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Jan 13 2011

IceBluemchen

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12. Wie ein offenes Buch

Schnell wurde es Abend und bald würde das Bankett stattfinden. Während ich mich für dieses umzog, wollten Jolan und Legolas zu ihrer Schwester und ihr alles beichten. Ich versuchte mir die Standpauke auszumalen, aber irgendwie konnte ich mir Arie überhaupt nicht vorstellen und eine wütende Elbe schon gar nicht. Ich war gerade fertig, als es klopfte. Es waren Jolan und Legolas und sie wollten mich abholen. „Arie hat eure Köpfe also dran gelassen!“ Scherzte ich. „Sie war nicht in ihrem Zimmer. Sie ist bei Vater und wird bestimmt schon auf uns warten!“ Ich musste schmunzeln. „Dann hab ich also nichts verpasst!“
Wir gingen zu Thranduils Arbeitszimmer und konnten schon von draußen eine tobende Frau hören. „Vater scheint alles im Griff zu haben. Auf in die Höhle des Löwen!“ Scherzte Jolan, bevor er die Tür öffnete und wir eintraten. Arie stand vor Thranduils Schreibtisch und schimpfte mit ihrem Vater auf elbisch. Sie war grazil und wunderschön. Ihr langes braunes Haar lief in Wellen über ihren Rücken und reichte bis über ihre Hüfte. Ihre Stimme war lieblich, obwohl sie grad sehr aufgebracht war. Als sie uns eintreten hörte, drehte sie sich um und schimpfte auf Jolan weiter, während sie mich und Legolas erst einmal ignorierte.
„Beruhige dich, es ist doch nichts passiert!“ Versuchte Jolan seine Schwester zu beschwichtigen, aber sie schimpfte unbeirrt weiter und fuchtelte dabei mit ihren Händen vor Jolan herum.
„Nichts passiert? Du hast mir versprochen, keinen Ärger zu machen. Und nun das!“
„Ich hab dir nur versprochen, keinen Ärger bezüglich einer Frau zu machen.“ Meinte Jolan unschuldig.
„Ach und das ist keine Frauengeschichte von dir?“ Blaffte sie und deutete auf mich.
„Nein! Das ist Legolas Frauengeschichte!“ Korrigierte er sie und nun war sie total verblüfft.
„Was?“ Brachte sie nur noch heraus und wand sich dann uns zu. Sie musterte mich und ich hätte nie gedacht, das mich ein Blick einer Elbe so einschüchtern und verängstigen könnte. Aber sie hatte einen Blick der mich förmlich verschlang und all meine Gefühle aufsaugte. Unbewusst ergriff ich Legolas Arm, um dort Sicherheit zu finden. Ihr Blick wurde weicher und nun umspielte ein Lächeln ihre Lippen, trotzdem hatte ich Angst vor ihr.
„Ich glaube wir wurde noch nicht einander vorgestellt! Ich bin Arie. Tochter Thranduils und morgige Braut!“ Sprach sie mit ruhiger Stimme. Anscheinend konnten alle Elben ihre Stimmung schlagartig ändern, denn aller Ärger war aus ihr verschwunden.
„Ich bin Minuil. Tochter Aromers aus Rohan.“ Stellte ich mich höflich vor und machte einen kleinen Knicks. Kurz wirkte sie verwundet.
„Aus Rohan?“ Murmelte sie und trat an mich heran. Sie strich mich mein Haar von meinem linken Ohr.
„Aber elbisches Blut!“ Stellte sie fest. Woher wusste sie das. Ich hatte keine elbischen Ohren und niemand sonst hatte es bisher von selbst herausgefunden.
„Ja, ich habe elbische Vorfahren!“ Bestätigte ich, meine Stimme lies meine Verwunderung durchblicken, aber sie schmunzelte nur und wand sich dann ihrem Bruder zu.
„Mit so einer Verletzung gehörst du ins Bett und nicht auf ein Bankett!“ Sprach sie schon fast befehlend.
„Aber Mereen hat nichts dagegen.“ Wiedersprach Legolas kleinlaut. Arie wollte schon gegenargumentierten, als Thranduil dazwischen ging und Arie beschwichtigte.
„Wenn Mereen es erlaubt hat, dann wird er auch am Bankett teilnehmen. Und stell dir nur das Gerede vor, wenn er nicht dabei ist!“ Nun diskutierte sie mit ihrem Vater, welch Gerede es geben würde, wenn er am Bankett teilnehmen oder nicht teilnehmen würde. Letztendlich behielt Thranduil die Oberhand und Arie musste sich geschlagen geben.
„Aber nach dem Bankett geht er ins Bett!“ Waren ihre letzten Worte und dann gingen wir endlich zum großen Saal.
Jolan, Legolas und ich gingen als erstes hinein und setzten uns auf unsere Plätze. Ich durfte zwischen Jolan und Legolas sitzen. Legolas saß wie immer neben seinem Vater und neben diesen, würde Arie sitzen. Elias war auch schon da und mein Vater saß neben ihm und sie unterhielten sich. Wahrscheinlich waren die Wölfe das Thema. Hoffentlich erzählte Elias die Geschichte nicht zu spannend, denn sonst dürfte ich mir noch etwas von meinem Vater anhören dürfen. Das würde eh kommen, aber er musste ja nicht schon im Vorfelde so aufgeregt werden.
Als alles geladenen Gäste an ihren Plätzen saßen, wurde der König und die Braut angekündigt und alle erhoben sich. Stolz traten Thranduil und Arie ein und schritten durch den Saal. Ein raunen war zu vernehmen und leises Getuschel, wie schön Arie doch sei. Sie kamen an ihren Platz an und Thranduil hielt eine kleine Rede. Dann durften wir uns alle wieder setzen und das Essen wurde aufgetragen. Während des Essens unterhielten sich alle leise und ich konnte meine Fragen endlich stellen, die mir auf der Seele brannten.
„Wie hat Arie das herausgefunden mit meinem elbischen Blut?“ Fragte ich Legolas verwundet.
„Das ist ihre Gabe. Sie kann so etwas aus der Aura eines jeden ablesen. Geheimnisse vor Arie zu haben, ist da eine wahre Herausforderung!“ Ach so war das. Ob sie auch das Spiel zwischen Legolas und mir erahnte.
„Und was weis sie über uns?“ Frage ich, aber er antwortete nicht, sondern schaute mich nur durchdringend an. Also ahnte sie etwas, deutete ich daraus. Ich versank in Gedanken und überlegte, was sie über uns dachte. Den Rest des Essens nahm ich nur noch passiv an den Gesprächen teil. Wenn ich direkt angesprochen wurde, antwortete ich, aber die meiste Zeit hing ich meinen Gedanken nach.
Nach dem Essen begleitete ich Legolas zu seinem Zimmer, hing aber weiter meinen nachdenklichen trüben Gedanken nach. Er bat mich noch, ihm bei seinem Haar zu helfen, das er durch den Verband nicht alleine gebändigt bekam. Während ich vorsichtig sein Haar bürstete und es dann vorsichtig zusammen band, versuchte er mich aus meinen trüben Gedanken zu reisen.
„Mach dir wegen Arie keine Sorgen!“
„Ach nein? Was wenn sie unser Spiel erkennt und alles aufdeckt? Dann bekommen wir beide großen Ärger!“ Sprach ich besorgt. Er zog mich zu sich rum und hielt meine Hände.
„Arie kann zwar unsere Gefühle sehen, aber ihre Wahrnehmung ist Subjektiv. Sie sieht Gefühle, aber auch das Verhalten. Zusammen deutet sie dies und bildet sich ihre Meinung!“ Erklärte er mir.
„Und was für eine Meinung hat sie zu uns?“ Fragte ich leicht gereizt. Es gefiel mir gar nicht, das ich für jemanden ein offenes Buch war.
„Sie sieht, dass ich dich mag und du mich. Sie sieht, wie wir uns gegenüber verhalten und deutet dies als aufkeimende Liebe.“ Er lächelte und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Und sie sieht, das deine Ohren elbische Züge haben!“
„Was?“ Stieß ich aus und fasste an meine Ohren.
„Die sind ganz normal!“ Wiedersprach ich, doch er schüttelte leicht den Kopf.
„Wer es nicht weis, sieht es nicht, aber du besitzt elbische Züge!“ Er strich mir über meine Wange und ein merkwürdiges Gefühl durchfuhr mich. Ich seufzte und schloss meine Augen. Ich spürte seinen Atem, der zart mein Gesicht streichelte.
„Darf ich?“ Flüsterte er fragend und strich mit seinen Fingern über meine Lippen. Diese suchten nun seine und wir küssten uns zärtlich. Es war unser erster Kuss alleine und er war etwas besonderes. Mein Körper wurde von Gefühlen durchströmt, die ich zuvor noch nie gefühlt hatte und ihm schien es genauso zu ergehen.
Nur ein Spiel oder aufkeimende Liebe?
Die Gefühle der Freundschaft und diese Unbekannten?
Jolan und Legolas?
Was war nur los mit mir?
Wie verdrehten mir diese beiden Elben nur den Kopf!
Ich löste mich von Legolas, auch wenn es mir schwer fiel.
„Du musst dich ausruhen. Mereen hat gesagt, du sollst viel schlafen!“ Schickte ich letztendlich Legolas ins Bett und ging.
Auf meinem Zimmer versuchte ich meine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Wenigsten ersparte mir mein Vater eine Standpauke. Er hatte mich nach dem Essen nur kurz gefragt, ob mit mir alles in Ordnung sein. Thranduil und Elias hatte ihm alles erzählt, ihn aber auch beruhigt, das für mich nie eine Gefahr bestand. Nun lag ich in meinem Bett und meine Gedanken kreisten um zwei Elben, zu denen ich meine Gefühle nicht verstand.
In dieser Nacht hatte ich einen verwirrenden Traum.
Ich stand im Garten am großen Teich. Neben mir stand die alte Weide unter der eine Bank stand. Hier zog sich Legolas gerne zurück, wenn ihn etwas bedrückte und er alleine sein wollte. Ich lag in den armen eines starken Elben, der mich mit seinen Händen liebkoste. Zärtlich spürte ich seine Lippen auf meinen und ein leidenschaftlicher Kuss, der meine Gefühle in Aufruhr brachte, entbrannte. Ich sehnte mich nach diesem Elb und verlor mich in seiner Leidenschaft. Sehnsüchtig schmiegte ich mich an seine Schulter und lies meinen Blick über die Wiese schweifen, als ich ihn sah. Langes Blondes Haar umspielte ein gequältes trauriges Gesicht. Eine Träne ran seine Wange hinab. Erschrocken riss ich mich aus der Umarmung des Elben und schaute in dessen Gesicht. „Nein!“ Schrie ich und erwachte. Mein Atem ging schnell und der Schock saß tief in meinen Gliedern.
Was war das nur für ein merkwürdiger Traum?
Warum träumte ich so etwas?
Warum lang ich in den Armen dieses Elben und nicht in denen des anderen?
Ich war so verwirrt und durcheinander. Meine Gedanken rasten und zeigten mir die unverständlichen Bilder des Traumes erneut. Nein! Das würde nie passieren. Niemals!

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