12. Garps Folterstunden

Ukkarii konnte einfach nicht glauben, wie viel Ace sich beim Mittagessen hineinschaufelte. Insgeheim fragte er sich bereits, wohin sein Freund das alles stopfte, verschwand der Schwarzhaarige förmlich hinter seinem Kartoffelbreiberg mit Soßensee, Karottenwald und Steakfloß. Wie ein Fass ohne Boden kam ihm das Ganze vor und wenn er an ihr Gespräch vom Frühstück zurückdachte, wo Ace ihm erklärte, das sein kleiner Bruder Ruffy locker das Doppelte vernichten konnte, schüttelte er nur noch den Kopf und fragte sich, ob alle D. so drauf waren. Die Ds die er jedenfalls bis jetzt kennen gelernt hatte, waren alles Fressmaschinen ohne jeden Zweifel.
Allerdings zum Ende der Mittagspause, wäre Ace fast das Essen vergangen, als Maat Decker es sich nicht nehmen ließ und durch die gesamte Mensa brüllend, Ace zu seinem gelungenen Prachtschuss gratulierte. Herablassen und spöttisch klang der Hüne dabei, machte sich offen über den Vorfall lustig. Aber wenigsten schien Decker nicht sehr Fantasiereich zu sein, denn bis jetzt blieb Ace von lachhaften Spitznamen verschone.

Ace hätte sich das Training geleitet von seinem Großvater nicht schlimmer vorstellen können und verstand, weshalb Ukkarii es auch „Garps Folterstunden“ nannte. Das Training das Ruffy und er unter seiner Leitung abgehalten hatten, war schon fast ein Witz gewesen.
Zu Beginn verlief alles noch recht harmlos. Kapitän Brigger ließ sie in vier Reihen à 12 Mann antreten und jagte sie nun immer an der Reling lang ums Schiff. Dabei wechselte jede Runde die äußere Reihe nach innen, sodass auch keine Reihe einen Meter weniger laufen würde. Harmlos, wenn man bedachte das Ace irgendwann aufgab die Runden zu zählen, Ukkarii am Ende meinte es wäre mal wieder knapp hundert Runden gewesen.
„Gottchen soviel läuft ein Soldat niemals, das Schiff ist doch gerade einmal zweihundert Meter lang.“ Brubbelte Ace zu Ukkarii der darauf nur lachen musste. Aber während er lachte und gleichzeitig um Luft rang, bemerkte er, das Ace sich von der Anstrengung schon erholt hatte. Garp-Abgehärtet etwas anderes fiel ihm dazu nicht ein.
Die nächste Trainingseinheit hatte es schon eher in sich, war Garp der Meinung das die Kanonenkugeln nach dem morgigen Angriff auf die Piraten umgelagert werden müssten. So sah sich Ace und seine Division nun damit beschäftigt, Hunderte Kanonenkugeln hin und her zu schleppen, bis es dem Vizeadmiral wohl zu langweilig wurde und er zur nächsten Foltermethode übergehen wollte.
„Sir, es ist heute viel zu heiß für so ein anstrengendes Training. Uns werden die Soldaten noch an Überhitzung umkippen.“ Versuchte Kapitän Brigger den Vizeadmiral von seiner nächsten Trainingseinheit, dem Ankertauziehen, abzubringen.
„Den Jungs ist zu heiß? Dann sollen sie ihre Abkühlung bekommen.“ Grinste Grap, war ihm eine teuflisch gute Idee gekommen.
Im nächsten Moment mussten alle Soldaten ihre Stiefel ausziehen und ein Klettergeschirr überstreifen, das eigentlich zur Sicherung diente, wenn ein Segel gewechselt werden musste. Nun wurde jedoch jeder Soldat an ein Seil festgetaut, das vorne am Bug befestigt war.
„Und ins Wasser!“ schmetterte Grap seinen Befehl, woraufhin Ace seinen Großvater am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre. Denn hatten alle Soldaten ein einfaches Geschirr bekommen, was seines mit Gewichten versehen gewesen. Auf den Protest, er würde absaufen damit, meinte Garp nur lässig, dann hätte er es auch nicht verdient ein Soldat zu sein.

Ace hatte das Gefühl einen Stein um den Bauch geschnallt bekommen zu haben, der ihn kontinuierlich in die Tiefe ziehen wollte. Es kostete ihn all seine Kraft an der Oberfläche zu bleiben und das Seil einigermaßen stramm zu halten.
Garp hatte alle Segel einholen lassen und ließ das Schiff nun von der schwimmenden 1. Division ziehen. Dabei stand er mit einem Megafon auf der Galionsfigur, die einem Hundekopf glich, und schmetterte antreibende Anfeuerungen nach Garpmanier zu ihnen hinunter.
„Bewegt euch ihr Schnecken, eine Seegurke schwimmt schnell als euer lahmer Haufen.“
„Schneller, mir schlafen schon die Füße ein, bei den Kraulversuchen was ihr schwimmen nennt.“
„Wenn ihr noch langsamer werdet, lass ich euch wegen Meuterei an der Rah aufhängen und in der Sonne grillen.“
Aber irgendwann war er plötzlich still und nur noch ein Schnarchgeräusch hallte durch das Megafon.
„Herrlich, der Alte ist mal wieder eingepennt und wir saufen hier bald ab.“ Brubbelte Ace, bereits am überlegen die Gewichte abzuschnallen. Aber dies würde einem Aufgeben gleichen und niemals würde er seinem Großvater diese Genugtuung gönnen. So hielt er weiter durch und war erleichtert, als ein lauter Pfiff ertönte und sie wieder an Bord klettern sollten.
Garp war durch den Pfiff auch wieder aufgewacht und begutachtete seine Leute, wie die ersten sich nur noch kriechend fortbewegten und jammerten, das sie ihre Beine und Arme nicht mehr spürten.
Jeden Tag hatte er solche Weicheier dabei, die aus seiner Sicht nicht zu Höheren taugten. So stellte er mit Freude fest, das Ace aufrecht stand und nicht am jammern war.
Ace glaubte gleich abzuklappen. Seine Beine fühlten sich wie Pudding an und seine Arme bekam er kaum noch gehoben. Reine Willensstärke hielt ihn noch aufrecht und die Tatsache, das Maat Decker auch stand und aussah, als würde er gerade von einem Kaffeekränzchen kommen.
Aber wenigsten meinte Garp nun, das es vorerst genug Konditionstraining war. Ein Soldat musste nicht nur schnell laufen und schwimmen können. Der Umgang mit Waffen war genauso wichtig und heute sollten sie eine Lektion im Waffenlosen Faustkampf erhalten.

Kämpfen und dies ohne Waffen, das war Ace Ding. Schnell sammelte er seine Kraftreserven und ließ sich von Kapitän Brigger seinen ersten Gegner präsentieren. Die Aufgabe war recht leicht. Schick den Gegner auf die Bretter, aber lass ihn noch am Leben und möglichst unverletzt.
Ja Ace fühlte sich nun in seinem Element. Durch die täglichen Zweikämpfe mit Ruffy war er auf solch eine Kampfart eingestellt, wusste wo er ansetzen und wo er die Schläge platzieren musste, damit der Gegner schnell und effizient zu Boden ging.
„Sie sind Beide gut!“ sprach Kapitän Brigger zu Garp, die das Kampftraining aus erhöhter Position von der Brücke aus beobachteten. Ace war dabei seine gesamte Division auf die Bretter zu schicken und die ersten trauten sich nicht mehr aufzustehen. Denn wer stand musste wieder ran und wieder eine einkassieren von Ace oder Decker.
Auch Decker ließ sich nicht auf die Bretter schicken und schlug gnadenlos zu. Es war der Unterschied zu Ace, das Decker keine Rücksicht auf seine Kameraden nahm. Ace hingegen brachte seine Gegner durch geschickt gesetzte Schläge zu fall und teilte sich seine Kraft besser ein.
„Nein, Matrose Portgas ist besser. Es ist sein erster Trainingstag, Maat Decker hingegen ist seit zwei Jahren dabei. In zwei Jahren sehe ich Matrose Portgas wo anders, als auf einem Maatposten verrotten.“ Entgegnete Garp. Er hatte Decker hart trainieren lassen, war der Mann zäh wie Leder. Aber ihm fehlte einfach das Besondere etwas. Ihm fehlte einfach der verbissene Dickschädel niemals das Gesicht vor Garp zu verlieren. Ihm fehlte das, was Ace besaß, denn Garp wusste genau, das Ace eher tot umfallen würde, als um Schonung oder eine Pause zu bitten.
Decker hatte die Worte des Vizeadmirals gehört und sie machten ihn rasend vor Wut. Hart hatte er trainiert, sich so oft den Arsch für seine Karriere aufgerissen und alles getan, um soweit zu kommen. Alles hatte er gegeben und sich abverlangt, selten gab er auf, wenn der Vizeadmiral eine seiner verrückten Ideen bekam, die seine Männer halb umbrachten. Doch immer wenn er Aufgeben musste, erntete er dafür Hohn und Spot vom Vizeadmiral, er wäre es nicht wert ein Piratenjäger zu werden. Wenn er schon jetzt jammere, hätte er bei der Elite nichts verloren.
Und nun war dieser Portgas da. Garps Liebling! Nach seinen Worten zu mehr bestimmt, als einfacher Soldat zu sein. Nun bekam dieser Bengel alle Aufmerksamkeit und Decker sah seine Chancen auf eine Empfehlung für die Elite der Piratenjäger schwinden.
Seine gesamte Wut in die Kampfübung setzend, schlug er einen Kameraden nach den anderen nieder, sodass sie aus der Übung genommen wurden. Bis er sich zum Schluss Ace gegenüber stehen sah.
Ein hämisches grinsen hatte er auf den Lippen. Er würde Garp schon beweisen, wer von den Beiden der bessere war. Zwei Jahre hartes Training, all sein Wissen und seine Stärke wollte er in den Kampf einfließen lassen und seinen Gegner auf die Krankenstation befördern.
Garp sah interessiert den Kampf entgegen. Nun würde sich zeigen, ob das jahrelange Training etwas gebracht hatte. All die kniffligen und halsbrecherischen Aufgaben, mit denen er Ace und Ruffy traktiert hatte, würden nun zeigen, ob sie Erfolgreich waren.

Ace sah den Hass in Deckers Augen und Mine. Es war ihm ein Rätsel, weshalb dieser Mann so wütend auf ihn war. Dies konnte nicht alleine mit dem ausgefallenen Urlaub zusammenhängen. Dies musste andere Ursachen haben.
Den ersten Schlag konnte Ace einfach ausweichen. Es war eher ein CheckUp gewesen, aber der zweite Schlag von Decker war präziser gewählt, sodass Ace diesen mit seiner linken Hand parieren musste, während nun auch er zu schlug. Hart traf er Decker im Magen, ließ ihn aufstöhnen und kurz stocken. Aber Decker faste sich schnell wieder und drückte Ace von sich, sodass dieser einige Schritte nach hinten weichen musste, um sich zu fangen. Sogleich schnellte Decker auf ihn zu und platzierte seine Faust nun in Ace Magen und drückte sie etwas hoch, sodass sie leicht die Rippen stauchte. Keuchend atmete Ace aus, konnte nicht mehr einatmen, durchzuckte ihn ein Schmerz, der ihn glauben ließ, jemand rammte ihn einen Dolch in die Brust. Eh er überhaupt registrierte, was geschehen war, spürte er auch schon einen Schlag ins Genick und verlor den Halt unter seinen Füßen. Hart schlug er auf den Planken auf, wobei Decker sich nun auch auf ihn warf und die Wucht des Aufpralls damit verstärkte.
Alles drehte sich, durchfuhr Ace Kopf ein Schmerz einer Explosion gleich. Noch immer keine Luft bekommend, da Decker auf ihn lag und ihn fest auf den Planken fixierte, wurde Ace nun auch schwummerig.
„Gib auf du Made!“ zischte Decker ihn ins Ohr. Die Worte dröhnten in Ace Schädel, ließen ihn fast erneut zerspringen. „Niemals!“ presste Ace atemlos hervor. Decker schnaubte und griff Ace fest in die Haare, zog seinen Kopf nach hinten, sodass Ace ihn nun ansehen konnte.
Aus den Augenwinkeln sah er aber auch seinen Großvater der aufmerksam den Zweikampf beobachtete. Kein Grinsen war zu sehen, was Ace nur eines sagte. Er war von dem was er sah, nicht sehr begeistert, vielleicht bereits enttäuscht.
Diese Gedanken schürten in Ace letzte Kraftreserven. Auch wenn ihm schwummerig war und er glaubte gleich ohnmächtig zu werden, er würde diesen Kampf nicht verlieren. Niemals!
„Ich lass mir meine Karriere nicht von einer Made wie dir versauen!“ brubbelte Decker ihn an und klatschte sein Gesicht wieder auf die Planke. Nun schmeckte Ace Blut, aber es war egal. Er hatte Deckers Hemd ergreifen können und warf sich nun gegen ihn, zog dabei am Hemd, sodass es Decker die Luft abschnürte. Röchelnd nicht auf diese Attacke gefeit, rollte er zur Seite und spürte im nächsten Moment einen Schlag gegen seinen Hals, genau genommen in der Halsbeuge. Sternchen tanzen vor seinen Augen und er hörte noch Ace sagen „Aufgeben ist etwas für Versager und Feiglinge!“ eh er das Bewusstsein verlor und schlaff auf den Planken liegen blieb.

Ace ließ sich neben Decker fallen und rang um Atem. Der Kampf war hart gewesen, kaum mit Ruffy zu vergleichen. Nicht einmal Sabo war damals soweit gekommen oder gegangen. Decker war klar verrückt. Ohne zu zögern hätte er Ace die Lichter ausgeknipst. Einem Kameraden und dies in einer Übung. Und dies alles für seine Karriere? Der Typ war echt verrückt.
„Geht es dir gut?“ hörte er Ukkarii fragen, der als erstes neben ihm war. Ace grinste, als er auch seinen Großvater wahrnahm, der nun ebenfalls neben ihm stand und ihn musterte.
„Klar geht es mir gut.“ Antwortete er und richtete sich auf, zog dabei schmerzlich den Atem ein, hatte er sich wenigsten etwas die Rippen geprellt.
„Ich atme, sitze aufrecht und gebt mir fünf Minuten und ich stehe auch wieder.“ Sprach er dann seinen Großvater angrinsend und wischte sich das Blut von seiner Nase.
Garps Grinsen war unbeschreiblich. Er hatte sich in Ace nicht getäuscht. Kampfgeist bis zu letzt, niemals aufgebend und am liebsten gleich weitermachend.
„Bringt Maat Decker auf die Krankenstation.“ Befahl Kapitän Brigger, der nun auch noch in Ace Sichtfeld trat und abschätzend ansah. „Und du auch.“ Ace nickte und schaute nochmals zu seinem Großvater. Kurz fast unmerklich zog er eine Augenbraue hoch. Stille Anerkennung für einen guten Kampf.
Dann jedoch versuchte Ace sich aufzurappeln. Er hatte den Kampf gewonnen und wollte das Deck aufrecht verlassen. Ukkarii reichte ihm sogleich die Hand und half ihn. Gestützt verschwand er zur Krankenstation, nur um gesagt zu bekommen, was er sich selbst längst dachte. Eine Rippenprellung und eine leichte Gehirnerschütterung. Damit war sein Dienst für heute auch beendet und er sollte sich in seiner Kajüte hinlegen.

„Arii, du kennst Decker schon etwas länger. Wie könnte er das gemeint haben, ich würde ihm seine Karriere versauen?“ fragte Ace seinen Zimmergenossen und Freund, den er als Aufsichtsperson mit sich nahm, könnte ihm ja doch noch schlecht oder gar ohnmächtig werden.
„Ich glaube er will ebenfalls zu den Piratenjägern. Aber dazu braucht er eine Empfehlung von Garp. Ohne Empfehlung wird man nicht zur Aufnahmeprüfung zugelassen.“ Erklärte Ukkarii und seufzte leicht. „Er sieht dich wohl als Konkurrenz, weil Garp dich vorzieht. Aber nach dem Kampf kann ich auch verstehen, warum er dies tut. Du bist einfach… Wau!“
Ace schmunzelte über das Wau, aber die Erklärung machte ihn nachdenklich. Decker würde nie aufgeben und ihn weiter drangsalieren. ‚Naja, ein Arschloch muss es im Leben wohl immer geben…‘ dachte er sich, wohl wissend, das dies alles erst der Anfang einer von ihn ungewollten Feindschaft war.