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Apr 01 2011

IceBluemchen

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21. Die Entscheidung ist gefallen

Es dauerte nur einen Augenblick bis Marco die Bergspitze und die Grabmäler erreichte. Schon aus der Luft hatte er Ace ausmachen können und es stockte ihm den Atem, als er ihn dort regungslos zusammengekauert vor den Gräbern erblickte. Sein Herz zersprang nun fast vor Sorge, bestätigte dies nun die schlimmsten Befürchtungen, das Ace irgendetwas geschehen war.
Elegant setzte er zur Landung an und verwandelte sich bereits während dieser, zurück zum Menschen. Nur zwei Schritte neben Ace hatte er wieder festen Boden unter den Füßen und sofort kniete er sich zu seinem Freund hinunter.
„Ace alles okay mit dir?“ fragte er besorgt und rüttelte leicht an dessen Schulter. Nur ein gequältes müdes Murren von Ace Seiten kam als Antwort. Rührte er sich weiter nicht, gab sonst keinen Mucks von sich. Nichts schien in Ordnung zu sein. Behutsam drehte Marco ihn auf den Rücken und begutachtete ihn kurz. Auf dem ersten Blick war er nicht verletzt, aber er hielt sich seine Brust und so befürchtete Marco, das Ace seine gebrochenen Rippen ihm Probleme bereiteten.
„Warum musst du uns in letzter Zeit nur so oft einen solchen Schreck einjagen.“ Sprach Marco zu sich selbst und erschrak, als er von Ace ein geflüstertes „Tut mir leid!“ vernahm. Er hatte nicht gedacht, von Ace eine Antwort zu erhalten, sah es doch bis eben so aus, als würde er schlafen. Aber nun schaute Ace ihn entschuldigend an.
„Ich wollte euch keine Sorgen bereiten!“ sprach er schuldbewusst.
„Und warum hast du dich dann in einer Nacht und Nebelaktion vom Schiff geschlichen?“ fragte Marco leicht gereizt, da er es einfach nicht verstehen konnte, warum Ace dies getan hatte. Seufzend setzte er sich neben ihn und wartete auf eine Erklärung für den nächtlichen Blödsinn.
„Wollte ich eigentlich gar nicht. Hat sich so im Laufe der Nacht ergeben.“ Gab Ace betreten zu.
„Aha und was hattest du gemacht, das es sich einfach so ergab.“ Kam es von Marco neugierig, aber seine aufsteigende Wut war deutlich herauszuhören. In Marcos Kopf hatten sich während der gesamten Suche diverse Horrorszenarien abgespielt. Und auch wenn er froh war, seinen Freund gefunden zu haben, so wollte er ihn im Moment für seine Dummheit einfach nur anschreien.
„Ich wollt erwachsen werden.“ Antwortete Ace und biss sich verlegen auf die Unterlippe.
„Ach und dazu schleicht du dich von der Krankenstation und vom Schiff?“ sprach Marco sarkastisch, dem Ace Antwort zu banal vorkam.
„Nein, ich war in der Nacht aufgewacht und musste aufs Klo. Als ich aufstand, bemerkte ich, dass Leigh gerade nicht da war und so nutzte ich die Chance, alleine in meine Kajüte zu kommen. Ich wollte eigentlich auch nur etwas nachschauen, aber dabei habe ich eine Entdeckung gemacht, die mich letztendlich hierher führte.“ Erklärte Ace und ließ Marco aufhorchen.
„Und was war dies für eine Entdeckung?“ fragte er neugierig, was sein Freund wohl entdeckt hatte, das ihn so eine Dummheit begehen ließ.
„Das ist ein Geheimnis, das noch brisanter und gefährlicher ist, als das Geheimnis um meine Herkunft. Du darfst es niemals jemanden erzählen! Schwör mir das!“ sprach Ace, verengte seine Augen zu Schlitzen und zog eine tot ernste Mine.
„Ace ich würde niemals ein Geheimnis von dir preisgeben. Ich habe das Geheimnis um deinen Vater niemanden verraten und auch jedes andere Geheimnis ist bei mir sicher, egal wie gefährlich es ist.“ Antwortete Marco vertrauensvoll. Niemals würde er etwas machen, was seinen besten Freund in Gefahr bringen würde. Dies würde er ihm nicht nur schwören, sondern sogar mit seinem Tod beweisen.
„Ich bin im Besitz des privaten Logbuches meines Vaters!“ sprach Ace so nüchtern, als wäre es das Normalste auf der Welt, genau dieses Buch zu besitzen.
„Wau…!“ kam es nur von Marco, dessen Gedanken sich nun überschlugen… Gol D. Rogers Logbuch. Was sollte er auch mehr dazu sagen?
„Ja das trifft es wohl am ehesten.“ Schloss sich Ace an und lächelte dünn. Dieses Buch war reines Gold wert. Viel Gold. Super viel Gold. Unbezahlbar viel Gold.
„Aber warum hast du nie davon erzählt oder wusste Paps es?“ hackte Marco nach, seine Wut längst vergessen. Er konnte verstehen, das Ace es nicht in die Welt hinausposaunte, aber mit diesem Buch lag ihm die Welt zu Füßen. Zumindest die Welt der Piraten und sofern auch das im Buch stand, was Marco sich dachte, das es sicherlich im Buch stand.
„Nein, ich wusste es bis heute Nacht selbst nicht. Ich hab es zu meinem sechzehnten Geburtstag bekommen, aber ich hielt es für ein unnutzes Ding und habe das Geschenk nie geöffnet.“ Erklärte Ace und verzog das Gesicht angesichts seiner eigenen Dämlichkeit.
„Und warum hast du es dann heute Nacht geöffnet.“ Fragte Marco nun irritiert. Wieso hatte er das Geschenk all die Jahre ignoriert und plötzlich fällt es ihm ein, es doch zu öffnen.
„Weil ich mir dachte, das wenn ich erwachsen werden will, ich auch mit meiner Vergangenheit abschließen muss. Außerdem hast du mich mit deinem Äußerungen über meinen Vater völlig durcheinander gebracht. Und während ich über ihn nachdachte, fiel mir das Geschenk ein. Ich hatte es ganz vergessen gehabt. Naja…“ verlegen schaute er Marco an. „Ich wollte es los werden. Dachte, wenn ich es nicht mehr habe, dann ist auch die letzte gebliebene persönliche Bindung hinfort und ich etwas freier. Aber meine Neugier war stärker und es war eigentlich auch ein Geschenk von meinen Eltern zusammen und damit das einzigste, was mir von ihr, meiner Mutter blieb… na ja, da wollte ich wissen, was es war, das er gewollt hatte, das ich es unbedingt erhalten. Und so hab ich das Geschenk aufgemacht und glaub mir, mir wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen.“ Antwortete Ace und schaute Marco bedeutungsvoll an.
„Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Jeder Pirat träumt von diesem Buch. Sie würden dafür töten, es zu bekommen.“ Sprach Marco und hatte damit verdammt noch mal recht. Dieses Buch war nicht nur unbezahlbar, es war eine tickende Zeitbombe. Würde nur irgendjemand nicht Vertrauenswürdiger von diesem Buch erfahren, wäre Ace und alle Mitwisser mause tot. Sie würden ganz oben auf der Abschussliste der Weltregierung und jedes Piraten stehen. Jeder würde versuchen es zu bekommen und dabei keine Rücksicht nehmen.
„Und deswegen muss es auch ein Geheimnis bleiben. In dem Buch steht alles, wirklich alles!“ sprach Ace deutlich und Marco nickte verstehend.
„Ich schwöre es bei meiner Ehre und meinem Leben, das niemand ein Wort von mir erfährt.“ Schwor er.
„Danke!“ kam es nur von Ace und er schloss kurz seine Augen.
„Ist mit dir wirklich alles okay?“ fragte Marco besorgt. Ace öffnete wieder seine Augen und grinste.
„Ja, ich bin nur sehr müde und mir ist verdammt kalt.“ Antwortete er und verzog etwas das Gesicht. Schon die gesamte Zeit unterdrückte er ein bibbern, aber die Kälte der Nacht war tief in seine Glieder gekrochen und brachte ihn nun leicht zum zittern.
„Oje…“ kam es nur von Marco und zog sich sogleich seine Jacke aus. Vorsichtig hievte er Ace hoch und legte ihm die Jacke über die Schultern. Viel brachte es nicht, aber zumindest saß er nun und lag nicht mehr im taunassen Gras.
„Besser?“ fragte er nun wieder sichtlich besorgt nach. „Etwas…“ antwortete Ace und hielt sich wieder seine Brust. Das mit seinen gebrochenen Rippen nervte ihn allmählich an. „Aber erwarte nicht von mir, das ich den Berg wieder alleine hinunter kraxle. Das schaff ich niemals!“ Marco lächelte dünn, versuchte seine Sorge soweit zu unterdrücken.
„Mach dir deswegen keine Gedanken. Jozu und Doc sind schon auf dem Weg.“ Ace grummelte etwas. Doc würde ihm eine deftige Standpauke halten und von Jozu wieder zum Schiff getragen werden, gut da gab es schlimmeres.
Ein fragender Blick lag nun auf Ace. „Warum hast du eigentlich nicht gewartet und gefragt, ob wir dich hinauf bringen?“ fragte Marco nachdenklich.
„Ich wollte nicht warten und ich wollte auch allein sein. Weist du, in dem Buch meines Vaters steht einiges drin, mit dem ich erst noch zurecht kommen muss. Und ich musste über einiges nachdenken. Ich brauchte einfach Paps rat. Das klingt bescheuert, aber es half mir damals immer mit Paps zu reden und es half auch dieses mal.“ Antwortete Ace und lächelte.
„Du hast DIE Entscheidung getroffen?“ es war mehr eine Feststellung als eine Frage, sprach Ace erleichterte frohe Mine Bände.
„Ich werde noch eine Menge lernen müssen und ich werde sicherlich so einige Fehler machen, aber ich darf Paps doch nicht enttäuschen. Und ich darf euch nicht enttäuschen. Ihr seit meinetwegen in den Krieg gezogen und so viele haben ihr Leben für mich gelassen. So viele Opfer wurden gebracht. Ich muss Paps Wunsch nachkommen, das bin ich ihm und euch schuldig.“ Antwortete Ace und seufzte. Die Entscheidung fiel ihm nicht leicht, hatte er das Gefühl, Marco damit etwas zu nehmen, das dieser sich sehr hart erarbeitet hatte. Aber Marco wollte es so, hatte Whitebeards Wunsch unterstützt und so nahm Ace sein Schicksal an und wollte das Beste daraus machen.
„Die Crew wird sich freuen und wegen dem Lernen und den Fehlern, da hast du ja mich. Ich werde dir schon sagen, wenn du etwas verbockst. Das heißt, wenn du mich überhaupt als Vize möchtest!“ sprach Marco und schaute fragend zu Ace. Bislang war er fest davon ausgegangen, das er weiterhin Vize-Kapitän bleiben würde. Aber was wenn Ace andere Pläne hatte?
„Marco, natürlich will ich dich als Vize. Ohne dich würde ich dies nie angehen. Im Moment bist du doch eh mehr Kapitän als ich.“ Antwortete Ace sogleich. Wie konnte Marco bloß darauf kommen, das er ihn nicht wollte. Er war sein großer Halt. Der Fels in der Brandung der stürmischen See, die wahrlich um sie herum tobte.
„Ace mach dich nicht kleiner als du bist. Du wirst ein guter Kapitän sein, das weis ich und dies wusste Paps!“

Eine Weile schwiegen sie, sah Marco den Berg hinab, wo eigentlich Jozu und Doc blieben und sah den Arzt in einiger Entfernung schnaufend den Berg heraufsteigend.
„Darf ich es irgendwann mal lesen?“ fragte Marco plötzlich. Ace schaute ihn verwundert an und musste grinsen.
„Klar, aber nur, wenn du mich vor Doc rettest und mir verrätst, was du damals zu meinem Vater gesagt hast, das es ihm so beeindruckte, das du eine Erwähnung im Buch verdienst hattest!“ antwortete er und musste sich echt zusammenreißen, das er nicht laut losprustete bei der Reaktion von Marco.
Der schaute Ace völlig überrascht an. „Was? Ich stehe auch im Buch?“ sprach er entsetzt.
„Ja, vor etwa zweiundzwanzig Jahren erwähnt er einen blonden sechsjährigen Lausebengel auf der Moby Dick, der keinen Anstand und Manieren hatte und ihm Worte an den Kopf warf, bei dem er sich fragte, woher ein Kind diese habe.“ Erklärte Ace völlig belustigt über Marcos immer noch entsetztes Gesicht. Sich erst einmal sammelnd schluckte Marco kurz, aber dann entspannte er sich und setzte ein lockeres Lächeln auf.
„Wenn man auf einem Piratenschiff aufwächst, schnappt man hier und da mal ein Wort auf. Aber ich hatte Manieren!“ meinte er nur Schulterzuckend und grinste Ace an.
„Mhh… und was hast du ihm dann gesagt, das er dies anzweifelte?“ fragte er neugierig. Dies hatte er sich schon vor Stunden gefragt, als er den Eintrag gelesen hatte. Welche Schimpfworte konnten so brisant sein, das sie seinem Vater in blankes Erstaunen versetzten.
„Weis ich nicht mehr! Ist schließlich schon eine Ewigkeit her…“ meinte Marco nur und schaute schuldbewusst weg. Er wusste genau, was er damals gesagt hatte, aber er würde diese Worte heute nicht mehr so leichtfertig in den Mund nehmen. Damals als Kind wusste er um die Bedeutung der Worte nicht und daher konnte er es nicht besser wissen. Heute hatte er genügend Anstand, diese Worte im richtigen Gebrauch anzuwenden und selbst dann nur im äußersten Notfall.

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