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Jan 13 2011

IceBluemchen

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13. Hochzeit und Elbenvergangenheit

Warum nur? Warum habe ich mich auf dieses Spiel eingelassen?
Ach ja, es war ja mein Spiel! Meine Idee! Meine Schuld, das meine Gefühle jetzt ein reines Chaos waren und ich nun hier wach lag und mich nicht mehr traute, wieder einzuschlafen. Das darf nicht sein! Minuil, was tust du dir nur an?
Ich durfte ihm nicht so weh tun! Nicht Ihm! Er war so gut zu mir und ich fühlte mich so gut in seiner Nähe. Das durfte ich nicht zerstören. Es dürfte eigentlich gar nicht sein. ‚Menschen und Elben gehören nicht zusammen!’ sagte immer meine Mutter. Sie hatte gesehen, wie ihr menschlicher Vater starb und Großmutter unter diesem Verlust litt. Das durfte ich ihm nicht antun. Ich will nicht, das er leidet. Nicht wegen mir.
Ich schluckte einen dicken Klos in meiner Kehle herunter und blinzelte meine Tränen fort. Ich hatte einen Entschluss gefasst. Einen Entschluss, der mir einiges abverlangen würde. Ein Entschluss, der für uns das Beste war!
Es war noch viel zu früh, es dämmerte gerade erst, als ich aufstand. Doch so konnte ich in Ruhe und alleine frühstücken und weiter meinen Gedanken nachhängen. Wieder auf meinem Zimmer, zog ich mir das wunderschöne Elbenkleid an und stand staunend vor dem Spiegel. Das wasserblaue Kleid mit grün blauen Stickereien passte wie angegossen und betonte an den richtigen Stellen meine weiblichen Rundungen. Ich wiegte etwas hin und her und das Kleid schwang fliesend mit. Es war ein Traum von Kleid, in dem ich mich verlieren konnte. Mich betrachtend überlegte ich, wie ich am besten meine Haare dazu trug. Mutter hatte mir einst eine schöne Frisur gezeigt, die hier wohl am besten zupassen würde. Ich öffnete meinen geflochtenen Zopf und kämmte mein Haar Sorgfältig. Durch das Flechten hatte es leichte Wellen, was zur angestrebten Frisur sehr gut passen würde. Ich nahm vorne einige Strähnen zusammen und begann zu flechten. Das Geflecht führte über meinen Kopf nach hinten. Mit fünf solcher Zöpfe fasste ich mein vorderes Haar zusammen und band sie nun mit der Spange hinten zusammen. Hübsch, dachte ich. Dadurch das ich vorne ein paar Strähnen über lies, wirkte es nicht zu streng, aber auch nicht zu leger. Die Spange verlieh der Frisur die nötige Eleganz und die leichten Wellen des restlichen offenen Haars, das über meinen Rücken floss, machten das Gesamtbild fasst perfekt. Ganz perfekt war es, als ich die Kette anlegte. Zufrieden stand ich vor dem Spiegel und bestaunte mich. Es war erstaunlich. Eine Stunde hatte ich gebraucht. Eine Stunde, in der ich mich von einer Menschfrau in eine Elbenfrau verwandelt hatte. Über diesen Gedanken musste ich schmunzeln. Was wohl Legolas sagen wird? Ob er schon auf ist?
Ich hatte beschlossen zu ihn zu gehen und schlich nun durch die Gänge. Ich wollte nicht gesehen werden und wartete hier und da, bis der Flur leer war. Vor seiner Tür zögerte ich, aber als ich jemanden kommen hörte, klopfte ich und war froh, das Legolas schnell die Tür öffnete. Er war völlig perplex mich zu sehen und bekam kein Wort heraus. Ich schob mich an ihm vorbei und er schloss wieder die Tür.
„Du siehst Atemberaubend aus!“ Sprach er fasziniert und schritt auf mich zu. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse und lächelte verführerisch. „Atemberaubend und Wunderschön!“ hauchte er an meinem Ohr und liebkoste meine Kehle. „Dann mach es nicht kaputt!“ Lächelte ich und schob ihn etwas von mir. Ich setzte mich auf sein Sofa und schaute ihm zu, wie er geschäftig in seinem Zimmer hin und her wirbelte und sich für die Hochzeit fertig machte. Er hatte Kleider gewählt, die sehr gut zu meinem Kleid passten. Eine schwarze matte Hose und eine eisblaue reich bestickte Tunika. Sein Haar war noch zu einem leichten Zopf geflochten. Der Verband war schon erneuert, aber durch ihn, war auch nicht sehr viel möglich.
„Soll ich dir deine Haar zurecht machen?“ Fragte ich ihn und überlegte bereits, was ich daraus zaubern sollte.
„Das wäre nett, außer den lockeren Zopf bekomm ich nichts hin!“ Antwortete er mir und setzte sich auf den Boden vor meine Füße. Ich löste den Zopf und kämmte sie vorsichtig durch. Offen konnte er die Haare gar nicht tragen, das sah durch den Verband unmöglich aus. Also ein Zopf! Ich nahm ein paar Strähnen von vorne und begann zu flechten. Mit jedem Schlag nahm ich ein paar Strähnen dazu und arbeitete mich den Kopf entlang, bis alle Haare im Geflecht erfasst waren. Mit einem schwarzen Band fasste ich sie im Nacken zusammen und lies den restlichen Zopf offen über seinen Rücken fallen. Als ich fertig war, besah er sich das Kunstwerk im Spiegel und war mehr als zufrieden. Eigentlich hätte er noch seine Prinzenkrone tragen müssen, aber das ging durch den Verband nicht.
Nun waren wir beide Fertig und es wurde auch langsam Zeit zu gehen. Gemeinsam gingen wir gemütlich zur Festwiese nahe des Teiches, wo die Trauung stattfinden und wo im Anschluss gefeiert und getanzt werden würde. Es waren schon reichlich Gäste da und auch meinen Vater konnte ich entdecken. Wir gingen zu ihm und meinem Vater fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er mich sah.
„Oh Minuil, das Kleid ist umwerfend. Du siehst bezaubernd aus. Ich wünschte deine Mutter wäre hier und könnte dich so sehen!“ Er hatte tatsächlich Tränen in den Augen. Mein Vater, der starke Mann, war gerührt. Wir unterhielten uns noch eine weile, doch bald musste sich Legolas von uns verabschieden. Weitere Zeit verstrich und der Rest der Gäste trafen ein und dann war die Zeit für die Trauung gekommen.
Vorne war eine kleine Bühne aufgebaut, auf der ein Bogen aus Blumen stand, der zusätzlich noch mit Bändern geschmückt war. Neben diesem Bogen entdeckte ich Elias, rechts und links standen Jolan und Legolas. Musik erklang. Ein elbisches Lied, das ich leise mitsummte, war die Eröffnung der Zeremonie. Thranduil kam den mittleren Gang entlang geschritten und positionierte sich auf der Bühne unter dem Bogen. Dann veränderte sich die Musik und alle Köpfe wanden sich dem Mittelgang zu.
Da stand sie. Arie war unbeschreiblich schön. Sie trug ein leicht rosefarbenes fliesendes Kleid. Seidiger Stoff, überzogen mit durchsichtigem Chiffon und Spitze. Ein Traum, einer stolzen schönen Elbe am schönsten Tag ihres Lebens würdig. Langsam schritt sie den Gang entlang und genoss die Aufmerksamkeit der Menge. Hier und da raunte es ‚Ahh’ und ‚Ohh’, was den Auftritt perfekt machte. Als sie die Bühne erreicht hatte, traten Jolan und Legolas an ihre Seite und führte sie zu Elias. Dieser übernahm sie mit einer leichten Verbeugung und dann wandten sie sich Thranduil zu. Er sprach Worte auf elbisch. Eine Führbitte an die Valar, damit diese ihren Segen für diese Bindung geben. Aries und Elias Hände wurden mit einem Seidenband aneinander gebunden und sie sprachen jeder ihr Gelübde. Wiedereinmal wünschte ich mir, das ich mehr elbisch konnte. Ewige Liebe und Traue, das verstand ich, aber der Rest war unzusammenhängendes etwas. Mit einem Kuss war die Trauung auch schon zuende und das Fest wurde eröffnet.
Jeder beglückwünschte das Paar, was ein heiden Gedränge vor der kleinen Bühne bedeutete. Ich hielt mich davon fern, würde schon später meine Chance bekommen, ihnen zu gratulieren. Ich versuchte Legolas zu erspähen, als plötzlich Jolan neben mir stand.
„Hat dir die Zeremonie gefallen?“ Fragte er mich mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Ja, sie war wunderschön. Ich habe nur nicht alles verstanden!“ Antwortete ich freundlich und lies meinen Blick weiter über die Menge schweifen.
„Suchst du deinen Vater?“
„Nein, ich suche Legolas!“ Sprach ich und hatte ihn erspäht. Ich lies Jolan einfach stehen und kämpfte mich durch die Masse der Gäste. Es dauerte eine weile, bis ich ihn erreicht hatte. Er stand etwas abseits von der Masse und beobachtete das Schauspiel. Endlich war ich bei ihm und fiel ihm förmlich in den Arm. Liebevoll hielt er mich und ich atmete erst einmal durch.
„Und wie viel hat du verstanden?“ War das erste was er mich fragte. Ich schaute hoch in sein Gesicht und musste grinsen.
„Nicht wirklich viel, aber manchmal sprechen Taten mehr als tausend Worte“ Sprach ich und meine Lippen suchten seine.
Gemeinsam schauten wir dem Ganzen zu und hielten uns geschickt aus dem Gedränge raus. Als der Zeitpunkt günstig war, gratulierte auch ich dem Paar, nur um gleich wieder der Masse zu entschwinden. Endlich eröffnete Thranduil das Fest und wir nutzten dies Gelegenheit und flohen ins Schloss. Nur wenige aßen im großen Saal, die Meisten genossen die Sonne und aßen draußen. Wir setzten uns wie üblich an den königlichen Tisch und sogleich kam jemand und brachte uns zu Essen. Hatte das Essen sonst schon immer umwerfend geschmeckt, war dies noch um weiten besser. Es gab Braten und diverse Gemüse. Ich hatte Legolas gebeten, mir den Text der Zeremonie zu übersetzten, aber so was weltbewegendes war es gar nicht. Ewige Liebe und Treu, das was ich verstanden hatte, war der zentrale Kern des Gelöbnisses gewesen. Also hatte ich doch weniger verpasst, als gedacht.
Nach dem Essen suchten wir uns ein lauschiges Plätzchen nahe des Festes unter einem Baum. Musik spielte und es wurde getanzt. Ich sah, wie Jolan gleich mit zwei Elbinnen herumwirbelte und später tanze er mit Arie. Legolas und ich genossen lieber die Sonne und redeten über alles, was uns in den Sinn kam.
„Warum ist eigentlich deine Mutter nicht mit nach Düsterwald gekommen?“ Fragte er mich neugierig.
„Wegen meinem Bruder. Er ist gerade erst zwei Jahre alt geworden und für so eine lange Reise noch zu klein. Mutter wäre schon gerne gekommen. Sie vermisst die Elbenwelt, aber Aro zu liebe blieb sie daheim.“ Antwortete ich und meine Gedanken schweiften zu ihr. Was sie wohl gerade tat? Ob sie an uns dachte? Sicherlich, sie wird uns vermissen.
„Sie ist elbischen Geblüts?“ Fragte er neugierig weiter.
„Ja, ihre Mutter ist eine Elbe.“
„Könnt ich sie kennen deine Großmutter?“ Grübelte er nach.
„Ich glaube nicht! Sie lebt im Süden. Sonnenlande nennt Mutter das Dorf, wo sie geboren und aufgewachsen ist. Großmutter heißt Gran, oder zumindest kenne ich sie nur unter diesem Namen.“ Meinte ich und hatte recht.
„Sonnenlande sagt mir nichts, aber ich war auch noch nie im Süden. Rohan, weiter südlich bin ich noch nicht gekommen. Aber wie kam dann deine Mutter nach Rohan?“ Hackte er nach.
„Durch Großvater. Er kam aus Rohan und es verschlug ihn eher zufällig in den Süden. Er traf Großmutter, verliebte sich in sie und lebte seit dem in Sonnenlande. Aber irgendwann bekam er Heimweg und Großmutter, Mutter und Er reisten nach Rohan. Na und wie es so ist, lernte Mutter Vater kennen und schon war Ich unterwegs.“ Ich grinste und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Aber deine Großmutter lebt nicht mehr in Rohan?“
„Nein, Großvater starb als ich drei Jahre alt war und sie kehrte kurze Zeit später nach Sonnenlande zurück.“ Antwortete ich betrübt und musste an Großmutter denken.
„Und deine Mutter? Vermisst sie Sonnenlande?“
„Ja, sehr sogar. Sie blieb nur Vater zu liebe, doch schon lange sehnt sie sich nach ihrer Heimat.“ Das machte mich nun richtig traurig. Ich sah Mutter oft gen Süden schauen. Ihre Gedanken weit in der Ferne bei ihrer Mutter und ihrer warmen Heimat.
„Und du?“ Fragte er und schaute mir tief in die Augen.
„Ich? Rohan ist meine Heimat. Dort bin ich aufgewachsen. Sonnenlande ist ein ferner fremder Ort. Aber ich vermisse Großmutter. Sie hat mir immer Geschichten erzählt. Geschichten wie in dem Buch, das ich in der Bibliothek gelesen habe.“ Oh ja, wenn ich an Sonnenlande dachte, dann dachte ich an Großmutter und ihre vielen Geschichten. Geschichten über die Valar und vergangene Heldentaten. Ich hörte Großmutters Worte tief in mir. Worte die mich riefen.
„Und wenn deine Mutter beschließt, nach Hause zurück zu kehren. Würdest du sie begleiten oder würdest du einen anderen Weg wählen?“ Diese Frage konnte ich ihm nicht beantworten. So meinte ich nur knapp: „Mutter würde Vater nie verlassen.“
„Aber…“ Wollte er nachhacken, aber ich wollte nicht mehr antworten. Ich konnte und wollte nicht weiter über Sonnenlande sprechen.
„Nein! Bitte, lass und über etwas anderes sprechen!“
Er nickte und wir redeten über etwas anderes. Später schweifte das Gespräch nochmals in Richtung Sonnenlande, aber ich würgte es geschickt ab und lenkte es in eine andere Richtung. Sonnenlande war ihm gegenüber ein Tabuthema. Er wusste schon viel zu viel darüber und das könnte für meine Entscheidung gefährlich sein.
Einmal hatte Jolan mich zum Tanz aufgefordert. Aber ich wollte nicht. Ich saß so gemütlich an dem Baum gelehnt und da Legolas Kopfschmerzen bekommen hatte, hatte er seine Kopf auf meinen Schoß gelegt, das ich nicht aufstehen wollte. Außerdem hatte ich ja beschlossen, das Jolan nur ein Freunde sein würde und mit ihm tanzen ging mir zu weit. Das war mir zu nahe.
Es wurde Abend und es wurden Fackeln und Laternen angezündet.
„Mir wird kalt. Können wir reingehen?“ Fragte ich Legolas und er nickte leicht. Er stand auf und hielt sich den Kopf.
„Hast du immer noch Kopfschmerzen?“ Ich machte mir Sorgen, da er den halben Nachmittag schon Kopfschmerzen hatte und er sich daher hingelegt hatte.
„Nein, sie sind Weitgehens fort.“ Antwortete er mir und wir schlenderten zum Schloss. Irgendwo abmelden brauchten wir uns nicht. Uns vermisste eh keiner.
„Wollen wir auf mein Zimmer gehen? Da ist es ruhig und wir können noch etwas reden.“ Ich lächelte. „Das hört sich gut an, aber vorher essen wir was, bitte!“ Er nickte und wir gingen in den großen Saal. Aber wir aßen nicht dort, sondern holten uns jeder eine Kleinigkeit und nahmen es mit auf sein Zimmer.
Dort angekommen, machten wir es uns auf dem Sofa gemütlich und aßen. Legolas erzählte mir vom Ringkrieg, in dem sein Großvater und Vater gekämpft hatte und sein Großvater fiel. Das tat mir leid, aber Legolas meinte, das er Oropher nie kennen gelernt hatte, da der Krieg vor seiner Zeit war. Es wurde spät und ich kuschelte mich an Legolas Schulter, der immer noch aus dieser Zeit erzählte. So spannend er die Geschichte auch erzählte, irgendwann vielen mir die Augen zu und ich fiel in einen schönen Traum. Ein Traum, so wie es richtig war.

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