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Mrz 08 2011

IceBluemchen

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11. Formaldienst

Der Morgen war schneller gekommen, als Ace es gewollt hatte. Erst hatte er nicht einschlafen können und dachte noch eine weile über dies und das nach. Und kaum waren ihm die Augen zugefallen, riss Ukkarii ihn auch schon wieder aus dem Schlaf, weil er halb fünf Uhr morgens war. Noch vollkommen verpennt trat er nun unter die eisige Dusche, um so wenigsten einigermaßen wach zu werden. „Das ist alles reine Gewöhnungssache!“ sagte er sich immer wieder selbst und stellte zu seiner Zufriedenheit fest, das er nicht der einzigste Morgenmuffel war.
Maat Decker blaffte alles und jeden an, der ihn auch nur annähernd schief ansah oder es gar wagte, ihn anzusprechen. Und während Ace sich unter der Dusche auch gleich noch die Zähne putzte, war der Waschtisch doch mit sich rasierenden Offizieren komplett belegt, beobachtete er, wie Decker einen anderen Soldaten zusammenfaltete, weil dieser es wagte, ihn anzurempeln, sodass Decker sich beim rasieren leicht schnitt.
Beim Frühstück ging es recht hektisch zu, was vor allem daran lag, das viele Soldaten seiner Division verspätet eintrafen und sich nun an der Essensausgabe fast das Kloppen bekamen. Gut das Ukkarii ein zuverlässiger Wecker war und sie eine der ersten waren. Ace Toast war sogar noch warm gewesen, als er sich einen Berg aufladen ließ. Diesen essend, war er außerdem sehr dankbar über den starken Morgenkaffee, der ihn nun zusätzlich aufzuputschen versuchte. Aber immer noch viel zu müde schlürfte er an Deck, wo nun allmählich seine komplette Division antrat.
Pünktlich um sechs Uhr morgens standen sie nun alle in Doppelglied und 2 Linien stramm und wenigsten war Ace etwas erleichtert, das er nicht der einzigste war, der wohl gleich wieder einschlafen würde. Hier und da wurde gegähnt, ein Soldat hatte seinen Kopf auf der Schulter seines Nachbarn gelegt und träumte noch vor sich hin. Jedoch gab es auch die Ausgeschlafenen wie Ukkarii die aufmerksam das Deck im Auge hatten.
„Stillgestanden!“ ertönte es plötzlich und der träumende Soldat wäre fast auf die Nase gefallen, als sein Kopfkissen sich ins Stillgestanden begab. Ace verzog das Gesicht über diese steife Art des Strammstehens, genauso über den kollektiven Morgengruß, der nun über das Schiff halte.

Froh darüber, das dieses Schauspiel nur fünf Minuten einnahm, sah Ace nun seiner ersten großen Aufgabe am Tag entgegen. Da über Nacht die Segel alle gerefft wurden, schallte nun der Befehl zum Segelsetzen über Deck.
„Matrose Portgas, sie gehen mit ins Focksegel. Maat Decker wird sie im Segelsetzen einweisen.“ Brüllte Kapitän Brigger. Decker verzog angewidert das Gesicht und Ace stöhnte innerlich auf. Das könnte ja noch heiter werden.
Decker folgend, kletterte er zum ersten mal seines jetzigen Lebens in die Takelage und fühlte sich sogleich frei. Je höher es ging, je schöner fand er es. Segeln war eindeutig sein Ding!
Nun an der Fockrah entlang, nahm er neben Decker Position ein und ließ einen Vortrag über das „Wie löse ich den Reffbändsel (Halteriemen) ordnungsgemäß“ über sich ergehen. Die Handgriffe theoretisch kennend, war es für ihn auch praktisch kein Problem. Als habe er es schon hunderte Male getan, löste er den Halteriemen und wartete auf den Befehl des Setzens. Kaum war dieser ertönt, wurde das Segel gleichmäßig gesetzt und der erste Ausflug in die Segel war damit auch schon beendet.
„Matrose Portgas das war gute Arbeit.“ Wurde er sogar von Kapitän Brigger gelobt, während Decker ihn nur missmutig ansah und schwieg. Wahrscheinlich hätte es Decker eher gefreut, wenn er Mist gebaut hätte, aber diesen Gefallen würde er ihm niemals tun.
Vorerst weiter für das Focksegel eingeteilt, besaß doch jeder Soldat eine feste Position beim Segelsetzen, ging es nun nahtlos zum Alltag über.

Mit einem Schrubber bewaffnet, jagte er und die hälfte seiner Kameraden aus seiner Division über das Deck und scheuerten das Salz von den Planken, das sich über Nacht dort abgesetzt hatte, während die andere Hälfte mit Bürsten sich der Reling annahm.
Es war eine Schweißtreibende anstrengende Arbeit, aber auch sehr notwenige. Wurde das Reinschiff vernachlässigt, konnte das Salz des Meerwassers das Holz ungehindert angreifen und spröde werden lassen. Der Tod eines jeden Schiffes, war ausgerechnet das, wofür es als Gefährt konzipiert war… das weite salzige Meer!
Ace störte die Arbeit nicht, einzig was ihm langsam auf die Nerven ging war Maat Decker, der ihm immer wieder mit seinem Schrubben „unbeabsichtigt“ anfuhr oder „ausversehen“ schubste. Es war jedoch pure Absicht und sollte alleinig dazu dienen, Ace aus der Fassung zu bringen. Doch Ace riss sich zusammen, biss sich auf die Zunge und versuchte Decker so gut es ging zu ignorieren. Einen verbalen Schlagabtausch während des Dienstes gegenüber eines Ranghöheren konnte nur ärger geben und Ace kannte sich gut genug, das würde es soweit kommen, er auch von seinen Fäusten gebrauch manchen würde. Aber schon am zweiten Tag ärger anzetteln, das würde sicher nicht sehr gut kommen. So ließ er seinen Missmut über die Schikanen an den Planken aus und nutzte die erst beste Gelegenheit, einen Soldaten zwischen sich und Decker zu bringen, eh er doch noch austickte und Decker womöglich den Schrubber um die Ohren zog.

Sich gerade am Bug befindend und die dortigen Planken traktierend, geschah plötzlich etwas, das Ace so schnell nicht erwartet hatte.
Die Alarmglocke ertönte und augenblicklich herrschte auf dem Marineschiff ein hektisches aber koordiniertes Treiben der Mobilmachung. Das Schrubbzeug wegschaffend, kamen die ersten bewaffneten Soldaten an Deck und positionierten sich an der Reling. Befehle des Kanonen klar machen schallten über das Deck und das unverkennbare freimachen der Scharten und ausfahren der Kanonen war zu hören.
Eher wie bestellt und nicht abgeholt stand Ace mitten auf dem Deck und versuchte der Lage für sich Herr zu werden. Er hatte keine Ahnung wohin oder was er machen sollte. Während alle Soldaten eine Position beim Gefechtsalarm hatten, war er noch auf keine eingewiesen worden.
Gerade wollte er sich Richtung Brücke begeben und für sich Befehle einholen, als ihm ein Leutnant ein Gewehr in die Hand drückte und zur Reling schickte, an der die ersten Soldaten sich in Schussposition brachten. Verdutzt schaute er auf das Gewehr in seiner Hand. Er hatte absolut keine Ahnung von so einem Ding, geschweige denn, das er je eines in der Hand hielt oder gar abgefeuert hatte. Dennoch gehorchte er und eilte zur Reling, war er doch auch neugierig, auf was er da schießen sollte. Denn bis auf das es sich um Piraten handelte, war er ahnungslos über die Lage.
An der Reling angekommen, schaute er aufs Meer und entdeckte nicht unweit eine kleine Schaluppe und ersehnte Piratenflagge. Begeistert die Piraten zu sehen, spürte er in seiner Brust einen tiefen Schmerz. Sein Herz schrie förmlich danach, selbst die Piratenflagge zu hissen und das Abenteuer seines Lebens anzutreten. Aber er verbat sich selbst diese Gefühle. Er durfte dies nicht. Durfte es für Ruffy und sein Leben nicht. Er war jetzt Marinesoldat, mahnte er sich selbst.
Seine Kameraden beobachtend, machte er es ihnen einfach nach und legte das Gewehr an. Merkwürdiges Gefühl, dachte er noch und schon ertönte der Schießbefehl. Kanonen krachten und die Soldaten jagten einen Kugelhagel aus ihren Gewehren. Nur bei Ace tat sich nichts.
„Glaub meines ist kaputt.“ Murmelte er, woraufhin der Soldat neben ihm, ihn verwundert ansah. „Versuch es mal mit entsichern, du Grünschnabel!“ blaffte dieser Ace an und legte bereits für den nächsten Schuss an.
Entsichern? Ace besah sich das Gewehr genauer und überlegte, wie er das Teil nun endlich in Gang bringen konnte. Blindlings fummelte er an einen Hebel herum, drückte hier und da drauf rum, wo er glaubte, das es ein Schalter, Knopf und sonst was sein konnte und versuchte immer wieder es abzufeuern.
Die Piraten bereits ganz nah und selbst das Feuer auf sie eröffnend, löste sich bei Ace endlich der erste Schuss.
Ein entsetzter Aufschrei von Piratenseite aus und das verstummen der Waffen, brachten Ace in eine peinlich berührte Situation. Alle Blicke der Waffenmannschaft waren auf ihn gerichtet, wanderten dann zu das, was Ace getroffen hatte und wieder zurück zu Ace.
„Guter Schuss, Matrose Portgas.“ Donnerte Garps Stimme über das Deck und ließ Ace augenblicklich herumfahren. Mit aufgerissenen Augen sah er zu seinem Opa hinauf, der so breit grinste, wie es schon nicht mehr natürlich sein konnte.
„Ich…“ stammelte Ace los, das Gejammer und Gezeter der Piraten im Hintergrund ihn fast übertönend. „Das… das wollt ich nicht!“ Garp lachte nur über diese Aussage und ließ das Piratenschiff endlich entern, während einer der Waffenmannschafter Ace das Gewehr abnahm, ihn aber für den gelungenen Schuss noch lobte.
Ace jedoch stand wie angewurzelt weiter an der Reling, beobachtete nur noch das Entermanöver und die Festnahme der Piraten.

„Das war ein wirklich guter erster Schuss, wenn man bedenkt, das du noch nie ein Gewehr in der Hand hattest und auch noch weggeschaut hast, als du abdrücktest!“ lobte Garp ihn erneut, nachdem sich die Aufregung um die Piraten gelegt hatte.
Garp hatte ihn zur Seite und mit in seine Kajüte genommen, sah er wie Ace neben sich stand. Der erste Schuss auf einen Menschen, ließ niemanden Kalt. Oft hatte Garp es erlebt, das Soldaten sich nach diesem Erlebnis weigerten, je wieder ein Gewehr anzurühren. Bedurfte es dann besondere Aufmerksamkeit der Vorgesetzten, gehörte es nun einmal dazu, auf Piraten und Verbrecher zu schießen, wenn sie in Gefechte verwickelt wurden.
Ace war jedoch heute ins kalte Wasser gestoßen worden und dies nahm ihn sichtlich mit, ließ Garp nicht kalt, das sein Enkel sich solche Gedanken machte oder gar Schuldgefühle hatte.
„Opa ich… ich… ich hab…“ stammelte Ace immer noch, brachte keinen zusammenhängenden Satz hervor.
„Du hast deine Pflicht getan! Und dies war gut und der Treffer sehr effizient.“ Sprach Garp, hoffte seine Worte würden Ace endlich seine Gedanken und Bedenken nehmen.
„Effizient? Ich hab… Ich hab ihn… oje, ich kann es nicht einmal aussprechen!“ schrie Ace aufgebracht und sackte in sich zusammen. Wie konnten ihn alle nur dafür loben?
„Ja, Effizient trifft es sehr gut. Schließlich war der Piratenkapitän danach außer Gefecht gesetzt und seine Crew mehr als geschockt. Sie so festzunehmen, war äußerst leicht.“ Garp seufzte. Die Piraten hatten sich danach nicht mehr gewährt, hatten eher Angst das weiter auf sie geschossen wird. Eher freiwillig warfen sie ihre Waffen weg und ergaben sich.
„Er wird doch wieder okay, oder?“ fragte Ace mit schuldbelegter Stimme. Garp zog eine Augenbraue hoch, sein grinsen, das er bislang nicht ablegte, erstarb nun.
„Ace, du hast dir doch sonst nie Gedanken gemacht, wenn du jemanden zusammengeschlagen hast, ob dieser sich wieder erholt oder nicht. Warum nun plötzlich solche Gewissensbisse?“ fragte Garp ernst.
„Naja, weil…“ Er konnte es nicht aussprechen, er war ihm zu peinlich und er bekam sogar eine leichte röte im Gesicht. Garp verstand dies jedoch und sein grinsen kehrte zurück in sein Gesicht.
„Ach deswegen brauchst du dir keine Gedanken machen. Der Arzt bekommt dies schon irgendwie wieder funktionstüchtig…“ winkte er ab und musste nun sogar darüber lachen. „…zumindest für das nötigste!“ ergänzte er noch und lachte noch lauter. Ace jedoch wollte nur im Boden versinken. Er hörte jetzt schon seine Kameraden über ihn spotten und wenn er arges Pech hatte, würden sie ihm einen delikaten Spitznamen verpassen.
Seufzend aber ohne sein grinsen abzustellen, holte Garp eine Flasche Sake aus seinem Schreibtisch und stellte sie entkorkt vor Ace. Der beäugte die Flasche, hätte auch am liebsten zugegriffen und seine trüben Gedanken ertränkte, aber…
„Trinken ist im Dienst nicht erlaubt!“ gab er von sich und war nun der Meinung, lang genug bei seinem Großvater gesessen zu haben. So wollte er aufstehen und wieder zurück zu seinem Schrubber, war er mit dem Reinschiff doch noch nicht fertig gewesen.
„Es beruhigt die Nerven und was ich nicht sehe, ist nicht geschehen!“ meinte Garp nur, stellte sich ans Bullauge mit einer Tüte Kräcker in den Händen und knabberte eine Handvoll.
Sogleich griff Ace sich die Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. Das Gesicht verziehend, war dies ein wirklich sehr starker Sake, stellte er die Flasche wieder hin und wollte nun wirklich gehen.
„Danke!“ sprach er noch und war schon an der Tür.
„Nichts zu danken! Geh wieder an Deck und denk nicht mehr dran.“ Entließ ihn Garp und grinste ihn nun wieder breit an „Wir sehen uns dann nach dem Mittagessen!“
Ace war schon fast aus der Tür, als er den letzten Satz hörte und sich alles in ihn anspannte. Grap freute sich wie ein Kleinkind auf das kommende Training… Herrlich!

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