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Jan 25 2013

IceBluemchen

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91. Nichts lief nach Plan, aber so rein gar nichts!

Wütend stand Marco auf der Brücke an der Reling und sah hinaus aufs Meer. In vollen Segeln und fast ohne Unterlass segelten sie nun schon seit sechs Tagen dem Kurs nach, welcher ihnen durch Ace seiner Vivrecard vorgegeben wurde. Doch sie würden ihn niemals einholen können, weder die Oro Jackson unter vollen Segeln und besten Winden, noch die Orca unter Volllast der Maschinen wäre dazu fähig. Wenn Ace einmal mit seinem Striker auf und davon war, konnte ihn nur noch ein Turbinenschaden aufhalten… aber an so einen Zufall glaubte Marco schon lang nicht mehr.
Zähneknirschend ballte er seine Hände zu Fäusten und schrie innerlich einmal laut auf. Es durfte alles nicht wahr sein. Natürlich hatte Marco sofort den Kurs und Ace seine Geschwindigkeit in Relation zu der Brisanz der Situation gesetzt. Nachdem würde sein Kapitän am gestrigen Abend oder am heutigen Morgen auf Kazanjima eingetroffen sein, je nachdem wie viele Pausen er sich eingestanden hatte. Sie selbst hatten am Abend Sutāairando passiert. Gute drei Tage lagen sie zurück… und irgendwo dazwischen hielt Blackbeard stetig seinen Kurz auf Kazanjima.
„Verdammt!“, schmetterte er seine geballten Fäuste auf das Holz der Reling, welche unter dem kräftigen Schlag ächzte. Nichts lief nach Plan, aber so rein gar nichts!

„Ace wo willst du hin?“, fragte Marco skeptisch, als er seinen Kapitän dabei erwischte, wie er seinen prallen Rucksack in den Striker warf und diesen zu Wasser lassen wollte. „Angeln!“, kam die knappe Antwort, ließ Ace von seinem Vorhaben nicht ab.
„Das sind nicht unbedingt die besten Gewässer zum Fischen. Zu viele Seekönige!“, meinte Marco und achtete genau auf die Reaktion von Ace, störte ihn irgendetwas gewaltig, wusste er nur nicht was.
Ein breites Grinsen trat auf Ace Gesicht. „Ich weis!“, entgegnete dieser wieder nur knapp und sprang auf die Reling. Sein Kapitänsmantel wehte kurz im Wind auf und rutschte ihm von seinen Schultern. Ohne ein Wort hob Marco ihn auf und reichte ihn Ace, welcher den Mantel wieder entgegen nahm, aber nicht wieder überstreifte. „Keine Sorge Marco. Ich passe schon auf mich auf!“, mit diesen Worten kletterte er die Strickleiter hinab und sprang in das kleine Boot, welches in den Wellen leicht hin und her schwankte.
Ein letzter Gruß, gab Ace gas und jagte davon…

Erst eine Stunde später war Marco eingefallen, was ihn so an Ace gestört hatte. Sein Hut hatte gefehlt! Diesen hatte er bei Any gelassen, steckte in der Hutkrempe ein Brief, welcher direkt an Marco gerichtet war.

Es ist soweit!
Seit Wochen beobachte ich schon die Kursveränderung Blackbeard und dachte, auch dir
wären sie aufgefallen. Aber du hast nie etwas gesagt!
Ich habe die Koordinaten in die Karte eingezeichnet und ich bin mir sicher. Er kennt nun den
Kurz nach Kazanjima und wir können nicht länger warten. Es bleibt kaum noch Zeit, weigere
ich mich zu glauben, es wäre bereits zu spät.
Rufe die Allianz zusammen. Versuche wenigsten ein paar Schiffe zusammen zu bekommen.
Ich werde unterdes versuche ihn hinzuhalten. Und ich weis, dass ich ihm allein nicht
gewachsen bin. Ich habe einmal den Fehler begangen und mich überschätzt. Ein zweites Mal
werde ich dies nicht.
Macht euch keine Sorgen um mich, aber beeilt euch!
Kapitän Gol D. Ace

Seufzend fuhr sich Marco durchs Haar. Selbstverständlich war ihm der veränderte Kurs der Blackbeard-Piraten aufgefallen. Der zuvor recht konfus wirkende Kurs, hielt auf einmal viel zu zielstrebig auf Sutāairando zu. Zwar machten sie dennoch hier und da einen Abstecher auf eine der Inseln, welche ihren Kurs streifte, plünderten und hinterließen ein Trümmerfeld aus Zerstörung und Verzweiflung. Aber Marco kam diese Veränderung des Kurses sehr merkwürdig vor… zögerlich… zu zögerlich für jemanden, der so vom One Piece besessen war wie Blackbeard. Hätte er wirklich einen Ethernalport gefunden oder das Geheimnis um Sutāairando herausgefunden, wäre er doch schnurstracks und auf direktem Weg ohne Verzögerung aufgebrochen. Warum also diese Schleichfahrt und warum die kleinen Kursabstecher?
Marco konnte sich dies einfach nicht erklären und er hatte für sich beschlossen, die Veränderungen vorerst für sich zu behalten. Er kannte Ace zu gut, hätte dieser doch sofort die Allianz zusammengezogen und alles für den Finalplan vorbereitet. Aber was, wenn Blackbeard genau auf solch eine Reaktion gewartet hatte? Was wenn er um die Allianzpläne wusste? Es war nie zu 100% sicher, ob nicht doch irgendwo etwas von den Plänen der Allianz durchgesickert war.
Blackbeard hatte es des Öfteren mit Piraten der Allianz zu tun gehabt. Er wusste um die Allianz, wenn er auch nicht wusste wer und wie viele dieser Angehörten. Aber er wusste auch, dass sie ihn irgendwie aufhalten wollten. Und so musste nur einer gesungen haben und der Finalplan war dahin. Aber was, wenn Blackbeard bewusst die Reaktion der Allianz herausgefordert hatte?
Doch nun war es dafür zu spät!
Marco hatte sich geirrt und Ace wohl den besseren Riecher über Blackbeards Absichten bewiesen. Jedoch hätte er es für besser befunden, wenn Ace mit ihm gesprochen hätte, anstatt sich so davon zu stehlen. Aber hier musste Marco sich eingestehen, dass er genauso mit Ace hätte sprechen können… sogar müssen! Ace war sein Kapitän… doch zu gern vergaß Marco dies, wenn er im Arbeitszimmer saß und der Aufgaben nachging, welche eigentlich dem Kapitän obliegten. Gegenüber Whitebeard wäre ihm dies niemals passiert, obwohl er auch dort schon so viele Aufgaben des Kapitäns übernommen hatte. Warum also jetzt und bei Ace? Die Antwort war einfach… er wollte Ace vor jeglichen Dummheiten bewahren und war doch wieder einmal gescheitert.
Aber zumindest konnte sich Marco dahingehend sicher sein, das Blackbeard nicht um Ace seine Anwesenheit auf Kazanjima wusste. Er bezweifelte das Ace sich so schnell offen zeigen würde. Er wollte ihn nur hinhalten, Katz und Maus spielen und hoffentlich das Spielchen so lang unentdeckt aufrecht halten, bis die schlagkräftige Verstärkung eintreffen würde.
Aber auch dahingehend war einiges mehr als schief gelaufen. Die Allianz war weit verstreut, hatten sie ein weites Netz zur Abwehr Blackbeards aufgespannt, was ihnen nun zum Verhängnis wurde. Shanks und viele andere starke Piratenbanden waren Tage gar Wochen weit entfernt. Und wer nah genug war, besaß nicht die notwendige Schlagkraft, um es mit einem Kaliber wie Blackbeard in einem direkten Gefecht aufzunehmen.
Selbstverständlich machte sich die Allianz dennoch auf und heftete sich an den Kurs der Oro Jackson. Aber sie würden selbst bei den günstigsten Winden nicht mehr rechtzeitig eintreffen. Dies wurde ein Spiel allein ausgefochten zwischen den Whitebeard-Piraten und den Blackbeard-Piraten. Marco gefiel dies überhaupt nicht!
Ein leichtes zupfen an seiner Hose ließ ihn aus seinen Gedanken aufsehen. Any stand neben ihm, den Hut seines Vaters auf dem Rücken tragend und seinen bereits recht abgegriffenen ergrauten Eisbären im Würgegriff. Any und sein Eisbär war ein gewohnter vertrauter Anblick, liebte der kleine Dreijährige seinen Plüschkumpel über alles. Aber ihn mit dem Hut seines Vaters zu sehen, war wie Ace in Miniatur zu sehen.
„Onkel Marco, wo Papa ist? Mit Papa spielen will!“, sprach der Kleine und sah ihn fragend an, wobei er auch sehr traurig aussah. Any vermisste seinen Vater. Noch nie hatte er so lang auf ihn verzichten müssen und dem Kleinen entging auch nicht die angespannte Atmosphäre an Bord. Jeder war aufs höchste konzentriert. Jeder gab sein Bestes und mehr. Jeder machte sich Sorgen um Ace. Dies war dann besonders auffällig, wenn der Navigator ans Steuer trat und mit Hilfe von Ace seiner Vivrecard den Kurs kontrollierte und eventuell korrigierte. Bislang war sie unversehrt und jeder hoffte, dass dies auch bis zu ihrem Eintreffen so bleiben würde. Aber die Angst blieb und war in jenen Augenblick besonders greifbar.
„Any… Krümelbär… dein Papa ist noch unterwegs. Ich habe dir doch erklärt, dass er etwas ganz wichtiges zu erledigen hat. Das weist du doch noch oder?“, Marco kniete sich zu Any hinab und zog ihn in seine Arme. Leicht nickte Any als Bestätigung. „Papa erledigen muss. Aber will spielen mit Papa! Papa nach Hause kommen muss!“
„Ja, ich möchte auch, dass er schnell wieder nach Hause kommt. Aber es dauert leider noch etwas. Drei Tage noch… noch dreimal lange schlafen!“, Any sah Marco betrübt an und verzog seinen Mund zu einem Flunsch. Er wollte nicht noch drei Tage warten müssen. Er wollte jetzt zu seinem Vater.
„Wirklich nur dreimal schlafen?“, fragte Any und versuchte drei Fingerchen zu zeigen, waren es jedoch vier. Schmunzelnd korrigierte Marco den kleinen Fehler und nickte. „Ja wirklich nur noch dreimal schlafen und dann sind wir auf Kazanjima, wo dein Papa auf uns wartet.“, ein wenig erhellte sich Anys Gesicht und er sah auf seine drei kleinen Finger. Sein Papa wartete auf ihn und so viel sahen drei Finger nicht aus.
Plötzlich griffen zwei große Hände um Anys Taille und zogen ihn nach oben. Eh der Kleine über recht begriff, was mit ihm geschehen war, saß er auch schon auf Jozus Schulter und wurde von zwei großen Fingern geneckt. „Na Krümelbär, deine Mama sucht dich! Bist du ihr wieder entwischt, was?“, Any lachte nur, kitzelte Jozu ihn, ging das Nicken so vollkommen unter. „Aber bei Marco ist es auch viel spannender!“, Any gackerte nur vor Lachen, kitzelte Jozu ihn einfach weiter. Jeder aus der Bande liebte den kleinen Fratz, welcher mit seinen knappen drei Jahren schon ordentliche Flausen im Kopf hatte. Gern versteckte er sich vor Leigh, besonders wenn er die Kapitänskajüte zu einem Spielzeugschlachtfeld umfunktioniert hatte und dies nicht wieder aufräumen wollte. Oder ab er schlich sich in die Kombüse und stibitzte sich etwas Süßes, hatte er so auch seinen Spitznamen „Krümelbär“ erworben, gehörte zu seiner favorisierten Beute die leckeren Kekse des Smutje. Eine Krümelspur verriet dann meist das Versteck des kleinen Diebes und mit jeder Menge weiterer Krümel auf seinem Shirt, war er dann immer schnell überführt. Aber er konnte auch ganz lieb sein, wenn er ruhig an Deck saß und mit seinen Holzschiffen spielte oder er vollkommen fasziniert die See beobachtete und sich riesig freute, wenn er einen Delphinwal oder Flugfische entdeckte.
Nach einer Weile hörte Jozu auf Any ab zu kitzeln und entließ ihn wieder auf die Planken der Brücke. „Na komm Any, gehen wir einmal schauen, warum dich Mama sucht!“, nahm nun Marco ihn an die Hand. Aber sie kamen nicht weit, als ein Nakama eilig an Marco herantrat.
„Marco, wir haben endlich die Strohhutpiraten erreicht! Sie warten an der Teleschnecke.“, berichtete er knapp. Kurz überlegte der Vize, was er nun mit Any machen sollte. Ihn jetzt einfach davon schicken, empfand er als grausam. So sehr wie Any seinen Vater vermisste, klammerte er sich an jegliche Ablenkung und Aufmerksamkeit.
„Komm Any… Onkel Ruffy ist an der Teleschnecke!“, hob er den Kleinen nun auf seine Arme und ging zum Arbeitszimmer, wo die Teleschnecke wach auf dem Schreibtisch stand und das Gesicht des Strohhutsmutje angenommen hatte. Freudig klatschte Any in seine Hände. Telefonieren war immer so lustig, verzog die merkwürdige Schnecke dabei immer so lustig das Gesicht.
Marco war froh, dass sie endlich die Strohhutbande an die Leitung bekommen hatten. Es gab Gerüchte… üble Gerüchte… und er hoffte ein wenig, das sie weder wahr und doch wiederrum wahr waren, würde dies doch ein Problem weniger, aber wahrscheinlich auch ein Problem mehr bedeuten…

Von langer Hand geplant… konnte es überhaupt gut gehen?
Nun ist es zu spät und auch nicht mehr von Relevanz!
Der Tod ließ sich nicht planen… und er ließ sich auch nicht gern betrügen!
War es nur eine Frage der Zeit gewesen?
War es das… was am Ende unweigerlich kommen musste?

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