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Jul 29 2012

IceBluemchen

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49. Die Lösung für ein Problem

„Danke!“, nahm Hana das Glas Eistee entgegen, welches Itachi ihr soeben reichte, eh er sich selbst ein Glas voll einschenkte und sich mit seinem vollen Glas zu ihr an den Küchentisch setzte.
Etwas verlegen nippt sie am kühlen Getränk, ordnete sie jedoch gleichsam auch ihre Gedanken. Sie war aus einem bestimmten Grund zu ihm gekommen, dies durfte sie in den Wirren ihrer Gefühle nicht vergessen. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“, stellte sie ihr Glas auf dem Tisch ab und griff nach ihrer Handtasche, welche sie neben ihren Stuhl abgestellt hatte.
Etwas verwundert sah Itachi auf. Zwar hatte er sich schon gedacht, dass sie nicht einfach so den Umweg gelaufen war, nun aber sah er neugierig auf die zwei Päckchen, welche sie auf den Tisch legte. „Shuga hat vergessen, dir das zu geben. Es ist eine Wundsalbe für deine Kopfverletzung und Pflaster. Bei dieser Hitze sind sie sicherlich angenehmer zu tragen, als der Verband!“.
Sofort griff sich Itachi an den Verband, welchen er sich am Morgen nach der Dusche selbst gebunden hatte. Er schwitzte in der Tat sehr darunter und diesen nun los zu werden, war mehr als eine erfreuliche Nachricht. So entledigte er sich dem Verband und ließ sich von Hana die Wundsalbe und das neue Pflaster aufkleben.
„Das ist eindeutig besser!“, fuhr sich Itachi durch sein Haar und richtete seinen Zopf neu. Nun wo der Verband ihn nicht mehr behinderte, konnte er seine Haare wesentlich besser zusammenbinden.
Abermals verlegen, nippte Hana erneut am Eistee und ließ ihren Blick dabei durch die Küche schweifen. Während in Itachis Zimmer nur zwei Futon-Matratzen und eine Reisetasche voll mit Kleidung gelegen hatten, stand die Küche regelrecht voll. Neben dem kleinen Küchentisch und vier Stühlen, stand in der Ecke ein großer Kühlschrank, sowie zwei kleine ältere Schränke. Der restliche Raum war mit Kartons gefüllt, waren einige von ihnen geöffnet und so deutlich der Inhalt von Küchenutensilien, Handtüchern und anderen Alltagsgegenständen zu erahnen.
„Ich sollte besser gehen, damit du dich wieder hinlegen kannst!“, ihrer Gefühlen völlig verunsichert, wollte Hana gehen und allein für sich über das nachdenken, was sie eigentlich schon länger für Itachi empfand, sich jedoch nie ganz darüber Gedanken gemacht hatte. Sie hatte es bislang für eine Schwärmerei gehalten, aber konnte es nicht auch mehr sein? Ging es nach ihrem Bauchgefühl, war es eindeutig mehr, hatte sie noch nie so viele Schmetterlinge im Bauch, konnte sie sich auch nicht entsinnen, je so gegenüber einem anderen jungen Mann empfunden zu haben.
„Nein, bitte bleib doch! Es hätte bei dieser Hitze eh keinen Sinn, wenn ich mich wieder hinlege. Ich kann einfach nicht einschlafen, wenn es so warm ist.“, wollte Itachi sie jedoch nicht gehen lassen. Er wollte sich mit ihr unterhalten, auch wenn ihm im Moment eigentlich gar kein Thema aufkam, mit welchem er sie auch wirklich zum bleiben bewegen könnte.
„Es sind die letzten warmen Tage des Sommers. Mein Großvater meint, dass schon bald der Herbst Einzug halten wird. Er hat für das Wetter ein gutes Gespür und mich schon vor so manchen Regenschauer gewarnt!“
„Dein Großvater? Lebt er bei deiner Familie und dir?“, unbewusst hatte Hana ihm gut zugearbeitet, hatte er dank ihr nun ein Thema und Einstieg zu einem Gespräch gefunden, sodass sie wohl noch etwas bleiben würde und er sie nebenbei auch noch näher kennenlernen würde.
„Mein Großvater ist meine Familie. Meine Eltern starben im dritten Ninja-Krieg. Er nahm mich auf und kümmerte sich um mich, denn außer ihm habe ich sonst niemanden.“, Hana liebte ihren Großvater sehr. Er hatte ihr die Liebe einer Familie gegeben, aber nie versucht Mutter und Vater zu ersetzen. Er gab ihr, was sie brauchte und ließ ihr sonst ihre Freiheit.
„Das tut mir Leid…“, wollte Itachi irgendwie sein Mitgefühl zum Ausdruck bringen, ohne dabei zu sehr auf den Krieg und Tod einzugehen. Der Krieg nagte noch heute sehr an ihm und er war einst gar bereit gewesen, für die Erhaltung des Friedens seinen gesamten Clan auszulöschen. Ob er sich heute noch einmal so entscheiden würde, wusste er jedoch nicht. Damals war die Situation zu speziell gewesen, zu verfahren für einen anderen Weg, zu gefährlich für Sasukes Leben.
„Das muss es nicht! Für den Krieg kannst du nichts! Und ich lebe gerne bei meinem Großvater. Er ist ein lieber alter Kautz, der seine Hibiskuszucht über alles liebt und so seinen kompletten Ruhestand seinen Pflanzen widmet. Man muss ihn einfach mögen, er ist einmalig!“, ein liebevolles Lächeln lag bei diesen Worten auf Hanas Lippen, war ihr deutlich anzusehen, das sie ihren Großvater sehr lieb hatte.
„Es klingt wahrlich interessant. Vielleicht lerne ich ihn ja einmal kennen… auf dem Dorffest in zwei Wochen vielleicht!“, das bevorstehende Fest, wo der Hokage den neuen Uchiha-Park feierlich freigeben wollte, war als Familienfest geplant. Eltern und Großeltern gingen gemeinsam mit ihren Kindern und Enkeln dort hin, glaubte er, Hana würde dort mit ihrem Großvater hingehen.
„Oh nein! Mein Großvater geht nicht gern auf Dorffeste und so etwas. Es sind ihm zu viele Menschen dort und er ist auch nicht mehr so gut zu Fuß. Er wird mich höchstens dazu bringen, ihm einiges an Süßigkeiten mitzubringen…“
„Dann gehst du allein auf das Fest?“, keimte in Itachi eine Idee auf. „Ich weiß es noch nicht! Wahrscheinlich geh ich mit ein paar Freundinnen.“
„Hättest du Lust mit mir auf das Fest zu gehen?“, schlagartig nahm wieder Hanas Röte zu, war dies für ihr aufgewühltes Innere einfach zu viel. Abrupt stand sie auf und griff nach ihrer Handtasche. „Ich muss jetzt wirklich gehen. Großvater wartet schon auf mich. Er fragt sich sicherlich bereits, wo ich bleibe.“, sprudelte es hektisch aus ihr heraus, während sie schon fast fluchtartig die Haustür ansteuert.
„Hana bitte warte!“, folgte ihr Itachi sogleich. Er war völlig verwirrt und verstand sie nicht, warum sie so plötzlich ohne eine Antwort ging, obgleich er auch ihre Verwirrtheit spüren konnte. „Itachi, ich gehe jetzt wirklich besser!“, verabschiedete sie sich jedoch und ging, ohne das er sie aufhalten konnte. Sein Kopf wollte es zwar, wollte er eine Antwort. Jedoch seine Füße bewegte sich keinen Meter, blieb er an der Tür stehen und sah ihr schweigend nach, wie sie das Grundstück verließ und aus seinem Sichtfeld verschwand.
Seufzend wand er sich von der Tür ab und ging zurück in die Küche. Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Etwas Falsches gesagt oder war es für eine Einladung noch zu früh? Wobei eigentlich zu früh ihm irgendwie falsch vorkam. Sie kannten sich doch schon einige Zeit und was wäre falsch an eine Einladung zu einem lustigen Abend auf einem Dorffest. Irgendwie wurde er nicht schlau aus ihrer Reaktion, einer Mischung aus Verlegenheit, Schreck, Verwirrung, Zuneigung und Panik. Ob er wohl zu forsch gewesen war?
Nachdenklich ließ er sich auf seinen Stuhl sinken und versuchte aus dem Chaos in seinem Kopf und seinen verwirrenden Gefühlen schlau zu werden…

„Nii-san ist etwas mit dir? Du bist schon den gesamten Nachmittag so still gewesen! Es geht dir doch gut? Ich meine, nicht das du wieder krank wirst. Oder ist es die Hitze?“, Sasuke machte sich Sorgen, stocherte sein Bruder nur gedankenverloren in seinem Essen herum und hatte noch nicht einen Bissen gekostet.
„Es ist nichts! Ich habe nur keinen Appetit. Sicherlich der Hitze wegen… ich hoffe es wird bald kühler!“, leicht seufzte er und fuhr sich über das Gesicht. Er wusste genau, dass es nicht die Hitze war, die ihm den Appetit stahl. Es waren die verwirrenden Gedanken bezüglich Hana und ihrer Reaktion auf seine Einladung. Je länger er darüber nachdachte, je mehr gab er sich die Schuld an ihrer „Flucht“. Er hatte sie mehr oder minder überrumpelt und dies, obwohl er deutlich ihre wirren Gefühle gespürt hatte. Sie war innerlich genauso aufgewühlt, wie er sich in jenem Moment fühlte. Es war einfach verwirrend und allmählich zweifelte er auch an seiner Gabe.
Nie war es ihm schwer gefallen, die Gefühle anderer Menschen zu deuten und zu lesen. Aber Hanas Gefühle waren für ihn ein Rätsel. Noch nie hatte er solche Gefühle gespürt und was noch viel verwirrender war, empfand er dasselbe. Wie sie, war auch er verwirrt und aufgewühlt, sein gesamtes Denken beherrschte sie… Sie!
Er sah auf und zu Sasuke, tat er ihm gegenüber etwas, was er sich geschworen hatte, nie zu tun. Aber er tat es jetzt und las offen Sasukes Gefühle, musste er sich etwas gewiss werden. Sorge, war das vorrangige Gefühl, aber im Hintergrund fand er das, was er eigentlich gesucht hatte… Liebe und Zuneigung. Diese Gefühle kannte Itachi zwar, aber da er sich geschworen hatte, niemals Familie und Freunde zu lesen, hatte er diese Gefühle nie so wahrgenommen.
„Itachi, das ist doch nicht nur die Hitze!“, den gesamten Nachmittag hatte Sasuke das Gefühl gehabt, das sein Bruder mit seinen Gedanken Meilen entfernt war. Itachi hatte sich kaum noch auf das Auspacken der Kartons konzentrieren können und die meiste Zeit grübelnd dagesessen. „Da ist doch noch etwas anderes!“
„Ja, du hast Recht! Da ist noch etwas anderes. Aber dabei kannst du mir nicht helfen. Und solange ich mir selbst nicht ganz im Klaren darüber bin…“, Itachi brach ab und nahm nun doch einen Bissen von seinem Reis mit Gemüsebeilage. Allmählich begann sein Verstand zu begreifen, was im Moment mit ihm war und dies gab ihm noch mehr zum grübeln auf.
„Wieso kann ich dir dabei nicht helfen? Wir wollten doch keine Geheimnisse mehr voreinander haben und nun willst du mich doch wieder ausschließen.“, Sasuke war sauer, das Itachi ihm nichts erzählen wollte, was ihn bedrückte.
„Otouto, ich will dich auf keinen Fall ausschließen… es ist eher, das ich mir selbst erst einmal im Klaren sein will, was ich will. Noch nie stand ich in meinem Leben vor diesem Problem und ich weiß nicht, ob es bezüglich meiner Erkrankung fair wäre, das zu wollen, was meine Gedanken sich anfangen auszumalen…“, seufzend sah er auf sein Essen. Noch immer hatte er nicht wirklich Appetit, aber seine Gedanken auszusprechen, half ihm. Jedoch wollte er gleichsam es auch wieder nicht aussprechen, was seinem Herzen immer deutlicher wurde.
„Geht es um eine Arbeit? Hat Kakashi dir etwa von dem Gesuch Meister Hokages erzählt, wegen der Stelle als Prüfer für die kommende Shunin-Auswahlprüfung? Wenn es das ist, dann kannst du mir das doch sagen. Ich würde mich so sehr freuen, wenn du diese Stelle annimmst. Du könntest dann wieder als Shinobi tätig sein.“, ein Lächeln voller Hoffnung umspielte Sasukes Lippen bei den letzten Worten. Er wollte seinen Bruder so gerne wieder als Shinobi sehen. Was dachte Itachi noch lang darüber nach, war diese Arbeit doch wie für ihn gemacht.
„Oh… ähm… ja, dann sollte ich vielleicht mit Meister Hokage darüber sprechen.“, irgendwie war Itachi froh, das Sasuke in eine ganz andere Richtung dachte, als wie Itachi gedanklich abdriftete. Es war einfach noch zu früh, Sasuke in irgendetwas bezüglich Hana und seinen Gefühlen für sie einzuweihen. Erst wollte er dies für sich selbst geklärt wissen und mit Hana selbst darüber sprechen, eh er seinen kleinen Bruder einweihte.
Aber Sasukes Gedanken und Sorgen schienen die Lösung für ein ganz anderes Problem zu sein. Bislang hatte Itachi nie in die Richtung eines Postens als Prüfer für die Shunin-Auswahlprüfung gedacht, aber so abwegig war der Gedanke gar nicht. Er könnte wirklich wieder als Shinobi tätig sein und sollte in der Tat bald mit dem Hokage darüber sprechen und sich gegebenenfalls für den Posten bewerben.

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