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Mrz 18 2011

IceBluemchen

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19. Das Schiff auf dem Kopf

Doc war erstaunt, das er in dieser Nacht nicht aus dem Schlaf gerissen wurde. In den letzten Wochen hatte er keine Nacht mehr durchgeschlafen. Mal wurde er wegen irgendwelchen Kleinigkeiten, wie der Gabe eines neuen Schmerzmittels, gerufen, andere Male waren es Notfälle, wie plötzlich auftretende Atemprobleme oder eine schnell abfallende Körpertemperatur. Doch nichts dergleichen war in dieser Nacht aufgetreten. Er wertete dies als ein gutes Zeichen, das Ace nun entgültig auf dem Weg der Genesung war und bald die Krankenstation verlassen könne.
Gut gelaunt betrat er die Station und das kleine Stationsbüro, wo sich immer eine Schwester aufhielt. „Guten Morgen Leigh. Verlief die Nacht ruhig?“ begrüßte er seine Schwägerin, die in dieser Nacht die diensthabende Nachtschwester gewesen war.
„Ja, die Nacht war sogar sehr ruhig. Ich habe Ace’s Werte um Mitternacht genommen, da hat er tief und fest geschlafen. Er meldete sich auch den Rest der Nacht nicht. Ich habe ihn auch noch nicht geweckt.“ Berichtete sie und reichte Doc die Akte. Kurz begutachtete er die Werte, die seit zwei Tagen unverändert gut waren.
Von den Werten ging es Ace auch gut. Seit zwei Tagen hatte er kein Fieber mehr und so bekam er auch keine Fiebersenker mehr. Und auch seine zwei gebrochenen Rippen heilten gut zusammen, wobei die Bettruhe die Ace streng halten musste, dem nur förderlich war. Dies sah Doc vor allem, wenn Ace zur Toilette musste und sich regelrecht aus dem Bett quälte. Er hatte mit den gebrochenen Rippen aber auch ein arges Pech gehabt, da es genau die zwei untersten auf der rechten Seite waren. Immer wenn Ace sich aufsetzte und dabei seine Bauchmuskeln etwas anspannte, konnte er vor Schmerzen fast doppelt an die Decke gehen. Zum einen quälten ihn dann seine Rippen, aber zum anderen tat ihm dann auch sein Bauch weh.
Für Doc waren die Schmerzen die Ace am Bauch und Rücken verspürte erst ein Mysterium gewesen. Er hatte sich die Herkunft einfach nicht erklären können. Jedoch berichtete ihn Marco, das wenn er sich verletzte und seine blaue Flamme ihn dann heilte, er die Wunde dennoch eine kurze Zeit lang spürte. Dies war für Doc die einzigste logische Erklärung, weshalb Ace dort einen sonnenbrandartigen Schmerz verspürte. Eine nervliche Überreaktion auf etwas, was längst nicht mehr da war und was sich mit der Zeit von alleine geben würde.
Und so wartete Doc der kommenden Dinge ab und verabreichte Ace bei bedarf einfach ein Schmerzmittel.
„Okay, ich mache jetzt Visite und wecke ihn. Wenn alles gut ist, werde ich ihm erlauben, das er in der Mensa frühstücken darf.“ Leigh lächelte. „Das wird ihn freuen. Er beschwert sich eh andauernd, das er den ganzen Tag hier liegen muss. Da wird ihm der kleine Abstecher in die Mensa sehr gut tun.“ Doc nickte und verschwand aus dem Büro.
Die Akte nochmals studierend betrat er das Krankenzimmer von Ace. Er entzündete die Öllampe und wollte ihn wecken, schaute aber nun verwundert auf ein leeres Bett. „Er ist wohl doch schon wach und auf der Toilette.“ Dachte Doc laut nach und verlies wieder das Zimmer. Die Krankenstation besaß nur ein kleines Bad. Gerade einmal eine Toilette und ein Waschbecken befanden sich darin, aber mehr war auch nicht notwendig.
Er ging über den Flur, am Büro vorbei und klopfte an die Badezimmertür. „Ace? Bist du fertig?“ fragte er und wartete auf eine Antwort, die jedoch nicht kam. Nochmals klopfte er, aber wieder kam keine Reaktion.
Nicht das dem Jungen etwas passiert war, schoss es ihn in den Kopf. Es verwunderte ihn eh schon, das er alleine aufgestanden und zur Toilette gegangen war, ohne das Leigh dies mitbekommen hatte. Besorgt ergriff er den Türknauf und drehte ihn. Erstaunt stellte er fest, das die Tür nicht verschlossen war. Vorsichtig öffnete er diese nun. „Ace?“ fragte er, aber da niemand im Badezimmer war, kam auch keine Antwort.
Nun wurde Doc echt nervös. Wo war Ace?
„Ace ist verschwunden! Hast du ihn irgendwo hingehen sehen?“ fragte er aufgewühlt Leigh. „Nein, ich habe ihn um Mitternacht das letzte mal gesehen, als ich seine Werte nahm. Er hatte so ruhig geschlafen, das ich ihn nicht mehr stören wollte. Aber ich hätte ihn auch sehen müssen, wenn er aufgestanden wäre.“ Sprach sie und wurde nun auch nervös.
„Warst du die gesamte Zeit im Büro?“ fragte Doc, dachte aber schon über die Möglichkeiten nach, wo Ace hin verschwunden sein konnte. „Ja, wobei ich kurz nach Mitternacht einmal zur Toilette war und im Anschluss mir einen Kaffee aus der Mensa geholt habe.“ Antwortete Leigh schuldbewusst. Es war nicht verboten, während des Dienstes kurz etwas aus der Mensa zu holen, befand sie sich doch auf dem selben Deck. Dennoch hatte Leigh nun das Gefühl, ihren Posten und Arbeit vernachlässigt zu haben.
„Und du hast danach nicht mehr nach ihm gesehen?“ hackte er nochmals nach, auch wenn er die Antwort bereits kannte. „Nein, er hatte doch geschlafen und ich wollte ihn nicht stören oder gar wecken. Er wird doch nicht etwa in dieser Zeit verschwunden sein?“ Doc zuckte mit den Schultern.
„Ich weis es nicht, aber ich muss ihn finden. Er ist noch nicht kräftig genug, alleine auf dem Schiff herumzugeistern. Er braucht noch viel Ruhe und gehört ins Bett.“ Sprach Doc und wand sich zum gehen ab. Leigh sah ihn schuldig nach. Wie konnte ihr dies nur passieren, das ein Patient vor ihrer Nase verschwand?

Doc hatte keine Ahnung, wo er mit seiner Suche anfangen sollte. Er fragte sich, weshalb Ace sich überhaupt von der Krankenstation schlich. Welchen Grund sollte es dafür geben? Er hörte die Gespräche und das Gelächter aus der Mensa und ihm kam ein Gedanke. Schon gestern wollte Ace unbedingt in die Mensa zum Essen, aber Doc hatte es verboten. Vielleicht hatte er sich daher heimlich davongestohlen, damit er ordentlich und ohne ärztliche Aufsicht alles nach Herzenslust in sich hineinschaufeln konnte, was ihm vor die Gabel kam. „Dem Bengel werde ich gehörig den Kopf waschen!“ wetterte Doc und betrat die Mensa.
„Wo ist er?“ brüllte Doc einmal quer durch die Mensa, das sofort alle Gespräche verstummten und jeder Anwesende nun zum wütenden und verärgerten Doc hinüber sah.
„Doc, was ist los? Wenn suchst du?“ fragte Marco, der die Wut des Arztes nicht verstehen konnte.
„ACE!!!“ schnaubte Doc und ließ seinen Blick durch die Mensa schweifen, in der Hoffnung den Gesuchten auf frischer Tat zu ertappen.
„Ace? Ist er nicht auf der Krankenstation?“ fragte Marco verwundert.
„Nein, sonst würde ich ihn ja nicht suchen müssen. Also ist er nun hier? Unter welchem Tisch versteckt er sich?“ antworte Doc wütend und ging zum Kommandantentisch hinüber.
„Er ist nicht hier. Ich wollte eigentlich gleich zu ihn gehen, da es Neuigkeit über seinen Bruder gibt. Aber ich glaube, diese müssen erst einmal warten. Wo hast du ihn schon alles gesucht?“ frage Marco und stand auf, um seinen leeren Teller zur Ausgabe zu bringen.
„Auf der Krankenstation und hier. Weiter bin ich noch nicht gekommen.“ Antwortete der Arzt und seufzte. Seine Hoffnung war es gewesen, das Ace nur zum Frühstück abgehauen war. Doch nun sah es wohl so aus, als wäre er aus anderen Gründen verschwunden.
„Okay, ich werde dir bei der Suche helfen.“ Sprach Marco.
„Ich auch!“ warf Jozu ein und brachte nun auch seinen leeren Teller weg.
„Ich helfe auch!“ meldete sich Blenheim, der ebenfalls schon mit seinem Frühstück fertig war und nur noch am Tisch saß, weil er mit Fossa über den Zeitungsartikel diskutierte.
„Gut, aber bevor wir alle wie verrückt das Schiff auf den Kopf stellen, sollten wir überlegen, wo er stecken könnte.“ Wand Marco ein und hielt die Kommandanten zurück, eh sie Hals über Kopf davon stürmen würden.
„Keine Ahnung! Wieso ist er überhaupt von der Krankenstation verschwunden?“ sprach Fossa und kratzte sich am Kopf.
„Wenn wir das wüssten, bräuchten wir ihn nicht suchen!“ meinte Doc.
„Seit wann ist er verschwunden?“ fragte Marco nach.
„Um Mitternacht wurde er das letzte mal von Leigh gesehen. Kurze Zeit später war sie für einige Minuten nicht im Büro. Er kann sich nur in dieser Zeit davongeschlichen haben, da er so sonst nicht ungesehen von der Station gekommen wäre.“ Antworte Doc. Leigh hätte Ace auf jedenfall sehen müssen, wenn er am Büro vorbeigekommen wäre. In der Wand des Büros die zum Flur zeigte, war ein Fenster eingelassen, damit Doc und die Schwestern den Flur im Auge haben konnten. Denn unter Piraten war es üblich, das sie sich gerne viel zu früh von der Station schlichen, was nun Ace wieder einmal deutlich unter Beweis stellte.
„Mhh, vielleicht wollte er in seiner Kajüte schlafen? Dort suchen wir als erstes und wenn er dort nicht ist, werden wir jedes Deck systematisch absuchen.“ Sprach Marco und ging nun zielstrebig auf den Flur. Er war verärgert, aber auch besorgt. Wieso sollte Ace einfach verschwinden? Welchen Grund sollte er dazu haben?

Als sie Ace Kajüte erreichten, mussten sie feststellen, das er nicht dort war. „Hier ist er nicht!“ sprach Doc enttäuscht. Ace Kajüte war die einzigste Idee gewesen, die auch eine plausible Erklärung für sein Verschwinden gegeben hätte. Aber was nun?
„Er war aber hier gewesen!“ sprach Marco und schlug die Seemannstruhe zu. Sogleich schaute sich Doc genauer im Zimmer um und auch Marco suchte das Zimmer nun gezielt nach Hinweise für sein weiteren Verbleib ab. Aber es viel ihnen nichts weiter ins Auge, was auf Ace jetzigen Aufenthaltsort schließen ließ und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Schiff nun systematisch Deck für Deck abzusuchen.
Längst wusste die gesamte Crew von Ace verschwinden und so teilte Marco die Leute in kleine Gruppen ein und die zweitgrößte Suche in der Geschichte der Whitebeard-Banden begann. Die erste große Suche hatte Marco vor circa 2 Jahrzehnten angezettelt, als er sich von der Moby Dick stahl und in den Vergnügungspark auf dem Sabaody Archipel verschwand.
Jeder Raum wurde durchforstet, jede Spalte und Nische. Selbst die unmöglichsten Orte wurden gesichtet. Aber von Ace keine Spur.
Resignierend trafen sich die Kommandanten an Deck und besprachen die verzwickte Lage.
„Wir haben das gesamte Schiff auf den Kopf gestellt. Er kann doch nicht einfach spurlos verschwinden. Er muss irgendwo an Bord sein!“ wetterte Doc aufgebracht. Mittlerweile machten sich alle sehr große Sorgen. Sie befürchteten das Ace etwas geschehen war und Hilfe bräuchte. Doch wo konnte er nur stecken?
„Vielleicht wollte er etwas frische Luft schnappen und ist auf’s Oberdeck gegangen.“ Überlegte Jozu.
„Aber dann hätte die Nachtwache oder ich ihn sehen müssen.“ Antwortet Vista sogleich.
„Na ja, an der Nachtschwester ist er auch vorbei gekommen, ohne das sie ihn gesehen hat.“ Erwiderte Jozu nur und verzog dabei etwas das Gesicht, als er Leigh mit hängenden Kopf erblickte. Sie gab sich die Schuld an dem gesamten Chaos, da half es auch nicht, das Marco ihr andauernd sagte, das sie keine Schuld träfe. Schließlich konnte keiner ahnen, das Ace so etwas Dummes tun würde.
„Aber hätten wir ihn dann nicht an Deck finden müssen?“ sprach Haruta nervös. Sie hatte einen furchtbaren Gedanken im Kopf, den sie kaum wagte auszusprechen. „Was wenn er wirklich an Deck gegangen ist und dann über Bord viel?“
Entsetzt schauten die Kommandanten sie an. Dies war eine furchtbare Vorstellung, aber leider auch durchaus denkbar.
„Er würde ertrinken, wenn er über Bord geht.“ Sprach Rakuyou halb panisch.
„Es reicht! Bevor wir über Horrorszenarien spekulieren, sollten wir nachdenken!“ brachte Marco jedoch jegliche Spekulationen zum stoppen. „Wir haben das gesamte Schiff abgesucht und keine Spur von ihm entdeckt. Wir wissen, das er in seiner Kajüte war und anschließend irgendwo anders hin ging. Ich glaube nicht, das er über Bord ging. Die Nachtwache hätte dies mitbekommen.“ Er schaute zu Vista, der sich noch einmal die Ereignisse der Nacht zurück ins Gedächtnis rief.
„Die Nacht war so ruhig, wie auch die letzten Nächte zuvor. Ab und an Wetterleuchten in der Ferne, aber sonst nichts.“ Dennoch, auch wenn Marco wirklich bezweifelte, das Ace über Bord gegangen war, musste er auch dort suchen lassen. So wand er sich Namur zu.
„Namur, ich weis du wirst nicht finden, aber dennoch geh und sie nach.“ Sprach Marco ruhig. Der Fischmensch nickte nur und machte sich auf zur Reling. Mit einem Satz sprang er darüber und verschwand mit einem Platsch im Meer.
Wie gebannt warteten nun alle stumm auf Namur und blickten zur Reling, wo er gerade hinuntersprang. Jeder hoffte, das seine Suche erfolglos blieb. Aber wo sollten sie dann noch suchen?
Marco hatte längst eine Vermutung, lag sein Blick auf die Insel gerichtet und konzentrierte sich auf die Bergspitze, wo er den Kapitänsmantel leicht im Wind wehen sah. Es kam ihm vor, als winke Whitebeard ihm zu. Als wolle er ihm etwas sagen oder zeigen!
Marco seufzte. Wieso war er nicht gleich darauf gekommen? Es gab nur einen Ort, der auch einen plausiblen Grund ergab für ein nächtliches verschwinden. Whitebeards Grab und die Aussicht, dort allein und ungestört zu sein.
„Namur wird nichts finden. Ace ist nicht über Bord gegangen. Er ist dort oben!“ sprach Marco in die Runde und deutete auf die Bergspitze. Eine Reaktion wartete er nicht mehr ab. Er was sich zu Sicher, das er dort Ace finden würde. Und eines war gewiss. Er würde dem Feuerteufel die Hammelbeine lang ziehen und ihm die Standpauke seines Lebens verpassen.
Er wand sich der Reling zu und während er sich bereits in den majestätischen Phönix verwandelte, rief er noch Doc und Jozu zu, sie sollen ihm folgen.

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