirklich anders fühlte er sich nicht. Kurz dachte er nach, versuchte das Gefühl aus seinen Träumen und Erinnerungen zu erfassen und versuchte es dann einfach.
Eine kleine Flamme waberte in seine Hand und brachte ihn zum schmunzeln. Wie ein kleiner Herzschlag pulsierte das Feuerchen und er fühlte sich nun endlich fast vollständig. Nur noch eines fehlte, aber für dies war die Zeit noch nicht gekommen…

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