«

»

Jan 14 2011

IceBluemchen

Beitrag drucken

30. „Sie ist nicht du!“

Ich war ein Trampel vom Feinsten. Ich wollte doch nur wissen wer Merilia nun genau ist und verscherzte es mir gewaltig mit Legolas.
„In den letzten Tagen fiel sehr häufig der Name Merilia. Wer ist sie?“ fragte ich neugierig. Kurz verzog Legolas das Gesicht und antwortete dann nur kurz und knapp: „Vaters Bibliothekarin.“
„Das erzählte Arie mir auch schon. Sie erwähnte auch, das dein Vater dich mit ihr verkuppeln wollte.“ Sprach ich, da es mich sehr interessierte, wie er damals darüber dachte.
„Mhh… Vater wollte vieles…“ meinte er nur seufzend.
„Sie erwähnte auch, das sie mir ähnelt.“ Hackte ich nach. Er müsste es ja am besten einschätzen können und irgendwie war ich schon recht neugierig, ob es tatsächlich eine Elbe gab, die mir ähnelte.
„Nein, sie ist dir in keinster Weise ähnlich.“ Antwortete er leicht gereizt. Mir kam es fast so vor, als mochte er den Vergleich nicht.
„Aber wie kam dann dein Vater auf sie. Irgendetwas muss es ja gewesen sein, das er sie auswählte.“ Meinte ich.
„Ich habe meinen Vater nie verstanden, weshalb er welche Frau auswählte. Nach so vielen Jahrhunderten hab ich aufgehört mir darüber den Kopf zu zerbrechen.“ Sprach er und klang dabei noch immer leicht gereizt.
„Und hast dir lieber Schlachtpläne erdacht, wie du sie alle schnellstens wieder los wirst.“ Witzelte ich daher, um die Stimmung wieder etwas aufzuheitern, aber er blieb ernst.
„Besser, als mit ihnen zusammen sein zu müssen. Manche von ihnen waren echt schlimm.“
„Und Merilia? War sie auch eine der schlimmeren, das du vor ihr reis aus nahmst?“ fragte ich weiter neugierig.
„Nein, sie ist ganz nett.“ Antwortete er zögerlich und beobachtete mich aus den Augenwinkeln.
Da ich nicht so recht wusste, was ich von dem ‚ganz nett‘ halten sollte, brachte ich nur ein erstauntes „Oh…“ hervor.
„Versteh dies bitte nicht falsch. Sie ist nett im Sinne, na ja man kann mit ihr reden ohne das sie einen als Prinzen sieht. Außerdem hört sie einem zu und hat oft recht verrückte Ideen. Ganz von ihrem merkwürdigen Humor mal abgesehen.“ Irgendwie klang dies aber schon nach mir. Auch ich hörte gerne zu, hatte manchmal die absurdesten Einfälle und einen ausgeprägten Sinn für Humor.
„Das klingt schon irgendwie nach mir.“ Gab ich daher zu, aber dies wollte er nicht hören.
„Nein, sie ist ganz und gar nicht wie du!“ Er war verärgert und setzte sich auf.
„Ich meine nur…“ Jedoch schüttelte er den Kopf und fiel mir ins Wort.
„Nein, sie ist nicht du!“ Wieso war er plötzlich nur so wütend? „Niemand ist wie du!“ sprach er flüstern und eh ich dazu kam, etwas zu sagen, sprang er auf und ging einfach.
Fantastisch Minuil, da wollte ich nur etwas über diese Elbe erfahren und dann verärgerte ich Legolas. Wobei mir nicht ganz klar war, was nun genau ihn verstimmt hatte.
„Legolas bitte warte.“ Rief ich und lief ihm nach.
Jedoch lief er so schnell, das ich ihn aus den Augen verlor und fand ihn auch nicht wieder. Wo konnte er nur hin verschwunden sein? Betrübt ging ich zum Schloss zurück. Vielleicht war er ja dort hingegangen. Jedoch was ich dann dort sah, ließ mich schmunzeln.

Gerade war ich vom Garten aus ins Schloss gekommen, als ich Jolan mit jemanden flirten hörte. Er konnte es also nach all den Jahren immer noch nicht lassen. Kopfschütteln spähte ich um die Ecke und erblickte Jolan, wie er wie ein läufiger Hund hinter einer brünetten Elbe herlief und ihr ordentlich Honig um den Mund schmierte. Himmel, seine Flirtsprüche waren noch theatralischer und aufgetragener als damals. Aber diese Elbe schien dies alles gar nicht zu interessieren. Sie ignorierte seine Worte mit einer Ruhe, als würde er ihr das Wetter der letzten tausend Jahre herunterbeten. Fast hätte ich geglaubt, gleich würde sie gähnen oder im gehen einschlafen.
„Niedlich die Zwei, nicht wahr?!“ wurde ich plötzlich von hinten angesprochen und fast hätte ich vor Schreck aufgeschrieen. Jedoch konnte ich gerade noch meine Hand vor den Mund schlagen und wand mich zu der Person um, die mich gerade beim belauschen erwischt hatte.
„Arie, erschreck mich bitte nie mehr!“ fuhr ich sie gespielt an und wir mussten beide lachen, aber leise, denn nun spähten wir gemeinsam den zwei Turteltauben nach und ich amüsierte mich köstlich, wie Jolans Flirtschleim einfach an ihr abprallte und er selbst darauf ausrutschte. Ich konnte es einfach nicht glauben, wie dämlich er sich bei dieser Elbe anstellte. Merkte er nicht, das sie sein Getue nervte? Diese Elbe war anscheinend wie ich von seinen Flirtereien gar nicht sonderlich angetan und schlagartig kam mir ein Gedanke.
„Ist dies Merilia?“ fragte ich Arie flüstern.
„Ja! Seit fast einhundert Jahren versucht er sie zu erobern.“ Flüsterte sie zurück.
„Sieht nicht so aus, als wäre er bis lang sehr weit gekommen!“ meinte ich grinsend und musste mir ein lachen verkneifen, als Merilia ihm auf seine Flirtattacke eine schnippische Antwort gab und er in seiner Flirttirade ordentlich ins straucheln geriet.
„Nein, dabei liebt sie ihn abgöttisch. Sie quält ihn nur, weil sie sein geflirte hasst.“ Fantastisch! Dieser Dummkopf könnte glücklich sein, wenn er sich nicht so dämlich geben würde. Aber es war auch schwer alte Angewohnheiten abzulegen, vor allem wenn sie über Jahrtausende in einen Kopf eingebrannt waren.
„Und er? Ist es für ihn nur ein Spiel oder dieses mal etwas ernstes?“ fragte ich nach und war etwas enttäuscht, das Merilia und Jolan im nächsten Korridor verschwanden.
„Minuil, Jolan war damals von dir fasziniert. Du hast ihm Parole geboten und dich auf sein Spielchen nicht eingelassen. Das hatte er zuvor noch nie erlebt. Die Frauen lagen ihm zu Füßen.“ Kein wunder! Er ist der Kronprinz von Düsterwald und schlecht sieht er ja auch nicht aus. Dies sagt jedem dummen Brot zu. Und während sie mich auf eine kleine beschauliche Terrasse führte, sprach sie weiter.
„Du warst die erste Frau mit der er sich eine Ewigkeit vorstellen konnte. Dennoch hätte er sich nie zwischen das Glück von Legolas geschoben. Egal wie du dich damals entschieden hättest, er hätte es akzeptiert.“ Oh Himmel! Dieser Elb war tatsächlich wahrlich an mir interessiert gewesen. Kein Wunder das ich damals vollkommen durch den Wind war, sobald auch nur einer der zwei Prinzen in meiner Nähe war.
„Vater war sehr besorgt um Legolas, als du fort gegangen warst. Er konnte nicht mit ansehen, wie er in sich gekehrt das Weite suchte. Und da Vater jeden Elb und jede Elbe im Reich kennt, viel seine Wahl auf Merilia. Charakterlich seit ihr euch sehr ähnlich, aber Legolas war eher geschockt als angetan von ihr. Er hat seit dem nie mehr die Bibliothek betreten, wenn sie dort war und ging ihr generell aus dem Weg. Merilia ist dir so ähnlich, das es ihm wehtat sie zu sehen oder gar mit ihr zu sprechen. Er hasst es auf den Tod, wenn jemand sie mit dir vergleicht.“ Na prima! Hätte ich diese kleine Information nicht ein paar Tage vorher bekommen können? Dann würde ich jetzt nicht vor dem Problem stehen, das mir besagter Elb gerade verstimmt davongelaufen war.
„Jolan ist dann auf sie aufmerksam geworden. Es ist unvorstellbar, aber sie ist seit über tausend Jahren die Bibliothekarin im Schloss und Jolan hatte sie nie bemerkt.“ Das war echt kaum zu glauben. Was für ein blinder Narr!
„Da Legolas unmissverständlich klar gemacht hatte, das er kein Interesse an ihr hatte, versuchte Jolan sein Glück und beißt seit jeher auf Granit!“ Kein Wunder! Ich würde ihn auch am langen Arm verhungern lassen, wenn er mich seit so langer Zeit ignorierte und dann erst durch seinen Vater auf mich Aufmerksam wird.
„Sie hat ihn schon immer geliebt. Seit sie die Bibliothek übernahm, schwärmte sie für ihn. Aber ein gravierender Unterschied zu dir ist, das sie eher eine graue schüchterne Maus ist. Sie hat sich nicht getraut ihn anzusprechen oder sonst irgendwie auf sich aufmerksam zu machen. Erst als Vater sie mit Legolas zusammen bringen wollte, kam sie etwas aus ihrem Schneckenhaus heraus. Und als Jolan dann plötzlich anfing um sie zu werben, da war sie sauer!“ Ja, ich an ihrer Stelle wäre aber auch sauer gewesen und hätte ihm die kalte Schulter gezeigt.
„Ich fürchte nur, das sie sich soweit in dieses Spielchen verrannt hat, das sie sich letztendlich alles kaputt machen wird.“ Sprach Arie seufzend. Sie wollte ihre Brüder glücklich sehen und dabei stellte sich der eine wie ein Idiot an und beim anderen hatte ich es gerade gut verbockt.
„Arie, ich fürchte ich habe einen großen Fehler gemacht!“ sprach ich betreten zu ihr.
„Oje, was hast du gemacht?“ fragte sie sogleich mit einer verdächtig wissenden Mine.
„Ich war so neugierig und habe Legolas nach Merilia ausgefragt.“ Gab ich kleinlaut zu und ließ betrübt den Kopf hängen.
„Und er ist wie ein schmollendes Kleinkind davongelaufen, habe ich recht?“ sprach sie amüsiert.
„Ja!“ gab ich erstaunt zu. Woher wusste sie das?
„Er reagiert immer so, wenn es um Merilia geht. Lass ihm ein paar Stunden Freiraum und du wirst sehen, heute Abend hat er sich wieder ein. Bei dir wird er eh nicht lange verstimmt sein. Ich glaube, er ärgert sich gerade selbst über sein Verhalten dir gegenüber.“ Diese Antwort gab mir Hoffnung, doch keinen so großen Fehler gemacht zu haben. Aber eines nahm ich mir vor. In seiner Gegenwart war Merilia ab jetzt ein Tabu-Thema. Dennoch, ich wollte Merilia kennenlernen und mir ein genaues Bild von der Elbe machen, die mir so ähnelte.
„Arie, ich glaube es wird Zeit, das du mir Merilia persönlich vorstellst!“

Am Nachmittag stellte sie mir Merilia vor. Wir verstanden uns auf anhieb und redeten bis zum Abend. Sie war mir wirklich sehr ähnlich und dies nicht nur charakterlich. Auch von der Statur ähnelten wir uns, aber während ich blondes Haar und tief blaue Augen hatte, war ihr Haar kastanienbraun und sie hatte rehbraune Augen.
Ich erzählte ihr von damals und wie Jolan sich mir gegenüber verhielt. Sie fand es amüsant, wie ich ihm das Flirten abgewöhnte. Aber als sie hörte, das er sich heute mir gegenüber ganz normal verhielt, war sie etwas verstimmt. So gab ich ihr den Rat, das sie ihn doch einmal ordentlich zusammenfalten solle. „Er kann äußerst aufmerksam und liebenswürdig sein und dies auf eine ganz normale Art. Gib ihm doch mal einen ordentlichen Tritt. Sag ihm, du seihst kein dummes Brot das er bezirzen muss. Er wird schon verstehen, was du damit meinst und dann wird er dich auch nicht mehr so nerven, das verspreche ich dir!“
Wegen Legolas kam ich jedoch nicht weiter. Arie meinte ich solle ihm einfach etwas Zeit geben und es würde sich alles von allein fügen. Zu dumm nur, das ich so langsam keine Lust mehr hatte, mich in Geduld zu üben und mein Kopf bereits mehrere Schlachtpläne ausheckte, wie ich ihm ein offenes Liebesgeständnis entlocken konnte.

Author’s Notes:

Damit wäre Jolans „Geheimnis“ geklärt. Er hat seine Praline gefunden, nur das die kleine Marzipankugel nicht so will, wie er es gerne hätte!

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://icebluemchen.4lima.de/?p=207