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Jan 13 2011

IceBluemchen

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29. Wenn der Himmel weint…

„Der Himmel beklagt der gefallenen Seelen.“ Sprach Arie gedankenverloren. Noch immer regnete es in strömen und seit Stunden warteten wir. Jeder verfügbare Elb, der nicht verletzt war, half bei der Suche und Bergung von Verletzten. Immer schreckten wir auf, wenn wieder ein Verletzter gebracht wurde, dachten wir doch immer, es könnte Legolas, Elias oder Tolan sein. Ja, leider fehlte bislang auch von Elias und Tolan jede Spur. Arie machte dies noch nervöser als mich, sofern dies überhaupt noch möglich war. Aber sie bangte neben ihren Bruder auch um ihren Ehemann und daher konnte ich sie sehr gut verstehen.
Am späten Nachmittag kam Jolan zu uns. Auch er wollte sich nun an der Suche nach seinem kleinen Bruder und seinem Schwager beteiligen. Bislang hatte er bei der Koordination der letzten Jagdtrupps helfen müssen, jedoch gab es jetzt kaum noch Feindmeldungen und König Thranduil stellte ihn für die Suche frei. Doch war meine Hoffnung, das er mich mitnehmen würde, schnell wieder zerstört. Thranduil hatte befohlen, das ich hier bei den Frauen bleiben und helfen sollte, während mein Bruder bei der Bergung der Verletzten nun helfen durfte. Fantastisch!
So saß ich weiter eher nutzlos rum, denn wirklich helfen konnte ich nicht. Die Frauen hatten alles sehr gut im Griff, sodass selbst Arie mehr rumsaß, als das sie etwas tat. Daher kam uns Gimli recht gelegen, der gerade vom ersten Übungsplatz angestapft kam.
Ein dicker Verband um seinen Kopf nagte ordentlich an seinem Ehrgefühl und so brubbelte er sich irgendetwas in seinen Bart, das ich jedoch nicht verstand. Arie musste über Gimli schmunzeln. Es war das erste mal, das ich sie heute lächeln sehen hatte. Anscheinend hatte sie Gimli verstanden und er hatte etwas aus ihrer Sicht recht komisches gesagt. Aber ich hackte diesbezüglich nicht nach und winkte ihn zu uns, damit er sich zu uns setzte.

Ablenken wollte er uns und sicherlich auch sich selbst, machte auch er sich Sorgen. Niemand hatte Legolas während der Schlacht gesehen. Elias und Tolan war er einige male begegnet. Er meinte, das sie jedes mal unverletzt waren und er sich daher auch keine Sorgen um sie mache. Aber bei Legolas sah die Situation anders aus. Nachdem er das Feuer gelegt hatte, war er nicht auf das Schlachtfeld gekommen. Niemand wusste, wo er geblieben oder was mit ihm geschehen war.
Aber da er es sich irgendwie zur Aufgabe machte, uns auf andere Gedanken zu bringen, begann er ein zwangloses Gespräch über dies und das.
„Gimli du hattest Legolas in Minas Thirit etwas gefragt, worauf er dir nach der Wette jedoch keine Antwort gab. Was hattest du eigentlich von ihm wissen wollen?“ Irgendwie kamen wir während unseren Gesprächs auf dieses Thema und Gimli musste über meine Neugier grinsen.
„Haha…“ lachte er „Schon auf unserer gesamten Reise hatte ich versucht ihm eine Antwort auf diese Frage zu entlocken, aber nie gab er mir eine. Der Junge war über seine Vergangenheit sehr verschwiegen und alles musste ich ihm mühsam aus der Nase ziehen. Heute bräuchte ich ihm diese Frage aber nicht mehr stellen, da ich die Antwort nun kenne, auch ohne sein dazutun.“ Sprach er und grinste mich freudig an. Arie musste wieder schmunzeln und meinte, das dies typisch für Legolas sei.
„Ja aber was wolltest du von ihm wissen, das er dir darauf keine Antwort geben wollte, du die Antwort nun aber auch so herausgefunden hast.“ Hackte ich nach.
„Ich wollte von ihm wissen, ob eine Elben-Maid auf ihn daheim wartet.“
„Oh…“ entfuhr es mir nur und Gimli freute sich, das ich schlagartig errötete. Arie schaute mich bedeutungsvoll an. Anscheinend wusste jeder außer Legolas, wie es um meine Gefühle für ihn bestellt war. Prima!
Gimli ahnte auf jeden Fall was ich für Legolas empfand und er kannte seinen Freund gut genug, das er ebenfalls erkannte, das Legolas mir nicht ganz abgeneigt war. Ihm reichte dies als Antwort, warum auch immer er dies überhaupt wissen wollte.
Und Arie? Mittlerweile glaubte ich, das sie es schon damals wusste und nur wegen ihrer Hochzeit nichts sagte. Sie war damals wahrscheinlich zu abgelenkt, als das sie ihrem Bruder unter die Arme greifen konnte. Ob sie damals auch schon mein unsterbliches Blut gesehen hatte? Irgendwann, wenn diese alles vorbei war, müsste ich sie einmal drauf ansprechen. Doch nicht jetzt, denn zu groß war meine Angst, das sie vielleicht etwas sagen könnte, das mich verletzte oder als naives Dummchen dastehen lassen könnte. Obwohl dies eigentlich genau auf mich zutraf, jedoch wollte ich dies auch endlich von mir streifen und aktiv in meine Zukunft eingreifen.

„Es wird Zeit, das wir ins Schloss gehen. Hier gibt es keine Aufgaben mehr für uns und auf die Rückkehr der Männer können wir auch dort warten.“ Sprach Arie, aber nur wiederwillig begleitete ich sie. Ich wollte eigentlich nicht fort von den Versorgungszelten. Aber die Verwundeten waren fast alle bereits in ein anderes Quartier gebracht worden und die Nachzügler wurden gleich in die Räumlichkeiten der Heiler gebracht.
Erstaunt war ich, als Arie mir die Zimmer zeigte, die für Aro und mich hergerichtet worden waren. Sie lagen im selben Flügel wie die Königlichen Gemächer und im Nachbarkorridor hatten Tolan und Lanu ihre Quartiere. Einen klareren Wink mit dem Zaunpfahl konnte es nicht geben. Aros Ausbildung zur Königlichen Wache war faktisch beschlossen und das Jolan ihn mit sich nahm in seinem Suchtrupp, sprach ebenfalls dafür. Mein armer kleiner Bruder… Jolan wird ihn sicherlich ordentlich quälen und rannehmen. Aber es konnte auch als ein deutliches Zeichen für Legolas gewertet werden, das er es dieses mal mit mir nicht verbocken sollte.
Der Hauptraum war gemütlich eingerichtet. Auf der rechten Seite befand sich ein Kamin vor dem eine bequeme Sitzecke stand. Gerade zu gingen zwei Türen ab, die zu den Schlafgemächer führten und auf der linken Seite befand sich zwei Fenster und ein Durchgang, der auf eine kleine Terrasse führte. Mein Schlafgemach war nicht sehr groß, jedoch mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, die ich mir wünschte. Es gab nur ein Fenster, was jedoch nach meiner Meinung völlig ausreichend war. Das große Bett stand direkt gegenüber der Tür und nahm einen Grossteil des Raumes in beschlag. Rechts vom Bett befand sich ein größerer Schrank und ein Frisiertisch mit Spiegel. Was mich aber sehr überraschte war das Bücherregal, das ich links von mir entdeckte. Darin standen bereits einige Bücher und auch das alte Märchenbuch, das ich hier das erste mal gelesen hatte.
„Ich habe dir einige Kleider anfertigen lassen. Hoffentlich passen sie auch?“ sprach Arie und zeigte mir erwähnte Kleider. Wunderschön waren sie und vor allem in Naturtönen gehalten.
„Aber Merilia hat in etwa deine Größe und Statur und so geh ich schon davon aus, das sie alle passen werden.“ Meinte sie nur und gemeinsam gingen wir ins Kaminzimmer, das sich direkt neben Thranduils Arbeitszimmer befand. Auch König Thranduil hatte sich mittlerweile im Schloss eingefunden und koordinierte die Truppen nun von hier aus und so bekamen wir auch jeden Bericht mit und blieben bezüglich der Such- und Bergungsaktionen auf dem laufenden.

„Die Zimmer sind wundervoll!“ bedankte ich mich bei Arie und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Es war einst Elias Quartier, aber seit unserer Hochzeit waren die Räume unbewohnt. Legolas hielt sie für angemessen. Er ließ mir bei der Gestaltung freie Hand, nur bei der Auswahl der Bücher in deinem Schlafgemach war er etwas eigen.“ Erklärte sie mir und ich musste schmunzeln. Das er sich an das Buch erinnerte, fand ich süß und das er weitere auswählte, die mir wohl zusagen würden, fand ich sehr aufmerksam.
Arie erzählte mir einiges aus der Zeit, wo ich in Sonnenlande war. „Er hatte sich sehr zurückgezogen und wollte viel alleine sein. Manchmal war er über Tage ausgeritten. Er drängte Jolan ihm die Prüfungen abzunehmen und nachdem er sie bestanden hatte, war er noch weniger daheim. Noch nie hatte ich ihn so erlebt. Ich war sehr in Sorge um ihn.“ Sprach sie und ich konnte sie verstehen. „Vater glaubte, er könne ihn aufheitern, indem er ihm eine Frau suchte, die dir sehr ähnlich ist. Aber es bewirkte eher das Gegenteil. Er interessierte sich nicht für Merilia und suchte das Weite. Und das Ende der Geschichte ist, das es ihn nach Bruchtal verschlug und er in den Ringkrieg zog.“
Erstaunt schaute ich Arie an. Zum zweiten Mal viel der Name Merilia und dieses mal sogar in Zusammenhang mit Legolas. Wer war diese Elbe? Und warum hatte Thranduil sie für Legolas auserwählt? War sie mir wirklich so ähnlich?
„Wer ist diese Merilia?“ fragte ich kleinlaut nach.
„Oh, ich dachte du hättest sie damals kennen gelernt.“ Antwortete mir Arie entschuldigen. „Sie ist die Bibliothekarin und…“ Weiter kam sie nicht, da gerade Elias am Kaminzimmer vorbei kam. Sofort sprang Arie auf und lief ihrem Mann nach. Auch ich eilte ins Arbeitszimmer, wo Elias soeben dem König Meldung machte.
„… Wir haben eine kleine Gruppe Uruk-Hai nachgestellt und sind weit südöstlich abgedriftet. Wir konnten sie stellen und vernichten. Auf unserem Rückweg stießen wir am Ufer des Waldflusses auf Legolas. Er stand vollkommen neben sich und erkannte uns erst nicht. Als wir ihn überzeugen konnten, das wir keine Feinde sondern seine Freunde sind, brach er erschöpft zusammen. Bis auf ein paar Kratzer ist er aber unverletzt, jedoch war er völlig am Ende mit seinen Kräften. Ich weis nicht was ihm wiederfahren ist, aber wir fanden unweit von ihm einige Kadaver von schwarze Wölfen und seinem Pferd. So wie es aussah, wurde es von den Wölfen gerissen.“ Mir stockte der Atem. Was war nur geschehen, das er selbst seine Freunde nicht erkannte?
„Jolan und Aro fingen uns vor gut zwei Stunden ab und geleiteten uns zurück.“ Sprach er, während Arie ihm den nassen und schweren Umhang abnahm. Er musste sofort nach seiner Ankunft hierher gekommen sein, denn er war vollkommen durchgeweicht. Sorgenvoll schaute Arie nun zu ihrem Vater und auch ich war voller Sorge.
„Wo ist Legolas jetzt?“ fragte Thranduil.
„Jolan hat ihn zu Mereen gebracht. Er hatte es geschafft, ihn auf dem Rückweg kurz wach zu bekommen. Legolas hat ihn auch sofort erkannt und nach Minuil gefragt.“ Er lächelte mich kurz an und sprach dann eher zu mir. „Jolan hat ihm gesagt, das du sicher im Schloss angekommen bist und es dir gut gehe. Er ist dann auch recht schnell wieder eingeschlafen.“ Er hatte sich also Sorgen um mich gemacht, obwohl es ihm selbst wohl sehr schlecht gehe. Wehmütig schaute ich in die besorgte Runde. Ich wollte nur noch zu ihm und ihn sehen. Einfach nur bei ihm sein und ihm so zeigen, das es mir auch wirklich gut ging.
„Elias geh dich bitte umziehen und komm dann wieder her. Arie geht in die Küche und gebe der Köchin bescheid, das sie ein warmes Abendessen bereitet.“ Kurz blieb sein Blick auf mich ruhen, eh er weitersprach. „Minuil begleite bitte Arie und geht im Anschluss in Legolas Gemach vorbei und holt für ihn frische Kleidung.“ Am liebsten hätte ich widersprochen, aber mich meinen Manieren erinnernd, das es wohl besser wäre dem König nicht zu widersprechen, begleitete ich Arie.

Wir beeilten uns, aber die Köchin diskutierte erst kurz rum, das sie auf die Schnelle höchstens noch einen Eintopf zubereiten könne. Wir befanden dies jedoch für ausreichend, da das warme Essen vor allem dazu dienen sollte, das sich die Männer aufwärmen konnten.
Danach führte mich Arie zu Legolas Zimmer. Er bewohnte zwar immer noch seine alten Gemächer, aber in den über einhundert Jahren hatte ich den Weg vergessen. Erstaunt blieb ich im Eingangsbereich seines Vorzimmers stehen. Er hatte umgeräumt. Das Vorzimmer wirkte noch gemütlicher, als es ohnehin schon damals war. Zusätzlich zu einer neuen Sitzecke, hatte er nun noch zwei neue Regale, in den Bücher und recht alt wirkende Holztiere standen.
Im Hinterzimmer meinte ich erkennen zu können, das er ein neues Bett hatte, jedoch sicher war ich mir nicht und ich wagte es auch nicht näher ran zu gehen. Arie brauchte nicht lange und kam mit einigen Kleidungsstücken zurück.
Wir eilten durch die Korridore und erreichten alsbald wieder das Arbeitszimmer. Elias war bereits zurück und nur noch sein nasses Haar erinnerte daran, das er bis vor kurzem draußen im Regen unterwegs war. Es waren auch noch zwei andere Männer anwesend, die ich jedoch nicht kannte und auch niemand für notwendig erachtete, sie mir vorzustellen. Aber da Thranduil Elias und ihnen Anweisungen gab, mussten es wohl wichtige Männer sein. Als er fertig war, wand er sich uns zu und dirigierte uns gleich wieder hinaus. Durch Elias konnte er kurze Zeit seine Aufgaben als König abgeben und sich vollkommen auf seine Vaterrolle besinnen.
Gemeinsam eilten wir zu Mereen und je näher wir kamen, um so heftiger schlug mein Herz. Was würde mich nun erwarten? Wie würde er aussehen? Ob er wach sein würde?
Als wir Mereens Räumlichkeiten erreichten, kamen auch gerade Jolan und Aro aus einem anderen Korridor. Sie hatten sie wohl umgezogen, da sie trockene Kleider trugen, aber auch ihr Haar noch nass war.

Jedoch unsere gemeinsame Sorge um Legolas war vollkommen unbegründet. Nach Mereen war er nur vollkommen erschöpft und bräuchte einfach nur viel Ruhe und Schlaf. Er musste nicht einmal bei Mereen bleiben. Als Thranduil ihn auf sein Zimmer brachte, sah ich ihn dann auch endlich wieder.
Meine Gefühle in diesem Moment in Worte zu fassen, war fast unmöglich! Zum einen war dort die Sorge, denn auch wenn es ihm laut Mereen gut ging, sah er miserabel und blass aus. Aber neben der Sorge, war dort eine unbändige Freude. Mein Herz schlug Purzelbäume und ich hatte Tausende von Schmetterlingen in meinem Bauch, die einen freudigen Liebesreigen flatterten. Und auch wenn ich überhaupt keinen Zweifel mehr hatte, das ich unsterblich in Legolas verliebt war, so waren meine jetzigen Gefühle der entgültige Beweis dafür. So wie ich mich fühlte, konnte ich nur vollkommen verliebt sein.
Dennoch, unser Wiedersehen hatte ich mir anders vorgestellt. Ohne Schlacht und ohne Sorgen.

„Es heißt, wenn es regnet, dann beklagt der Himmel der gefallenen Seelen. Er weint für jede Seele und seine Trauer ist erst gestillt, wenn auch die letzte Seele den Weg zu den Hallen der Ahnen gefunden hat.“ Sprach Legolas verträumt und schaute auf den Teich, wo einige Libellen ihre Kreise zogen.
Drei lange Tage hatte es geregnet. Drei Tage die er fast vollkommen verschlief. Nur einige kurze Momente war er wach gewesen, jedoch nicht weil er ausgeruht, sondern nur weil er hungrig war. Die ersten Male schlief er bereits während des Essens wieder ein, aber mit jedem Mal war er etwas ausgeruhter und wacher.
Als er wieder richtig wach war, wollten wir natürlich wissen, was ihm während der Schlacht wiederfahren war. Nur leider konnte er sich kaum daran erinnern. Er wusste noch, das er das Feuer entzündet hatte und ihn ein Rudel Wölfe nachgejagt war. Aber er hatte keine Ahnung wie er sie abgeschüttelt hatte und ans Flussufer kam, wo er letztendlich gefunden wurde. Dies würde wohl ein ewiges Mysterium bleiben, wobei es mir letztendlich auch egal war. Er war nicht verletzt und nun hier bei mir. Dies genügte vollkommen.
Nun zwei Wochen nach der Schlacht lag ich im sonnenbeschienenen Gras und genoss die Zweisamkeit mit Legolas. Das ich es mir gleich durch meine Neugier ordentlich mit ihm verscherzte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Author’s Notes:

Legolas ist aber auch eine harte Nuss für Gimli. Verrät ihm einfach nichts von seiner Vergangenheit und sein Privatleben. In übrigen wollte Gimli die Antwort auf seine Frage nur aus reiner Neugier wissen. Der Zwerg hat Legolas nämlich seine gesamte Lebensgeschichte ans Ohr gekaut und nun wollte er das selbe von Legolas. Aber da Legolas nun mal keine Plaudertasche ist, biss er da voll auf Granit!

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