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Sep 01 2012

IceBluemchen

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04. Der Weg zurück ins Leben

Der Weg hinaus aus dem Versteck war beschwerlich und kam Itachi elendig weit vor. Vielleicht lag es nur daran, das er ihren Weg nicht sah und sich ganz auf Sasukes Gespür verlassen musste. Vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, das sie im allgemeinen nur langsam voran kamen. Itachi versuchte so schnell wie möglich zu laufen, aber sein Fuß und seine schwindende Kraft, ließ ein höheres Tempo kaum zu.
Hinzu kam ein Zusammentreffen mit Zetsu. Plötzlich hatte er vor ihnen gestanden und wollte sie auch sogleich aufhalten. Aber eh Itachi überhaupt richtig begriffen hatte, was da auf sie Beide zukam, war es auch schon vorüber. Sasuke hatte Zetsu so schnell niedergestreckt gehabt, das für Itachi in keinem Augenblick wirklich eine Gefahr bestanden hatte.
Nun wehte ihm ein kühler Wind durchs wirre Haar, roch es nach kargem Ödland und fühlte sich so auch unter seinen nackten Fußsohlen an. Trotz Decke war ihm kalt, begann er bald zu zittern. Aber er ertrug es, führte Sasuke ihn sicher durch das Land, vertraute Itachi seinem kleinen Bruder. Eine Erkenntnis die ihm nicht schwer fiel und irgendwie auch gut tat. So lang hatte er niemanden mehr vertrauen können, das es nun eine Erleichterung war, das es wenigsten noch einem Menschen in dieser grausamen Welt gab, dem er im wahrsten Sinne des Wortes blind vertrauen konnte.
„Dort vorn kommt ein Dorf in Sicht!“, sprach Sasuke nach einer Weile. Auch wenn es Itachi nicht so vorkam, waren sie bereits weit vom Versteck weggekommen und heraus aus dem Ödtal. Vor ihnen lag eine weite fruchtbare Landschaft, bauten sich Dächer in der Ferne auf und ließen Zivilisation erahnen.
„Es ist ziemlich ruhig für ein Dorf!“, murmelte Itachi, als sie dem Dorf immer näher kamen. Auch Sasuke war dies bereits aufgefallen, schien dieses Dorf vor ihnen verlassen zu sein. Kein Rauch stieg aus den Schornsteinen auf und nirgends brannte ein Licht. Kein Kind spielte auf der Straße, ja selbst kein streunender Hund oder ausgerissene Hühner kreuzten ihren Weg. Dieses Dorf war verlassen, aber nach dem gut erhaltenen Zustand, konnten die Bewohner noch nicht lang fort sein.
„Hier lebt niemand mehr!“, war Sasukes ernüchternde Erkenntnis. „Es sieht so aus, als wären die Bewohner alle samt vor irgendetwas geflohen. Viele Gärten sehen frisch bestellt aus und die Häuser sind sehr gut erhalten.“, sie bogen zu einem der Häuser ein, das als Pension mit Badehaus groß warb.
Auch im Empfangsbereich der Pension sah nichts nach noch möglichen Einwohnern aus. Das Haus war wie das gesamte Dorf verwaist, gefiel dies den beiden Brüdern überhaupt nicht.
„Was glaubst du, könnte ein gesamtes Dorf zur Flucht bewegen?“, fragte Sasuke seinen großen Bruder, als er ihn im Hinterzimmer der Pension auf das Bett setzte. Sasuke befand das Hinterzimmer des Pensionsinhabers als am sichersten, befand es sich im Erdgeschoss und besaß nach vorn und nach hinten einen Ausgang. Würden sie irgendwie bedroht, könnten sie so eher fliehen, als wenn sie in einem der Zimmer in der ersten Etage gefangen wären.
„Ich weis es nicht! Aber Tobi erzählte mir, er habe den 4. Shinobi-Weltkrieg heraufbeschworen. Vielleicht sind die Bewohner in die Stadt des Landes gezogen, um dort Schutz zu ersuchen.“, überlegte Itachi, während Sasuke bereits die Schränke durchsuchte.
„Ja, dies hat er mir auch erzählt, aber ich habe keine Ahnung, wie weit er bereits mit seinen Plänen ist. Ich habe die letzten Wochen blind festgesessen und nichts von der Außenwelt mitbekommen.“, Itachi erwiderte nichts darauf und lauschte nur auf die Geräusche, die sein Bruder machte.
Einen Schrank nach dem anderen durchsuchte Sasuke, fand er in dem ein oder anderen recht nützliche Sachen. Verbandszeug, Kleidung und Schuhe, Handtücher und Waschzeug für Badegäste, nur leider nichts zu Essen. Vielleicht gab es etwas in der Küche, doch dies wollte Sasuke erst herausfinden, nachdem er Itachi gewaschen und seine Blessuren versorgt hatte.
„Komm, wir gehen uns einmal das Badehaus ansehen und dich so auch gleich von dem ganzen Schmutz und Blut befreien.“, zog er Itachi wieder stützend hoch. Das Badehaus war direkt hinter der Pension und mehr ein großes annehmliches Bad, als ein Badehaus. Es gab drei größere in den Boden eingelassene Wannen, wovon jedoch keine durch einen Sichtschutz abgetrennt war. An der hinteren Wand befanden sich Waschplätze mit steinernen Waschbecken, war der restliche Raum nur noch mit zwei Reihen Holzbänken ausgestattet.
Sasuke platzierte Itachi auf einem der Waschplätze und ließ heißes Wasser aus der Quelle in eines der Waschbecken, sowie einer der Wannen laufen. Mit langsamen Bewegungen begann Itachi sich unterdessen die Fetzen seiner Kleidung zu entledigen und legte zu Sasukes erschrecken so noch manchen blauen Fleck frei. So wie es auf Sasuke wirkte und Itachi es ihm während ihres langen Fußmarsches erzählt hatte, wurde er oft geschlagen und getreten, rührten daraus die Blutergüsse und Prellungen.
Sasuke erschien es am sinnvollsten seinen Bruder von oben nach unter zu waschen, könnte so auch der Wochenalte Schmutz an seinem Leib einweichen. So griff er die Schöpfkelle und begann Itachis von Oben bis unten den ersten groben Schmutz abzuspülen. Und obwohl er ihn jedes Mal vorwarnte, wenn er wieder einen Schwall Wasser über dessen Leib ergoss, zuckte Itachi dennoch zusammen. Gleiches galt, als er begann das wirre teils verknotete Haar einzuseifen und immer wieder einen Teil Seife und Schmutz auszuspülen. Es war das heiße Wasser und die Seife, die auf Itachis Haut brannte und je mehr Schmutz schwant, je schrecklicher wurde das Ausmaß der Misshandlungen und Folgen der mangelnden Hygiene.
Neben weiteren Prellungen und Glutergüsse, kamen unter dem Schmutz nun auch Ekzeme zum Vorschein, die aus Sasukes Sicht höllisch brennen und jucken mussten. Jedoch bis auf das sein großer Bruder immer wieder zusammenzuckte und stockend den Atem anhielt, nur um einen Augenblick später scharf die Luft einzuziehen, beklagte er sich nicht.
Itachi fühlte sich in seiner Hilflosigkeit unwohl, jedoch zugleich genoss er die Zuwendung seines kleinen Bruders. Wie lang hatte er auf menschliche Zärtlichkeit und brüderliche Liebe verzichten müssen. Das Sasuke ihn liebte, dies bezweifelte er keinen Moment mehr, seit er von ihm aus diesem Loch herausgeholt und fortgebracht wurde. Und es beruhte auf Gegenseitigkeit, jedoch mit dem Unterschied, das Itachi seinen kleinen Bruder vom ersten Tag seiner Existenz an geliebt und dies nie aufgehört hatte.
Wieder rann ein Schwall Wasser seinen Leib hinunter und ließ ihn unweigerlich zusammenzucken, brannte das Wasser wie Feuer auf seiner Haut und er wagte es kaum sich vorzustellen, wie sein geschundener Körper auf Sasuke wirken musste. Ob ihn der Anblick anwiderte? Vielleicht rümpfte er bereits angeekelt die Nase und stand kurz davor dies alles aufzugeben und zu verschwinden?
Mit jedem neu freigelegten blauen Fleck und Ekzem machte sich Sasuke mehr und mehr Selbstvorwürfe, das er seinen Bruder nicht schon viel früher gefunden und aus dieser Hölle befreit hatte. So viel Leid hätte er damit Itachi erspart und vielleicht wäre dann das ein oder andere nicht geschehen. Nicht das Sasuke sein bisheriges Handeln bereute. Einzig was er bereute, war seine Dummheit gegenüber seinem großen Bruder und das er nicht schon viel früher die Wahrheit erkannt hatte, obgleich doch so viele Hinweise und Zeichen auf seinem Weg gelegen hatten. Aber er hatte diese nicht erkannt… nicht erkennen und wahrhaben wollen… und so war es zu dem gekommen, was gekommen war.
„Ich bin fertig, Nii-san!“, murmelte Sasuke und betrachtete sein Werk, hatte er alles Schmutz und getrocknetes Blut aus Itachis Haar und von seinem Körper gewaschen. Sauber sah Itachi um einiges besser aus, soweit dieser Anblick nicht von dem geschundenen und ausgezehrten Körper getrübt wurde. „Ich muss nur noch deine Haare entwirren. Ich hoffe der Kamm schafft das auch!“, das Haargewirr stellte eine ganz eigene Herausforderung da, waren die langen Haare völlig verknotet.
„Wenn es nicht geht, dann schneide sie ab!“, meinte Itachi resignierend, nachdem Sasuke bereits einige Zeit an ihnen herumhantierte. „Auf keinen Fall! Ich weis wie wichtig dir dein Haar immer war. Du hast damals nicht einmal Mama an sie gelassen, wenn sie es kurz schneiden wollte. Da werde auch ich nun nicht zur Schere greifen, nur weil es leichter erscheint. Ich bekomm es schon hin.“, lehnte Sasuke dies jedoch entschieden ab. Er kannte seinen großen Bruder nur mit langem Haar, ohne konnte er sich Itachi gar nicht vorstellen. Und so allmählich bekam er auch den Dreh heraus, wie er die Knötchen gelöst bekam.
Einige Zeit später war er auch mit dem Haar fertig, fiel es nun glatt Itachis Rücken hinab und reichte ihm erstaunlich bis fast zum Po. So lang hatte Sasuke es dann doch nicht in Erinnerung gehabt, aber sie hatten sich auch lange Zeit nicht gesehen und während des Kampfes hatte er weit besseres zutun gehabt, als die Haarpracht seines Bruders eingehend zu studieren.
Sauber und mit gekämmtem Haar, fühlte sich Itachi gleich viel wohler in seiner Haut, auch wenn er nun viel deutlicher die Ekzeme spürte, begannen sie zu jucken und zu brennen. Jedoch riss er sich zusammen und überwand den Drang den Juckreiz zu befriedigen. Das Sasuke ihm nun in die heiße Badewanne half, war jedoch auch mit ein Grund, weshalb er sich nicht die juckende Haut vom Leibe kratzte. Das Wasser war nicht nur angenehm heiß und wohltuend für seine geschundenen Glieder, es roch auch nach ätherischen Ölen. Kamille und Salbei waren zwei Gerüche, die ihm unverkennbar in die Nase gingen. Sasuke hatte wohl einige Badezusätze ins Wasser gegeben, boten viele Badehäuser so etwas als Service für ihre Kunden an. Meist hatten diese Öle auch eine heilende Wirkung, spürte Itachi deutlich, das der Juckreiz abnahm und bald ganz verschwunden war.
Und während er nun in seinem Bad entspannte, horchte er aufmerksam auf die Geräusche, die von Sasuke kamen. Stoff der zu Boden fiel, Geplätscher von Wasser, wusch sich Sasuke nun auch den Schmutz des Tages vom Leib. Neuerliches Geplätscher und Wellenbewegung des Wassers in der Wanne.
Nachdem Sasuke auch sich gewaschen hatte, kletterte er zu Itachi ins heiße Wasser. Es war wirklich wohltuend und erinnerte ihn an ihre gemeinsame Kindheit. Auch damals hatten sie immer gemeinsam gebadet, nur das es Itachi war, der seinen kleinen Bruder wusch und nicht wie heute umgekehrt. Genießend seufzte Sasuke auf und konnte dem Drang nicht wiederstehen, seinen Kopf auf Itachis Schulter abzulegen, so wie er es auch als kleiner Junge immer getan hatte, wenn sie gemeinsam im Bad entspannten. Er wollte seinem Bruder nahe sein, jedoch das dieser im ersten Moment erschrocken zusammenzuckte, tat Sasuke in der Seele weh. Itachi musste in den letzten Wochen wirklich durch die Hölle gegangen sein, das ihm dies seine komplette Sicherheit beraubt hatte. Bei jeder unerwarteten Berührung zuckte er zusammen, bei jedem zu lautem Wort oder Geräusch erstarrte er, als erwarte er im nächsten Moment eine Strafe, Schlag oder Tritt. Was hatten Tobi und Zetsu ihm bloß alles angetan? Wirklich eine Antwort wollte Sasuke gar nicht auf seine gedankliche Frage, sprach Itachis Körper und Verhalten bände. Sie hatten ihn gebrochen und im Moment war sich Sasuke nicht klar, ob sein Bruder je seine alte emotionale Stärke zurückgewinnen könnte.
„Nii-san, was sollen wir jetzt nur machen? Wo können wir hin, wo es für dich sicher ist?“, Sasuke wollte seinen Bruder an einem sicheren Ort wissen, weit weg vom vorherrschenden Krieg und weit weg von den Menschen, die seine Familie und Clan auf dem Gewissen hatten, jedoch sie die letzten zwei Uchiha dafür strafen wollten. Er hasste diese Falschheit! Hasste deren scheinheiliges friedliches Leben! Er hasste ihre Arroganz über sie richten zu wollen!
Sasuke hatte seinem Bruder vergeben! Die Wahrheit über die gesamten damaligen Geschehnisse hatten ihm aufgezeigt, in was für einer Welt aus Lüge, Intrige, Machtgier und Korruption er aufgewachsen war. Ihnen waren die Opfer egal gewesen! Ihnen war egal gewesen, das der Attentäter selbst ein Opfer war. Sie hatten sich einfach abgewandt, Augen und Ohren vor dem Leiden verschlossen und stillschweigend in Glück ihr teuer erkauftes Lügenleben gelebt.
Verbittert in Hass und Wut hatte er sich seinerseits von dieser scheinheiligen Welt abgewandt und in bitterer Rachelust auf seine Chance dahingelebt. Aber nun war daran nicht mehr zu denken! Er musste sich um seinen großen Bruder kümmern und ihn beschützen, so wie er es seinerseits all die Zeit für ihn getan hatte. Er fühlte sich dem nicht nur verpflichtet und verantwortlich, er tat es aus Liebe und aus tiefsten Herzen, war Itachi doch der Rest an Familie, die ihm noch geblieben war.
„Ich weis es nicht!“, gestand Itachi, hatte er für seine jetzige Situation keinen Plan. Er hatte nicht mehr daran geglaubt, je der Hölle zu entkommen. Er hatte nicht mehr darum gehofft, noch einmal einen Moment mit seinem kleinen Bruder in vertrauter Zweisamkeit zu haben. Er hatte mit seinem Leben abgeschlossen gehabt… und dies bereits vor dieser unsäglichen Höllenqual. Nun wusste er nicht wie weiter, fürchtete er nur eines, „Ich bezweifle nur, das es einen sicheren Ort im Krieg gibt!“
Sasuke seufzte, war dies nicht die Antwort, die er hatte hören wollen. Dieser Krieg interessierte ihn nicht… nicht mehr… Ihn interessierte nur noch das Wohl und die Sicherheit seines großen Bruders, war dieser Gedanke jedoch mit dem vorherrschenden Krieg nicht vereinbar. Solang Tobi versuchte die Welt im Namen Madara Uchiha zu unterjochen und in ein Ewiges Tsukuyomi zu sperren, solang würde es auch keinen sicheren Ort für sie geben. So gab es für ihn nur eine Möglichkeit seinen Bruder zu beschützen. Sasuke selbst würde in den Krieg eingreifen und diesen beenden, würde dies auch seinen Zorn auf Tobi besänftigen, wenn er diesem eigenhändig das Herz aus der Brust riss. Allein bei diesem Gedanken wurden seine Augen kalt und ein zufriedenes selbstsicheres Lächeln trat auf seine Lippen.
Das einzigste was seine Selbstzufriedenheit diesbezüglich trübte, war der leidige Umstand, das er so für die Allianz eintrat und sich sicherlich einige darauf sonst was einbildeten, allen voran Naruto… diese Nervensäge!
„Dann werde ich uns einen sicheren Ort schaffen, aber dazu brauche ich deine Hilfe!“, Sasuke hatte seinen Entschluss binnen Sekunden gefällt und ließ keine Unsicherheit dessen zu. Er würde es alleinig für seinen großen Bruder machen und es bedeutete keinesfalls, dass er zurückkehren würde. Er würde lediglich für den Frieden sorgen, für den Itachi bereit war, ihre Familie auszulöschen und sich selbst zu opfern.
Sasukes Zuversicht war für Itachi hör- und spürbar, hatte sich sein kleiner Bruder von ihm gelöst und seine Hand ergriffen. War er selbst zurzeit Planlos, schien Sasuke gerade einen Plan für sie gemeinsam zu entwickeln. „Ich möchte dir helfen, aber wie soll dies gehen?“
„Ich brauche Information!“, entgegnete Sasuke sogleich und erklärte Itachi sein Vorhaben.

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