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Jan 13 2011

IceBluemchen

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26. Stinkender Busch

Wir holten die Grenztruppe nicht mehr ein. Wir waren zwar quer Waldein geritten, aber drei Stunden Vorsprung aufholen, war selbst so nicht möglich.

Nun standen wir kurz vor dem Stadtwall und der Anblick der uns bot, war grausam.
Im Westen stand der Wald in Flammen. Heiß loderten das Feuer und der beißende Rauch zog sich über das Schlachtfeld und vernebelte einem die Sicht.
Anders als gedacht, war der Wald vor dem Wall gar nicht so dicht. Er war vorher ausgedünnt worden, damit die Stadtwache vom Wall aus ihren tödlichen Pfeilhagel auf die Feinde niederprasseln lassen konnte.
Nahe unserer Position hatte der Grenztrupp Stellung bezogen und setzte Seinerseits den Feind mit einem Pfeilhagel unter Druck.
Noch konnte so der Feind gut in Schach gehalten werden, aber dies war nur eine Vorhut, wie mir Jolan erklärte. Die Orks die hier aufmarschierten waren geschwächt, gar verletzt. Das sprichwörtliche Kanonenfutter. Der wahre Angriff ließ auf sich warten, gab uns jedoch die Möglichkeit unsere Positionen einzunehmen.
„Aro pass auf die auf!“ sprach ich zu ihm und sah ihm besorgt nach, wie er mit Lanu im Wald verschwand. Ob ich ihn unversehrt wiedersehen würde?
Auch Jolan und Tolan machten sich nun auf, ihre Plätze einzunehmen. Sie wollten zur Grenztruppe hinüber und auch Mereen hielt dies für eine gute Idee. Noch blieben wir Vier zusammen, aber wie lang war nur eine Frage der Zeit.
Wie ein Schatten klebte ich an Mereens Seite. Seinen Bogen in der Hand, sicherte er unseren Weg ab, während ich meine Dolche kampfbereit hielt.

„Runter!“ zerschnitt Jolans Schrei unseren Weg. Sogleich warfen sich Mereen und ich uns auf den Boden. Aus dieser Position konnte ich kaum sehen, was geschah. Ein surren lag in der Luft und immer wieder leise Einschläge von Pfeilen. Vorsichtig wand ich mich um und spähte hinter uns. Mehrere Orkpfeile steckten in den Bäumen, die uns kurz zuvor noch Deckung schenkten.
Krächzende Schreie kamen aus dem Dickicht vor uns und etwas kam auf uns zugeflogen. Schutzsuchend rollte ich mich dicht an einen Baum, was sich jedoch im nachhinein als ekelige Idee entpuppte. Das was dort angeflogen kam, war der Kopf eines Orks, der mich nun aus toten Augen anglotzte. Ein panischer Schrei entfuhr mir und ich robbte nach hinten, zu einem anderen Baum.
Eine Hand legte sich auf meinen Mund und zog mich ins Gebüsch. Lautlos kreischend schlug ich um mich, aber dann erkannte ich Elias, der mir bedeutet still zu sein. Sogleich entspannte ich mich und ließ mich erleichtert ins Moos fallen.
Hier im Dickicht des Busches war ich vorerst sicher, jedoch hatte ich eine Aufgabe.
„Mereen?“ flüsterte ich und Elias deutete auf einen nahen Baum, hinter dem ich ihn liegen sehen konnte. Er war also vorerst ebenfalls in sicherer Deckung.
„Was hast du auf dem Schlachtfeld zu suchen?“ fragte mich Elias flüsternd.
„Ich soll Mereen den Rücken freihalten, damit er ungehindert seine Aufgabe nachgehen kann.“ Antwortete ich.
„Wo ist Tolan?“ fragte er daraufhin.
„Bei Jolan! Und nun irgendwo in den Büschen dort vorne verschwunden!“ erklärte ich und deutete auf ein Dickicht, das ungefähr fünf Meter vor uns lag. Elias nickte verstehen, spähte zu Mereen herüber und gab ihm mit einem Pfeiflaut ein Zeichen, zu uns herüber zu kommen.
Wachsam schlich Mereen nun zu uns.
„Hast du Jolan und Tolan sehen können?“ fragte Elias ihn sogleich.
„Sechs Orks oder ein paar mehr haben sich dort hinterm Dickicht verschanzt. Jolan und Tolan nehmen sich diese gerade vor.“ Berichtete er, als wieder irgend etwas über den Busch geflogen kam. Die Zwei Elben verstanden unter „sich vor nehmen“ soviel wie, wir machen Hackfleisch aus dem Dreck der Nacht.
Jetzt wo ich Elias auch begegnet war, fehlte nur noch Legolas!
„Elias, wo ist Legolas?“ fragte ich ihn neugierig.
„Kann ich dir im Moment nicht sagen. Er war vorgeritten, um sich vor der Schlacht zu König Thranduil durchzuschlagen.“ Antwortete er mir. Das war nicht das, was ich hören wollte. Im schlimmsten Fall wäre er im Moment genau auf dem Schlachtfeld und damit in der Hölle. ‚Positiv denken!’ ermahnte ich mich innerlich. Für Pessimismus war in einer Schlacht kein Platz und Legolas war auch nicht der schlechteste Kämpfer. Er war Teil der Ringgemeinschaft gewesen und hatte in diesem Zusammenhang einige Schlachten und Kämpfe ausgetragen. Alleine die Schlacht um Helms Klamm oder dem schwarzen Tor, sollten mich doch von seiner Stärke und Können überzeugen. ‚Nicht verrückt machen lassen!’ dachte ich und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen vor uns. Ablenkung durch trübe Gedanken konnten jetzt tödlich sein!
Aus dem Gebüsch kam kein Laut mehr und es kamen auch keine Körperteile mehr geflogen. Aber von Jolan und Tolan war nichts zu sehen. Dieses Dickicht in dem wir lagen, war aber auch nicht gerade sehr optimal, um das Geschehene zu verfolgen. Ungeduld machte sich in mir bemerkbar, als sie jedoch aus dem Busch kamen und unversehrt aussahen.
Elias gab ihnen ein Zeichen und nur einen Augenblick später hockten wir zu fünft in unserem Versteck.
„Seit ihr unversehrt?“ fragte Mereen und begutachtete seine Kameraden.
„Ja, die Orks waren kaum bewaffnet und sollten unsere Positionen ausspähen.“ Sprach Jolan und wischte sich irgend etwas von seiner Kleidung. Zumindest wurde mir jetzt bewusst, warum sie alle in Schwarz gekleidet waren. Auf diesem sah man nicht das Blut und den Schmutz, der nach einem Kampf unweigerlich an ihnen klebte und ihre Kleider gar durchtränkte. Aber gegen den widerlichen Orkgestand konnte die Farbe nichts tun. Nicht nur Jolan und Tolan rochen nun nach Orks. Auch Elias hatte anscheinend schon Feindkontakt gehabt, da der Geruch auch an ihm klebte.
„Wir haben sie erledigt, leider haben sie aber keine Informationen ihrerseits herausgegeben. Diese Viecher werfen sich eher in ein Schwert, als zu reden.“ Meinte Jolan dann noch.
„Sie schicken kleine kaum gefährliche Trupps vor, um unsere Positionen zu erspähen. Die Kundschafter berichten von einer Heerschar Orks von ungefähr eintausend Mann stärke. Sie dienen als Schildwall für die Uruk-Hai die aus dem Hintergrund einmarschieren. Schwarze Wölfe wurden auch gesichtet, jedoch werden diese noch zurückgehalten.“ Berichtete Elias den Stand der Dinge.
„Sie werden die Wölfe nicht vor dem Sturm loslassen.“ Dachte Jolan laut und plötzlich fiel sein Blick auf mich.
„Minuil komm her!“ sprach er und verwundert kroch ich zu ihm hinüber. Kaum hatte ich ihn erreicht, beschmierte er meine Kleidung mit dem Dreck, den er sich gerade von seiner Kleidung gewischt hatte.
„Was soll das werden?“ fragte ich angewidert. Nun stank auch ich wie ein verfluchter Ork.
„Schwarze Wölfe greifen keine Orks an!“ meinte er nur und verteilte noch eine stinkende Ladung Orkdreck auf mir.
„Orks schmecken nicht!“ sprach Tolan grinsend und ich sah, wie er Mereen etwas gab. Auch er rieb sich nun mit dem stinkenden Dreck ein und nun roch das Dickicht wie ein Orkloch.
„Es werden noch einige Spähtrupps hier herumschleichen.“ Überlegte Jolan. „Elias, Tolan, wir werden das Gebiet bis zur Grenztruppe nach ihnen durchkämmen und aufhalten.“ Die zwei Angesprochenen nickten zustimmend. „Mereen, du und Minuil ihr bleibt dicht hinter uns.“ Wies er unsere Position an.
Bereit schlichen wir aus dem Dickicht. Vorsichtig und lautlos bahnten wir uns unseren Weg ostwärts. Von den Kämpfen sah ich meist kaum etwas, da Mereen mich immer hinter einen Baum oder in einen Busch zog, sobald sie wieder auf Orks gestoßen waren.
Wieder hockte ich in einem Busch und spähte nach den Orks aus. Bislang war alles nach Plan abgelaufen. Die drei Jungs erledigten die Spähtrupps so lautlos wie möglich und machten uns den Weg zur Grenztruppe frei.
Wieder flog so einiges an Gedärm und Blut spritzte. Dieses mal waren wir dem Kampf recht nah. Zu nahe, denn plötzlich stürmte ein Ork direkt auf unsere Deckung zu. Bereit hielt ich meine Dolche, während Mereen seinen Bogen spannte und den Ork nur eine Nasenlänge vor dem Busch erledigte. Ich spürte wie mein Herz vor Anspannung raste, doch zum verschnaufen kamen wir nicht.
Dieser Spähtrupp war verdammt zäh und wollte unbedingt ihre Nachricht an das Orkheer überbringen. Wieder lief ein Ork nahe unserem Versteck davon. Mereen nahm ihn ins Visier und streckte ihn nieder. Als der Ork fiel, sprang ein anderer aus seiner Deckung genau auf uns zu. Zu spät für Mereen seine Schwerter zu ziehen und den Schlag abzuwehren.
Ohne zu zögern sprang ich auf und warf mich mit meinen Dolchen vor Mereen. Der Ork war schwer und riss mich zu Boden, doch einen meiner Dolche konnte ich im Fallen in seine Kehle jagen und nun floss das warme stinkende Blut auf mich. Sogleich wurde der Ork von mir gerissen. Mereen überflog mich mit einem geschulten Auge und befand mich als unverletzt.
Schnell wollten wir uns eine neue Deckung suchen, als sich zwei Orks vor uns aufbauten. Bereit zog ich nun mein Schwert und auch Mereen hatte seine Schwerter gezogen. Schreiend warfen sich die Orks uns entgegen und genauso schreiend starben sie im Klingentanz unserer Schwerter.
Sogleich wirbelte ich herum um nach Mereen zu sehen, als ich hinter ihm einen weiteren Ork ausmachte, der zum Schlag ausholte.

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