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Jan 18 2013

IceBluemchen

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90. Der alte Bürgermeister

Kazanjima war ein trügerisches Paradies. Eine Insel reich an Leben und doch der Hölle so nah. Während der weite weiße Strand und der exotisch paradiesische Dschungel vor Leben erblühte, überragte ein gigantischer totbringender Vulkan das friedvolle Paradies. Schlummernd im Todesschlaf konnten die Bewohner des kleinen Dorfes nahe der Küste dem Frieden des Feuerberges nie trauen. Allein die gelegentlichen kleinen Rauchschwaden oder das bebende Aufräuspern bewiesen dies. Aber die Menschen hatten gelernt mit dieser natürlichen Gefahr zu leben und waren jederzeit bereit, ihr kleines Paradies verlassen zu können… jedoch hatten sie bis zum heutigen Tage nicht daran geglaubt, dass dieser Tag so schnell kommen würde und dies, obwohl der Vulkan doch so friedlich tief und fest schlief.
„Sie müssen die Insel evakuieren!“, redete Ace auf den alten Bürgermeister der kleinen Gemeinde ein. Ein Mann so alt wie sein Großvater und auch von der Statur erinnerte er an ihn, wobei der alte Bürgermeister etwas dicker war und sicherlich über dieselbe Kraft verfügte, wie sie der alte Monkey D. Garb besaß. Das Gesicht des Bürgermeisters verriet deutlich sein höheres Alter, war es von Falten durchzogen, aber Narbenfrei. Und irgendwie, Ace wusste nicht recht weshalb ihm dieser Gedanke bei dem Anblick des alten Mannes kam, wirkten dessen Augen naiv und skeptisch zugleich. „Sie dürfen die Gefahr, welche von Blackbeard und seiner Crew ausgeht, nicht unterschätzen!“
„Jungchen, warum sollte er uns etwas tun? Wir haben ihm nichts getan und er ist auch nicht der erste verteufelte Pirat, welcher den Weg zu uns findet.“, winkte der Bürgermeister gelassen Ace seine Worte einfach fort. „Wir haben den König der Piraten überstanden und wir werden auch diesen Blackbeard und seine Männer überstehen.“ Ace konnte es einfach nicht glauben.
„Das ist mehr als zwanzig Jahre her!“, entgegnete er daher schroff. „Und mein Vater war im Vergleich zu Blackbeard ein lammfrommer Wolf im Schafspelz.“, ernst sah er nun den Bürgermeister an. „Wann haben sie denn seit dem wieder einen Piraten auf ihrer Insel beherbergt?“, wütend sprudelte diese Frage aus ihm heraus und sein Blick verfinsterte sich, sodass es dem alten Mann nun eiskalt den Rücken hinab lief.
„Ähm…“, stotterte der Bürgermeister leicht verschüchtert. „Seit dem König der Piraten… nun… ähm… ja… Ihr! Seit her kam kein Pirat mehr zu uns… kein Navigator hat es seit her geschafft, die Tücken der See bei Nacht zu bezwingen und es gibt keine Ethernal Ports mehr… euer Vater hat den Letzten an sich genommen, um unsere Insel zu schützen, wie er es begründet hatte.“, leicht nickte Ace, hatte er es sich doch gedacht. Er wusste, das Blackbeard auch keinen Ethernal Port bei sich führte, sondern das er irgendwie hinter das alte Geheimnis um Kazanjima gekommen war. Der wohl wirklich letzten Ethernal Port zu Kazanjima hatte sich bis vor sechs Tagen sicher verschlossen in einer Truhe auf der Oro Jackson befunden. Nun befand er sich in Ace seinem Rucksack, war er mit diesem auf dem schnellsten und direkten Weg hierhergekommen.
Doch die Worte des alten Bürgermeisters gefielen Ace überhaupt nicht. Er hasste es zu tiefst, die unwissenden Menschen über die abgrundtiefe Boshaftigkeit Blackbeards aufklären zu müssen. Das er es überhaupt musste! Aber der alte Mann schien die ernste Lage mehr als offensichtlich an ihrer Brisanz und Gefährlichkeit zu unterschätzen. Die Marine und die Weltregierung waren daran Hauptschuld, spielten sie die Taten Blackbeards und dessen Crew herunter und taten es als normale Piraterie ab. Dies hasste Ace sogar noch mehr, das die Marine die „einfachen“ Piraten mit den Boshaften über einen Kamm scherte. Dies erschwerte es der Allianz der Piraten nur noch mehr, Blackbeard soweit in Schach zu halten, das die zivilen Opfer sich in überschaubaren Grenzen hielten. Die Inselbevölkerung konnte die Bedrohung einfach nicht vorab ordentlich abschätzen, eh es zu spät war.
„Das habe ich schon befürchtet!“, murmelte Ace, wobei sein Blick ernst blieb. „Sie werden mir wohl oder übel glauben und vertrauen müssen! Aber Blackbeard ist ein Monster, ohne jegliche Skrupel und ohne jegliches Ehrgefühl. Er tötet ohne Reue und ohne mit der Wimper zu zucken, wenn es seine Pläne erfordert. Plündern und rauben gehört noch zu seinen Kavaliersdelikten. Und dies ist nur er…“, kurz machte Ace eine Pause, wagte der alte Bürgermeister nicht zu atmen, schockierten ihn diese Worte zu tiefst, hörte er zum ersten Mal solche Dinge über Blackbeard, sodass sein leichtes nicken mehr als mechanisch wirkte, was Ace jedoch signalisierte, das der Alte ihm wenigsten aufmerksam zuhörte und seine Worte anscheinend auch nicht seine Wirkung verfehlten. „Seine Crew ist vom selben Schlag und noch schlimmer. Auch sie morden, rauben, plündern. Sie fallen über die Wehrlosen her und machen unaussprechliches mit ihnen. Der Tod ist danach eine Erlösung!“, tief atmete Ace ein, wühlte ihn die Unwissenheit und Naivität des Bürgermeisters sehr auf, machte ihn gar wütend, das seine Worte erst so angezweifelt wurden.
Niemals hätte dies jemand gewagt, welcher Blackbeard bereits einmal erlebt hatte. Aber Kazanjima war vielleicht zu abgeschieden, das sich die zerstörerische Gewalt Blackbeards noch nicht bis hier her rumgesprochen hatte. Zwar gab es sicherlich auch hier die Zeitung und damit müssten der Bürgermeister und die Dorfbewohner eigentlich über die Machenschaften Blackbeards Bescheid wissen. Aber die Zeitung verharmloste viel und ließ auch gern solche kleinen Details von Ermordeten, Verstümmelten und Vergewaltigten weg. Die zivile Bevölkerung sollte nicht unnötig in Angst und Schrecken versetzt werden, so argumentierte die Marine gern. Aber Unwissenheit war genauso schlimm, wenn die Gefahr direkten Kurs auf sie hielt.
„Die Blackbeard-Piratenbande ist der wandelnde Tod. Zerstörung und Leid säumt ihren Weg und zurück bleibt die Verzweiflung und der Schmerz der Überlebenden.“, Ace hatte es doch am eigenen Leib erfahren. Er war ohne Skrupel verraten und ausgeliefert worden, doch der Verrat an Whitebeard und der Mord an Thatch wog nicht minderschwer. Es waren seine Gründe, weshalb er Blackbeard zur Strecke bringen wollte, aber es gab noch viele Gründe mehr.
Und wer kümmerte sich denn sonst um dieses Problem? Die Marine hielt sich zurück. Sie hatten nicht die Macht und die nötigen Leute, um einer Gewalt wie Blackbeard zu begegnen beziehungsweise die Leute, welche vielleicht etwas hätten ausrichten können, hatten sich auf ein anderes Ziel versteift. Es war so abstrus, das es schon fast lächerlich war. Der neue Großadmiral Kuzan war eigentlich einer der Guten, aber er hatte einige seiner Untergebenen nicht unter Kontrolle. Er war nun einmal nicht Senghok, welcher seine Untergebenen alle ausnahmslos unter Kontrolle hatte. Aber seit Kuzan das Zepter der Marine übernommen hatte…
Admiral Akainu drehte seit Ace seiner Auferstehung sein eigenes Ding unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit. Er konnte es einfach nicht verwinden, das sein Sieg zu seiner Niederlage geworden war und er es seither nicht mehr fertig gebracht hatte, Ace zur Strecke zu bringen. Ace hatte diesbezüglich aus seinen Fehlern gelernt und versuchte der Magmafaust soweit es ging fern zu bleiben. Dabei lief er jedoch nicht bewusst vor diesem weg. Er legte es einfach nicht darauf an, Akainus Kurs zu kreuzen. Es gab einfach wichtigeres, als sich mit einem fanatischen Admiral herumzuschlagen. Und wenn sich ihre Wege doch einmal kreuzten, dann nutzte Ace dies lediglich zur Erprobung seiner neu erlernten Fähigkeiten aus. So manches Mal hatte er sein Haki an Akainu ausprobiert oder ihn den Feuerkaiser auf den Hals gejagt. Es war ein lustiges kleines Spielchen, aber irgendwann wurde es auch ermüdend. Doch das Problem Akainu hatte sich mittlerweile von selbst erledigt, wenn er den Gerüchten Glauben schenken durfte…
„Ich werde mich mit den Dorfbewohnern beraten!“, riss der alte Bürgermeister Ace aus seinen Gedanken. Es war nicht die Reaktion auf die Ace gehofft hatte oder geglaubt hatte, das sie überhaupt kommen würde, hätte er es lieber gesehen, wenn der Bürgermeister schon von Beginn an die drohende Gefahr richtig einschätzen würde. Doch selbst jetzt zweifelte der alte Mann noch.
„Tun sie das, aber beeilen sie sich besser! Blackbeard wird im Laufe dieser Nacht spätesten morgen Früh die Insel erreichen. Es wäre besser, wenn sie bis dahin in Sicherheit sein werden.“, der Bürgermeister verzog leicht missbilligend seinen Mund, wand sich dann aber ab, nur um es sich dann doch noch einmal anders zu überlegen.
„Warum? Warum warnt ein Pirat wie ihr es seid, eine so unbedeutende kleine Insel, wie uns? Was versprecht ihr euch davon?“, aber der Bürgermeister ließ Ace die ersten Fragen gar nicht beantworten. „Ich kenne euch und eure Bande! Ich weis wessen Sohn ihr seid und welche Größe euch zu dem gemacht hat, wer ihr heute seid. Auch ich lese die Zeitung und daher verstehe ich es nicht! Ihr seid wie er, aber nach euren Worten zu urteilen, steht in der Zeitung nur die Hälfte…“
„Nicht einmal die Hälfte!“, murmelte Ace dazwischen. „Die Zeitung soll zwar die Bevölkerung auf dem Laufenden halten, aber sie soll die Bevölkerung auch nicht verschrecken. Wenn sie die gesamte nackte Wahrheit schreiben würde, würde die Marine und die Weltregierung die Kontrolle verlieren, denn es würde so auch manche unschöne Sache ans Licht kommen, was sich keine der Institutionen erlauben kann!“
„Ich verstehen!“, nickte der alte Mann nur. Die Marine und Weltregierung hatte auf Kazanjima keine große Bedeutung. Die Insel erschien auf dem ersten Blick zu wertlos, als das sie eine größere Aufmerksamkeit beanspruchte. Doch wer die wahre Bedeutung der Insel kannte, wusste das sie keinesfalls wertlos war. Sie war das Tor nach Unicon. Nur über Kazanjima gelangte man dort hin. „Und was gedenkt ihr zu tun, wenn er hier eintrifft? Kann ich meinen Leuten die Chance auf eine Rückkehr versprechen oder wird dies ein Abschied auf immer sein?“
„Auf immer! Wenn dies vorbei ist, wird Kazanjima nicht mehr existieren… oder zumindest nicht mehr so, wie sie es kennen!“, mit diesen Worten ließ Ace den alten Bürgermeister stehen. Er hoffte, dass er weise und richtig entscheiden würde. Viel Zeit blieb ihm und den Dorfbewohnern nicht mehr. Es war bereits Mittag… vielleicht noch zwölf Stunden, mit Glück achtzehn Stunden, dann wäre es soweit… dann würde Blackbeard und seine Bande hier einlaufen.
Zeit welche Ace für einige Vorbereitungen nutzen wollte. Er wollte sich wenigsten einen groben Überblick über die Insel verschaffen, eh er sich noch für ein paar Stunden aufs Ohr legen wollte. Er war seit sechs Tagen fast Non-Stop unterwegs gewesen, um Kazanjima vor Blackbeard zu erreichen. Knapp hatte er es geschafft, aber nun war er auch erschöpft. Kein guter Zustand, um seinen Notfallplan umzusetzen. Er brauchte einen klaren Kopf und ausgeruhte Kräfte, würde er sonst vielleicht zu viel riskieren.
Aber er hatte dem wichtigsten Menschen in seinem jetzigen Leben ein Versprechen gegeben, eh er sich von der Oro Jackson geschlichen hatte. Ein Versprechen das er gedachte einzuhalten… komme was wolle!

War es das…?
Die See brodelnd heiß, die Luft stickig flammenerfüllt!
Was er das… der Vorhof zur Hölle?
Oder doch der Weg hinaus in die Freiheit?
War es das… was am Ende blieb?

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