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Mrz 03 2013

IceBluemchen

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94. Von Plänen und Träumen

„Mehr Bier!“, rief Blackbeard gen Tresen des kleinen Gasthauses, in welchem er, sein Vize Shiryuu und Lady Catharina Devon eingekehrt waren. Hurtig huschte ein junger schlaksiger Pirat hinterm Tresen hin und her, füllte drei neue Bierkrüge und brachte diese eilig an den Tisch seines Kapitäns. Sofort räumte er auch die unzähligen leergegessenen Teller und Schüsseln ab und erkundigte sich noch, ob der Smutje die nächsten Portionen an Rührei und gebratenen Speck vorbereiten sollte, eh er sich wieder dem Tresen widmete und einige andere Piraten aus seiner Crew bewirtete.
Genüsslich labte sich Blackbeard am Bier und seinem opulentem Frühstück, welches der Smutje der Bande in der Küche des Gasthauses zubereitet hatte. Aber auch Lady Catharina bewies ihren gesunden Appetit und erlesenen Geschmack, akzeptierte sie nur das Beste vom Besten. Nur Shiryuu hielt sich zurück und schaute immer wieder misstrauisch zur Tür. Es gefiel ihm absolut nicht, nicht selbst nach dem Kapitän der Whitebeard-Bande suchen zu können. Doch Blackbeard hatte mit ihm einiges besprechen wollen, weshalb Raffit und die anderen höheren Piraten der Bande die Aufgabe übertragen bekommen hatten, nach dem Feuerteufel zu suchen. Lang waren sie noch nicht unterwegs, aber mit Hilfe der Vivrecard sollte es auch kein Problem darstellen, ihn zu finden.
Das die Blackbeard-Piraten die Insel verwaist vorgefunden hatten, hatte Blackbeard schon fast erwartet. Durch das Wissen, das Ace gut einen Tag vor ihnen eintreffen würde, gab es diesbezüglich auch nur zwei Optionen. Entweder die Inselbewohner stellten sich offen gegen sie und würden versuchen sie zu vertreiben, was als aussichtloses Unterfangen nur viele zivile Opfer gefordert hätte… ein Punkt den Ace zu verhindern suchte und somit für ihn nur die zweite Option blieb, das die Inselbewohner fliehen würden und so ihr armseliges Leben retteten. Letzteres war der Fall gewesen. Mit ihrem Hab und Gut waren sie gegangen, aber vieles hatten sie auch zurückgelassen.
So hatte die Bande das Lager des Gasthauses gut gefüllt vorgefunden und ein zweiter Trupp war gerade damit beschäftigt, die verlassenen Häuser nach zurückgelassenen Kostbarkeiten abzusuchen, auch wenn Blackbeard bezweifelte, auch nur einen Berry hier noch vorzufinden. Aber allein die Vorräte des Gasthauses waren ausreichend für einige Tage und länger gedachte Blackbeard auch nicht hier zu bleiben. Er hatte Pläne! Pläne die sein gesamtes Leben bestimmt hatten, bestimmten und bestimmen würden, alleinig für seinen großen Traum. Ein Teil seiner Pläne war bereits zu einem guten Abschluss gekommen. Wie sich der Rest seiner Pläne entwickeln würde, würden die nächsten Stunden und Tage zeigen.
Doch bislang war er mit dem Verlauf seiner Pläne ganz zufrieden, auch wenn manches nicht immer so abgelaufen war, wie er es sich vorgestellt hatte. Viel Zeit war ihm durch so einiger Pannen und Fehlkalkulationen verloren gegangen. Niemals hätte er gedacht, fast zwei Jahrzehnte allein auf seine Teufelsfrucht warten zu müssen. Sie war mit der wichtigste Teil seiner Pläne. Nur durch ihre schier grenzenlose Macht sah er sich der Erfüllung seiner Pläne und damit dem erreichen seines Traumes ganz nah. Das ihm dann aber der Zufall in die Hände spielen und sich ausgerechnet der Sohn des Königs der Piraten ihm in die Hände viel… er hätte schon damals mit Ace’s schierer Berechenbarkeit rechnen sollen, aber damals hatte er noch nicht von dessen waren Identität gewusst. Sei es drum, der Feuerbändiger war viele Berry wert gewesen und hatte ihm Tür und Tor aufgestoßen… nur um ihm Monate später so in die Parade zu fahren. Weit hatte Ace ihn zurückgeworfen und so hatte er umdenken und umplanen müssen. Jedoch hatte er dieses Mal die so berechenbaren Eigenarten seines ehemaligen Kommandanten mit berücksichtig und ausgenutzt. Und wie das Glück mit den Dummen und Ahnungslosen war, hatte er in einen seiner anfänglichen Auseinandersetzungen mit den Whitebeard-Piraten etwas in die Finger bekommen, was ihn zu einem neuerlichen teuflischen Plan brachte. Und nun sah er sich seinem Traum zum Greifen nah…
Sein Traum… oh ja er war ihm so nah, stand nicht mehr viel zwischen der Erfüllung. Bald wäre es soweit und er würde als der neue König der Piraten das One Piece in seinen Händen halten. Er würde auf dem Thron des Piratenkönigs sitzen und nichts und niemand würde ihn je von dort vertreiben können. Mit kalter gieriger Hand wollte er herrschen und seine Finsternis über all jene bringen, die ihm nicht folgen oder gar stürzen wollten.
Gerade wollte Blackbeard sich seinen Teller neu mit Rührei und gebratenem Speck vollladen, als die Tür des Gasthauses lautstark aufgestoßen wurde. Donnernd krachte sie gegen die Wand und ächzte unter der Wucht, mit welcher sie aufgestoßen worden war. Leise vor sich herbrubbelnd und schnaufend trat Doc Q ein. Schnurstracks führte ihn sein Weg an den Tisch seines Kapitäns, beachtete er die gequälte Tür nicht im geringsten und ließ sich weiter leise brubbelnd und stöhnend nieder.
Sogleich verzog Lady Catharina angewidert das Gesicht und rümpfte ihre Nase, als ihr der abgestandene Schweißgeruch in die Nase stieg. Schlagartig war ihr der Appetit vergangen, als sie mit ansehen musste, wie der Arzt mit seinen schmierigen Händen nach einem Teller griff und begann, sich am reichhaltigen Frühstück zu bedienen, wobei er nicht einmal gedachte sich seinen dicken Fellmantel auszuziehen. Aber vielleicht war dies auch besser so…
„Der Feigling ist getürmt…“, brummelte Doc Q nebenbei und beantwortete so die unausgesprochene Frage, welche den Anwesenden auf der Zunge lag. Ohne auf die Reaktion seines Kapitäns einzugehen, nahm er sich einige Scheiben Toast und begann sie mit Butter zu bestreichen.
„Was?“, ließ Blackbeard sogleich von seinem Essen ab, glaubte er sich verhört zu haben. „Wie kommst du darauf, dass er getürmt ist? Es geht hier um Gol D. Ace! Er türmt nicht einfach so, ohne Grund!“, konnte er sich dies bei Ace gar nicht vorstellen. Der Feuerteufel kniff nie vor einer Konfrontation und weglaufen war schon gar nicht nach seiner Art. Er kannte Ace gut genug, um zu wissen, dass der Dickkopf gern alles alleine regelte und seine Bande und Familie möglichst heraushielt, sobald er sie in Gefahr sah. Es war seine Berechenbarkeit, widersprach sein jetziges Verhalten vehement dagegen.
„Die Vivrecard ist aufs Meer hinausgeflogen… puff… segelte sie davon… feige und armselig!“, zuckte der Arzt mit den Schultern und biss in seinen ersten Toast.
„Sie ist was? Ihr habt die Vivrecard verloren?“, ungläubig sah Blackbeard den speisenden Arzt an und hoffte inständig, sich verhört zu haben.
„Nein… puff weg war sie!“, entgegnete Doc Q kauend und griff sich seinen zweiten Toast.
„Die Vivrecard führte uns zu einer Steilklippe und wies weiter hinaus aufs Meer.“, begann nun aber Raffit zu erklären, glaubte er sonst seinen Kapitän an die Decke gehen zu sehen, was aber durchaus dennoch geschehen könnte. Er, Wan Oger und Jesus Barges waren dem Arzt mit einem kleinen Abstand gefolgt und hatten sich über das merkwürdige Verhalten von Ace unterhalten. Sie kannten ihn zwar nicht so gut, wie ihr Kapitän ihn kannte, aber selbst sie wussten, dass es äußerst merkwürdig erschien, dass der Feuerteufel sich so klammheimlich und ohne jegliche Aktion davon stahl. Irgendwie wollte dies alles nicht zusammenpassen, außer ihr Verdacht bewahrheitete sich und sie waren in der Tat in eine Falle der Whitebeard-Piraten getappt. „Wir alle sind ratlos, aber die Card wies eindeutig aufs Meer hinaus.“
„Und da der Bengel wohl kaum schwimmen gelernt hat…“, Doc Q ließ dies so im Raum stehen und kostete vom Rührei.
„Es könnte eine Falle sein!“, gab Wan Oger den Gedanken preis, welchen die kleine Gruppe die letzten Minuten beschäftigt hatte. „Er hat uns vielleicht bewusst hergelockt und die Dorfbewohner in Sicherheit bringen lassen, damit die Falle nur uns und keine zivilen Opfer trifft.“
„Aber wieso ist die Card nun weg?“, blaffte Blackbeard ungehalten. Auch wenn Ace wirklich getürmt und dies eine Falle sein sollte, gab dies keine Erklärung, weshalb die Vivrecard nun wohl verloren war.
„Ist baden gegangen!“, erklärte der Arzt mit vollem Mund zwischen zwei Bissen und schaufelte sich weiter genüsslich das Rührei in den Mund. „Ist hinter dem Bengel hergeflogen, wie sonst sein blauer Piepmatz…“, eine wegwerfende Handbewegung hakte das Thema für Doc Q ab, aber das Thema war noch längst nicht für seinen Kapitän abgehakt, befand er die Ruhe und den trockenen Humor seines Arztes im Moment überhaupt nicht witzig.
Jedoch in jenem Moment, in welchem er wütend über seinen Schiffsarzt herfallen wollte, zerriss eine ohrenbetäubende Explosion die Ruhe der verlassenen Insel. Wie erstarrt lauschten sie alle auf das laute Getöse, den dröhnenden Nachhall und dem durcheinander wirrer Schreie. Es schien eine Ewigkeit anzudauern, eh sie begriffen, was da wohl gerade in die Luft gegangen war und eine weitere Ewigkeit verstrich, bis sie sich aus ihrer Starre lösten und zur noch immer offenstehenden Tür eilten.
„Ach du heilige lodernde Scheiße…“, entfuhr es Jesus geschockt, während sie alle ungläubig auf das flammende Inferno blickten, was einmal der Hafen von Kazanjima gewesen war.

Träume geben ein Ziel!
Ein Ziel zu kämpfen und den beschwerlichen Weg zu ertragen.
Aber ist das Ziel so manchen Weg wert?
Oder ist nicht gar der Weg das Ziel?
War es das… was am Ende alleinig zählte?

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