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Feb 02 2013

IceBluemchen

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92. Reize niemals einen D!

Müde ließ sich Ace auf sein provisorisches Lager fallen, welches lediglich aus einer zerschlissenen Decke bestand. Es war früher Abend und ein kühler Wind wehte von der See direkt über den Strand und erreichte auch sein kleines Versteck. So schlang er seinen Kapitänsmantel enger um seinen Körper, um die letzte Wärme des Tages zu speichern. Er hatte auch erst überlegt, ob er es sich im Gasthaus bequem machen sollte. Aber er hatte dabei ein ungutes Gefühl… und sein Instinkt sagte ihm, sich auf sein mieses Bauchgefühl zu verlassen und sich besser ein Versteck nahe dem Strand und nahe dem Versteck seines Strickes zu suchen. Ein kleiner Felsvorsprung verborgen in einer der erkalteten Vulkanklippen befand er als ideal. Der Vorsprung war schwer einsehbar und dennoch hatte er eine gute Sicht auf das Meer und damit auf jedes herannahende Schiff, welches zum kleinen Hafen von Kazanjima wollte. Er würde Blackbeard somit rechtzeitig kommen sehen, aber dieser nicht Ace!
Lang war sein Tag gewesen. Lang waren die letzten Tage gewesen. Müde gähnte er auf und schloss seufzend seine Augen. Wie viel Schlaf ihm wohl vergönnt waren, eh die Zeit zur entscheidenden Schlacht gekommen war? Er hoffte wenigsten um ein paar Stunden, auch wenn nur ein paar Stunden seinen Schlafmangel der letzten Tage nicht ausgleichen könnten. Er würde um jede Stunde dankbar sein…
Abermals gähnte er müde auf und dachte an die letzten Stunden zurück. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, welche der alte Bürgermeister mit den Dorfbewohnern diskutierte, wie sie sich nun gegenüber der drohenden Gefahr verhalten sollten. Sie waren uneins, ob die Gefahr wirklich so lebensbedrohlich sein sollte, wie Ace sie drastisch dargelegt hatte. Vor allem die Männer waren der Ansicht gewesen, ihre Insel schon selbst verteidigen zu können. Jedoch je länger sie diskutierten, je lauter wurden die Stimmen der Frauen.
Sie hatten Angst!
Angst um ihre Insel… ihr Dorf… ihre Männer… ihre Kinder… ihr aller Leben!
Sie waren letztendlich die treibende Kraft, welche zu der einzig richtigen Entscheidung führte. Sie packten ihre Habe und verließen ihr Dorf mit einem wehmütigen Gefühl im Bauch, dieses nie wieder zu sehen.
Drei große Schiffe waren erstaunlich schnell beladen und bereit. Ja, die Bewohner von Kazanjima waren auf eine schnelle Flucht gut vorbereitet… des schlafenden Vulkans sei Dank.
Die Segel blähten sich im Wind und nahmen Kurs auf ihre einzige sichere Zuflucht… Unicon!
Die Bewohner von Kazanjima besaßen einen Port, welcher bereits seit Jahrhunderten auf diese sagenumwobene Insel wies. Von Bürgermeister zu Bürgermeister wurde dieser gereicht, aber bis zum heutigen Abend nie genutzt. Sie sahen ihre wahre und einzige Heimat auf Kazanjima… doch eine Rückkehr war ungewiss…
Und mit den Segeln der Flüchtenden am Horizont neigte sich der Tag zur Nacht und das ungewisse Warten begann… wurde dies lediglich durch ein leises Schnarchen gestört…

Wartend stand die Teleschnecke mit dem Gesicht von Sanji auf dem Schreibtisch und wirkte dabei vollkommen gelangweilt. Ein gewohnter Ausdruck dieser merkwürdigen alten Schnecke, besaßen sie diese schon Ewigkeiten und mit den Jahren hatte sie ihre ganz eigene Persönlichkeit und Vorlieben entwickelt. So zischte sie Ace immer an, wenn dieser telefonieren musste, vergaß er doch zu gerne das Schneckchen zu füttern. Bei Marco schnurrte sie immer wie ein Kätzchen und vor Any würde sie am liebsten Reis-Aus nehmen… war der Kleine nur viel schneller als sie und seine kleinen Händchen kannten kein Tabu. So wurde dann hier und da gestupst oder er tippte gegen die Augen, welche sich dann reflexartig einzogen. Mit einem freudigen Lachen wurde diese Reaktion immer wieder quittiert und immer und immer wieder heraufbeschworen.
Kaum das Marco mit Any auf dem Arm eingetreten war, schwand der gelangweilte Gesichtsausdruck und wachsame Augen trafen den kleinen Jungen. Aber heute hatte das alte Schneckchen Glück. Marco setzte sich an den großen Schreibtisch und platzierte Any auf seinem Schoß, weit genug weg von der Schnecke, aber nicht weit genug weg von den Stiften. Schon hatte Any sich einen Bleistift gegriffen, während Marco ihm beiläufig ein Blatt Papier hinlegte. Dann aber widmete sich der Vize dem Telefonat.
„Vize-Kapitän Marco hier! Mit wem von euch Strohhüten habe ich das Vergnügen?“, sprach er in das Sprechgerät und beobachtete Any dabei, wie er begann konzentriert einen Kreis mittig des Papiers zu zeichnen.
„Sanji am Apparat, Nami, Robin, Frankie und Chopper hören aber mit!“, antwortete die Schnecke und armte das ausblasen von Zigarettenrauch nach. Sofort sah Marco auf und zur Wand, wo Ace neben den zahllosen Steckbriefen ihrer Bande auch die aktuellen der Strohhutbande aufgehängt hatte.
„Ahh, der blonde Kettenraucher, welcher es wagte vor Ace seinen Augen Leigh anzugraben…“, kam die Erinnerung von vor einem Jahr zurück. „Ja und deswegen ordentlich eins von Ace einzufangen bekam!“, beendete Sanji zähneknirschend den Gedanken. An die pochende Beule am Hinterkopf konnte er sich noch gut erinnern und ans schadenfrohe Gelächter der Whitebeard-Piraten auch. Ace hätte ihn aber auch vorher vorwarnen können, das er eine so attraktive Frau sein Mädchen nannte. Es hätte den liebeskranken Sanji zwar nicht von einem Flirtversuch abgehalten, aber er hätte sich zumindest aus Ace seiner Reichweite aufgehalten… und nicht direkt neben ihn gestanden, als er zu einer Tirade verliebter Komplimente ansetzte.
„Geschieht dir nur recht, du liebeskranker Spinner!“, tönte es aus dem Hintergrund… eindeutig von Nami, dachte Marco und musste schmunzeln. Die Navigatorin war nicht ohne und nicht zu unterschätzen.
„Was ist mit Ruffy? Ich müsste eigentlich mit ihm sprechen! Es geht um Ace und um Blackbeard!“, fragte Marco nach dem Verbleib des Strohhutkapitäns. Das er in der Runde nicht anwesend war und ebenso noch drei Nakama fehlten, schürte seinen Verdacht, dass die Gerüchte wahr waren.
„Es gab einen kleinen Zwischenfall…“, wich Sanji der Frage aus.
„Dann sind die Gerüchte also wahr?“, hakte Marco daher nach. Das der Smutje seine Frage so ausweichend beantwortete, erhärtete nur seinen Verdacht.
„Was genau habt ihr gehört?“, wich Sanji jedoch erneut aus. Marco lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. Da hatten die Strohhüte sich mit einem der mächtigsten Marineoffiziere angelegt und taten dies wohl lieber unter den Teppich kehren.
„Okay…“, seufzte Marco schmunzelnd. „Es geht das Gerücht um, ihr hattet etwas Spaß mit dem roten Hund gehabt. Gassi gehen, mit anschließendem Bad… nur zu dumm, das der Köter nicht schwimmen konnte…“
„Es war seine eigene Schuld!“, blaffte es erneut aus dem Hintergrund und im nächsten Moment veränderte sich das Gesicht der Teleschnecke zu einer zornigen Fratze… Nami hatte das Sprechgerät dem Smutje aus der Hand gerissen und tat nun ihren Unmut kund.
„Wir haben ihm nichts getan, aber er musste Ruffy ja zur Weißglut reizen. Dieser Marineschnösel hätte sich doch denken können, das Ruffy ihm das mit Ace niemals verzeiht und dann noch darauf rumtreten…“
„Dann sind Ruffy also die Sicherungen durchgegangen?“, stellte Marco eher fest, als das er dies ernsthaft nachfragte.
„Nicht nur Ruffy…“, gab Nami kleinlaut zu, begann sie dann mit ihrem Bericht, was sich vor einigen Tagen wirklich ereignet hatte.
„Wir waren gerade auf Niwato gewesen, da die Sunny einen kleinen Abstecher in die Peeker-Docks vertragen konnte. Frankie hatte da ein paar Ideen, was aber auf See nicht zu realisieren war… und da wir eh neuen Proviant brauchten… naja, auch egal.“, winkte sie ab, war dies eigentlich eher unwichtig.
„Ruffy, Zorro und Lysop hatten sich aufgemacht, etwas die Stadt zu erkunden. Sie hatten soweit auch nichts zu tun… Ruffy kann man ja nicht zum Proviant einkaufen mitnehmen und Zorro und Lysop waren mit ihren Aufgaben schon fertig, sodass sie eben ihre Freizeit gemeinsam bei einem Bummel vergeuden wollten. Doch Ruffy der Idiot hat sich beim erstbesten Restaurant niedergelassen, ohne das einer von ihnen auch nur einen Berry in der Tasche hatte. Der Wirt hat ihnen sofort die Marine auf den Hals gehetzt, als sie türmend die Zeche prellten.“, Nami seufzte und konnte über die Dämlichkeit ihres Kapitäns nur den Kopf schütteln. Es war doch immer das gleiche mit diesem Fresssack!
„Sie hatten keine Ahnung wohin sie liefen. Weder Ruffy noch Zorro besitzen einen Orientierungssinn und Lysop ist ihnen einfach nachgelaufen. So landeten sie im Hafen zwischen zahlreichen Marineschiffen…“
„Wie haben sie denn das geschafft? Der Marinehafen von Niwato ist fast genauso gut abgesichert wie der Hafen von Marineford?“, fragte sich Marco augenblicklich.
„Keine Ahnung wie die drei Trottel das bewerkstelligt hatten? Wahrscheinlich sind sie einfach durch die Absperrungen gerannt, ohne wirklich mitzubekommen, wo sie da eigentlich hinrennen…“, mutmaßte Nami, konnte sie es doch selbst kaum glauben, wie ihre Nakama dies hinbekommen hatten.
„Aber sie sind dem Admiral regelrecht in die Hände gelaufen. Der hat sich seine Chance natürlich nicht nehmen lassen und griff sie sofort an. Erst da bemerkte Ruffy, wohin er gelaufen war, aber das nützte ihnen auch nicht mehr viel. Sie waren umzingelt und von Anfang an ließ der Admiral erkennen, dass es ihm Todernst war. Entweder unsere Jungs oder er…“, lang schwieg sie daraufhin, eh sie traurig weitersprach.
„Akainu hat sie nicht nur direkt und hart attackiert, er ist auch gezielt verbal auf Ruffy losgegangen.“, doch schon wurde sie wieder wütend. „Er hat ihn als Feigling hingestellt, welcher sich hinter dem Rücken eines…“, sie schluckte… „Bastards versteckte und zu schwach sei, weil er wie ein Baby um das…“, sie schluckte abermals, fiel es ihr schwer die Worte wiederzugeben, wie sie Akainu benutzt hatte… „dreckige Blut geheult hat. Dann meinte er, Ace hätte nicht einmal den Mumm besessen, angemessen zu sterben und er würde ihn früher oder später zerquetschen, wie eine Made. Er meinte auch, Ruffy sei genauso ein Bastard und seine Familie dreckige Insekten, welche niedergetrampelt gehörten…“, sie schwieg wieder und Marco konnte verstehen, weshalb Ruffy bei diesen Worten ausgetickt war.
Akainu hatte einen großen tödlichen Fehler begangen. Er hatte einen D zur Weißglut gereizt und dabei nicht bedacht, welche ungeahnten Kräfte sie in diesem Zustand freisetzen konnten. Aber wer reizte auch schon einen D so sehr, bis er austickte? Jeder welcher es länger mit einem D zu tun hatte, musste doch wissen, was für kämpferische Naturgewalten diese waren. Es grenzte an puren Selbstmord, einen D auf diese Art und Weise herauszufordern. Aber Akainu hatte in seiner verbalen Hasstirade nicht nur auf Ruffys und Aces Ehre gespuckt, er hatte auch auf dessen Familie gespuckt. Einen wohl noch gröberen Fehler hätte sich der Admiral nicht erlauben dürfen. Die Ehre eines Ds zu beleidigen, war eines, aber die Familie eines Ds zu beleidigen, ging gar nicht.
„Und dann?“, hakte Marco vorsichtig nach.
Nami lachte gequält auf. „Was und dann? Kannst du dir das nicht denken? Ruffy hat sich nicht mehr aufhalten lassen… Während Zorro und Lysop sich die Soldaten vornahmen, welche nicht durch Ruffy sein Haki ohnmächtig geworden waren, hat sich Ruffy einen hitzigen Schlagabtausch mit dem Admiral geliefert. Sie haben fast den gesamten Marinehafen in Schutt und Asche gelegt und erst ein abkühlendes Bad konnte sie aufhalten.“
„Es war sehr knapp! Fast wäre Ruffy zusammen mit dem Admiral ertrunken!“, hatte Sanji wieder das Sprechgerät übernommen, verformte sich das Gesicht der Schnecke wieder in den rauchenden Smutje. „Lysop hat ihn gerade noch rechtzeitig aus dem Wasser ziehen können, aber er wurde bei dem Kampf schwer verletzt und auch Zorro hat ordentlich einstecken müssen. Es ist uns immer noch ein Rätsel, wie Lysop die Beiden in Sicherheit bringen konnte, eh die überlebenden Soldaten sie hätten schnappen können.“, Schweigen machte sich im Arbeitszimmer der Oro Jackson breit, sah Marco nachdenklich wieder auf das Blatt Papier, welches Any nach wie vor akribisch mit Strichen, Punkten und Kreisen bearbeitete.
Leicht musste Marco schlucken, als er erahnte, was Any dort zeichnete. Eine der abstrakten Gebilde hatte Ähnlichkeit mit einer Ananas, welcher krakelige Arme und Beine verpasst wurden. Eine andere Figur sah aus wie ein Fels mit Augen und krausen Haaren. Aber am deutlichsten war die Gestalt einer Frau und eines Kindes, sowie eines Mannes zu erkennen, welche Any ganz dicht nebeneinander gezeichnet hatte. Er hatte seine kleine Familie gezeichnet… die Personen, welche ihm am nahsten standen und ihm am liebsten waren. Zwar war das Bild noch nicht fertig, aber es war bereits jetzt sehr deutlich, was Any im Moment am meisten beschäftigte… er hatte Angst um seine Familie und das Bild war sein kindlicher Ausdruck, das er sie am liebsten zusammen sah.
„Ruffy ist seit dem bewusstlos!“, berichtete nun Chopper. „Er hat viel Wasser geschluckt und hat schwere Verbrennungen. Es ist nicht absehbar, wann er aufwachen wird und wann er wieder fit sein wird.“, dies war nicht gut! Marco hatte gehofft die Strohhüte auch zur Verstärkung anzufordern. Jede Hilfe war jetzt wertvoll, egal wie stark oder wie weit weg. Niemand konnte sagen, wie lang die bevorstehende Schlacht andauern würde. Vielleicht war es genau ein Nachzügler, welcher am Ende das Zünglein an der Waage zum Sieg darstellte.
„Verdammt!“, murmelte Marco. „Wenn etwas schief läuft, dann aber gewaltig!“
„Wie meinst du das?“, hakte nun wieder Sanji nach. „Stimmt etwas mit Ace oder Any nicht? Du hattest vorhin ihn und Blackbeard als Grund für das Gespräch erwähnt!“
„Ja, denn es ist soweit! Blackbeard ist auf den Weg nach Kazanjima und Ace dabei ihn abzufangen, um uns und der Allianz etwas Zeit zu verschaffen, damit wir es endgültig beenden können!“
„Verdammt!“, fluchte nun auch Sanji und wand sich sogleich Nami zu. „Haben wir nicht eine Vivrecard von Ace bekommen? Ruffy müsste sie bei sich haben! Setz sofort neuen Kurs.“
„Danke!“, sprach Marco und war froh, dass er die Strohhüte nicht erst bitten musste, trotz ihrer derzeit eigenen misslichen Lage ihren Kurs zu ändern. Aber Niwato war weit entfernt und wenn Marco es grob in seinem Kopf überschlug, würden sie mindestens eine Woche eher zwei Wochen bis Sutāairando brauchen, sowie weitere drei Tage bis Kazanjima. So gäbe es für sie am Ende wohl nur noch Trümmer zu bestaunen und hoffentlich die Richtigen als Sieger zu bejubeln…

Warten… welche Mühsal!
Warum konnte es nicht einfach schon vorbei sein?
Wäre es dann leichter?
Oder würde dann erst der wahre Kampf beginnen?
War es das… was am Ende auf einen wartete?

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