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Nov 02 2012

IceBluemchen

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86. Himmel… dich überrasche ich nie mehr!

„Lysop, mach die verdammte Sirene aus! Du lockst damit noch ganze Marineschwärme an!“, brüllte Zorro wütend, aber auch genervt gegen den ohrenbetäubenden Lärm an. So schön und gut ihre Alarmanlage auch war und ihnen dadurch einiges an Sicherheit versprach, so gefährlich konnte sie auch sein. So laut wie sie war, schallte sie Meilenweit über das offene Meer. An der Lautstärke würden sie wohl noch arbeiten müssen, war die Anlage zumindest in diesem Punkt noch nicht optimal eingestellt.
Jedoch hätte Zorro sich seine Worte auch sparen können, gingen sie in dem Lärm eh unter und Lysop war bereits selbst darauf gekommen, den Alarm schnellstmöglich auszuschalten. Zum einen weil die Sirene wirklich viel zu laut war, zum anderen aber auch um die Schussanlage abzustellen. Solang diese noch feuerte, konnte bis auf Ruffy niemand an Deck. So eilte der Langnasige gen Brücke, während seine Nakama sich Richtung Deck aufmachten.
Hastig stürmte Ruffy aufs Deck. Die Sirene und die umherfliegenden Kugeln machten ihm nichts aus, beachtete er diese auch gar nicht. Seit er von der GumGum-Frucht gegessen hatte, konnten Kugeln ihn nichts mehr anhaben und wurden von seiner Haut abgefangen oder gar zurückgeschleudert.
So auch jetzt, wie er über das grasbewachsene Deck eilte und sich nach dem Eindringling umsah. Weit würde dieser wohl nicht gekommen sein. Wenn ihn nicht die Sirene in die Flucht geschlagen hatte, dann hätte zumindest der Kugelhagel ihn dazu gezwungen, sich zu ducken und in Deckung zu gehen.
Gerade spähte Ruffy hinter dem Masten vor, als endlich die Sirene erstarb und der Kugelhagel sich einstellte. Jedoch obwohl der ohrenbetäubende Alarm nun fort war, war es nicht unbedingt leiser auf Deck.
Überrascht entdeckte der junge Kapitän nicht unweit von sich einen schwarzhaarigen jungen Mann, welcher auf dem Boden kauerte und wie ein Kleinkind heulte und schrie. „Ace?“, wisperte er fragend und gleichsam irritiert. Er war völlig verwirrt und überrascht, klebte sein Blick auf dem nackten Rücken mit der gewaltigen Tätowierung und gleichsam fragte er sich, ob sein großer Bruder in den letzten zwei Jahren zu einer verweichlichten Memme mutiert war.
Warum kauerte er überhaupt auf dem Boden, heulte und schrie? Die Kugeln könnten ihm doch gar nichts anhaben, würde sein Feuer ihn doch schützen.

Ace war erleichtert, als die Sirene erstarb und der Kugelhagel eingestellt wurde. Verdammt, was hatte sich sein kleiner Bruder bei dieser mörderischen Falle nur gedacht? Dies hätte bös arg ins Auge gehen können.
Noch immer schrie und weinte Any. Er hatte sich so sehr erschrocken und dann warf sich sein Vater auch noch schützend über ihn. Selbst Any wusste mit seinen fast zwei Jahren, das sie im Moment in großen Schwierigkeiten steckten.
Als Ace seinen Namen leise von einer ihm mehr als sehr bekannten Stimme hörte, sah er sofort auf. Ruffy stand nur wenige Meter entfernt und sah ihn vollkommen entgeistert und fragend an.
Ace seufzte und grinste sogleich. Das Bild welches er im Moment abgab, musste vollkommen verwirrend und verstörend auf seinen Bruder wirken. Und das er nun seinen kleinen Bruder breit angrinste, dabei aber das Geheul nicht abnahm, verwirrte Ruffy nur noch mehr.
„Himmel… dich überrasche ich nie mehr!“, knurrte Ace gespielt ernst, wobei er aber sogleich wieder grinste und sich aufsetzte. Dabei zog er Any auf seinen Schoss und drückte ihn beschützend an sich, strich ihm über sein kurzes wildes Haar und tätschelte beruhigend seinen Rücken. Gleichsam begutachtete er ihn so aber auch, ob er verletzt sei. Aber da er nichts Verdächtiges ausmachen konnte, weinte sein kleiner Sohn wirklich nur wegen dem Schreck.
Ruffys Gesichtsausdruck wurde bei dem ihm nun gebotenen Anblick immer köstlicher, fand sich in diesem Überraschung, Verwirrung, Sprachlosigkeit und unbändige Freude zugleich wieder. Was er sah, konnte sein Hirn nicht recht verarbeiten. Hier plötzlich und ohne Vorankündigung saß sein großer Bruder mit einem Kleinkind auf dem Schoss vor ihm und als Begrüßung fiel dem Älteren kein besserer Spruch ein, als „Himmel… dich überrasche ich nie mehr!“…
„Ace?“, wisperte Ruffy erneut und blieb nach wie vor wie angewurzelt stehen.
„Ja, Ruffy! Aber sag mal, willst du mich gar nicht richtig begrüßen oder weiter nur so doof anglotzen!?“, entgegnete Ace, wobei er weiterhin seinen kleinen Sohn versuchte zu beruhigen, wollte Any sich aber einfach nicht beruhigen. Laut schrie und weinte er, das Ace davon der Kopf dröhnte und schmerzte. Any war dies jedoch egal, wollte er am liebsten in seinen Vater hineinkriechen, so fest hatte er sich mittlerweile an ihn geklammert.
Ruffys Gedanken überschlugen sich. Er war einfach so überrascht und fassungslos über Ace sein plötzliches auftauchen, das er ihn nur wie dumm anstarrte und es nicht wagte, sich auch nur einen Millimeter weiter zu rühren, als könne sich sein Bruder dadurch in Luft auflösen. Jedoch Ace seine Worte lenkten seine Gedanken auf den wichtigsten Punkt… Ace war endlich und wirklich bei ihm!
„ACE!“, rief er überglücklich aus und schob alle wirren Gedanken fort. Überschwänglich sprang er ihm entgegen und schlang sogleich mehrfach seine Arme um ihn. Heulend vor Freude sprudelte ein Wasserfall an begrüßenden Worten aus ihm heraus und ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. Ja, so überschwänglich hatte Ace sich ihre erste Zusammenkunft nach all der Zeit vorgestellt.
Ruffy freute sich sichtlich und auch Ace war erleichtert und glücklich, endlich seinen Bruder wieder in den Armen zu halten, wenn er auch eher gehalten wurde. Er hatte Ruffy vermisst und sich Sorgen um ihn gemacht. Zwar hatte er dies schon immer, aber seit dem Vorfall waren diese Gefühle sehr viel stärker. Es war sein tiefer Wunsch seinem kleinen Bruder zu sagen und zu zeigen, das alles wieder okay sei und das es ihm leid tat, das er ihm solch einem Schrecken und Schmerz ausgesetzt hatte. Jedoch wollte er ihm auch so vieles erzählen und gleichsam auch so viele Fragen stellen. Voller Stolz wollte er seinem Bruder seinen Sohn vorstellen… und er wollte feiern! Es war so vieles geschehen, ob gutes oder schlechtes, überwogen die guten Ereignisse und schrien förmlich nach einem großen Fest voller ausgelassener Heiterkeit.
Zu dieser Szene kamen nun auch Ruffys Freunde dazu, hatte Ruffys überraschte Starre nur einen kurzen Moment angedauert, auch wenn sie ihm und Ace wie eine gefühlte Ewigkeit vorgekommen war.
„Ace!“, murmelte Nami mit Freudentränen in den Augen, als sie den Schwarzhaarigen erkannte, welcher in Ruffys überschwänglichen Umarmung gefangen war und sie nun alle nur begrüßend anlächelte. Im Moment konnte er auch nichts anderes machen.
Ruffy hielt ihn so fest umklammert, das es selbst Any zum Schweigen gebracht hatte. Wie eine Presswurst war er zwischen den beiden Körpern von Ace und Ruffy gefangen, gefiel ihm dies gar nicht! Es hatte seinen Schreck über die plötzliche Sirene und den Schüssen genommen. Nun war er mehr verwirrt und wurde zunehmend wütend, da er sich nicht mehr bewegen konnte. Er hasste es, sich nicht bewegen zu können. Er hatte es bereits als Baby gehasst, wenn er zum Schlafen in sein kleines Gitterbettchen hatte gemusst, aus dem es kein entrinnen zu geben schien. Er mochte auch bei schlechtem Wetter nicht gern im Zimmer hocken. Bereits jetzt hatte er einen unbändigen Bewegungs- und Freiheitsdrang, das dies nun auch Ruffy zu spüren bekam.
Er wollte nicht mehr eingeklemmt sein, aber er konnte sich auch keinen Millimeter rühren. Lediglich seinen Kopf bekam er etwas gedreht und schlug seine kleinen Zähnchen ins erst beste Fleisch vor seiner Nase.
„AUA!“, schrie Ruffy auf, als sich kleine spitze Zähne in seinen Arm gruben. Sofort löste er seine Umarmung und sprang schreiend auf. Any war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Frei und nicht mehr eingeklemmt, gehörte ihm sein Vater nun wieder allein, klammerte er sich wieder an ihn und grinste frech über den merkwürdigen Tanz, welcher nun von seinem Onkel aufgeführt wurde, hüpfte Ruffy wie von einer Tarantel gestochen im Kreis, schrie und fluchte.
„D.any!“, schimpfte Ace sogleich. „Du sollst doch niemanden beißen!“
„Ahh… dieses kleine Frettchen hat mich gebissen!“, jammerte und schimpfte Ruffy weiter, war die Bissspur von Any mehr als deutlich zu sehen und sah auch sehr schmerzhaft aus.
„Hey, nicht solche Worte über meinen Sohn!“, rief Ace nun erbost. Er konnte verstehen, das Ruffy über die kleine Attacke von Any nicht sehr erfreut war und diese sicherlich auch schmerzte, konnte der Kleine wirklich ordentlich zubeißen, aber dennoch duldete er solche Beschimpfung nicht.
Mitten in der Bewegung hielt Ruffy inne. Hatten er und seine Freunde gerade richtig gehört? War dieser kleine Frechdachs in echt Ace sein Sohn?
Erschrocken sahen alle auf den kleinen Jungen, welcher auf Ace seinem Schoss saß und frech grinste, sich aber gleichsam schutzsuchend an seinen Vater hielt. Die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn war unverkennbar. Abstreiten zwecklos! Als habe Ace eine Miniausgabe von sich selbst auf seinem Schoss sitzen.
„Was?“, kam es ungläubig lang und gedehnt von Ruffy, war die Bisswunde vorerst vergessen. Er starrte den Kleinen an, als wäre er ein Ding der Unmöglichkeit, während aus dem Hintergrund „Oh Himmel ein Mini-D.!“ ertönte. Wer dies gesagt hatte, konnte Ace nicht ausmachen. Es war eigentlich auch egal. Sie waren alle irgendwie perplex und auch über die Erkenntnis, das sich ein D fortpflanzen könnte, etwas erschrocken. Die wandernden Blicke der Strohhüte zwischen Ruffy, Ace und Any verrieten jedoch so viel, das sie alles hofften, das Ruffy niemals dahinter käme, wie man kleine Ds auf die Welt losließ.
„Nicht was!“, Ace sein ernstes Gesicht schwand und machte einem stolzen Lächeln Platz. „Ruffy darf ich dir meinen Sohn Any vorstellen!“, er sah auf seinen Sohn, welcher in jenem Moment nichts Besseres zu tun hatte, als herzhaft zu gähnen. Um diese Zeit lag er normalerweise bereits in seinem Bettchen oder schlief im Arm seines Vaters. „Any, das ist dein Onkel Ruffy, Papas kleiner Bruder, von dem ich dir schon so viel erzählt habe!“
Die Reaktion von Any war mehr als ernüchternd. Er sah auf den jungen Mann, auf den sein Vater deutete. Leicht legte er seinen Kopf schief und meinte nur „‘meckt nich‘! Dada hunga!“, gefolgt von einem neuerlichen Gähnen. Nachdem sein Schreck vergessen war, war er einfach nur noch müde und hungrig, interessierte ihn das Drumherum nicht mehr.
„Hallo Any!“, kam es etwas verloren von Ruffy, brauchte sein Hirn einen Moment dies zu verdauen. Sein großer Bruder hatte einen Sohn, eine Erkenntnis welche sich nicht so ganz in Ruffy sein Weltbild fügen wollte. Die Ereignisse der letzten zweieinhalb Jahre stießen zu dieser Neuigkeit dazu und machten alles nur noch abstruser. Er hatte geglaubt, seinen großen Bruder für immer verloren zu haben, war in seinem Herzen damals etwas mit Ace gestorben. Ein kleines Stück seiner glücklichen Unbeschwertheit war dahin, nahm der Ernst des Lebens diesen Platz ein. Er hatte um Ace getrauert und aus der bitteren Niederlage gelernt, dass der Tod zum Leben dazu gehörte und von nichts und niemanden aufzuhalten war. Niemand war vor dem Tode gefeit, irgendwann kam das Ende immer. Aber Ace hatte wie durch ein Wunder doch überlebt und noch mehr… auch er war aus der Niederlage gestärkt hervorgegangen, war nun Kapitän einer gewaltigen und mächtigen Bande, sowie einer der vier Kaiser… und er war Vater! Ace war Vater geworden! Und was hatte er zu dem kleinen gesagt… Onkel Ruffy!
„Oh Mann, ich bin Onkel!“, jubelte er auf und stürmte wieder auf Ace zu. Voller Freude wollte er seinem großen Bruder erneut um den Hals fallen, hielt jedoch im nächsten Moment inne. Aus Freude wurde Entsetzen und jegliche Farbe schwand aus seinem Gesicht.

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