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Mrz 25 2011

IceBluemchen

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20. Zwiegespräch mit den Toten

Flashback… drei Stunden bis zum Frühstück…

Ace schlug das Buch zu und quälte sich vom Bett. Sein Bauch brannte, als habe er dort einen schlimmen Sonnenbrand, und seine Rippen pochten. Jedoch ignorierte er dies und schritt zu seiner Seemannstruhe hinüber. Sorgsam legte er das Buch zurück und platzierte einige Kleidungsstücke darüber, sodass es nicht auf den ersten Blick gefunden werden konnte. Später müsste er sich ein besseres Versteck für das Buch suchen oder zumindest eine abschließbare Kassette oder Ähnliches.
Nun griff er eine Hose und Hemd und zog sich diese über sein Schlafzeug. Suchend schaute er sich nach seinen Stiefeln um, fand sie jedoch nicht. In Impel Down hatte man sie ihm abgenommen, ebenso wie seinen Logport und andere Habe. Seufzend wand er sich wieder seiner Truhe zu. Irgendwo darin müssten doch noch Schuhe herumfliegen. Aber alles kramen und wühlen brachte nichts. Er hatte nur seine Stiefel besessen, lief er nur mit ihnen oder aber Barfuss.
Mürrisch wand er sich von der Truhe ab und schlich sich auf den Flur. Viel Zeit hatte er nicht mehr, wenn er unentdeckt hinauf zu Whitebeards Grab wollte und rechtzeitig auch wieder zurück. Wenn er dies nicht schaffen würde, sah er sich schon einer gehörigen Standpauke gegenüber stehen. Doc würde ihm die Hölle heiß machen und Marco ihm die Ohre lang ziehen. Aber er musste dort hoch, musste mit Whitebeard sprechen, versprach er sich so die Klarheit zu bekommen, die er jetzt einfach brauchte.
Leise schlich er den Flur entlang. Stimmen drangen aus der Mensa, aber an ihr musste er nicht vorbei, stieg schon die Treppe hinauf und stand nun vor der Tür zum Deck. Wenn er sich vor jemanden in Acht nehmen müsste, dann vor der Nachtwache. Er rechnete mit zehn Mann, vielleicht auch nur sechs, da Whitebeard Island recht abgeschieden und ruhig lag. Aber sie würden über das Deck patrouillieren und mindest ein Kommandant würde auf der Brücke stehen.
Vorsichtig schob er sich aus der Tür und versteckte sich im Schatten der Wand. Das spärliche Licht der Öllampen kam ihm zu gute, waren die Schatten so recht dunkel. Aber die Wachen waren immer wachsam und so musste er sehen, das er schleunigst zur Planke kam und weg.
Vista hatte Nachtwache und überblickte das Deck. Jedoch in dieser Nacht war Ace wohl das Schicksal sehr holt. Eine Patrouille lenkte Vista gerade ab und so nutzte Ace dies nun aus. Er dämpfte etwas das Licht der Öllampen und eilte zur Planke, huschte auf die Insel und verschwand in die Nacht.

Er hatte keinen Ahnung wie lange er für den Aufstieg gebraucht hatte, aber er hatte seine Kraftreserven völlig falsch eingeschätzt. Vollkommen erschöpft und unter starken Schmerzen sank er vor den gewaltigen Grabmälern zusammen und rang um Atem. Wie ein Maikäfer pumpend lag er auf dem Rücken und sah hinauf zu den Sternen. Nur wenige Wolken waberten am Himmel, verdeckten hier und da einige Sterne und auch der Mond versteckte sich gerade hinter einem Wolkenfetzen.
Nur langsam kam er wieder soweit zu Atem, das er es wagte sich aufzusetzen. Betrübt wanderte sein Blick über die drei Grabmäler, die sich wie gewaltige Monumente, gedacht für die Ewigkeit zu bestehen, vor ihm aufbauten.

Thatch
Geliebter Bruder, lachendes Herz.
Der Himmel weinte als du gingst.
Nie werden wir dich vergessen.
Ruhe in Frieden und Freiheit.

Erste Tränen rannen sein Gesicht hinab, kam der Schmerz und die Leere zurück, die er damals empfand, als er seinen Freund verlor. Geschworen hatte er, das er den Verräter fangen und seiner gerechten Strafe zuführen würde. Jedoch hatte er versagt und dieser Schmerz wog tiefer, glaubte er Thatch enttäuscht zu haben.

Portgas D. Ace
Ein Ende kann auch ein Anfang sein!

Seufzend gab er Marco recht. Sein Tod war das Ende der Whitebeard-Piraten, wie sie die alte Ära hervorgebracht hatte. Sein Leben ein kleines Wunder und ein Neuanfang. Vieles stand ihnen nun offen. Nur eine Entscheidung war noch zu fällen, bevor sie in ihre neue Zukunft aufbrechen würden. Eine Entscheidung die Ace nicht leicht viel und er den Rat seines geliebten Kapitäns brauchte.

Edward Newgate
Weiser Kapitän,
Starker gefürchteter Pirat,
Geliebter liebender Vater!
Auf ewig soll deine Flagge über die Meere segeln
Und der Name Whitebeard nie vergessen sein!

Zwiegespräch mit den Toten

Wie ein nie endender wollender Strom, rannen seine Tränen sein Gesicht hinab und durchtränkten sein Hemd. Er konnte seinen Blick nicht von der Inschrift lösen. Zu sehr nahmen ihn die Worte ein, rissen ein tiefes Loch in seine Brust, ließen sein Herz bluten.
Und dann brach all der Schmerz aus ihm heraus, der sich die letzten Tage angestaut hatte, konnte er im Krankenbett einfach nicht so trauern, wie es sein geschundenes Herz verlangte.
„NEIN!“ schrie er. Eine gewaltige Feuerkaskade stob in den Himmel, erleuchtete diesen weit. Schluchzend sank er zusammen, erstarben augenblicklich die Flammen und zurück blieb ein kleines Häufchen Elend und Leid, verzehrend im Schmerz der Trauer.
„Warum?“ flüsterte er schniefend. „Warum musste es soweit kommen?“ Er konnte nicht aufhören zu weinen, tat es einfach so sehr weh. Zusammengekauert lag er im weichen Gras, getrübter Blick in die Ferne schweifend. Ihm so nah und doch so fern.
„Warum habe ich nicht auf dich gehört? Warum ließt du mich gehen? Warum war ich so ein Dummkopf?“ trübe Gedanken waberten in seinem Geist, konnte er sie einfach nicht loslassen.
„Ich wollte das Richtige machen und habe alles gehörig verbockt. Anstelle auf die Warnungen zu hören, musste ich meinen Dickschädel durchsetzen und was hab ich nun davon? Ich fühl mich so allein! Paps du fehlst mir so sehr!“ bitterlich weinend ließ er seiner Trauer freien lauf.
So verloren, einsam und allein wie jetzt, hatte er sich noch nie gefühlt. Alles schien plötzlich so unerreichbar zu sein. Er sah sich einer inneren Leere gegenüber stehen. Eine Leere wo vorher Träume, Hoffnungen und Pläne für die Zukunft wohnten. Jedoch jetzt war dort nichts mehr. Alles war ihm genommen worden… mit einem bitter schmerzenden Schlag.

Sanft strich ein leichter Wind über ihn, ließ ihn fröstelnd zusammenfahren und aus seiner Trauer herausbrechen. Sein Blick wanderte zum Kapitänsmantel, der leicht im Wind wog und wie eine schützende Hand über Thatchs Grad lag, nur um Augenblicke später sich im drehenden Wind über sein Grab zu erheben, als wolle er ihm sagen „Niemals lass ich einen meiner Söhne allein. Immer werde ich in euren Herzen wohnen, euch Liebe schenken und Hoffnung geben. Lass den Kopf nicht hängen, denn so allein bist du nicht. Denk an deine Brüder, die dich lieben, um dich kämpften und für dich starben. Solange du sie hast, wirst du nie allein sein.“
Ace schluchzte, erkannte er in jenem Augenblick, das er sich soeben selbst belog. Natürlich war er nicht allein, hatte er seine Freunde, seine Nakama, die so hart und tapfer um ihn gekämpft hatten. So viel hatten sie für ihn gegeben und geopfert. Wie konnte er dies in seiner Trauer einfach vergessen?
Und auch hatte er noch immer Ziele. Er wollte doch Ruffy finden und ihm zeigen, das er noch lebte und für ihn da sein würde. Und er wollte das Erbe seines Vaters holen, war es doch die Zukunft und Hoffnung für die Bande.
Träume? Sein Traum war es gewesen, Whitebeard zum König der Piraten zu machen, jedoch hatte er auch immer gewusst, das dies sein Kapitän nie anstrebte. Ihm bedeutete der Titel nichts und wenn Ace jetzt so recht darüber nachdachte, wie es überhaupt zu diesem Titel kam, verlor dieser jeglichen Reiz. Es gab schönere Träume, dies hatte Whitebeard ihm bewiesen. Der Traum einer glücklichen Familie, die in jeder Situation zusammenhielt. Dies war um so viel mehr wert, als alle Titel der gesamten weiten Welt zusammen.
Er hatte Ziele, Hoffnung und einen Traum. Und er hatte ein Erbe im doppelten Sinne. Das Erbe seines Vaters, das seit über zwanzig Jahren auf ihn wartete und das Erbe seines Paps, das er nur noch annehmen musste.
„Paps wieso ich?“ fragte er gen Himmel gerichtet. „Weil ich sein Sohn bin?“ er schüttelte leicht den Kopf. „Sicherlich nicht!“ was ihn sogar zum schmunzeln brachte. Niemals würde ein Whitebeard seine Familie einem Gol D. anvertrauen, nur weil er ein Gol D. war. Namen bedeuteten dem alten Herren nichts, es war ihm egal gewesen, das Ace der Sohn seines Rivalen war. Für ihn waren all seine Söhne Kinder der Meere und Namen nur Schall und Rauch.
„Sicherlich war es auch nicht meine Sturheit und mein verdammter Dickkopf. Nein dies war bisher immer recht kontraproduktiv und brachte mir nur Schwierigkeiten ein.“
„Meine Loyalität? Meine treue Seele? Nein Marco ist auch loyal und treu. Er tut alles für uns. Würde sogar für mich auf den Kapitänsposten verzichten. Noch treuer und loyaler geht es doch gar nicht mehr! Aber was ist es, das du in mir siehst? Was macht mich so besonders, hebt mich von Marco ab?“ Er schüttelte leicht den Kopf, wusste er es einfach nicht. Ließ diese Frage vorerst für sich offen.
„Paps ich weis nicht was du besonderes in mir gesehen hast, kann dir die Antwort nicht mehr entlocken.“ Seufzend sah er zum Mond, der leicht hinter einer Wolke hervorlugte. „Ich habe noch so viele Fragen? So vieles belastet mein Herz! Wer wird mir nun zuhören und Antworten geben?“ Whitebeard war nun nicht mehr da, hatte er ihm früher immer zugehört und Ratschläge erteilt, war dies nun nicht mehr möglich. „Marco!“ Neben seinem Kapitän war immer Marco sein Ratgeber, bester Freund, großer Bruder gewesen und würde es weiterhin sein.
„Aber auf viele Fragen habe ich heute eine Antwort bekommen! Ja ich bin ein Narr und Dummkopf, besitz ich seit längeren etwas sehr wertvollen und mein Sturschädel lässt mich dies nicht erkennen.“ Leicht fuhr er sich durchs Haar. Er war wirklich ein unverbesserlicher Dickkopf.
„Vielleicht war es Schicksal, das ich es nicht vor dem heutigen Tag annehmen wollte. So vieles hätte ich wahrscheinlich anders gemacht und dies ist eine grausame Vorstellung für mich. Es war gut, das ich es nicht wollte, denn nur so habe ich dich als Paps gewonnen. Nur so habe ich zu einer Familie gefunden, die ich niemals mehr missen möchte. Ich würde wohl sterben, wenn ich sie verliere…“ Er seufzte. Die Frage seines Lebens war immer gewesen, ob er es wert war, geboren worden zu sein. Die Antwort kannte er nun und er erkannte auch, was Whitebeard so besonderes in ihm sah.
„Vielleicht musste ich erst durch die Hölle gehen, um zu erkennen, was mein Leben so lebenswert macht. Die Liebe zu den Menschen die mich lieben wie ich bin. Meine tiefe Liebe und Verbundenheit zu den Menschen, die meine Familie sind, für die ich sterben würde, für die ich gestorben bin und für die ich mich zurückkämpfte.“ Er schloss seine Augen, stellte sich vor er würde vor ihm stehen und ihm genau diese eine Frage stellen, die alles entschied.
„Paps bin ich wie du? Fühlst du das selbe wie ich, wenn du an deine Familie denkst? Ist dies der Grund? Ist es dies, was mich von Marco unterscheidet?“
Es war nur ein Bild das er vor Augen hatte. Sein Kapitän stark, stolz und glücklich in die Ferne sehend, hinaus auf das weite Meer das er sein Reich nannte. Die wehenden Flaggen auf den einzelnen Inseln, wo die Menschen ihn höfflich „den alten Herren“ nannten. Die Schiffe, die stolz und heroisch seine Flagge trugen. Die Menschen, die seine Crew, seine Familie waren und dies mit einem stolzen Ehrgefühl auf ihrer Haut trugen. Es war ein Anblick der auch Ace glücklich und stolz machte. Es war die beste Antwort.
„Dann ist es entschieden!“ sprach er zufrieden und schaute glücklich zur Orca hinab. Noch lag das Schiff im Dunkel der Nacht, ließ die Crew nicht erahnen, welche wichtige Entscheidung soeben viel.
„Weißt du Paps, in dem Logbuch meines Vaters, dort gab es eine Passage, die mich sehr an dich erinnert. Ich glaube, du hast einst das selbe gesagt… Hat mein Vater wohl von dir abgeschrieben…“

„Ein Kapitän ist nur so gut, wie seine Hingabe zu seiner Crew. Er muss sie lieben, hegen und pflegen. Für sie einstehen und um sie kämpfen. Er darf sie niemals aufgeben und alles für sie geben. Nur wenn ein Kapitän dazu bereit ist, verdient er es von seiner Crew mit stolz als Kapitän betitelt zu werden. Sie entscheiden…“

„Ich hoffe nur, ich kann dem gerecht werden. Ich hoffe, ich werde das Vertrauen, das du in mich setztest als du entschiedst, nicht brechen und dir ein würdiger Nachfolger sein. Und ich hoffe, Marco bringt mich nicht um…“ schmerzlich zog er die Luft ein, hörte der Schmerz der pochenden Rippen einfach nicht auf. Bis jetzt hatte er ihn versucht zu ignorieren, aber ihm wurde nun langsam auch richtig kalt. Leicht zitterte er bereits, was ihm neue Qualen in der Brust bescherte.
Seinen Plan rechtzeitig wieder auf dem Schiff zurück zu sein und hoffen, sein Ausflug bliebe unbemerkt, konnte er vergessen. Keinen Meter würde er gehen können.
Seufzend schloss er wieder seine Augen. „Marco wird mich erschlagen… Warum mach ich mir da eigentlich Gedanken um den Kapitänsposten…?“

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