«

»

Jan 13 2011

IceBluemchen

Beitrag drucken

24. Die Pracht des grünen Waldes

Der Tag des Abschiedes kam und er fiel weit weniger Tränenreich aus, als gedacht. Zum einen lag dies daran, das Mutter uns seit Tagen bei den Reisevorkehrungen half und sich auch damit abgefunden hatte, das wir unsere eigenen Wege gehen mussten. Zum anderen lag es aber auch an Milano, dem Botenfalken den Großvater uns schenkte. Es war ein prachtvolles Tier, das gezielt auf Botenflüge abgerichtet war. Egal wo wir ihn starten lassen würden, er würde immer den Weg nach Sonnenlande einschlagen. Großvater erklärte auch Aro, wie er Milano so abrichtete, das er später auch Nachrichten von Sonnenlande nach Düsterwald bringen konnte. Es war das schönste Abschiedsgeschenk, das wir bekommen konnten, denn so war es uns jederzeit möglich, Botschaften in unsere warme Heimat zu schicken.
„Passt auf euch auf. Geht kein Risiko ein, euer Weg ist weit und beschwerlich genug, als das ihr euch noch unnötig in Gefahren stürzen müsst.“ Verabschiede Großmutter uns und herzte uns zum Abschied ausgiebig.
„Ich habe hier noch einige Briefe. Es sind diplomatische Briefe für Gondor und Rohan. Bitte seit so lieb und übergebt sie dem herrschenden König.“ Sprach Großvater und übergab mir die zwei Briefe. Doch er hatte noch einen dritten in der Hand. „Und dieser ist für Düsterwald. Es wäre schön, wenn wir dauerhaft diplomatische Beziehungen zu den dortig lebenden Elben aufnehmen könnten, nun wo zwei unserer Kinder dort leben und lernen werden.“ Ich nickte und nahm auch den dritten Brief entgegen. „Ich bin mir sicher, das König Thranduil gerne mit Sonnenlande Kontakt halten wird.“ Sprach ich und lächelte. Schon alleine durch Aro und mir würde ein stetiger Kontakt herrschen. Das so auch diplomatische Beziehungen aufrecht erhalten werden konnten, war die logische Schlussfolgerung. „Auch ich wünsche euch eine schöne und ruhige Reise. Meldet euch bitte, wenn Milano abgerichtet ist. Wir werden nach ihm Ausschau halten.“ Verabschiedete er sich nun auch von uns.
„Minuil, bitte pass auf Aro auf. Er ist noch so unbesonnen und übermütig. Er braucht ein wachsames Auge auf sich.“ Sprach Mutter zu mir, während Aro gespielt die Augen verdrehte. „Und Minuil, achte auch auf dich. Verliere dein Ziel nicht aus den Augen und verträume nicht deine Zeit. Manchmal neigst du dazu, zu zögern und dies kann in der Liebe zu einer Niederlage führen. Sei stark und kämpfe um das Herz, das du so sehr liebst.“ Sie küsste mich auf der Stirn und lächelte mir zufrieden zu. „Ich weis das du glücklich sein wirst und somit werde auch ich glücklich sein!“

Mit dem Frühling zu reisen, war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Es war nicht zu kalt, aber auch nicht zu heiß. Gondor erreichten wir nach einem gemütlichen Ritt von vier Wochen. Wenn ich daran dachte, wie ich vor Monaten diesen Weg in nur der hälfte der Zeit zurücklegte, konnte ich nur den Kopf schütteln. Damals musste ich mein Pferd sehr geschunden haben, das dies überhaupt möglich gewesen war.
In Minas Thirit blieben wir zwei Wochen. König Aragorn nahm dankend die diplomatischen Beziehungen zu Sonnenlande auf. Mit unserer Hilfe stellte er eine Delegation zusammen, die schon bald Sonnenlande besuchen sollte. Er wollte es sich selbst nicht nehmen lassen, diese Delegation anzuführen. Und freute sich sehr, auf seine erste unbekannte Auslandsreise.
Doch schon bald verließen wir Gondor und reisten weiter nach Rohan. Unsere alte Heimat lag im satten Grün und erblühte in der Frühlingssonne zu neuem Leben. Und auch wenn wir eigentlich nicht lange verweilen wollten, so wurde aus unserem kurzen Aufenthalt ein vierwöchiger Trip durch die Grashügel. König Eomer und Aro waren einige Male über mehrere Tage unterwegs, während ich mit Eowen und ihrem Verlobten Faramir zurück in der Goldenen Halle blieb und über die diplomatischen Beziehungen zu Sonnenlande sprach. Hier war eindeutig zu spüren, das Eowen eher die diplomatische Seite in der Königsfamilie war. Wir kamen zu der Übereinkunft, das sich Eowen und Faramir der gondorianischen Delegation anschlossen. Und auch wenn dies irgendwie an einen Überfall an Sonnenlande grenzte, war es doch die beste Lösung, da so die drei Länder ihre Beziehung untereinander perfekt abstimmen konnten.
Zum Abschied von Rohan bekamen Aro und Ich neue Pferde geschenkt. Rohanpferde waren doch für die Weiterreise besser geeignet, da es nun bald in den Wald gehen würde. Der Fangornwald und Lothlorien lagen vor uns. Wälder die wir voller Faszination durchreisten, aber in Lothlorien verweilten wir nur weinige Tage.
„In Düsterwald herrscht noch immer Krieg. Den gesamten Winter hindurch wurde gekämpft und noch immer gibt es große Orknester entlang der Ostgrenze. Zur Zeit konzentrieren sich die Angriffe sehr hoch im Norden, nahe der Elbensiedlung. Wir wissen nicht, was die Orks so hoch im Norden wollen. Erst waren wir davon ausgegangen, das sie sich nach Moria durchschlagen wollten. Doch schnell erkannten wir, das ihr Interesse im Norden liegt. Es ist anzunehmen, das sie sich im Gebirge des Düsterwaldes einnisten wollen, jedoch genau wissen wir dies nicht.“ Sprach Celeborn besorgt. Das im Düsterwald noch immer gekämpft wurde, erschreckte mich. Was würde uns nur erwarten?
„Ihr solltet die alte Waldstraße nehmen. Sie wird von den Waldelben überwacht und so ist eine sichere Reise zur Elbensiedlung garantiert.“ Schlug er uns eine sichere Route für die Weiterreise vor.
„Danke, es war auch unser Plan, diesen Weg zu wählen. Wir werden auch am Westwachposten erwartet, sodass wir mit einer Eskorte nach Seestadt reisen werden.“ Sprach ich und bedankte mich noch für die Gastfreundschaft.
Auch aus Lothlorien bekamen wir Geschenke. Aro bekam einen wunderschönen Bogen, der mich sehr an den erinnerte, den Legolas im Krieg bei sich trug. Mein Geschenk war ein Buch mit vielen Geschichten aus Mittelerde. Dankbar verabschiedeten wir uns und reisten weiter.

Der Anduin war unser Wegweiser und führte uns stetig nordwärts. Ab und an konnten wir im Osten den grün leuchtenden Düsterwald am Horizont erkennen. In diesen Momenten machte mein Herz einen kleinen Hüpfer und meine Vorfreude, den Wald endlich aus der Nähe zu erblicken und zu durchreisen, wurde immer größer.
Und endlich war es soweit. Wir erreichten die alte Waldstraße und ab hier ging es nun ostwärts. Nur noch wenige Tage und wir würden den Wald erreichen. Nur noch ein kleiner Moment, bis ich Legolas wiedersehen würde…

…oder auch nicht!

Denn es war kein geringer als Jolan, der uns am Westwachposten in empfang nahm.
„Minuil ihr seit noch schöner geworden!“ begrüßte er mich und hauchte mir einen Kuss auf meine errötete Wange. Er benahm sich uns gegenüber so vertraut, als wäre ich nie fort gewesen und als ob er Aro ebenfalls schon eine Ewigkeit kannte.
Und dennoch war nichts wie damals. Jolan hatte sich rein Äußerlich sehr verändert und auch sein Benehmen mir gegenüber war irgendwie distanzierter. Zwar flirtete er nach wie vor mit mir und suchte meine Nähe. Aber jetzt war deutlich zu erkennen, das er dies nicht ernst meinte. Es war einfach seine eigene höffliche Art mit Frauen umzugehen, die er Freund nannte.
Die äußerliche Veränderung bezog sich zum einen auf seine Frisur. Er trug seine langen dunklen Haare zu einem festen Zopf geflochten, der mit einem Lederband durchzogen war. Zum anderen trug er nun eine Art Kampfbekleidung. Neben einer schwarzen Lederhose und schwarzen Lederstiefeln, trug er ein dunkelgrünes Hemd und darüber einen schwarzen Lederwams. An seinen Armen befanden sich Schoner aus Leder mit reich verzierten Metallplatten, die jedoch auch schon einige Kampfspüren aufwiesen. Auch der Lederwams war an einigen Stellen recht mitgenommen. Doch war dies auch nicht weiter verwunderlich. Sicherlich verteidigte Jolan genauso seine Heimat, wie jeder andere kampftüchtige Waldelb des Reiches. Ob Legolas deswegen nicht hier war? Befand er sich gerade im Kampf?
„Jolan, es ist auch schön dich wiederzusehen!“ begrüßte ich ihn freudig zurück. „Dies ist mein kleiner Bruder Aro.“ Stellte ich ihm diesen vor. „Es freut mich, dich kennen zu lernen. Legolas hat mir schon einiges über dich erzählt. Ich bin gespannt, ob es stimmt, was er so erzählte.“ Sprach Jolan und lächelt ihn verschmitzt an.
„Es freut mich auch, euch kennen zu lernen. Und was hat Legolas denn so über mich berichtet?“ sprach Aro neugierig.
„Ach nichts schlimmes. Du scheint ein begabter Kämpfer zu sein, aber dies liegt wohl in der Familie.“ Antwortet Jolan und deutete auf meine Dolche. „Liebste, ich bin immer noch der Ansicht, das solch todbringenden Waffen nicht in eure zarten Hände gehören.“ Sprach er zu mir mit seinem dämlichen verführerischen lächeln auf den Lippen und einen Blick, wie ich ihn nur alt zu gut kannte.
„Wenn du meinst, dann nehme ich halt dies, um dir dieses dämliche Grinsen auszutreiben!“ antwortete ich spitz und zog mein Schwert, hielt es ihm dicht vor die Nase und lächelte herausfordert. „Ich dachte wir hatten eine Abmachung, das du dieses dämliche aufgesetzte Grinsen bei mir lässt?“
Das Grinsen erstarb augenblicklich und er musterte die filigrane Klinge, die dicht vor seinem Gesicht ihm Einhalt gebot. „Stimmt, hatte ich glatt vergessen!“ lachte er plötzlich los und schob mein Schwert einfach mit seiner linken Hand aus seinem Gesicht. Dann wurde er jedoch tot ernst. „Halte mir in diesen Zeiten nie wieder ein Schwert unter die Nase. Das nächste mal könnte dich das dein Leben kosten!“ warnte er mich und ich erstarte vor Schreck, das er mich so ernst anfuhr.
„Wir leben in gefährlichen Zeiten und jeder ist auf das äußerste angespannt. Ein falscher Schritt oder eine falsche Geste kann den Tod bedeuten. Hier am Westwachposten herrscht noch Ruhe, aber je weiter wir ostwärts kommen werden, je gefährlicher wird es.“ Sprach er und wurde wieder freundlicher.
„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht verstimmen!“ entschuldigte ich mich. Der Krieg hinterlies also auch hier seine finsteren Spuren und legte sich schwer auf die Herzen meiner Freunde. Mir wurde klar, das auch Jolan in den letzten Monaten viel gesehen und erlebt haben musste. Und egal wie Alt er auch war, die Grausamkeit eines Krieges ist das Schlimmste, was ein Herz ertragen muss. Ich sah es bei Legolas, wie angespannt er war und wie sehr er die ruhigen Momente in Minas Thirit genoss. Ich konnte nur hoffen, das die Kämpfe hier in seiner Heimat, ihn nicht zu sehr auf sein Gemüt drückten. Doch leider befürchtete ich genau dieses.
„Schon gut. Seit bitte Vorsichtig und Wachsam. Ich erwarte zwar nicht, das wir auf der Straße auf Orks treffen werden, aber man weis ja nie, was sonst noch so in den Büschen lauern kann.“ Sprach er und so setzten wir uns nun langsam in Bewegung.

„Oje, er kann ja ziemlich furchteinflössend sein.“ Flüsterte Aro mir zu, als er glaubte, Jolan sei außer hörreichweite.
„Ach das war noch gar nichts! Du musst ihn einmal kämpfen sehen. Danach sprechen wir noch einmal über furchteinflössend.“ Antwortete ich flüsternd und erinnerte mich an den Kampf mit den schwarzen Wölfen. Jolan war ein ernstzunehmender starker kühler Kämpfer, der seinen Feinden gegenüber keine Gnade zeigte. Wer in die Reichweite seiner Schwerter kam, konnte sich dem Tod sicher sein. Und auch mit seinem Bogen war er nicht zu unterschätzen. Damals war er der beste Bogenschütze des Düsterwaldes gewesen, der jedes Ziel traf, das in Bogenreichweite war.
Jolan bedeutete uns, das wir nicht zurückfallen sollten und so schlossen wir wieder zu ihm auf. „Wo ist eigentlich Legolas? Geht es ihm gut?“ fragte ich, da ich nicht recht verstand, weshalb er sein Versprechen nicht hielt.
„Er ist an der Ostgrenze. Wir brauchen dort jeden Mann und so haben wir abwechselnd auf euch gewartet. Wärt ihr vor zwei Wochen eingetroffen, hätte er euch auch empfangen. Aber keine Sorge, wir reiten als erstes zur Ostgrenze und dort werden wir ihn treffen.“ Antwortete er mir und dies beruhigte mich, hatte ich schon befürchtet, das er im Kampf womöglich verletzt worden war. Gleichzeitig ärgerte ich mich jedoch auch darüber, das wir so viel Zeit auf unserer Reise in Gondor und Rohan verschwendet hatten. Vor der viel zu lange Aufenthalt in Rohan hätte nicht sein brauchen und wären wir nach unserem Zeitplan gereist, so hätten wir auch mindestens zwei Wochen früher unser Ziel erreicht. Aber nun konnte ich es nicht mehr ändern und Jolan wiederzusehen, war auch nicht ganz so übel.
„Sind die Angriffe auf euer Reich schwer oder zeigen die Orks langsam schwächen?“ fragte Aro Jolan nun über den Krieg aus. „Nein die Angriffe nehmen stetig ab und wir haben in den letzten zwei Monaten vier Orknester aufgespürt und ausgerottet. Die Kämpfe gehen auf ihr Ende zu und wir vermuten, das die Orks sich bald zu einer Gruppe zusammenroten und in die letzte Schlacht ziehen werden.“ Sprach Jolan und lächelte zuversichtlich. Das die Kämpfe womöglich bald ein Ende finden würden, war eine gute Nachricht. Der Krieg hatte genügend Opfer gefordert und jeder hatte nach dem Fall Saurons das Recht, auf ein friedliches Leben.

Schweigend ritt ich hinter Jolan und Aro, die sich angeregt über den Ringkrieg unterhielten. Die Zwei verstanden sich sehr gut, aber es lag auch in Aros Natur schnell Freundschaften zu schließen und jeden für sich einzunehmen.
Ich schmunzelte nur über die Zwei und dachte daran, das Aro hier im Düsterwald eine Ausbildung zur königlichen Wache absolvieren wollte. Vielleicht war Jolan doch der perfekte Lehrer für ihn?
Mein Blick schweifte die Baumkronen entlang und ich bestaunte die vielen verschiedenen Grüntöne. Eichen, Kastanien, Birken, Tannen und Kiefern bildeten den Hauptbestand des Waldes und je nachdem wurde der Waldgrund in ein schimmerndes Licht getaucht oder versank in Dunkelheit. Es war mir ein Rätsel, wie ich damals diesen wunderschönen Wald als furchterregend empfinden konnte. Ich fand ihn bezaubernd und er belebte mein Herz.

Jedoch je weiter wir kamen, je mehr wurde mein Herz betrübt. Die Kampfspuren wurden immer deutlicher und rissen teils gewaltige Löcher in das satte starke Grün. Brände hatte gewütet und diese hier, sollten nur kleine Brandherde gewesen sein. Weiter im Norden sollten ganze Hektar den Flammen zum Opfer gefallen sein. Dies stimmte mich traurig. Der Krieg verwüstete meine neue geliebte Heimat und dies tat sehr weh.
Nach vier Tagen ohne jegliche Zwischenfälle, stießen Tolan und Megreen zu uns. Sie waren als Jolans Ablöse an der Westwache geplant, doch dies war nun hinfällig und so begleiteten sie uns zurück zur Ostgrenze.
„Die Orks waren in den letzten zwei Wochen sehr ruhig.“ Berichtete Megreen die Lage an der Grenze. „Nur kleine Gruppen von nie mehr als zehn Orks versuchten hier und da unbemerkt durch unser Wachnetz zu schlüpfen. Elias befürchtet, das es bald zum letzten großen Kampf kommen wird und das wir diesen nahe der Siedlung erwarten müssen.“
„Ja, es spricht alles dafür.“ Bestätigte Jolan die Theorie von Elias. „Sie ziehen schon seit Wochen ihre Gruppen zusammen und sammeln sich östlich der Siedlung. Sie glauben wohl, das wir die Stadt nicht leicht verteidigen können, aber in dieser Hinsicht irren sie. Vater hat bereits alle Truppen der Stadtwache mobilisiert und erwartet den Schlag. Und wenn es soweit ist, wird die Grenztruppe von der Südflanke einfallen und die Schlacht in die Zange nehmen.“ Erklärte er den Plan des Königs. Dieser war gut, wenn es wirklich soweit kam, das die Siedlung das Ziel war.
Nur stellte sich mir nun die eine Frage…
Wo werden Aro und Ich sein, wenn die finale Schlacht entbrennt?

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://icebluemchen.4lima.de/?p=194