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Jun 07 2013

IceBluemchen

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98. Wird es so enden?

Kälte umgab Leigh… eine schwere erdrückende Kälte, überall wohin sie nur mit ihren Armen und Beinen ruderte. Das Salzwasser brannte in ihren Augen, versuchte sie verzweifelt in dem Strom der gewaltigen Welle etwas zu erkennen. Sie hoffte etwas zu sehen… ihn zu finden!
Die Wucht der hereinbrechenden Welle war gewaltig gewesen. Instinktiv hatte sie Any fest an ihren Körper gepresst und gehalten. Jedoch als die Welle sie mitgerissen hatte, war er plötzlich fort, ihrem festen Griff entrissen.
Angst und Verzweiflung durchströmten sie, gaben ihr jedoch auch Kraft. Sie musste ihren Sohn finden! Niemals würde sie es sich selbst verzeihen können, wenn sie scheiterte. Niemals mehr könnte sie so Ace unter die Augen treten. Doch soweit wollte sie noch nicht denken! Sie durfte nicht aufgeben, spornte sie sich immer wieder an, weiter zu suchen.
Wieder erfolglos brach sie durch die Wasseroberfläche und zog sofort kräftig den salzigen Sauerstoff in ihre Lunge. Sie war vollkommen außer Atem, aber eine längere Ruhepause wollte und durfte sie sich nicht gönnen. Sie musste ihn finden, auch wenn ihre Suche, wie die Suche der goldenen Nadel im Heuhaufen glich und ihr auch die Zeit davon lief. Nein, niemals würde sie aufgeben!
„ANY!“, schrie sie auf die Weite des Meeres hinaus. Er konnte doch schwimmen! Namur hatte es ihm doch gelehrt und sie waren auch einige Male im Meer schwimmen gewesen. Er liebte das Wasser… nur warum schwamm er nicht jetzt?
Keine Antwort! Nur das Rauschen des Meeres drang an ihre Ohren. Wie gern hätte sie jetzt seine Schreie vernommen. Niemals hätte sie gedacht, sich irgendwann einmal nach seinem Geschrei und Gezeter zu sehnen, jedoch in jenem Moment machte ihr die Stille nur Angst!
Tief holte sie Luft, wollte sie den nächsten Tauchgang wagen, als plötzlich etwas ihr Bein streifte. Vor Schreck entfuhr ihr ein spitzer Aufschrei und all ihre Luft entwich aus ihrer Lunge. Was war dies bloß gewesen, fragte sie sich, als ein Hai seitlich vor ihr aus dem Wasser brach.
Erneut schrie sie vor Schreck auf und instinktiv wich sie vor dem Ungetüm zurück. Ein Hai hatte ihr hier draußen noch gefehlt. Wie sollte sie sich gegen so ein Monster nur wehren? Aus Angst und Sorge um Any, wurde nun schiere Panik um ihr eigenes Leben.
„Leigh, bist du verletzt?“, die Frage aus dem Mund des Haies passte so gar nicht zu dem, was sich gerade in ihrem Kopf abspielte. Sie sah sich bereits in einem aussichtslosen Kampf verwickelt, sah sie nun Namur entgeistert an.
„Namur?“, fragte sie verwirrt. „Nein… Ja… mir geht es gut! Aber Any! Er wurde mir aus den Armen gerissen. Du musst ihn suchen! Bitte… Ace würde mir es niemals verzeihen, wenn ihm etwas zustößt!“, tiefe Sorge war aus ihrer Stimme zu hören, schwamm sie dichter an Namur heran, hatte sie sich in ihrer Panik doch ein ganzes Stück von ihm entfernt.
„Habe ihn schon gefunden!“, deutete Namur jedoch sogleich auf seinen Rücken, kauerte der kleine Junge völlig apathisch dreinschauend auf dessen Finne und hielt sich am Shirt fest. Eigentlich war es ein vertrautes Bild für Leigh, denn so schwamm Namur oft mit ihm. Aber das der Kleine keinerlei Mucks von sich gab und zitternd ins Leere sah, ließ ihre Angst und Sorge kaum schwinden.
„Any, Mama ist jetzt da!“, tätschelte sie seine Hand, doch er reagierte nicht. „Namur, was ist mit ihm? Wo hast du ihn gefunden?“
„Ich habe gesehen, wie ihr von Bord gespült wurdet und bin euch sofort nachgesprungen. Aber ihr wart in den Wirren des Tsunami erst nicht zu finden. Ich glaube es waren einige Minuten, eh ich Any im Strom treibend fand und sofort an die Wasseroberfläche brachte. Er hat auch sogleich sehr viel Wasser ausgehustet und auch geweint. Aber ich musste noch dich finden und konnte ihn so kaum beruhigen. Er hat dann auch recht schnell von allein aufgehört zu weinen und ist seit dem ruhig gewesen.“
Namur musste nicht mehr erzählen, Leigh wusste nun was mit ihrem Sohn war. „Er steht unter Schock!“, war dies unter diesen Umständen kaum verwunderlich, aber im Moment auch nicht gut. Durch das kalte Wasser war sein Körper stark ausgekühlt, auch wenn Namur sich reichlich Mühe gab, ihn so weit wie möglich außerhalb des Wassers zu heben. Die gleißende Sonne am Himmel hingegen schien ihnen heiß auf ihre Köpfe. Any musste schnellstens aus dem Wasser und dem Sonnenschein! Er gehörte in trockene Sachen und ein warmes Bett! „Wir müssen sofort zur Oro Jackson! Any muss auf die Krankenstation.“
„Das ist nicht so einfach! Wir sind weit von der Oro Jackson abgetrieben worden!“, versuchte Namur ihr die schlechte Nachricht so schonen wie möglich beizubringen. „Selbst allein, würde ich gut eine Stunde zurück brauchen. Aber mit Any und Dir… mindestens zwei!“
„Und nur mit Any allein?“, fragte sie sofort. Sie war im Moment doch gar nicht wichtig! Any war wichtig!
„Nein! Ich lasse dich hier nicht allein zurück. Es sind Seekönige in der Nähe. Sie halten nur meinetwegen noch abstand! Außerdem…“, kurz hielt er inne und sah in die Ferne. „Wir bekommen Schwierigkeiten!“, ruckartig zog er Leigh hinter sich und bedeutete ihr, sich ebenfalls an seiner Finne zu halten. So würde er ungehindert schwimmen und kurz tauchen können.
„Was ist?“, fragte sie flüsternd, machte sich ihre Erschöpfung allmählich bemerkbar.
„Ein Schiff kommt rasend schnell auf uns zu!“, antwortete er knapp und fixierte einen Punkt am Horizont. Leigh biss sich besorgt auf ihre Unterlippe. Nicht nur das sie keine Hilfe von irgendwo her erwarten konnten, schien nun auch noch ein fremder Feind auf sie zu zuhalten. Auch sie späte in die Ferne, aber sie konnte bei besten Willen nichts ausmachen. Egal was Namur sah oder spürte, sie sah es nicht!

Wütend schlug Marco mit der Faust auf die Reling der Brücke. Es durfte doch alles nicht wahr sein! War ihr Schöpfer so sehr gegen sie? War nicht ein dickes fettes Problem allein genug? Anscheinend… Nein!
„Marco, wir sind auf ein Riff geschwemmt worden! Ohne Hilfe kommen wir hier nicht fort!“, erstattete der Steuermann Bericht, war dies aber nur der Anfang ihrer wachsenden Probleme.
„Wir haben ein Leck im dritten Frachtraum! Er ist bereits bis zur Decke geflutet, die Tür haben wir versiegelt und verstärkt. Ich habe auch einen Wachposten abgestellt, falls es zu weiteren Problemen dort kommt. Aber ohne Namurs Hilfe, können wir das Leck nicht flicken!“, begann Woody mit seinem Schadensbericht und so wie Marco einen flüchtigen Blick auf die dahingekritzelte Liste des Schiffzimmermanns werfen konnte, war dies erst der Anfang. „Wir haben an allen Masten Schäden, sowie zerschlagene Kanonenschotts und Fenster. Nichts Gravierendes weiter, aber allein diese Reparaturen werden uns gut ein bis zwei Woche kosten und sobald wir wieder seetauglich sind, müssen wir in ein Trockendock. Das Leck im Frachtraum werde ich nur notdürftig flicken können und im Trockendock kann ich den kompletten Rumpf einmal überholen und einen neuen Anstrich verpassen lassen!“
„Ja ich verstehe!“, dachte Marco nach, gab es für das Dock jedoch keine Alternative. Die Schäden hielten sich eigentlich noch in Grenzen und waren nichts, womit sie nicht fertig werden würden. Sie hatten schon viel schwerwiegendere Schäden erlitten und dies auf offener See. Hier in jenem Moment würde ein vollgelaufenes Deck oder auch Zwei keinen Unterschied machen… sie konnten nicht sinken! Sie lagen bereits mit dem Rumpf auf Grund!
Sie würden schnellst möglich Kurs auf Nivato setzen müssen, aber ohne die Hilfe der Orka würde daraus nichts werden. Außerdem würde Mr. Peeker sich freuen, die Oro Jackson war nun einmal kein gewöhnliches Schiff und jeder Schiffsbauer und Schiffszimmermann würde so einiges darum geben, einmal Hand an diese Schönheit der See zu legen. Aber genauso wartete die Marine nur darauf, sie einmal so geschwächt vorzufinden… es war zum verzweifeln!
Jedoch waren die Schadensmeldungen eine Sorge, wo er seine Männer zur Abhilfe antreiben konnte. Anders sah es bei den Vermissten aus. Noch waren nicht alle durchgezählt und gesichtet, aber er wusste, dass mindestens drei Crewmänner fehlten. Leigh und Any waren nicht mehr an Deck und er war sich sicher, dass sie es auch nicht mehr unter Deck geschafft hatten. Doch es fehlte auch Namur. Der einzige Lichtblick in dieser Situation! Namur achtete wie ein Schießhund auf Ace und Any. Es lag an dem Vorfall vor zwei Jahren, fühlte sich der Fischmensch einfach in der Verantwortung auf seinen Kapitän und dessen Sohn zu achten. Er hatte es sich geschworen, er würde sie mit all seiner Macht beschützen, was im Wesentlichen in der Aufgabe als Rettungsschwimmer beruhte. Doch er hatte Any auch das Schwimmen beigebracht und er war sogar einige Male mit ihm getaucht. Wenn Any sich ganz dich an Namurs Rücken hielt und dabei auf dessen Finne saß, bildete sich um den Kleinen eine dünne Luftschicht. Wie Namur dies machte, wusste Marco nicht. Es hielt auch nur für wenige Minuten. Jedoch Any liebte es und dies war das wichtigste.
„Wir haben noch sechs Vermisste!“, trat Haruta an Marco heran und hielt dabei drei Vivrecards in den Händen. „Sieben Mann konnten wir bereits bergen. Sie sind auf der Krankenstation und werden von Doc versorgt. Einige haben ordentlich was abbekommen. Von drei Crewmännern fehlt bislang jede Spur und…“, sie reichte Marco die Cards und seufzte leicht, glimmten zwei der Cards. „Namur ist unverletzt, aber Any und Leigh…“
Marco konnte die Cards selbst sehr gut deuten. Leighs Card glimmte etwas an der Ecke. Dies hatte noch nicht viel zu sagen. Aber Anys Card war fast genauso weit heruntergebrannt, wie die seines Vaters! Marco gefiel dies absolut nicht und am liebsten hätte er laut aufgeschrien und seinem Frust, Ärger und Wut freien Lauf gelassen. Doch er beherrschte sich! Niemanden war jetzt geholfen, wenn er auch nur kurzzeitig den Kopf verlor. Es wäre auch nicht seiner Natur entsprechend gewesen. Er war der kühle Kopf der Bande, welcher immer einen klaren Überblick über die Situation hatte… jedoch im Moment fühlte er sich einfach nur als hilfloser Protagonist, welchem jegliche erdenkliche Hürde vor die Füße geworfen wurde.
„Wir müssen einfach darauf hoffen, das Namur ihnen nachgesprungen ist und sie bei ihm sind!“, die drei Cards wiesen alle in dieselbe Richtung, sah er es einfach als einen kleinen Hoffnungsschimmer… was blieb ihm im Moment auch anderes übrig, als zu hoffen! „Genauso wie wir hoffen müssen, das Ace noch etwas durchhält oder rechtzeitig sich in Sicherheit bringt!“

„Du bist ein Feigling!“, höhnte Blackbeard und fixierte Ace mit einem finsteren Blick. „Hast du wirklich geglaubt, ich lasse dich entkommen! Diese Insel wird dein Grab sein… dafür werde ich nun sorgen!“, finstere Wolken waberten um Blackbeard herum und verwandelten die eh schon düstere Weltuntergangsstimmung zum Anfang vom Ende. „Dies ist dein Ende!“
Dicht stand Ace an der Klippe, tobte hinter unter ihm das Meer, während vor ihm sich mehr und mehr Kazanjima in die Hölle auf Erden wandelte. Es gab kein Vor und kein Zurück… dieses Mal schien ein taktischer Rückzug ausgeschlossen. „Ach und du glaubst in Ernst, ich lasse mich hier zusammen mit dir begraben? Träum weiter!“
Was mit einem kleinen Feuerring begann, formte Ace schnell zu einem mächtigen Wirbel, welchen er zu einer gewaltigen Kugel über seinem Haupt zusammenzog. Wie sich alles im Leben wiederholte… die Sonne sich erneut der Finsternis stellte! „Aber in einem hast du vollkommen recht… heute wird es ein für alle Mal enden!“

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