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Jan 21 2011

IceBluemchen

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10. Erwachen

Zwei Tage waren seit der Beerdigung vergangen. Shanks war mit seiner Bande längst am Horizont verschwunden und auch die restlichen Verbündeten, die Whitebeard die letzte Ehre erweisen wollten, waren fort.
Marco jedoch hatte beschlossen, das sie noch einige Zeit auf Whitebeard Island verweilen würden. Die Reparatur der Orca lief auf Hochtouren, würde aber mindestens noch zwei Wochen beanspruchen. Und auch die Bande selbst brauchte eine Auszeit, um sich von der Schlacht zu erholen. Viele Nakama waren verletzt und kurierten nun ihre Blessuren aus. Und während Doc und die noch zwei verbleibenden Schwestern so alle Hände voll zu tun hatten, nutzten Marco und die Kommandanten die Gelegenheit und zählten die Mannschaft einmal durch.
„Insgesamt sind wir noch 256 Mann plus Doc, Silly und Leigh. Das ist weniger als ich gedacht hätte.“ Sprach Marco in die kleine Runde der versammelten Kommandanten. Er hatte gehofft, es hätten mehr Nakama überlebt. Aber der Krieg hatte auf beiden Seiten große Verluste hinterlassen, wobei die Marine wohl weit weniger Schwierigkeiten bekommen würde, diese Verluste auszugleichen. Hinzu kam auch noch, das Marco hinnehmen musste, das die Krankenschwestern mit dem letzten Schiff der Whitebeard-Verbündeten sie verlassen hatten. Ihre Aufgabe war es gewesen, sich über all die Jahre um Whitebeard zu kümmern. Nun wo er nicht mehr da war, wollten sie sich eine neue Aufgabe suchen oder gar sesshaft werden. Aber ihre Zukunft sahen sie nicht bei den Whitebeard-Piraten.
Schweigend schauten die Kommandanten auf Marco und dachten über die Auswirkung der geringen Crewmann-Anzahl nach.
„Das reicht gerade einmal aus, um die Orca halbwegs voll zu besetzten.“ Meldete Jozu sich als erster grummelig wieder zu Wort.
„Ich weis.“ Sprach Marco seufzend, da er diesbezüglich bereits hin und her dachte. Aber egal wie er die Zahlen auch drehte und wendete, sie waren für drei Schiffe einfach unterbesetzt.
„Warum besetzten wir nicht die zwei Versorger voll und der Rest bleibt auf der Orca?“ fragte Vista, jedoch schüttelte Marco sogleich verneinend den Kopf.
„Um beide Versorger voll zu besetzen, braucht es um die 80 Mann und mindestens 2 Kommandanten. So würden für die Orca noch 174 Mann bleiben. Das reicht zwar aus um sie klar Schiff zu bekommen, aber sobald wir in einen Kampf gezogen werden, sind wir unterbesetzt. Aus diesem Grunde hat Paps sie auch so lange aus der Schlacht und generell aus Kämpfen herausgehalten. Sie verschlingt Kampfbereit einfach zu viel Crew.“ Erklärte Marco das Dilemma, das es nun vernünftig zu lösen galt.
Die Orca war als Dampfschiff auf eine Mannschaft für die Dampfmaschine angewiesen. Stetig musste der Kessel befeuert und für Kohlenachschub gesorgt werden. Selbst wenn sie nicht unter Dampf, sondern unter Segel fuhren, musste der Kessel befeuert bleiben, wenn auch nicht alt zu stark. So verschlang alleine der Maschinenraum und die Segelcrew mehr als eine Division. Würden sie zusätzlich noch kämpfen müssen, war eine weitere Division notwenig. Die Orca war damals nun einmal nicht als Kampfschiff, sondern schneller Versorger für die Moby Dick geplant worden. Das sie später einmal zum Hauptschiff der Bande mutierte, damit hätte niemand gerechnet und diesem Problem musste Marco nun Herr werden.
„Ach deswegen waren also immer zwei Divisionen Minimum.“ Kam Namur zu einer Erkenntnis, die den anderen Kommandanten längst klar war. Aber Namur der Fischmensch hatte zuvor kaum etwas mit der Orca zu schaffen gehabt und war sogar jetzt das erste mal auf ihr.
„Und wenn wir die Orca Kampf klar machen, wie viele Mann würde uns für die Versorger bleiben?“ fragte er dann.
„Höchstens 56 Mann, wenn wir die Orca auf Minimum Kampfbereit halten! Davon bekämen wir höchstens einen Versorger klar, da wir es nicht riskieren können, sie unterbesetzt auszuschicken.“ Antwortete Marco nachdenklich. Längst schwirrten in seinem Kopf einige Gedanken, wie er das Problem lösen könnte, aber noch hoffte er, zusammen mit den Kommandanten eine bessere Lösung zu finden.
„Benötigen wir überhaupt zwei Versorger?“ fragte plötzlich Fossa und paffte genüsslich an seiner Zigarre. Genau den selben Gedanken hatte Marco in den letzten Minuten auch hin und her gedacht.
„Eigentlich nicht.“ Gab Marco zu. „Die Orca hat noch nie einen Versorger gebraucht. Im Gegenteil, sie diente eine Zeit lang sogar als Versorger für die Moby Dick.“
Haruta musste auflachen. „Das ist doch verrückt.“ Sprach sie und schüttelte leicht den Kopf, da sie ihren Gedanken selbst kaum glauben konnte. „Früher haben wir Paps um Schiffe angebettelt, weil wir einfach zu viel Crew waren. Und heute haben wir zwei Schiffe zuviel.“
„Dann sollten wir vielleicht darüber nachdenken, ob wir sie nicht abstoßen.“ Sprach Jozu und hatte damit genau den Gedanken ausgesprochen, der Marco die gesamte Zeit durch den Kopf jagte.
„Sie sind gut in Schuss und würden somit einiges an Geld in unsere Kasse spülen. Zwar plagen uns derzeit keine Geldsorgen, aber unsere sicheren Einnahmequellen sind alle samt versiegt und in der Zukunft wird es nicht leicht für uns werden. Zwei nicht benötigte Versorger klar zu halten, kostet uns nur Männer und Geld. Und auch wenn es mir etwas schwer fällt, so sollten wir tatsächlich darüber nachdenken, ob wir sie nicht verkaufen.“ Stimmte Marco Jozu zu. Jedoch wurden sie sich an diesem Tag nicht mehr einig. Zum einen befürchteten sie, das sie einen Fehler machen könnten, wenn sie die Schiffe abstießen, zum anderen quälte sie auch der Gedanke, was Whitebeard davon gehalten hätte.

Nachdenklich ging Marco den Flur in Richtung Krankenstation entlang. Er wollte sich nach Ace Befinden erkundigen, wurde er doch wieder von zahlreichen Nakama gelöchert, wie es ihm ginge.
Doc duldete auf der Krankenstation derzeit keine Besucher für Ace. Solange er im Fieber lag, wollte er die Personen um ihn herum so gering wie möglich halten.
Als er die Station betrat herrschte hier eine betriebsame Hektik, die Marco stutzig werden ließ. Silly und Leigh eilten über den Flur vom Behandlungsraum zum Büro, vom Medikamentenlager in den Behandlungsraum, und immer wieder in Ace Zimmer.
„Was ist los?“ fragte er Leigh, die gerade an ihm vorbeieilte.
„Ace ist aufgewacht!“ sprach sie nur knapp und verschwand im Medikamentenlager. Marco war wie erstarrt. Auf diese Nachricht hatte er all die Tage gewartet und nun war es endlich soweit. Sofort ging er zu seinem Zimmer, nur um in der Tür wieder zu erstarren.
Der Anblick der sich ihm bot, glich einem Schlachtfeld. Verbranntes Bettzeug lag in einer Ecke, zerbrochenes Glas von Infusionsflaschen lag auf dem Boden und wurde soeben von Leigh zusammengekehrt, die sich mit Handfeger und Schaufel an Marco vorbeigedrängt hatte. Marcos Blick wanderte nun über eine Wand die schwarz verkohlt war und auch an der Decke konnte er Russ erkennen. Er fragte sich, wie dies alles zustande kommen konnte, als Silly an ihm vorbei schlüpfte und zu Doc an Ace Bett trat.
Ace war keineswegs wach. Schlafend lag er in seinem Bett und Silly bettete seinen Kopf auf einem neuen Kissen. Leigh drängte sich mit den Scherben aus dem Zimmer und kam nur einen Augenblick später mit einer neue Decke zurück, da Ace offensichtlich sein gesamtes Bettzeug verbrannt hatte. Nur warum?
„Silly was ist passiert?“ fragte Marco daher die Oberschwester, als sie wieder den Raum verlassen wollte. „Gleich Marco. Wir müssen uns erst um Ace kümmern und dann erklären wir alles.“ Vertröstete sie ihn und verschwand im Behandlungszimmer, nur um Augenblicke später mit zwei neuen Infusionen wiederzukommen.
Marco beobachtete die Szene und hoffte bald eine Erklärung zu bekommen. Doc legte Ace einen neuen Zugang, während Silly die Infusion vorbereitete. Auch das Monitoring musste Doc neu verkabeln und schon bald vernahmen alle das gleichmäßige Piepen vom Überwachungsmonitor. Nachdem Doc ihm noch einige Medikamente verabreicht hatte, war er endlich fertig und Silly deckte Ace zu.
Nun wand sich der Arzt Marco zu und dirigierte ihn ins Büro.
„Doc was ist geschehen?“ fragte Marco ungeduldig den Arzt, während dieser sich erst einmal einen Kaffee einschenkte.
„Ace ist aufgewacht und hat im Fieberwahn sein Bett und das halbe Zimmer abgefackelt.“ Faste dieser kurz nüchtern zusammen und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken.
„Was?“ brachte Marco nur erschrocken und geschockt heraus.
„Er hat noch immer sehr hohes Fieber und daher ist er nicht klar bei Verstand. Als er aufwachte, bekam er Panik. Nach dem was er schrie, dachte er wohl noch immer auf dem Schlachtfeld zu sein und sich gegen Akainu verteidigen zu müssen.“ Erklärte Doc nun ausführlicher. „Er schleppte sich irgendwie aus dem Bett und den Rest des Chaos hast du ja selbst gesehen.“
„Oh nein, ist jemand verletzt worden?“ fragte Marco und schaute zu Silly und Leigh hinüber, die teils mit Russ bedeckt und verschmiert waren.
„Nein, außer du zählst die Brandverwüstung des Zimmers als Verletzte dazu.“ Meinte Silly frech und musste schmunzeln. Aber so war Silly. Die gute Seele der Station die auch im schlimmsten etwas positives sah. Marco schüttelte leicht lächelnd den Kopf.
„Und Ace?“ fragte er Doc.
„Nur einen Schreck, zwei gebrochene Rippen und einen herausgerissenen Zugang. Als er uns endlich erkannte, beruhigte er sich und verlor wieder das Bewusstsein und die Flammen erstarben augenblicklich.“ Antwortete Doc und schien darüber froh zu sein. Feuer auf einem Schiff konnte gefährlich sein und Feuer auf der Krankenstation sowieso, da Doc hier reinen Sauerstoff für seine Patienten auf Lager hatte. Ihr Glück war, das Ace sich die Beatmung gleich zu Anfang aus dem Gesicht gerissen hatte, bevor er in Flammen aufging. Auch wenn Doc bei ihm keinen reinen Sauerstoff, sondern ein Sauerstoff-Atemgemisch verwendete, war auch dies bei zu großer Hitze entzündbar.
Marco war auf einer Seite froh, das Ace endlich aufgewacht war. Aber das er sich bei der Aktion wiederum zwei Rippen gebrochen hatte, befand er als bedenklich. Was musste in Ace nur vorgegangen sein, das dies geschehen konnte? Außerdem stand nun auch die Frage im Raum, wann würde er wieder erwachen und wie würde es dann sein.
„Und wie geht es jetzt weiter? Wann wird er wieder aufwachen?“ fragte Marco nach.
„Vielleicht heute noch einmal, aber wohl eher erst Morgen. Da sich bis jetzt fast alles wie damals verhält, sollte das Fieber nun langsam abklingen und dann sollte er uns auch erkennen.“ Marco nickte nur. Es gab ihm noch eine kleine Verschnaufpause, denn eines war gewiss. Wenn Ace aufwachte und klar im Kopf sein würde, würde er viele Fragen haben. Und es gab Antworten, die sie ihm so lange wie möglich fern halten wollten.

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