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Aug 11 2012

IceBluemchen

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03. Und plötzlich war alles anders…

„Nii-san?“, entfuhr es Sasuke flüsternd, ohne das er dies eigentlich wollte. Schon wieder fühlte er sich belogen und betrogen, schrie sein Herz vor Schmerz und Fassungslosigkeit, bebte sein gesamter Körper vor Wut auf Tobi und der weiten verlogenen Welt.
Sofort versteifte sich der junge Mann ihm gegenüber, rührte sich keinen Millimeter mehr, wagte es nicht einmal mehr zu atmen. Für Sasuke war dies wie eine ausgesprochene Antwort und ein Schlag ins Gesicht zugleich. Aber wie konnte dies nur sein? Warum hatte er davon nichts gewusst?
Unerwartet schnellte Itachi plötzlich zur Seite, wollte aus seiner nun nicht mehr schutzgebenden sicheren Ecke entfliehen. Sofort warf sich Sasuke ihm jedoch entgegen, was seinen großen Bruder zum straucheln brachte und er rücklings auf das Futon fiel. Mit festem Griff fixierte Sasuke die Hände seines Bruders über dessen Kopf, reichte sein Körpergewicht alleinig aus, um Itachis Leib gefangen am Boden zu halten.
„Nii-san!“, keuchte Sasuke auf, als er in das geschundene Gesicht seines Bruders sah, der zwar versuchte sich aus dem Griff seines kleinen Bruders zu lösen, jedoch gegen ihn absolut keine Chance hatte. Kraftlos gab er seine Gegenwehr auf und blickte auf.
Sasukes Kopf war wie leergefegt. Keinen klaren Gedanken konnte er fassen, begriff er nicht, was er sah und fühlte. Aus leeren starren Augen blickte Itachi auf und blind an ihm vorbei. Erwartungsvoll und voller Angst… kein Stolz, keine Emotionslosigkeit, kein Funke Lebenswille… nur Sasukes blinde starre leblose Augen, voller Angst und Furcht!
Leicht zuckte Itachi zusammen, als er Sasukes Finger nahe seiner erst frisch verheilten Augen verspürte. Mit einer fahrigen Berührung versuchte Sasuke zu begreifen und zu erfassen, was hier gerade geschah.
Sein Bruder… sein geliebter großer Bruder… ihn den er getötet hatte oder es zumindest bis eben geglaubt hatte, ihn getötet zu haben… wie konnte dies nur sein?
„Wie ist dies möglich? Es hieß du seihst gestorben, Itachi-san…“, Sasuke wusste nicht mehr was er denken und fühlen sollte. Alles stürzte plötzlich über ihn zusammen, all seine Pläne und Vorstellungen, seine gesamte Welt… wie ein Kartenhaus brach alles in zwei und ließ ein Trümmerfeld aus Fassungslosigkeit und Schmerz zurück.
Er löste den Griff um Itachis Hände und rutsche von ihm herunter. Wie in Trance dachte er an den Moment zurück, in dem er geglaubt hatte, der Kampf sei vorüber. Er sah deutlich vor sich, wie Itachi seine Hand ergriff und somit sein Wort gab, ihm die Wahrheit über alles zu erzählen. „Die Antwort auf das „Warum?“ ist nicht einfach gegeben! Sie wird dir wehtun, vielleicht wirst du sie gar nicht glauben wollen. Letztendlich musst du hier und jetzt die Entscheidung für dich allein treffen. Die Wahrheit auf die Frage „Warum?“ oder es beenden!“, kraftlos war Sasuke dann zusammengesackt, wurde alles schwarz um ihn herum.
Später hatte Tobi ihm gesagt, er habe sich um Itachis Körper gekümmert, doch erst jetzt fiel es ihm auf… er hatte ihm nicht gestattet, den Sarg zu öffnen, in dem angeblich sein Bruder ruhte, würde es doch den Frieden des Toten stören. ‚So ein verdammter Lügner!’, schoss es Sasuke sogleich durch den Kopf, hatte Tobi ihm lediglich dessen Augen angeboten und gemeint, Sasuke sei ein Narr, würde er sie ausschlagen.
Mit einem beklemmenden Gefühl im Bauch, sah er zu seinem Bruder, lag Itachi noch immer so da, wie Sasuke ihn auf dem Futon fixiert hatte. Er rührte sich keinen Millimeter, lag dort wie tot…
Unweigerlich schweifte Sasukes Blick über Itachis Körper und nahm die zahlreichen blaue Flecke und Schürfwunden auf, die nicht von den Fetzen seiner Kleidung verborgen wurden. Schmutz und getrocknetes Blut klebte überall, selbst in seinem Gesicht und seinen Haaren. Jedoch am schwersten wogen die blinden Augen… seine blinden Augen!

Itachi lag nur da und lauschte in die Stille. Er wagte es nicht sich zu rühren oder etwas zu sagen. Zu oft hatte er in letzter Zeit erfahren müssen, was mit ihm geschah, wenn er widersprach oder nicht das tat, was von ihm erwartet wurde. Beschimpfungen, Schläge und Tritte… dies war noch das harmloseste gewesen. Mehr getroffen hatten ihn die Worte von Tobi, wie er ihm süffisant berichtete, wie Sasuke nach seiner Pfeife tanzte, alles tat was er wolle und so sogar bereits Danzou getötet hatte. Es hatte Itachi in die Verzweiflung getrieben, konnte er seinen kleinen Bruder nicht aufhalten. In Blindheit gefesselt, hatte Tobi ihm seine Augen bereits zu Beginn bei vollem Bewusstsein entrissen, musste Itachi alles hilflos ertragen…
Unweigerlich sah er wieder die Bilder vor sich, als er damals nach dem Kampf schwerfällig erwachte. Es war ihm so schwer gefallen, seine Augen offen zu halten und zu begreifen, dass er nicht bei Sasuke, aber auch noch nicht gestorben war… noch nicht oder wieder zurück geholt, aber letztendlich spielte es keine Rolle. Sein Körper war nur noch ein Schatten seiner Selbst, ohne Kraft und ohne jeglichen Antrieb. Jedoch sterben, dies war ihm nicht vergönnt, hielt Tobi ihn mit aller Macht und Gewalt am Leben. Er verriet nicht warum er dies tat, aber er ließ keinen Zweifel aufkommen, das es ihm großen Spaß machte, Itachi zu quälen und zu peinigen.
Hilflos und Verzweifelt versuchte Itachi diesem zu entfliehen, jedoch besaß Tobi das beste Mittel, ihn gefügig zu halten. Ein wildes Lachen ließ Itachi erstarren, als sich der Maskierte mit einem Skalpell in der Han, seinen Augen näherte. Schmerzlich schrie er auf, als ihm der letzte Funke an Licht entrissen und er in die ewige Dunkelheit gestürzt wurde.
Blind war er seit her an einem ihm unbekannten Ort gefangen, fraß sich die schwere Kette um seinen Fuß tief in sein Fleisch. Doch es war nur ein weiterer Schmerz zusätzlich zu den anderen Schmerzen, den er Tag ein und aus sich ausgesetzt fühlte.
Wie ein Hohn kam ihm Tobis hochtrabenden großzügiges Geschenk vor, als er ihm Sasukes erblindete Augen überließ. Vielleicht hatte der Maskierte den Anblick seiner leeren Augenhöhlen nicht mehr ertragen können, aber eher war es eine neuerliche Peinigung, bedachte er ihn doch mit den Worten, „Damit du ihm wenigsten ein kleines Stück näher bist!“. Es hatte ihm das Herz zerrissen, fühlte er seit dem nur noch gähnende kalte Leere und den tiefen Wunsch, einfach nur noch sterben zu wollen.

Seit jenem Tag kam Tobi nicht mehr, nur noch Zetsu sah gelegentlich nach ihm, brachte Wasser und Brot, prüfte mit einem kräftigen Tritt, ob er noch lebe, flößte ihm einen widerlich schmeckenden Cocktail aus Medikamenten ein und verschwand wieder.
Und jetzt? Jetzt war Sasuke hier… würde auch er ihn nun quälen und peinigen? Würde er ihn erlösen, dürfte er endlich sterben?
Seufzend ergab er sich dem Kommenden und ließ seinen Kopf in Richtung Tür gleiten, vermutete er dort am ehesten seinen kleinen Bruder. Er versuchte einen fragenden Blick aufzusetzen, aber er war sich nicht sicher, ob ihm dies auch geglückt war.

Sasuke erschreckte der leere fragende Blick seines großen Bruders. Was musste er in den letzten Wochen nur erlebt haben, das er so geschunden und mitgenommen aussah, keine Kraft zu jeglicher Gegenwehr besaß und sein Blick jegliches Leben verloren hatte. Es schmerzte Sasuke so sehr, seinen großen Bruder so zu sehen… gebrochen… zerbrochen…
Viel hatte er in den dunklen einsamen Tagen über all das Geschehene nachgedacht. An seine noch glückliche Kindheit, wo Itachi noch kein ANBU gewesen war. Wie sie gemeinsam im Viertel gespielt hatten oder Itachi ihn mit zum Training nahm. Wie sich alles langsam verändert hatte, als Itachi bei den ANBU aufgenommen worden war und alles zu einem so grausamen Ende geführt hatte.
Irgendwie hatte er geglaubt, seinem Bruder deswegen noch immer böse sein zu müssen, aber er konnte ihm gegenüber einfach keinen Hass mehr verspüren. All das Wissen über das warum und wieso, hatte jeglichen Hass genommen und durch Trauer und Schmerz ersetzt. Er hatte um ihn geweint und gelitten… hatte für sein Opfer bittere Rache geschworen…
Er hatte sich einen Plan zurechtgelegt, wie er der Welt den Schmerz zufügen könnte, den er den Rest seines Lebens verspüren würde. Er hatte Konoha brennen sehen wollen, die Menschen dort sollten leiden und vor Qual vergehen. Die gesamte Welt sollte vergehen und dahinwelken… aber dies war nun nicht mehr… alles hatte sich mit einem mal grundlegend verändert.
Itachi lebte… sein großer Bruder war noch da… er war noch da und konnte bei ihm sein… sie konnten zusammen sein…
Ein Gefühl unbändiger Freude übermannte ihn und ließ ihn wirr lächeln. Er müsste nicht mehr allein sein! „Nii-san… Itachi-san…”, ganz vorsichtig legte er seine Hand an die Wange seines Bruders, wollte er ihn nicht erschrecken. Dennoch zuckte er leicht zusammen, wanderte sein Blick zu Sasuke, wo er ihn nun eher wahrnahm. „Wie ist dies möglich? Tobi sagte mir, du seihst gestorben! Nii-san… Bitte sag mir, das dies wirklich ist und ich nicht träume!“, Sasuke war so verzweifelt, das er sich dies alles nur einbilden könnte und ihn der Wahnsinn nun vollkommen übermannt hätte.
Einen Moment schwieg Itachi, suchte er zögerlich mit seinen Händen nach seinem kleinen Bruder. Er spürte wie Sasuke seine Hände ergriff und sanft drückte, als müsse er sich der realen Situation erst zu einhundert Prozent bewusst werden. „Es ist kein Traum, es ist Wirklichkeit, Sasuke!“, flüsterte er mit schwacher Stimme und hielt Sasuke seinerseits, wollte er nicht, das sein kleiner Bruder plötzlich wieder verschwand. „Aber ich glaube ich bin damals wirklich gestorben! Ich weis nur noch, dass es schwarz um mich herum wurde und du fort warst…“, seufzend schüttelte er leicht seinen Kopf. „Ich war ganz allein und dann war dort Tobi, ließ er mir nicht meinen Tod. Er holte mich zurück, glaubte er könne dich und mich für seine Pläne einsetzten, nur…“, Itachi schluckte schwer und führte seine linke Hand gemeinsam mit Sasukes Hand zu seinem Herzen. „Mein Körper wollte nicht mehr… er musste mich mit Gewalt und starken Medikamenten am Leben erhalten… Warum?“, erneut schüttelte er leicht seinen Kopf. „Ich weis es nicht! Ich bin wertlos für ihn und doch hielt er mich am leben… irgendwie…“
Sasuke wusste nicht, ob er Tobi dankbar für diese Tat sein sollte oder ihm doch eher den Tod an den Hals wünschte. Itachi sah nicht nur furchtbar aus, er war schwach, kraftlos und krank, seine Stimme nur ein gehauchtes Flüstern, zittrig und schwer. Und er litt!
„Nii-san, ich weis nicht warum er dies tat, aber du bist keinesfalls wertlos!“, vorsichtig und behutsam zog Sasuke seinen großen Bruder in eine sitzende Position und umschloss ihn in einer festen Umarmung. „Nii-san, du bist das wertvollste für mich, was ich mir überhaupt vorstellen kann!“, es war für Sasuke ein so unvorstellbares Glück, ihn noch einmal sehen und halten zu dürfen. Er hatte ihn verloren geglaubt und nun hatte er ihn zurück.
Zaghaft erwiderte Itachi die Umarmung. Er hatte nicht geglaubt, jemals ihn noch einmal halten zu dürfen oder seine Stimme zu hören. Nun aber hielt er ihn und diese Worte…
„Obwohl ich dir so weh tat?“, fragte er flüsternd und verstärkte seinen Griff, fürchtete jeden Moment fortgestoßen zu werden. „Du tatest dies um mich zu schützten. Nii-san, ich kenne die Wahrheit! Ich weis was damals geschah und warum du dies getan hast.“, leicht schüttelte nun Sasuke seinen Kopf und lachte kurz auf, eh er ernst wurde. „Vielleicht sollte ich dich dafür hassen! Aber ich tu es nicht, ich könnte es nicht, kann es nicht… Ich weis nicht wie es ist einen Krieg zu erleben. Ich habe nie einen Krieg gesehen und kenne nur die Erzählungen. Aber du hast den Krieg gesehen und erlebt, und dies in einem Alter… Itachi-san…“, fast schon panisch hielt Sasuke nun seinen Bruder fest im Arm und drückte ihn an sich.
„Ich verstehe jetzt, das du mich nur beschützen wolltest, das du nicht wolltest, das ich das selbe sehe und erlebe, wie einst du…“, wurde Sasuke nun doch wütend, „Verdammt warum hast du mir das angetan!“, Tränen rannen sein Gesicht hinab und tropften auf Itachis geschundenen Leid, aber Sasuke ließ ihn nicht los. „Ich weis nicht wie es ist einen Krieg mitzuerleben, aber ich weis dank dir, wie es ist seiner Familie auf grausamste entrissen zu werden. Ich weis wie es ist, auf einen Schlag alles zu verlieren, was einem lieb und teuer war, und in ein tiefes Loch zu stürzen. Ich weis nicht, ob mein Schmerz mit dem eines Krieges gleichzusetzen ist, aber es tat weh und es tut noch immer weh… oh Nii-san, warum hast du mir das angetan? Warum hast du mir so wehgetan!?“, ungehalten weinte Sasuke, war er mit seinen Nerven am Ende. Er fühlte wieder diesen Schmerz von damals, aber gleichsam auch eine große Erleichterung seinen großen Bruder noch zu haben.
„Der Schmerz ist gleich… Sasuke es tut mir so leid! Bitte vergebe mir, es tut mir wirklich so leid!“, Itachi brachte seine letzte Kraft auf, um seinen kleinen Bruder fester zu umarmen und trösten zu können. „Ich habe geglaubt, ich tue das richtige! Damals sah ich keinen anderen Weg. Es erschien mir der einzigste Weg den Frieden zu erhalten, die starren veralteten Ansichten aufzubrechen und dein Leben zu bewahren. Ich habe dich beschützen wollen und dabei hingenommen, dir weh zu tun. Ich wollte, dass du mich hasst, obgleich ich dich so sehr liebe und ich wusste, wie sehr du mich geliebt hast. Nur mit dem Wissen das du mich hasst, konnte ich dich verlassen, obwohl ich in jenem Moment innerlich gestorben bin…“, immer leiser wurde er, brach letztlich ab und atmete schwer ein und aus. Es strengte ihn zu sehr an, schmerzte seine Lunge nun bei jedem Atemzug.
Erschrocken löste Sasuke sich von seinem Bruder und sah in das schmerzverzehrte Gesicht. Itachis Worte hatten ihm wehgetan, aber ihn nun so leiden zu sehen, schmerzte um ein vielfaches. „Nii-san, was ist mit dir? Wie kann ich dir helfen?“, er verspürte plötzlich eine Panik in sich aufkeimen, verzweifelt und hilflos dem ausgesetzt zu sein, was gerade mit seinem Bruder geschah und das er ihm nicht helfen konnte.
Leicht schüttelte Itachi seinen Kopf und versuchte sich auf seine Atmung zu konzentrieren, sodass er seinem Bruder antworten konnte. „Es geht gleich wieder!“, brachte er unter Mühe hervor. Kraftlos ließ er sich gegen Sasuke fallen und schloss seine Augen. Er brauchte nur einen Moment ruhe, würde es dann wieder gehen.
„Tobi erwähnte, das du krank gewesen bist und unser Kampf daher nicht länger hätte warten können. Itachi-san bitte sag mir, was dir fehlt, damit ich dir helfen kann.“, kurz murrte Itachi auf, sollte dies einem kurzen auflachen gleichkommen, aber für eine Antwort reichte sein Atem nicht aus. Erst nach gefühlten Minuten, in der er sich alleinig auf das Atmen konzentrierte und der Schmerz in seiner Lunge abebbt, antwortete er.
„Es war mir so klar, das er es wusste…“, es kam Itachi wie eine Verhöhnung des Maskierten vor, als er ihm den Kampf verboten hatte, sei er doch zu wertvoll für die Organisation, obwohl er genau wusste, das Itachi ohne die notwenigen Medikamente und Ruhe bald zugrunde gehen würde. „Es hatte als harmlose Erkältung begonnen, ein paar Tage Ruhe an einem warmen trockenen Ort hätten genügt, um mich wieder fit zu bekommen. Aber ich war mit meinem Partner Kisame mitten im Schneereich unterwegs, an Ruhe und Wärme brauchte ich dort nicht zu denken. Ich deckte mich mit starken Medikamenten ein, dachte früher oder später würde ich schon etwas Ruhe finden, um mich vollständig auszukurieren. Doch eine Erkältung zu verschleppen, war noch nie gut. Irgendwann fand ich die Gelegenheit einen Arzt aufzusuchen, jedoch war es zu diesem Zeitpunkt schon zu spät, für nur etwas Ruhe. Ich hatte eine Symptomarme Lungenentzündung und durch die Medikamente waren meine Leber und Nieren stark belastet…“, leicht seufzte Itachi. „So etwas kuriert man nicht an zwei drei Tagen aus, also nahm ich weiter starke Medikamente, schonte mich soweit es mir möglich war, war ich sehr froh darüber, das mein Partner Kisame gerne kämpfte und keine Fragen stellte, weshalb ich mich bevorzugt im Hintergrund hielt. Doch gesund wird niemand so! Ich schleppte mich mehr oder minder von Tag zu Tag und hoffte, dir noch genügend Zeit zum reifen geben zu können.“
„Ich fasse es nicht…“, schnaubte Sasuke ungläubig, „Du warst schwer krank und ich hatte meine Mühe gegen dich anzukommen… habe ich dich überhaupt besiegt oder war es die Krankheit, die dich letztendlich niederstreckte?“, eigentlich wollte Sasuke gar keine Antwort darauf, konnte er es sich bereits selbst denken. Sein Bruder war zu jedem Zeitpunkt ihm überlegen gewesen… selbst krank!
„Du bist jetzt stärker…“ – „Aber jetzt und so zählt nicht!“, unterbrach Sasuke seinen Bruder und presste seine Lippen wütend aufeinander, brachte er sich aber schnell wieder zur Ruhe. Itachi war blind, krank und kraftlos. Nein so zählte es absolut nicht, so sollte es nicht sein! „Und jetzt? Wie steht es jetzt um dich und der Krankheit?“
„Ich habe es schon gesagt, Tobi hat mich mit Gewalt und Medikamenten am Leben erhalten. Er hat mich mit Antibiotika, Schmerzmittel und allem möglichen anderen Zeug vollgepumpt, ohne Rücksicht auf meine bereits geschädigten Organe. Ihm war nur wichtig, dass ich atmete und mein Herz schlug. Ob ich mir dabei die Seele aus dem Leib spie oder vor Krämpfen nicht wusste, ob ich den nächsten Morgen überhaupt noch erleben möchte… dies zählte alles nicht. Meine Erkrankung hat er so zwar in den Griff bekommen, aber meinen Körper hat es mehr geschadet als genutzt. Ich bin am Limit meiner Kräfte und ich weis nicht, wie lang ich in diesem Loch noch durchhalten kann.“
Es waren keine leeren Worte, dies konnte Sasuke mehr als deutlich spüren. „Ich bringe dich hier raus! Ich war eh auf dem Weg, um von ihr zu verschwinden und ich lass dich auf keinen Fall hier zurück!“, er stand auf und wollte Itachi mit sich in die Höhe ziehen, aber sein Bruder ließ sich aus seinem Griff gleiten und blieb sitzen. Erst machte dies Sasuke stutzig, ließ das rasseln der Kette ihn jedoch verstehen, weshalb Itachi sich von ihm löste. Selbst wenn er mit wollte, könnte er nicht.
Ohne zu zögern ergriff Sasuke eines seiner Kunai und kniete sich wieder vor seinen Bruder. „Das mit der Kette haben wir gleich. Halte dein Bein bitte ruhig, ich will dir nicht unnötig wehtun.“, als Sasuke sich die Fußfessel näher betrachtete, musste er schlucken. Das Eisen hatte sich tief in Itachis Haut gefressen, musste dies höllisch schmerzen, aber Itachi ließ sich nichts anmerken. Erst als Sasuke das Kunai ans Schloss ansetzte, um dies zu bearbeiten und so zu öffnen, zog Itachi scharf die Luft ein und biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. Es tat mehr als weh und je länger Sasuke brauchte, je schwerer fiel es Itachi sich zurückzuhalten.
„Ich hab’s!“, sprang die Fußfessel von Itachis Bein, schrie Itachi auf, als das Eisen sich von seinem Bein löste und eine klaffende Wunde freilegte. Sofort griff Sasuke unter seinen Kampfrock und holte aus einer seiner Gurttaschen einen Verband. Sorgsam verband er die Wunde, würde es vorerst ausreichen müssen. Wichtiger war es jetzt, Itachi auf die Beine zu bekommen und endgültig von dort zu verschwinden.
Er griff die zerschlissene Wolldecke und legte sie seinem großen Bruder wie einen Mantel über die Schultern. Es war Herbst fast Winter und mit den Lumpen die Itachi nur noch am Leib trug, kämen sie nicht weit. Die Decke würde ihm wenigsten noch etwas Wärme spenden und auch vor Wind und Wetter schützen.
„Stütz dich auf mich auf!“, hievte Sasuke ihn nun auf die Beine, zog Itachi schmerzlich die Luft ein, als er seinen geschundenen Fuß belastete. Als er noch die Fußfessel getragen hatte, war sein Fuß fast taub gewesen, war das Eisen mehr als zu eng bemessen gewesen. Nun aber spürte er die tiefe Verletzung, ertrug jedoch den Schmerz und setzte sich in Bewegung. Er wollte genauso wie Sasuke von dort fort und wenn er dafür noch eine Weile Schmerzen ertragen müsste, so sei es. Zum ersten Mal seit langer Zeit sah er wieder Licht am Horizont seines bislang so düsteren Lebens. Er würde durchhalten und es ertragen… für Sasuke und ihre mögliche gemeinsame Zukunft.

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