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Jan 13 2011

IceBluemchen

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20. Das Ende des Krieges

Dunkel waren die Tage der Schlacht.
Der Krieg hatte uns keine Chance mehr geboten miteinander zu sein. Schon am nächsten Morgen waren die ersten Garnisonen aufgebrochen und er begleitete Heerführer Aragorn in die letzte Schlacht.
Nur ein kurzer Blick blieb mir auf sein Antlitz im Morgenschein der getrübten Sonne und mir wurde schlagartig klar, das es vielleicht das letzte Bild war, das mir von ihm blieb. Sie ritten in die entscheidende Schlacht. Eine Schlacht wo es nur einen Sieger geben konnte und die Chancen für uns waren bei weiten nicht die Besten.
Mein Herz schrie, das er in den gewissen Untergang ritt. Doch ich blieb stumm und sah ihnen nur schweigend nach. Er musste gehen. Es war sein Weg des Lebens und mein Weg war es, erneut zu warten und zu hoffen, das mein Glück nicht so kurz vor dem Ziel zerbrach.

„Aro, du gehst sofort wieder zurück ins Bett!“ brüllte ich meinem Bruder nach, der gerade vor mir in den Garten geflüchtet war. Ich konnte ja verstehen, das er nach Tagen im Bett dort nicht länger sein wollte und ihm die Decke auf den Kopf fiel. Aber als große besorgte Schwester gefiel es mir nicht, das er gleich so übertrieb und in den großen Garten lief.
„Nein, ich will endlich wieder die Sonne sehen!“ rief er mir zu und lief unbeirrt weiter.
„Aber du kannst die Sonne auch von deinem Zimmer aus sehen!“ konterte ich, aber aufhalten konnte ich ihn nicht.
Kaum hatte er den Garten erreicht, blieb er abrupt stehen und schaute in die Ferne. Dunkel war der Himmel im Osten. Schwarze Wolken versperrten jedes Licht und hüllten das Land in Dämmerung.
„Mordor!“ flüsterte ich und Sorge befiel mein Herz.
Dort im Osten gab es nur den Tod. Wachsam stierte er über sein Land und zerquetsche all und jeden, der es wagte, gegen ihn zu sein. Wie lange gab es dort schon kein friedliches Leben mehr? Hass und Zerstörung herrschte dort und wollte die gesamte Welt in ihr unbändiges Dunkel verschlingen.
Längst tobte die Schlacht. Bald würde die Entscheidung fallen. Aro spürte meine Angst und ergriff meine Hand. Sanft drückte er sie und wollte mir so Mut machen. Die letzten Tage hatte er mit ansehen müssen, wie ich vor Sorge um Legolas mich aufrieb. Als ich ihm erzählte, das ich ihn getroffen hatte, aber wir keine Chance mehr gehabt hatten, uns zu unterhalten, machte er mir Mut. Sagte mir das alles schon gut ausgehen würde und ich schon noch meine Chance erhalten würde, ihn zu sprechen.
Letztendlich fing er dann an mir vorzuschwärmen, das er Rohan und den Düsterwald besuchen wolle. Er fragte mich, ob es dort Mädchen in seinem Alter gäbe, wo ich ihn jedoch enttäuschen musste. Der jüngste Elb den ich aus Düsterwald kannte, war Lanu. Aber sein genaues Alter kannte ich auch nicht. Ich wusste nur, das er mit zu den Jüngsten im Düsterwald gehörte. Interessanterweise fragte er nicht nach den Mädchen in Rohan. Nicht das er Menschen nicht achtete, aber konnte oder wollte nicht enger mit ihnen befreundet sein. Ausnahme spielte da wohl nur Eomer, den er sehr schätzte und ihn sogar Freund nannte, obwohl sie sich erst wenige Tage kannten. Vielleicht bezog sich seine Zurückhaltung auch nur auf Frauen, da er nun einmal so von Mutter erzogen wurde, keine engere Beziehung mit einer Sterblichen einzugehen. Sie wollte nicht, das wir das gleiche erleben, was Großmutter und Sie durchlitten hatten. Jedoch eines konnte ich Aro versichern. Es gab im Düsterwald viele schöne Elbinnen, die nur auf so einen Prachtburschen wie ihn warteten. Das Alter sollte dabei keine große Rolle spielen, wenn er seine wahre Liebe dort fände. Wer ihn nicht so liebte, wie er war, der liebte ihn auch nicht wirklich.
Doch er wollte nicht nur ein Mädchen finden. Er wollte auch lernen. Dort herrschte ein ganz anderes Leben, als in Sonnenlande. Der Wald war eine ganz andere Umgebung, dort musste man sich ganz anders verhalten. Alleine wenn er an die Jagt dachte, leuchteten seine Augen. Und dann machte ich den Fehler ihm von der königlichen Wache und ihrer Eliteausbildung zu erzählen und nun wollte er unbedingt auch diese Ausbildung absolvieren.
Innerlich seufzte ich, das ich dies erwähnt hatte. Aber es war ein Anlass in den Düsterwald zu reisen, ohne das alles gleich offensichtlich war, das es mir alleine um Legolas und Jolan ging. Wobei es mir mittlerweile eigentlich nur noch um Legolas ging. Jolan rutschte immer mehr ins Abseits und dies machte mich stutzig, wie sehr die Gedanken an Legolas alleine in den Vordergrund drangen.
Ich seufzte und schaute meinen Bruder gequält lächelnd an. „Vielleicht hast du recht. Von meinem Zimmer aus kann ich auch die Sonne sehen.“ Sprach er und wollte mich fort aus den Garten ziehen. Jedoch in jenen Augenblick schien die Welt unterzugehen.
Ein lautes grollen zerriss die Stille. Ein Beben folgte und erschütterte die Erde unter unseren Füßen. Der brennende Berg Mordors zerstob in Feuersbrunst und lies den Himmel brennen. Das Flammende Auge fiel und verschwand in der Dunkelheit.
Was war nur geschehen? Was hatte dies zu bedeuten? War dies der Sieg? Oder die Niederlage?
„Ist es vorbei?“ fragte er mich ungläubig.
„Ich weis es nicht!“ gab ich zu.
Unsicher ob wir gerade Zeuge von Sieg oder Niederlage geworden waren, standen wir nur da und beobachteten das Schauspiel, was sich uns bot.
Noch Stunden später spuckte der Feuerberg loderndes Gestein und spuckte seine Asche weit über Mordors karges Land. War früher der Himmel durch die Bosheit Saurons verdunkelt gewesen, verdunkelte nun die maßlose Asche den Himmel und verdeckte die Sonne oder in der Nacht die Sterne.

Schnell verbreitete sich die Kunde des Niedergangs Mordors. Der Ring der Macht war vernichtet. Zerstört im Feuer des Berges, wo er erschaffen wurde. Sauron war mit dem Ring erloschen und seine Anhänger flohen in die Weiten des Ostens.
Wir hatten den Krieg gewonnen. Frieden legte sich über die Lande der Menschen und der weiten Welt. Nie mehr sollte eine Bedrohung aus Mordor die Menschen Gondors und der Völker der weiten Welt in Angst und Schrecken versetzen.
Und ich stand ruhelos an der Mauer des Königsgartens und wartete auf die Rückkehr der Krieger.
Wie viele würden heimkommen?

Trüb waren die Tage des Wartens.
Die Tage zogen sich endlos dahin und trübe Gedanken bedrückten mein Gemüht. Es war meine Angst, das er nicht zurückkommen würde. Es war meine Sorge, das ich nicht mehr die Chance herhalten sollte, ihm zu sagen, wie viel er mir bedeutete. Das es mir leid tat, das ich über einhundert Jahre brauchte, um mir klar zu werden, was ich für ihn empfand. Doch letztendlich brachte mir erst sein wiedersehen und das Bangen der letzten Tage die Klarheit, nach der ich mich all die Jahre gesehnt hatte.
Ich liebte ihn!
Ich liebte Legolas!
Ich wusste nicht mehr, was mich damals so verwirrte, das ich nicht die Gefühle zwischen Jolan und Legolas unterscheiden konnte. Vielleicht war es ihre merkwürdige Art und Weise, wie ich immer auf sie körperlich reagiert hatte. Doch heute war ich mir im klaren, das dies nichts mehr zu bedeuten hatte. Mein Herz hatte sich in diesen bangen Tagen für Legolas entschieden und diese Entscheidung sollte nie mehr wanken!
Nun musste ich nur noch herausfinden, was er für mich empfand.

Keinen hielt es im Haus, als die Rufe durch die Stadt halten: „Sie kommen heim! Die Truppen kommen heim!“
Frauen und Kinder eilten auf die Straßen der Stadt. Zurückgebliebene Soldaten hielten eine Gasse auf den Straßen frei, sodass die Truppen sich ihren Weg zu den Ställen und Quartieren bahnen konnten.
Ihr Anblick war Erlösung und Verzweiflung zugleich. Sie sahen erschöpft und mitgenommen aus. Viele waren verletzt und noch mehr waren gefallen. Nicht einmal die Hälfte kam zurück.
An diesem Tag lag Freude und Trauer sehr nahe beieinander.
Gespannt stand ich mit Aro und einigen anderem vom königlichen Hof an der Pforte und erwarteten Heerführer Aragorn und seine Begleiter. Schon aus der Ferne hatte ich Legolas blondes Haar ausmachen können. Es war ein erlösender Augenblick, denn so wusste ich, das er die Schlacht überlebt hatte.
Und dann waren sie endlich da. Regungslos stand ich nun da und beobachtete sie, wie sie vor uns stehen blieben. Wie hatte ich sein blondes Haar nur aus der Ferne erspähen erkönnen? Er war schmutzig und überall klebte Blut. Aber wenigsten war es wohl nicht seines, denn er sah nicht verwundet aus.
Erstaunt sah ich auf die Gestalt die hinter ihm saß und rumwetterte, das dieses Pferd viel zu groß für Zwerge war. Aber die angebotene Hilfe von Legolas lehnte er wiederum ab und so plumpste der Zwerg ungeschickt vom Pferd. Nur um sich schnell wieder aufzurappeln und so zu tun, als wäre dies gang und gebe so von einem Pferd abzusteigen.
Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich den Zwerg so beobachtet und mein Blick traf den von Legolas. Auch er lächelte, doch galt dieses nicht dem Zwerg, sondern dieses Lächeln galt mir. So war es nicht verwunderlich, das er den mauligen Zwerg einfach stehen ließ und zu mir herüber schritt.
Sofort zog er mich in seine Arme. „Es tut mir leid Minuil! Ich hatte dir versprochen, das wir reden und dann verschwinde ich einfach ohne ein Wort in die nächste Schlacht.“ Sprach er entschuldigend. Er glaubte wohl, das ich deswegen böse auf ihn war, aber dies war ich ganz und gar nicht. Ich war einfach nur froh, das er unbeschadet, zumindest unbeschadet auf dem ersten Blick, zurückkam. Zeit zum reden hatten wir die gesamte Ewigkeit noch.
„Schon in Ordnung. Ich bin damals auch ohne ein Wort verschwunden. Nun sind wir wohl quitt.“ Meinte ich nur lächelnd und bekam von ihm einen verdutzten Blick. Jedoch eh er etwas entgegnen konnte, zupfte der Zwerg an Legolas Hemd. Es war dem Zwerg wohl nicht entgangen, das Legolas ihn einfach stehen ließ und sich mir zuwand.
„Was ist Gimli?“ fragte Legolas prompt. Und erst jetzt wurde uns beiden bewusst, das wir von allen Umstehenden neugierig beobachtet wurden. Unser vertrauter Umgang verdutzte sie und deutlich stand in ihren Gesichtern, das sie sich fragten, woher wir uns kannten.
„Jungchen ich wusste gar nicht, das du Lady Minuil kennst. Du hast mir nie erzählt, das du in Sonnenlande warst.“ Sprach Gimli die Frage laut aus, die allen deutlich im Gesicht geschrieben stand.
„Ich war noch nie in Sonnenlande.“ Antwortete Legolas sofort.
„Ich kenne Legolas aus meinen Jugendtagen, wo ich mit meinem Vater den Düsterwald besuchte.“ Erklärte ich. Den meisten reichte diese Erklärung und sie wanden sich wieder ihren Lieben zu. Nur Gimli blieb hartnäckig.
Warum gab Legolas sich überhaupt mit einem Zwerg ab und warum nannte dieser unverschämte Zwerg Legolas ein Jungchen. Wenn dann hätte eher Legolas ihn Jungchen nennen müssen, wobei Stinkezwerg eher passte. Erst jetzt trat mir der penetrante Geruch in die Nase. Und zu meinem Leidwesen musste ich mir eingestehen, das auch Legolas nicht gerade angenehm roch. Gut, er stank nicht so wie der Zwerg, der einer Stinkmorchel echt Konkurrenz machen konnte und wahrscheinlich floh jeder Feind schon beim ersten schnüffeln. Jedoch konnte ich an Legolas deutlich Orkblut riechen. Es überdeckte den mir so wohl bekannten und geliebten Duft nach Wald und Freiheit. Außerdem war seine Kleidung mit Schmutz verdreckt, wo ich mir gar nicht ausmalen wollte, was dies alles war. Sicherlich fühlte auch er sich nicht gerade wohl, war der Geruchssinn von Elben doch recht empfindlich und allein das Orkblut stach unangenehm in der Nase.
So war es nicht verwunderlich, das sich die Gruppe bald auflöste und sie alle ins Bad verschwanden. Hinter den königlichen Hallen der Heilung gab es eine große Therme mit heißen Quellen. Aber während es in Sonnenlande üblich war, das Männer und Frauen gemeinsam badeten, galt dies nicht für Gondor.
Brav wartete ich zusammen mit Aro in unserem neuen Zimmer, das wir seit zwei Tagen bewohnten. Nachdem Aro seine Wunde soweit verheilt war, das die Heiler vor zwei Tagen die Fäden zogen, brauchte er nicht mehr im Krankenzimmer bleiben. Wir bekamen ein Zimmer im königlichen Flügel. Und wie ich nun erfuhr, Lag das Zimmer von Legolas nur zwei Türen weiter. Zwischen uns hatte nur Gimli sein Zimmer. Hoffentlich schnarchte der Zwerg nicht, der sich als Legolas Schatten entpuppte. Überall hin begleitete er ihn, wie ein treu dummer Hund seinem Herrchen. Und er stellte lauter Fragen. Wo und wie wir uns genau kennen lernten? Ob ich damals seine Freundin war? Interessanter weise, schien Legolas sehr auf die Antwort gespannt zu sein. Aber ich sagte die Wahrheit, das wir beste Freunde waren. Das Legolas mir den Hof machte, ging diesem Nervenzwerg nichts an.
Zu meinem Leidwesen erfuhr ich dann, das dieser Kobold von Penetranz Legolas neuer bester Freund war. Fantastisch, dachte ich nur. Legolas möchte ihn und ich konnte ihn von der ersten Sekunde die sie aus der Schlacht zurück waren nicht ausstehen. Na das konnte ja noch heiter werden.
Aber wenigsten hatte ich Legolas nach dem Bad für mich alleine. Ich bat Aro, das er Gimli ablenkte, damit ich alleine mit Legolas sein konnte. Aro gefiel dies zwar nicht, jedoch die Aussicht, das Gimli ihm vom Krieg und der letzten Schlacht berichten könne, änderte seine Ansicht etwas. Nur gut das Gimli nicht nur ein treuer Schatten, sondern auch eine Plaudertasche war.

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