«

»

Feb 09 2011

IceBluemchen

Beitrag drucken

32. Der Sieg der Liebe

Heute sollte mein Tag sein, dies nahm ich mir fest vor und ich hatte auch einige Vorbereitungen diesbezüglich unternommen.
Da ich Dummchen mein blau-grünes Kleid in Sonnenlande gelassen hatte, half mir Arie ein neues hübsches ähnliches Kleid bei der Schneiderin zu finden. Es war zwar nicht ganz identisch, aber vielleicht fiel es Legolas ja nicht auf.
Sorgsam frisierte ich mein Haar und flocht es wie damals. Mit der Rosenspange und der Kette von ihm, kam ich sehr nahe an mein damaliges Festtagsgewand heran. „Hoffentlich gefalle ich ihm auch!“ sprach ich seufzend zu meinem Spiegelbild und machte mich zum Frühstück auf.
Aufgeregt war ich, als ich den Speisesaal betrat, war ich doch sehr auf seine Reaktion gespannt. Und mein Aufwand hatte sich gelohnt. Als er mich erblickte, stockte ihm der Atem. Kurz blinzelte er, als müsse er sich vergewissern, das er tatsächlich sah, was er sah. Nun stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen und ein Glücksgefühl kam in mir auf, das ich kaum beschreiben konnte.
„Du siehst wundervoll aus!“ sprach er und ich errötete leicht. Wollte ich es ihm leicht machen, um mich zu werben, hatte ich mit meiner Kleiderwahl schon einmal gut gelegen. Dennoch fiel es ihm auf, das es nicht das identische Kleid von damals war und ich erklärte ihm, das ich das Kleid von damals in Sonnenlande vergessen hatte.

Der Vormittag war von Vorausscheidungsrunden im Bogenschießen geprägt. Während jedes Mitglied der königlichen Wache für das Finale am Nachmittag bereits fest stand, musste jeder andere Teilnehmer um einen Platz der restlichen vier freien Finalplätze kämpfen. Nur zehn Mann waren für das Finale zugelassen und durch Aro, bestand die königliche Wache nun aus sechs Männern.
Aber Legolas und ich schauten uns die Vorrunden nicht an. Wir spazierten über die Festtagswiese und ich gab ihm immer wieder Gelegenheit, mir seine Aufwartung zu machen. Hier ein kleines Kompliment, dort eine kleine Aufmerksamkeit. Jedoch waren wir nie allein, sodass er immer recht zurückhalten war. Verdammt! Da war dies ein so wunderschöner Tag und die perfekte Gelegenheit zusammen zu sein und es sah tatsächlich danach aus, das es lediglich an unseren ständigen Beobachtern lag, das er nicht wirklich aus sich heraus kam. Aber es gab auch nirgends ein einsames Plätzchen. Es war echt zum Haarausraufen und am liebsten wäre ich mit ihm einfach weit weg geflüchtet. Jedoch ging dies auch nicht, da es von ihm erwartet wurde, sich präsent zu zeigen.

Während des Mittagessens unterhielten wir uns über das Turnier. Lanu meinte, dass es hierbei eigentlich eher darum ging, wer der drittbeste Bogenschütze war. Denn eines stand schon jetzt fest. Der Sieg würde allein unter Jolan und Legolas ausgemacht werden. Sie galten als die zwei besten Schützen und jeder wusste dies. Wer der Zwei jedoch der Bessere sei, konnte keiner sagen. Das letzte Duell hatten sie sich zu Legolas Prüfung geboten. Damals hatte Legolas sehr knapp gewonnen, wie ich nun erfuhr. Nur ein Punkt hatte sie getrennt und es gab das Gerücht, das Jolan damals seinen Bruder absichtlich gewinnen ließ.
Aber dies lag schon an die einhundert Jahre zurück und so einiges hatte sich verändert. Legolas hatte viel Kampferfahrung gesammelt und es gab Elben die behaupteten, das Legolas seinen Bruder nun um Längen schlagen würde.
Während ich mich mit Lanu unterhielt, schnappte ich noch beiläufig ein Gespräch zwischen Jolan und Legolas auf.
„Was hältst du von einem kleinen Anreiz für den Sieger?“ fragte Jolan herausfordernd.
„Und was schwebt dir da so vor?“ fragte Legolas interessiert zurück.
„Wie wäre es, wenn du meine nächste Grenzwache übernimmst, wenn ich gewinne?“ schlug er vor.
„Nein!“ kam sogleich die Antwort von Legolas.
„Ach, hast du plötzlich Bedenken ich könnt gewinnen? Oder gibt es da einen anderen Grund?“ sprach Jolan und warf mir einen vielsagenden Blick zu.
„Mhh…“ kam es nur von Legolas und sein Blick war unergründlich. Für Jolan war dies wohl eine ausreichende Antwort, da er in sich hineinlachte. Aber schnell wurde er wieder ernst und machte Legolas einen Gegenvorschlag.
„Na ja, wenn du gewinnst, dann gebe ich dir meine schwarze Stute, die du schon seit einiger Zeit im Visier hast.“ Kurz fiel der Blick auf mich und er schien über das Angebot nachzudenken. Auch wenn ich nicht wusste, um welches Pferd es gerade ging, wusste ich genug, das Legolas eine neue Stute brauchte. Maya war zu alt für ein weiteres Fohlen und da Kiros die Tochter von Brig war, kam sie nicht in Frage. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, er solle das Angebot annehmen, aber dann hätte ich mich verraten, das ich ihr Gespräch belauscht hatte.
Leider bekam ich Legolas Antwort nicht mit, da mich Lanu etwas Fragte und ich nicht Unhöflicherweise ihn warten lassen wollte. Also antwortete ich ihm schnell und wand danach meine Aufmerksamkeit zurück zu den zwei Prinzen. Jedoch unterhielten sie sich nun über die Lage an der Grenze und so erfuhr ich nicht, ob er der Wette zugestimmt hatte oder nicht. Innerlich seufzend wurde mir bewusst, das ich dies wohl erst nach dem Turnier erfahren würde.

Kurz vor dem Turnier entdeckte ich Merilia. Sie hatte sich die letzten Tage sehr rar gemacht. Wahrscheinlich hatte sie die Zeit gebraucht, um sich selbst Mut zu machen. Denn erstaunt sah ich nun, wie sie direkt auf Jolan zuging und ihn um ein Gespräch unter vier Augen bat. Was gäbe ich darum, Mäuschen spielen zu dürfen. Aber sicherlich würde ich heute noch erfahren, ob sie tatsächlich den Mut aufgebracht hatte, ihm den Kopf zu waschen.
Als das Finale des Turniers begann, sah es jedenfalls so aus, als würde sich etwas geändert haben. Merilia unterhielt sich angeregt mit Jolan, lachte anscheinend über von ihm gemachte Scherze und tätschelte andauernd seinen Arm. Zumindest zeigte sie ihm nicht mehr die kalte Schulter und sie schien ihn nun langsam an sich heranzukommen.
Aber Legolas und ich gaben auch kein Trauerspiel ab. Ich hatte es mittlerweile, unter dem Vorwand, wir würden uns in der Menge der Zuschauer verlieren, geschafft, seine Hand zu ergattern. Und obwohl wir uns nun am Fuße der königlichen Tribüne befanden, gab ich seine Hand nicht mehr her. Arie befand dies wohl als ein gutes Zeichen, den als sie uns sah, musste sie sogleich schmunzeln.

Ein Horn ertönte und kündigte den Beginn des Finales an. Als erstes wurde die Reihenfolge der Starter ausgelost. Hierzu zog jeder Finallist ein kleines Zettelchen aus der Hand des Königs. Damit stand die Reihenfolge auch schon fest, denn auf den Zettelchen stand jeweils eine Nummer, die dem Startplatz symbolisierte. Legolas hatte das Pech, das er die Nummer Eins gezogen hatte. Jedoch empfand er dies gar nicht so schlimm. Aro hingegen freute sich wie ein kleines Kind, das er als letzter an der Reihe war. Dies war bei weiten die begehrteste Startposition.
„Viel Glück!“ wünschte ich Legolas, als das Turnier nun begann. Kurz schaute er mich schweigend an und schien in Gedanken mit sich zu hadern. „Danke!“ sprach er dann jedoch nur und ging auf Position. ‚Was war ihm nur gerade durch den Kopf gegangen?‘ fragte ich mich und gesellte mich zu Arie und Merilia. Gemeinsam wollten wir unsere Männer anfeuern.
Konzentriert stand Legolas da und brachte seinen Pfeil zielsicher ins Schwarze und hatte damit einen ordentlichen Auftakt geboten. Das Publikum war erfreut und klatschte anerkennend, als der Schiedsrichter seine Punkte verkündete und diese auf einer Tafel gut sichtbar festgehalten wurde. Aber ich denke von weniger als zehn Punkte wären sie auch alle enttäuscht gewesen.
Als er sich zurück zu Jolan und den anderen Finalisten begab, suchte er die Tribüne nach mir ab. Seine Reaktion als er mich entdeckte und in wesen Gesellschaft ich mich befand, würde ich wohl nie vergessen. Sein Gesichtsausdruck wirkte wie vor entsetzen erstarrt und sogleich wand er sich an Jolan, der sich daraufhin zu uns umwand und das selbe Gesicht zog. Nun schauten auch Elias und Mereen zu uns und es schien fast, als würden sie Legolas und Jolan beglückwünschen. Zu schade nur, das ich nicht hörte, was sie ihnen antworteten, aber Tolan schaute sogleich zu mir und fing an zu lachen. Lanu und Aro waren die Letzten, die zu uns hinüber schauten und sich nun ins Gespräch mit einbrachten. Ich bemerkte nur, wie Arie sich das Lachen verkneifen musste und sah zu Merilia hinüber. Auch ihr war die Reaktion auf uns nicht entgangen, denn sie beobachtete das Geschehen angestrengt und versuchte wohl, etwas von dem Gespräch mitzubekommen.
„Ob sie über uns reden?“ fragte sie mich.
„Glaub schon…“ gab ich nur zurück und sah, wie Jolan sich seine zehn Punkte abholte. Wenigsten schienen wir sie nicht in ihrer Konzentration abzulenken.
Schweigend beobachtete ich das Turnier, wobei das Gespräch am Rande viel interessanter war und ich mir heute schon zum zweiten mal wünschte, ein Mäuschen zu sein. Dies brachte mich auch auf das Gespräch von Merilia und Jolan.
„Merilia hast du dich vorhin mit Jolan ausgesprochen?“ fragte ich sie daher. Kurz verzog sie gequält das Gesicht, eh sie antwortet.
„Ich musste meinen gesamten Mut aufbringen um mich dies zu trauen. Aber ich habe mir deinen Rat zu Herzen genommen und ihn zur Rede gestellt. Jedoch hab ich mich so dumm dabei angestellt, das er mich erst falsch verstand und wütend wurde.“ Sie seufzte und tat mir richtig leid.
„Ich fing dann auch noch an zu weinen und wäre am liebsten weggelaufen. Aber dann nahm er mich plötzlich in den Arm und entschuldigte sich, das er mich zum weinen gebracht hatte. Ich glaube, es war ihm sehr unangenehm, das ich weinte.“ Irgendwie konnte ich mir das alles sehr Bildlich vorstellen.
„Als ich mich beruhigt hatte, hab ich ihm dann nur gefragt, warum er mich nicht immer so behandle und sich anstelle dessen immer wie ein liebestoller Volltrottel aufführt?“ Perplex schaute ich sie an. Zu gerne hätte ich sein Gesicht gesehen, wo sie ihm das gefragte hatte. Aber als würde sie meine und wohl auch Arie Gedanken gelesen haben, schilderte sie uns nun seine Reaktion.
„Er hat mich angeschaut, als hätte er gerade erfahren, ich wäre ein Zwerg oder so. Hätte niemals gedacht, das er so aus der Fassung gebracht werden kann.“ Ich musste schmunzeln, wusste ich doch ganz genau, wie man den Guten schocken konnte. Aber dies behielt ich lieber für mich. Nicht das Merilia noch auf dumme Gedanken käme und es sich dann doch noch verbaute. Denn so wie es aussah, hatte sie ihn nun an der Angel.
„Er hat mich dann in den Arm genommen und gesagt, das er nun mal in meiner Gegenwart zum Dummkopf wird und ob ich ihm dies verzeihen könne. Und dann gestand er mir, das ich ihm den Verstand raube, da er so sehr in mich verliebt sei. Das ist doch wunderbar oder?“ strahlte sie.
Ja es war wunderbar. Sie hatte ihn und würde ihn nicht mehr hergeben. Ich freute mich sehr für sie und hoffte nur, das ich es bis heute Abend genauso weit geschafft hätte. Und dennoch, vielleicht war es egoistisch oder einfach nur Eifersucht, aber ich wollte nicht das Glück sehen, während ich es nicht haben konnte. Wieder dachte ich an den Umstand, das wir in den letzten Stunden und Tagen nie alleine waren und seufzte innerlich. So würde es wohl nie etwas werden.

Ich verfolgte das Turnier weiter und langsam lichteten sich die Reihen der Finalisten. Drei der mir unbekannten Teilnehmer waren bereits ausgeschieden, als Lanu aufgeben musste. Seine Schulter schmerzte ihn und so hatte es für ihn keinen Sinn, weiter zu machen. Etwas niedergeschlagen setzte er sich an die Seite und wurde von Elias getröstet. Zu gerne wäre ich auch zu ihm gegangen, um ihn für den siebenten Platz zu beglückwünschen, aber während des Turniers durfte niemand zu den Teilnehmern hinunter.
Nun ging es auch recht schnell, bis auch der vierte Unbekannte ausschied, gefolgt von Aro, Tolan, Mereen und zu Aries Freude dann erst Elias. Freudig strahlte sie und konnte es kaum abwarten, dass das Turnier endlich vorüber sei.
Das gesamte Publikum hielt nun den Atem an, als Legolas auf Position ging und die Zielscheibe anvisierte, die so weit entfernt war, dass das Schwarz nur noch als winziger Fleck zu erkennen war. Der Pfeil surrte durch die Luft und traf. Jolan zog sogleich nach und die Scheibe wurde wieder zehn Schritte weiter entfernt aufgebaut.
Konzentriert legte Legolas an, setzte jedoch kurze Zeit später wieder ab. Ein erstauntes Raunen ging durchs Publikum. „Oh nein!“ seufzte Arie und klang irgendwie besorgt.
„Was ist denn?“ fragte ich, da ich sah wie Legolas seine Position verließ und niedergeschlagen zu Jolan ging.
„Der Versuch zählt bereits als ausgeführt, wenn der Bogen gespannt ist. Da er den Schuss aber abbrechen musst, hat er für diesen Versuch keine Punkte erhalten. Damit steht Jolan wohl als Sieger fest.“ Geschockt schaute ich Arie an. Es war eine Windböe gewesen, die Legolas dazu zwang, den Schuss abzubrechen. Es war nicht fair, das man ihm dies als missglückten Versuch anrechnen wollte.
Vielleicht sah Jolan dies auch so, denn er redete gerade mit seinem Vater und nach einem kurzen Gespräch ging Legolas wieder auf Position. Gespannt und aufgeregt beobachtete ich das weitere Geschehen. Wieder legte Legolas an, spannte den Bogen, zielte und ließ den Pfeil auf die Zielscheibe los. Vor Spannung hielt ich den Atem an und erwartete die Punkte.
„Neun Punkte!“ verkündete der Schiedsrichter und nervös biss ich mir auf die Unterlippe. Wenn Jolan nun genau traf, hatte er gewonnen. Als er auf Position ging, klopfte Legolas ihn viel Glück wünschend auf die Schulter. Eine faire Geste unter Brüdern und auch als Dank gemeint, das er den Versuch noch einmal wiederholen durfte.
Ohne absetzen zu müssen, traf Jolan voll ins Schwarze. Er hatte gewonnen und wieder war es nur ein kleiner Punkt, der sie trennte. Das Publikum jubelte Jolan freudig zu. Eingekreist von seinen Kampffreuden wurde er gefeiert und schon bald glich der Turnierplatz einem feiernden und jubelnden Ameisenhaufen. Jeder wollte Jolan beglückwünschen, jedoch ich wollte nun nur zu Legolas und ihn für den zweiten Platz gratulieren. Was war schon ein Punkt? Auf dieser Entfernung fand ich es schon erstaunlich, das sie überhaupt die Zielscheibe trafen.
Aber eh ich Legolas fand, eröffnete sich eine andere Szene vor mir. Merilia hatte sich bis zu Jolan vorgekämpft und dann schaffte sie es mit drei kleinen Worten, die gesamte Menge zum Schweigen zu bringen. „Ich liebe dich!“ sprach sie einfach zu ihm. Ein seltsames Schweigen machte sich breit, denn jeder wollte nun seine Reaktion sehen und hören.
Und er gab ihnen wohl die beste Antwort, die er dem Volk und vor allem Merilia geben konnte. Ohne zu zögern zog er sie in seine Arme und schenkte ihr einen liebevollen Kuss.
Ich freute mich für die Zwei und gratulierte Jolan zu seinen Sieg, aber schon richtete ich wieder meine Aufmerksamkeit auf Legolas. Leider fand ich ihn nur nirgends in der feiernden Menge.
Suchend kämpfte ich mich durch die Massen, die einfach kein Ende nehmen wollten. Wo war er nur hin verschwunden?
Ich beschloss mir von der Tribüne aus einen Überblick zu verschaffen, aber nichts. Nirgends war ein Blondschopf zu erkennen. Ob er sich heimlich davon gestohlen hatte? Nochmals schweifte mein Blick über die Menge, während ich nachdachte, wohin ich nach so einer knappen Niederlage hin verschwinden würde.
Bei mir wäre es ganz klar ER gewesen, gefolgt von Kiros. „Die Stallungen, genau!“ traf es mich wie ein Blitz. Legolas liebte seine Pferde genauso sehr, wie ich sie liebte. So machte ich mich auf den Weg zu den Stallungen und war nun über die Massenansammlung auf dem Turnierplatz etwas froh. An den Stallungen würde sich jetzt niemand aufhalten und vielleicht war dies nun genau meine Chance!

„Nein Legolas! Bitte warte!“ rief ich ihm zu, als er gerade mit Brig davon reiten wollte. Sofort drehte er sich zu mir um und zügelte Brig. Der temperamentvolle Hengst scheute kurz auf, aber Legolas hatte keine Mühe ihn unter Kontrolle zu halten. Bewundernswert, aber auch angsteinflössend, wenn ich daran dachte, welche Kraft in diesem Hengst steckte.
„Minuil ich möchte alleine sein. Mir ist momentan nicht nach feiern zu mute und ich wäre dir derzeit keine sehr gute Gesellschaft.“ Sprach er zu mir und wirkte dabei sehr niedergeschlagen. Es schien mir, als würde es ihm wehtun, das er gegen seinen Bruder verloren hatte.
„Aber mir ist momentan auch nicht nach feiern zu mute. Nicht wenn du wegen diesem dummen Turnier so niedergeschlagen bist!“ antwortete ich ihm und hatte ihn endlich erreicht, sodass ich direkt neben ihm und Brig stand.
„Ich bin nicht wegen dem Turnier so schlecht gelaunt.“ Sprach er und schaute zur Festwiese hinüber, woher freudiger Gesang und Musik ertönte. Das Fest hatte begonnen und nun ging dieser Tag in den geselligen fröhlichen und lockeren Teil über.
„Oh, aber etwas bedrückt dich, das sehe ich dir deutlich an.“ Hackte ich nach.
„Ich werde eine Zeitlang nicht daheim sein und… es tut mir leid, aber ich werde mein Versprechen nicht halten können…“ Noch niedergeschlagener senkte er den Kopf.
„Aber warum?“ Frage ich und bemerkte, das sich Tränen in meinen Augen bildeten. Der Gedanke schmerzte, das er nicht mit mir Kiros zureiten und den Düsterwald zeigen konnte.
„Ich habe eine Dummheit begangen und werde durch sie einige Zeit an der Grenze verbringen müssen.“ Antwortete er mir seufzend.
„Oh.“ Bekam ich nur heraus, ohne mir anmerken zu lassen, das ich kurz vorm weinen stand. Jedoch riss ich mich zusammen, war da doch die Wette mit Jolan. Er hatte sie also angenommen und war deswegen nun schlecht gelaunt. Meine Traurigkeit herunterschluckend sprach ich den Gedanken aus, der mir gerade in den Sinn kam.
„Welches ist die Stute, die Jolan gemeint hatte?“ fragte ich und er schaute mich nun erstaunt an.
„Woher weist du davon?“ fragte er irritiert.
„Entschuldigung! Ich wollte das Gespräch zwischen Jolan und dir nicht belauschen. Aber ihr wart auch nicht gerade sehr leise…“ entschuldigte ich mich verlegen.
„Schon gut. Ich glaube es war auch Jolans Absicht, das es einige mitbekommen, damit ich nicht abspringen kann.“ Nahm er meine Entschuldigung an.
„Und zeigst du mir die Stute, die es dir anscheinend sehr angetan hat?“ hackte ich nun neugierig nach.
„Jolan hat seine Pferde auf der Nordweide, ich zeig sie dir ein anderes mal.“ Antwortete er und stieg von Brig ab. Er ließ ihn einfach frei an der Koppel stehen, wo Brig nun etwas graste, während wir uns nun an den Koppelzaun gelehnt weiter unterhielten.
„Ist die Grenzwache überhaupt noch notwendig, jetzt wo Frieden herrscht?“ fragte ich nachdenklich nach. Es war doch Frieden, wieso jetzt noch so starke Grenzwachen? Warum musste einer der Königlichen Wache dort sein? Zur Kriegszeit konnte ich es ja verstehen, das sie dort verstärkt auch starke Kämpfer postierten. Aber jetzt?
„Auch in Friedenszeiten darf die Grenze nicht vernachlässigt werden. Feinde wird es immer geben. Ob nun eine Orkarmee, die unbedingt ins Nordgebirge will, oder ein Rudel schwarzer Wölfe, die unser Vieh reißt, oder andere Kreaturen und Gegner. Die Grenzen sind nie ganz sicher!“ erklärte er mir. Gut dies war nachvollziehbar, wobei ich noch immer der Meinung war, das dies wohl auch ohne die Aufsicht einer Königlichen Wache funktionieren würde.
Aber in den Letzten Tagen hatte ich durch Aro einen noch tieferen Einblick in das Aufgabenfeld der Königlichen Wache bekommen. Sie waren im Grunde genommen, der ausführende Arm des Königs und erledigten viele Aufträge für diesen.
Jedoch interessiert dies jetzt nicht, denn längst kam mir ein Gedanke, wie ich in nächster Zeit doch sehr viel Zeit mit ihm verbringen könnte.
„Die Grenze also… na ja, irgendwo musst du ja anfangen, mir den Düsterwald zu zeigen und warum nicht bei den Grenzen anfangen… das heißt, wenn du dies möchtest? Ich darf dich doch auf deinen Grenzwachen begleiten?“ fragte ich und je weiter ich sprach, je skeptischer und ängstlicher wurde ich, das es ihm wohl missfallen könnte.
Erstaunt sah er mich an und dann lächelte er. War er eben noch recht niedergeschlagen, änderte sich seine Stimmung nun ihn Frohsinn. Diesen Trick müssten mir die Zwei Prinzen aber nun wirklich einmal erklären, wie sie es fertig brachten, von jetzt auf gleich ihre Stimmung zu verändern. Denn er strahlte nun förmlich und seine Fröhlichkeit steckte mich an. Ich lächelte zurück und so trafen sich unsere Blicke.
Verlieren konnte ich mich in diese schönen blauen Augen und ihm schien es gleich zu gehen. Sein strahlendes Lächeln änderte sich in ein viel sanfteres und langsam kam er mir näher. Zärtlich strich er mir eine lockere Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Wärme seiner Hand war wohltuend. Wie damals verspürte ich dieses kribbeln, wo seine Finger über meine Haut glitten. Und erst sein süßer Atem! Ich glaubte mich in einem Traum der endlich in Erfüllung ging, als ich seine Lippen sanft auf meinen spürte. Es war ein zärtlicher Kuss, fast eher ein Hauch, als eine zarte Berührung. Aber ein Hauch der mich die Welt um uns herum vergessen ließ. So erwiderte ich den Kuss und ließ keinen Zweifel aufkommen, das es mir nicht gefiel.
Ich spürte, wie er mich näher an sich heranzog. Seine Arme umschlangen nun meine Taile, während ich meine Hände in sein Haar vergrub und verträumt damit herumspielte.
„Ich liebe dich!“ flüsterte er an meinen Lippen und eh ich ihm sagen konnte, wie sehr ich ihn auch liebte, verschloss er meinen Mund wieder mit einem weiteren Kuss. Vielleicht brauchte ich es ihm auch gar nicht zu sagen, denn meine Reaktion auf seine Berührungen, Küsse und das Liebesgeständnis sprachen Bände bei mir. Ich war vollkommen errötet. Meine Hände zitterten und mein Herz raste. Sicherlich vernahm er den lauten schnellen Schlag meines Herzens. Wahrscheinlich hatte er sogar gehört, wie mir nicht nur ein Stein, sondern eine ganze Gerölllawine, vom Herzen gefallen war.
Nein, auch ich musste es ihm sagen. So lange hatte ich mit mir gehadert und meine Gefühle verleugnet. Ich wollte es aussprechen, damit es auch wirklich real war. So löste ich mich leicht von seinen Lippen, wenn gleich mir dies auch sehr schwer fiel und erwiderte seinen Liebesschwur.
„Ich liebe dich auch!“ wisperte ich und kaum hatte ich dies gesagt, verlor ich den Boden unter den Füßen. Vor überschwänglicher Freude hatte er mich von den Füßen gerissen und hielt mich fest in seinen starken Armen.
„Nie mehr gebe ich dich her!“ sprach er liebevoll zu mir und stellte mich wieder auf meine Füße. „Ich will dich auch nie mehr gehen lassen!“ erwiderte ich und bettete meinen Kopf an seiner Brust. Ich hörte sein Herz schlagen. Es ging fast genauso schnell wie meines, aber beruhigte sich viel schneller.
„Die Grenzen sind ein guter Anfang, da hast du recht. Die Wege zu den einzelnen Grenzposten sind weit und es gibt einige sehr schöne Lichtungen und Bäche, die ich dir unbedingt zeigen möchte.“ Es war schön ihn wieder glücklich zu sehen und allein der Gedanke, mit ihm allein an diesen wundervollen Orte zu sein, erfüllte auch mich mit einem Glücksgefühl.
Ich hatte ihn endlich für mich gewonnen. Ich hatte endlich mein Glück gefunden und würde es nie mehr hergeben. Mein Weg zum ewigen Glück war lang und steinig gewesen. So oft hatte ich mir selbst ein Bein gestellt und mein Glück aufs Spiel gesetzt. Doch endlich war meine Odyssee zu Ende und ich im wahren Liebensglück.

Und vielleicht war es gut, das Legolas heute das Turnier verloren hatte und wir so etwas Zeit alleine für uns fanden. Denn als wir nach einer gefühlten Ewigkeit im Glück zurück zum Fest gingen, war Jolan noch immer von Gratulanten umlagert und Merilia stand etwas schmollend abseits.
So hätte ein Sieg Legolas uns wohl heute nicht zusammen gebracht und uns eher noch weiter auseinander getrieben. Im Grunde war es ein Sieg der Liebe, den Legolas heute errang.

Und ist so ein Sieg, nicht eigentlich der schönste Sieg…?

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://icebluemchen.4lima.de/?p=350