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Jan 13 2011

IceBluemchen

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28. Am Ende bleibt nur der Tod

„Wir ziehen uns in den Süden zurück!“ befahl Mereen und half Lanu hoch. Alleine konnte dieser mit seiner Beinverletzung nicht gehen, sodass Aro ihn übernahm und nun stützte. Gemeinsam liefen wir so schnell es ging gen Süden. Mereen und Ich hielten uns dabei den Rücken frei, da wir von vorne kaum auf Feinde hätten treffen dürfen. Und die wenigen Feinde, die doch vor uns auftauchten, konnten wir schnell genug erkennen und niederstrecken.
‚Rückzug ist keine Schande!’ dachte ich an die Worte von Jolan. Das wir uns nun vom Schlachtfeld entfernten und Schutz im dichten Wald suchten, rettete uns wahrscheinlich das Leben.

Plötzlich stieß Mereen mich in eine Dickicht und zog gleichsam Aro und Lanu mit sich. Sogleich wollte ich fragen, was dies sollte, als er mir jedoch bedeutete ruhig zu sein. Aro der neben mir lag, musste Lanu den Mund zuhalten, da er vor Schmerzen wimmerte und wohl auch gerne geschrieen hätte. Noch wusste ich nicht, was los war, als ich leise Geräusche hörte, die sich wie das Schnüffeln von Hunden anhörte.
‚Schwarze Wölfe!’ schoss es mir in den Kopf. Ein Schauer durchzog mich und vorsichtig spähte ich nach dem, was gerade dich an unserem Versteck vorbei schlich. Riesig waren die Wölfe und furchteinflössend. Drei konnte ich erspähen, aber Mereen zeigte vier. Der Vierte lag wohl außerhalb meines Sichtfeldes oder er war schon weiter geschlichen.
Das Schnüffeln wurde lauter und nun deutlich an dem Dickicht zu hören. Aber unsere Geruchstarnung war perfekt und das Dickicht dicht genug, sodass wir nicht entdeckt wurde. Wenn ich mich vor noch nicht alt zu langer Zeit über den Gestand von Orks aufgeregt hatte, so war ich nun heil froh, das diese Kreaturen so ekelerregend stanken. Wahrscheinlich wurde selbst einem Wolf schlecht, wenn seine empfindliche Nase diesen Duft einatmete.
Nach kurzer Zeit konnten wir das Versteck wieder verlassen und unseren Rückzug fortsetzen.

Wie lange wir liefen, wusste ich nicht. Jedoch wurde es immer dunkler und die Nacht brach an. Auf einer großen Eiche suchten wir Schutz für die Nacht.
Lanu war völlig erschöpft. Mereen versorgte ihn mit den wenigen Mitteln, die ihm seine Heilertasche boten. Er war zwar nicht lebensbedrohlich verletzt, jedoch tat ihm die Anstrengung auch nicht gut. So war es nicht verwunderlich, das er bald einschlief und die restlichen Geschehnisse der Schlacht verpasste.
Neugierig und gespannt kletterten Aro und Ich so hoch es ging und bekamen einen guten Überblick über die Schlacht in der nördlichen Ferne.
Das Feuer im Osten und Westen erhellte die Nacht und tauchte das Schlachtfeld in der Mitte in warmes Licht. Erst aus dieser Ferne konnten wir sehen, wie weit das Feuer überhaupt reichte. Es waren breite Streifen von je ungefähr 100 Metern die lichterloh brannten. Jedoch schienen die Flammen sich nicht auszuweiten. Den Grund verriet uns Mereen, als auch er nach oben kam und sich die Szene besah.
„Als sich der Verdacht bestätigte, das die Orks auf die Siedlung marschieren, wurde das Schlachtfeld genaustens vorbereitet. König Thranduil ließ den Weg zur Siedlung so von den Grenzwachen bewachen, das die Orks genau auf das Schlechtfeld gedrängt wurden. Damit sie nicht weiter nach Westen durchstoßen, wurde eine Feuerschneise errichtet. Die Bäume dort sind mit einer Brandpaste bestrichen, sodass sie vom Boden bis rauf in die Kronen sehr heiß und lange brennen. Hinter dieser Schneise befindet sich ein freier Streifen, sodass das Feuer nicht auf den übrigen Wald übergreifen kann. Im Osten wurde das selbe vorbereitete, jedoch wurde dieses Feuer erst während der Schlacht entzündet, als die gesamte Orkarmee sich im Kessel befand.“ Erklärte er uns.
„Eine ziemliche gefährliche Aufgabe für die, die das Feuer entzündet haben.“ Sprach Aro eher zu sich selbst.
„Es war nur einer und es ist wirklich sehr gefährlich, da die Brandpaste wie Zunder brennt und das Feuer am äußersten Rand entzündet werden musste, sodass die Flammen sich auf das Schlachtfeld zu bewegen.“ Sprach Mereen und schaute dabei etwas angespannt in die Ferne auf dieses Feuer. Das er so angespannt war, ließ mich übles ahnen.
„Wer war es, der das Feuer entzündete?“ fragte ich. Kurz zögerte Mereen mit seiner Antwort, was mich meine Ahnung nur bestätigen ließ.
„Legolas ist unser schnellster und erfahrenster Reiter. Es war von Anfang an Jolans oder seine Aufgabe zu König Thranduil durchzubrechen, ihn über alles zu informieren, falls es Abweichungen gab und dann das Feuer zu entzünden, sobald die Orks einen bestimmten Punkt überschritten hatten.“
Alles in mit verkrampfte sich. Warum Legolas? Wieso musste er sich solch einer Gefahr aussetzen?
„Aber wieso dies alles? Warum so ein Risiko?“ fragte Aro.
„Wir werden von über eintausend Orks und Uruk-Hai angegriffen, aber zur Verteidigung stehen uns gerade einmal dreihundert Krieger zur Verfügung. Wir sind kein bevölkerungsstarkes Volk wie die Menschen. Nur eine gute Strategie gibt uns den Vorteil, den wir zum Sieg brauchen. Wir mussten die Orks einkesseln, damit sie nur noch zwei Wege hatten. Diese zwei Fronten zu verteidigen ist für uns leichter, als einen Flächenkampf auszufechten. Das Legolas die Aufgabe des Feuerlegers übernahm, lag daran, das er sich zu diesem Zeitpunkt bei der Grenzwache aufhielt. Aber macht euch wegen ihm keine Sorgen. Er ist schnell und so gleichmäßig wie das Feuer entfacht wurde, hat er die gesamte Strecke geschafft.“ Es war ja sehr schön, das Mereen so zuversichtlich war, das es Legolas gut ging. Dennoch war mein Herz nun in größter Aufruhe. Ich wusste nicht wie es ihm ging. Wo er sich gerade aufhielt oder wo sich meine anderen Freunde aufhielten. Sie kämpften dort in der Ferne, während wir hier in Sicherheit saßen und dem Schauspiel nur noch als Zuschauer beiwohnen konnten.
Alles um mich herum verstummte und ich nahm nur noch die Schlacht war. Die lauten Schreie, ob nun kraftvolle Kampfschreie oder die winselndes Schreie verursacht durch den Schlag eines Schwertes. Das Rauschen des Feuers loderte in meinen Ohren. Das helle Licht der Flammen bannte mich und ließ mich nicht mehr von der Schlacht los.

Der Morgen graute, als ich durch die ersten Tropfen eines aufkommenden Regens geweckt wurde. Ich war irgendwann im laufe der Nacht eingeschlafen, wobei ich nicht wirklich tief schlief. Immer wieder wurde ich wach und schaute auf das lodernde Feuer.
Doch mit dem Morgen und dem Regen hatte sich auch alles verändert. Keine Schreie waren mehr zu hören, keine Kampfgeräusche. Die Flammen erstarben langsam und der Regen trug einiges dazu bei, dass das Feuer immer kleiner wurde. Es war der ruhige Morgen nach der Schlacht und noch wusste niemand, hatten wir gewonnen oder waren wir die letzten Überlebenden.
„Aro wach auf. Es ist morgen!“ weckte ich meinen Bruder, der einen Ast tiefer am Stamm lehnte und vor sich hin döste.
„Ist es vorbei?“ fragte er schlaftrunken und rieb sich die Augen.
„Ich weis es nicht, aber es ist sehr ruhig und daher denke ich schon, das die Schlacht geschlagen ist.“ Antwortete ich ihm und spähte nach Mereen und Lanu. Sie saßen einige Äste tiefer und deutlich konnte ich erkennen, das Mereen sich die Wunden von Lanu besah.
Vorsichtig kletterten wir zu ihnen hinab. Der Baum wurde durch den Regen langsam glitschig, was uns den Abstieg erschwerte.
„Mereen…“ sprach ich leise, da er sehr konzentriert bei der Arbeit war und ich ihn nicht erschrecken wollte. Jedoch hatte Lanu uns gesehen und so war Mereen vorgewarnt worden.
„Minuil, Aro, ihr hättet noch etwas schlafen können.“ Sprach er beiläufig und bedeckte die Schulterwunde mit einem sauberen Tuch.
„Der Regen hat mich geweckt.“ Antwortete ich und setzte mich einen Ast höher, während Aro ganz vom Baum klettern wollte.
„Bleib oben!“ hielt ihn jedoch Mereen warnend zurück. „Schwarze Wölfe streifen durch den Wald.“ Erklärte er und sogleich schweifte mein Blick suchend durch das Blattwerk.
„Haben wir die Schlacht gewonnen?“ fragte Aro, der sich nun einen Ast höher als meinen setzte.
„Wir haben die Schlacht für uns entschieden, aber einige letzte Orks, Uruk-Hai und Wölfe durchstreifen noch das Gebiet. Jagdtrupps stellen ihnen nach. Weit werden die letzten Feinde nicht kommen.“ Antwortete Mereen und beendete die Behandlung von Lanu. Jetzt am Morgen sah er erholter aus, aber die Wunde an der Schulter schien stark zu schmerzen.
„Wann können wir zur Siedlung?“ fragte ich. Ich wollte so schnell wie irgend möglich los und zu unseren Freunden.
„Bis zum Mittag sollten wir noch waren.“ meinte Mereen und räumte die Sachen in seine Tasche zurück, die er nicht für die Versorgung von Lanu benötigt hatte.
Das warten bis zum Mittag würde schrecklich lang werden, aber ich musste Mereen vertrauen, das er die Situation richtig einschätzte. Er kannte den Düsterwald, den Schlachtplan und die Vorgehensweise während und nach einer Schlacht hier. Aro und ich müssten dies alles noch erlernen. Seufzend lehnte ich mich gegen den Stamm und ließ meine Gedanken schweifen.
Die Schlacht war geschlagen, nun würde auch hier der Frieden wieder einkehren. Sicherlich würden uns nun ruhige Zeiten bevorstehen. Eine Zeit, die ich nutzen musste, um Legolas seine wahren Gefühle zu entlocken. Doch wie sollte ich ihn dazu bringen. Damals schien es ihm leicht gefallen zu sein, um mich zu werben, aber da war alles auch ein Spiel gewesen, in dem er keine Zukunft sah. Nun war es jedoch ernst. Er liebte mich, was ich nun durch Mereen wusste. Jedoch wusste Legolas nicht, das ich gleich für ihn empfand. Wie sollte ich es ihm nur begreiflich machen? Es ihm einfach plump ins Gesicht sagen, erschien mir nicht gerade als die galanteste Idee. Ob es ihm schon als Zeichen reichte, das ich hier war? Wahrscheinlich nicht! Was sollte ich nur machen? Aber wenn er mich liebt und mich für sich gewinnen will, dann müsste er auch um mich werben. Ich hoffte nur, das er sich dabei nicht alt zu schwer tat. Jedoch da ich um seine Gefühle nun bescheid wusste, könnte ich es ihm auch leicht machen und ihm bei seinen Versuchen unterstützen. ‚Vielleicht wird dies sogar eine recht spaßige Angelegenheit.’ Dachte ich und lächelte verträumt.

Der Mittag kam und wir beschlossen aufzubrechen.
Was ich in den nächsten Stunden sah, vergaß ich nie mehr, egal wie sehr ich darum hoffte, es vergessen zu können.
Der Tod lag über dem Schlachtfeld. Letzte Rauchschwaden des Feuers krochen über den Boden. Es roch nach verbranntem Fleisch und noch andere stinkende Gerüche lagen in der Luft. Erste Orkleichen lagen auf unserem Weg. Teils fehlten ihnen Gliedmaßen oder sie waren von Oben nach Unten aufgeschlitzt und ihre Gedärme hingen heraus. Krähen machten sich an den Kadavern zu schaffen und auch anderes Getier schlich im Dickicht des Waldes umher und lechzte nach einem Fetzen Fleisch. Je mehr wir uns der Siedlung näherten, je öfter stießen wir auf Leichen. Nun waren auch Uruk-Hai darunter und Wölfe. Aber zu meinem Entsetzen erblickte ich auch tote Elben.
„Es ist schrecklich!“ schluchzte ich, als ich einen der Toten erkannte. Es war der Elb, den Mereen vor Lanu versorgte. Aro nahm mich schützend in den Arm und führte mich weiter. Und wenn ich daran dachte, dass das eigentliche Schlachtfeld noch vor uns lag, grauste es mich und am liebsten wäre ich davon gelaufen.
Es war der selbe schreckliche Anblick wie in Minas Thirit. Wohin das Auge blickte, lag der Tod. Die meisten Orks waren im Pfeilregen gestorben. Der Rest wies Verletzungen durch Schwerter und Lanzen auf. Hier hatte die ganze Wucht der Schlacht getobt. Jedoch zu meinem Erstaunen, gab es weit weniger tote Elben, als ich erst befürchtet hatte. Dennoch, jeder gefallene Elb schmerzte und belegte mein Herz mit Trauer.
Am Stadtwall türmten sich die toten Uruk-Hai wahrlich. Sie waren am Bollwerk der Elben gescheitert und der Stadtwache geradezu in die gezückten Schwerter gelaufen.
Eines musste ich König Thranduil zugestehen, seine Strategie hatte den gewünschten Erfolg gezeigt. Sie hatten die Siedlung mit den wenigen Männern verteidigt, die ihnen zur Verfügung standen und dies auch noch mit sehr geringen Verlusten.
„Seht, dort ist Jolan!“ rief Aro, als er Jolan hinter dem Wall auf einer der Übungsplätze entdeckte. Dieser Platz war für die Erstversorgung der Krieger hergerichtet. Große Zeltplanen waren aufgespannt und hielten den Regen von den Feldbetten fern, in den verletzte Elben lagen und auf ihre Versorgung warteten oder nach dieser ihrer Genesung entgegenschliefen. Es war kaum verwunderlich, das Mereen sich von uns löste und mit Lanu zu einen der Feldbetten ging. Er legte Lanu dort ab und erkundigte sich bei den anderen Heilern über die Lage. Und während wir zu Jolan hinüber gingen, übernahm Mereen die Führung der Heiler. Er war nun einmal der Beste der Besten.
Als wir näher kamen, fiel mein Blick auf König Thranduil, der mit Jolan an einem Tisch stand und dort über einer Karte grübelte.
„…wir haben diesen Bereich komplett gesichert. In diesem Bereich wurden noch Wölfe gesichtet, die sich weiter südwärts schlagen. Seit einer Stunde gibt es keine Meldungen mehr von Orks und Uruk-Hai.“ Berichtete Jolan gerade seinem Vater, als wir sie erreichten.
„Minuil! Aro! Ihr seit unversehrt!“ strahlte er und nahm mich freudig in den Arm. Wie sehr sich doch die Stimmung dieser Waldelbenprinzen ändern konnte. Von liebevoll ruhig, zu kaltblütig herzlos, wieder zu freundlich strahlend…
„Ja, als es zu brenzlig wurde, sind wir den Rückzug angetreten. Lanu war außerdem verletzt und wir mussten ihn doch in Sicherheit bringen.“ Sprach ich. Sorge machte sich nun in Jolan breit. „Es geht ihm gut. Mereen hat ihn versorgt und er blieb die ganze Zeit bei uns.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen.
„Mereen ist irgendwo da!“ deutete Aro auf die Feldbettenschar, wo irgendwo dazwischen Mereen umherwirbelte, Anweisungen verteilte und Verletzte versorgt.
Doch nun begrüßte ich erst einmal den König, da es so schon recht unhöflich war, erst Jolan zu begrüßen… Wobei er ja eigentlich uns begrüßte.
„Seit gegrüßt König Thranduil!“ sprach ich und machte einen höflichen Knicks, während Aro sich leicht verneigte. „Darf ich ihnen meinen Bruder Aro vorstellen!“ sprach ich weiter. Thranduil begrüßte uns mit einem leichten nicken und einem freundlichen lächeln. Auch wenn er nichts sagte, so war er sichtlich froh uns unversehrt zu sehen.
„Ihr habt sicher Hunger.“ Wand sich nun wieder Jolan uns zu. „Ein Übungsfeld weiter, haben Arie und die Frauen eine Feldküche errichtet. Dort bekommt ihr etwas zu Essen und dort könnt ihr euch auch waschen und saubere Kleidung anziehen.“ Sprach er weiter und deutete in die Richtung, wo das nächste Übungsfeld lag.
Aro und ich hatten furchtbaren Hunger und waschen und saubere Kleidung klang auch sehr gut. Wir stanken immer noch nach Orkdreck und sonderlich sauber waren wir auch nicht. Überall an unserer Kleidung klebte Blut und Schmutz. Eines war jedenfalls sicher. Dies bekam man nicht mehr sauber. Diese Kleidung war nur noch etwas für das Feuer.
Gerade als wir uns zum gehen abwanden, drehte ich mich noch einmal zu König Thranduil und Jolan um. „Wo ist Legolas?“ fragte ich. Ihn hier nicht zu sehen, verwunderte mich, versetzte mich gar in Sorge.
„Er ist noch nicht zurück.“ Antwortete Jolan, während der König starr auf die Karte schaute. Und auch wenn sie Beide ihre Sorge verbargen, so sah ich sie deutlich in Jolans Augen.

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