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Jan 13 2011

IceBluemchen

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27. Der Sturm

„Mereen!“ schrie ich, als der Ork auf ihn fiel und unter sich begrub.
Aber etwas war merkwürdig!
Der Ork hatte eine Axt im Genick stecken und rührte sich keinen Millimeter mehr. Schnaufend kämpfte sich Mereen unter dem Ork hervor und begutachtete das Werk seines Retters.
„Gimli! Hätte es nicht auch ein paar Sekunden früher sein können?“ rief er in die Richtung, aus der der Ork kam. Ungläubig schaute ich nun auf den Zwerg, der sich durch das Dickicht schlug und sogleich seine Axt aus dem Leib des toten Orks zog.
„Besser spät als nie!“ grinste er. Dann sah er mich und sein grinsen wurde noch breiter.
„Lady Minuil, seit vorsichtig. Hier laufen ein paar üble Gestalten herum!“ sprach er zu mir und schon war er wieder verschwunden und gesellte sich zu Jolan, Elias und Tolan.
Immer noch völlig geschockt über die überraschende Rettung und das ich ausgerechnet hier Gimli wiedersah, zog mich Mereen hinter den nächsten Baum in Sicherheit. Er selbst war deutlich erleichtert, das Gimli gekommen war. Nie hätte er den Ork abwehren können, da er ihn erst bemerkte, als er mein erschrockenes Gesicht gesehen hatte und meinen Aufschrei hörte. Einmal tief durchatmend saßen wir nun hinter dem Baum und bereiteten uns auf den nächsten Schlag vor.
Vorsichtig schauten wir nach den Anderen und folgten ihnen weiter, bis uns Elias weiter Südwärts dirigierte. Wir hatten die Truppe erreicht und nun saß ich zusammen mit Mereen auf einem Baum und beobachteten, wie das Orkheer aus der Ferne näher kam.
„Ihr habt Gimli also schon kennen gelernt?“ sprach ich zu Mereen der unweigerlich leise lachte.
„Wie kann man ihn nicht kennen gelernt haben? Er ist wie ein Schatten an Legolas Bein und sein Mundwerk ist unüberhörbar.“ Schmunzelte er und schüttelte leicht den Kopf.
„Legolas und er sind wirklich gut befreundet. Er hatte lange keinen so guten Freund mehr…“ sprach er weiter und schaute mich abschätzend an.
„Er war sehr betrübt, als ihr fort gegangen wart. Er glaubte euch für immer verloren und es bedurfte viel Zeit, bis er darüber hinweg war.“ Er seufzte. „Sein Vater machte es ihm nicht gerade viel leichter und er verschwand immer öfter an die Grenze. Innerhalb kürzester Zeit absolvierte er alle noch offenen Prüfungen und danach war er noch weniger daheim. Thranduil machte sich große Sorgen und wir auch.“ Ich bekam langsam Schuldgefühle. Legolas hatte gelitten und jeder hatte sich Sorgen um ihn gemacht. Und ich hatte in Sonnenlande nichts besseres zu tun, als mir meinen Kopf zu zermartern, was ich nun eigentlich wollte. „Wir erfuhren erst sehr spät, das er in den Ringkrieg gezogen war. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich bereits auf dem Weg nach Gondor oder war sogar schon dort. Und hätten hier nicht ebenfalls die ersten Kämpfe gewütet, dann hätte Thranduil uns losgeschickt, um ihn zu holen.“ Erzählte er weiter. König Thranduil musste sehr besorgt um ihn gewesen sein. „Du kannst dir bestimmt kaum vorstellen, was für eine Standpauke er sich anhören musste. Aber Legolas ließ sie ohne murren über sich ergehen und beugte sich ohne wiederstand den Wünschen seines Vaters. Natürlich merkte Thranduil sofort, das etwas im Busch war…“ er unterbrach sich und schaute mich fragend an.
„Thranduil war sehr erleichtert zu hören, das ihr lebt und das ihr hier leben wollt. Mein alter Freund malt sich schon die nächste Hochzeit aus, ohne überhaupt zu merken, das sein Sohn ein großes Problem hat.“ Ich zog eine Augenbraue hoch und meine Neugier war geweckt. Legolas und ein Problem? Und dies in Bezug auf mich?
„Ich versteh nicht ganz?“ versuchte ich ihn zum weitersprechen zu bewegen. Mereen musste kurz auflachen und schaute mich ungläubig an.
„Legolas hat keine Ahnung von Frauen. Er machte immer einen großen Bogen um sie. Ihr wart die Erste, die er den Hof machte und sich auch äußerst geschickt anstellte. Aber ich weis, das dies damals ein Spiel von ihm war und dies ist nun sein Problem! Ich glaube kaum, das ihr wieder ein Spiel wollt!“ durchdringend war sein Blick. Verdammt woher wusste Mereen von dem Spiel? Legolas hatte es ihm sicherlich nicht erzählt. Aber woher konnte er es sonst her wissen?
„Was für ein Spiel?“ fragte ich gespielt nichtsahnend, aber er durchschaute mich sofort.
„Ihr braucht mir nichts vormachen! Ich kenne Legolas seit seiner Geburt. Auch wenn er euch umwarb und dies wohl auch sichtlich genoss, war dies nicht er!“ dies war wie ein Schlag ins Gesicht.
„Wie meint ihr das?“ fragte ich völlig verwirrt nach. ‚war dies nicht er!’ hallte es immer wieder in meinem Ohr nach und meine Gedanken und Gefühle drehten sich. Spielte Legolas etwa weiter mit mir? Hatte ich womöglich die falsche Entscheidung getroffen?
„Nun, entweder ihr habt es damals tatsächlich geschafft, Legolas innerhalb eines Tages zu einen Meisterlügner zu erziehen oder er ist tatsächlich über beide Ohre in euch verliebt!“ Mereen war eindeutig kein Heiler, sondern ein Folterknecht! Wie konnte er mir erst so einen Stoß ins Herz verpassen, um es dann im nächsten Moment in den siebenten Himmel zu tragen.
„Ihr glaubt er hat mich damals schon geliebt?“ fragte ich völlig paralysiert.
„Ich glaube diese Antwort könnt ihr euch selbst geben. Doch muss ich euch warnen.“ Wie warnen? Was denn jetzt noch? „Es wird nicht leicht für euch, Legolas dieses Eingeständnis offen zu entlocken. Ein Spiel ist nicht die Realität. Damals hatte er sich zwar in euch verliebt, aber er sah keine Zukunft. Jetzt ist dies jedoch anders. Er wird nicht so recht wissen, wie er euch begegnen soll. Ich fürchte das ihr selbst die Initiative ergreifen müsst, damit er euch als seine Gefährtin anerkennt.“ Na Prima! Soviel zu der Mann umwirbt die Frau. Es war doch immer das selbe. Will Frau etwas, muss sie selbst dafür sorgen, das sie es bekommt. Tief atmete ich durch und strafte meine Schultern. Gut, wenn ich die Initiative ergreifen musste, dann würde ich dies auch durchziehen. Nun brauchte ich nur noch eine Idee!
Aber momentan war es ein schlechter Zeitpunkt darüber nachzudenken. Das Gespräch mit Mereen hatte mich schon genügend aufgewühlt, auch wenn er dies nicht beabsichtigt hatte. Er wollte mir nur helfen.

Ein Kriegshorn riss mich zurück in die Gegenwart. Die Orkarmee war nun so nahe, das sich die Bogenschützen der Grenztruppe bereit machten. Von meinem Baum aus konnte ich einige Krieger sehen, wie sie einen Pfeil auf die Sehne legten und ihr erstes Ziel anvisierten.
Das warten auf das Zeichen zum Schlag war quälend. Ein Feuerpfeil hoch über dem Schlachtfeld, danach spähten nun alle. Warten und der Feind kam näher!
Ein pfeifendes surren war zu hören und am Himmel wurde ein kleiner Feuerball sichtbar. Das Zeichen!
Wie ein Regensturm prasselten die Pfeile auf das Schlachtfeld nieder und fast endlos regnete er weiter. Ein Ork nach dem anderen fiel. Jedoch war der Pfeilregen nur der Anfang des tödlichen Sturms. Erst jetzt erkannte ich den Grund, weshalb der Wald im Westen in Flammen stand. Durch den Wall der Stadt, dem Feuer im Westen und die Grenztruppe im Süden, waren die Orks in einen Kessel gelenkt worden. Ein Kessel der sich nun schloss.
Wie eine lodernde Schlange zog sich das Feuerband im Osten hinter den Orks zu. Schnell peitschten die Flammen in die Höhe und schlossen die Feinde ein. Für sie gab es kein Zurück mehr. Nur noch zwei Wege standen ihnen offen und auf beider Seiten wartete der Tod auf sie.

Schnell erkannten die Orks ihre missliche Lage und wenn sie überhaupt einen Plan hatten, so war dieser nun zu Nichte gemacht. Eher verzweifelt teilten sie sich. Während die Uruk-Hai auf den Wall zustürmten, flüchteten die Orks in den Süden.
Unsere Stunde war gekommen und die ersten Krieger sprangen von den Bäumen und stürzten sich in den Kampf. Schreie zerrissen den Wald. Das klirren von Klingen hallte von den Bäumen wieder und noch immer surrten Pfeile todbringend durch die Luft.
Auch Mereen und ich machten uns auf, unserer Aufgabe nachzugehen. Die ersten Elben hatten Blähsuren davongetragen und während Mereen sie versorgte, hielt ich nach Orks Ausschau und erschlug den ein oder anderen.
Der Sturm tobte um uns herum und jagte den Schrecken in alle Himmelsrichtungen. Erste Orks flohen in die Flammen, doch diese waren dicht, weit und heiß. Es roch nach verbrannten Fleisch und Tod. Der Rauch des Feuers ließ das Schlachtfeld wie den Vorhof der Hölle ausschauen.
„Aro!“ rief ich plötzlich, als ich ihn zusammen mit Lanu Deckung hinter einem Baum suchen sah. Sogleich erspähte er mich und schien sichtlich erleichtert und auch ich war erleichtert, das es ihm bisweilen gut ging.
Vorsichtig kam er mit Lanu im Schlepptau zu uns herüber. Erst jetzt sah ich, das dieser verletzt war. Eine Platzwunde klaffte an seiner Stirn und verschmierte sein Gesicht mit Blut. An seiner Schulter war ein tiefer Schnitt zu sehen und sein linkes Bein musste auch etwas abbekommen haben, da er es nur wenig belastete.
„Mereen, Lanu ist verletzt!“ rief ich dem Heiler zu, der gerade einen anderen Elben einen Kopfverband anlegte. Sogleich wand er sich um und begutachtete seinen Kameraden.
„Komm her! Minuil, Aro gebt uns Deckung!“ Aro half ihn zu Mereen und setzte ihn an einen Baum gelehnt.
Nun standen Aro und ich da. Beide hatten wir unser Schwert gezogen und richteten jeden Ork der es wagte, uns zu nahe zu kommen. Und während Mereen Lanu versorgte, gerieten Aro und ich immer weiter in Bedrängnis.
„Mereen beeil dich bitte! Wir können die Stellung nicht mehr lange halten!“ brüllte ich dem Heiler zu und schlug gleichzeitig einem Ork den Kopf ab.

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