73. A new Sun is born…

Einen Monat zuvor…

Völlig verängstig klammerte sich Any an Leigh und hielt sein Gesicht in ihrer Bluse vergraben. Bei jedem Kanonenschlag zuckte er zusammen und klammerte sich noch fester an ihr fest. Und immer wieder rief er wimmernd nach seinem Vater, war „Dada“ sein erstes Wort gewesen und hatte Ace sehr stolz gemacht. Aber Ace konnte jetzt nicht bei ihm sein und ihn beschützend in den Arm nehmen. Er kämpfte dort draußen an Deck gegen einen gefährlichen Feind, gefährlicher als die Marine und auch gefährlicher als all die anderen Piraten, gegen denen sie je angetreten waren.

„Marco hast du endlich einen Plan, wie wir gegen Blackbeard vorgehen können?“, war Ace etwas ungehalten, das sie bislang eher Planlos auf das Schiff Blackbeards feuerten und sich so einigermaßen fern hielten. „Denn ich bezweifle, dass du meinen Plan gut finden wirst!“, sogleich verzog Marco das Gesicht, war Ace sein Plan mehr als ersichtlich. Mit dem Striker los und hau drauf, einmal sehen was übrig bleibt und nebenbei noch versuchen, Blackbeard persönlich zu erledigen.
„Betrachte deinen Plan eher als Plan B. Aber ich denke, dass wir diesen nicht brauchen werden, denn ja ich habe einen Plan!“, nahm Marco das Sprechgerät der Bandenteleschnecke in die Hand und wählte die Orca und Dolphin an, hätte er zwar auch gern die Beluga mit ins Gefecht geführt, aber sie war zwei Segeltage entfernt und stand daher für diese Auseinandersetzung nicht zur Verfügung.
„Oh, und was ist dein Plan?“, wollte Ace wissen. „Ein taktisches Manöver.“, kam die knappe Antwort, meldeten sich soeben Vista und Curiel.
„Vista, Curiel, wir haben einen Plan. Ihr werdet mit euren Schiffen Blackbeard in die Zange nehmen und unter Kanonenfeuer auf die Oro zu jagen. Vista, du wirst dich Backbord von Blackbeard positionieren, da du als einziger gegen den Wind fahren kannst. Curiel, du beziehst Steuerbord Position. Und sobald ihr in Reichweite seid, Dauerfeuer was die Kanonen hergeben. Die Oro wird auf Abfangkurs gehen, aber sich so positionieren, dass wir außer Reichweite Blackbeards bleiben. Wir haben eine größere Reichweite, daher sollte dies kein Problem darstellen und wir ihn dennoch unter Kreuzfeuer nehmen können.“, Marco hatte in seinem Plan merklich bedacht die Oro Jackson möglichst weit aus der Schussbahn zu ziehen, ohne sie ganz aus dem Gefecht heraus zu lassen. Er tat dies wegen Any und dem Schutz ihres Flaggschiffes. Auch damals mit der Moby Dick sind sie solche Manöver gefahren. Dafür waren die Flaggschiffe nun einmal extra mit weitreichenden Kanonen ausgestattet, sodass sie dennoch immer als das stärkste Schiff in die Schlacht zogen.
„Und du glaubst, Blackbeard wird sich so einfach darauf einlassen? Er kennt all unsere Taktiken und wird doch ahnen, das die Oro am Ende auf ihn wartet und sein Schiff zu Sägespäne verarbeitet.“, wand Ace ein. Zwar war der Plan gut durchdacht und hatte sich schon oft bewährt, aber könnten sie bei Blackbeard wirklich noch mit ihren alten Taktiken punkten?
„Um ehrlich zu sein, geh ich auch davon aus, das er unsere Strategie voraussieht und so feige wie er ist, sich zurückzieht, eh er in unsere Reichweite kommt. Ich denke, was die Orca und Dolphin an Schaden anrichten werden, wird ihm schon ausreichen und er ordentlich daran knabbern.“
„Mhh…“, kam es nur von Ace. Er überließ grundsätzlich Marco die Taktiken bei Schlachten, hatte er mehr Erfahrung darin. Aber wurde es brenzlig, gab es immer noch den Plan B und irgendwie hatte er heute das Gefühl, das dieser Plan mehr als notwendig sein würde.

„Sie wollen uns in die Zange nehmen und uns auf die Oro Jackson zutreiben!“, erkannte Blackbeard die Strategie seiner ehemaligen Bande sofort. „Wie durchschaubar!“, aber auch wenn er die Taktik der Whitebeard-Piraten durchschaut hatte, was nütze ihm dies, wenn sein Schiff über keine sonderliche Feuerkraft verfügte. Er hatte dieses einer anderen Piratenbande abgenommen, war sein Schiff davor, noch wesendlich schlechter ausgestattet und viel zu klein gewesen. Aber er war auch zu geizig in ein neues größeres und besser ausgestattetes Schiff zu investieren, sagte er sich, dass er schon früher oder später ein tolles Schiff erbeuten könnte.

Fast ein Jahr hatte die Blackbeard-Piratenbande gebraucht, um sich von dem Schlag auf der Fischmenscheninsel zu erholen und zurück zu kämpfen. Es hatte sie auf einen Strom direkt in den North Blue gerissen, überstand dies ihr Schiff nur in Einzelteilen. Auf einem größeren Trümmerstück hatte sich Blackbeard festgekrallt, hatten jedoch San-Juan Wolf, Vasco Shot und Avalo Pizarro nicht so viel Glück und wurden von den Fluten der See verschluckt. Wirklich nachtrauern tat Blackbeard ihnen nicht. Es war zwar ein schwerer Verlust, jedoch hatten sie noch nicht wirklich zur festen Crew gehört, bestand seine Bande aus einem zusammengeworfenen Haufen von gewalttätigen Verbrechern. Aber mittlerweile hatte sich Shiryuu als Vize und rechte Hand Blackbeards durchgesetzt, während Catharina Devon sich zur Grandame erhoben hatte. Was sie wollte, bekam sie und es wurde gemunkelt, dass sie für dieses Privileg ihrem Kapitän ganz besondere Dienste zuteil kommen ließ. Aber dies war nur ein Gerücht…
Wie das Pferd Stronger das Desaster auf der Fischmenscheninsel überlebt hatte, wusste niemand. Schnarchend trieb es auf einem Trümmerstück und wurde irgendwann an den Strand einer einsamen Insel getrieben, auf der sich allmählich alle Überlebenden einfanden. Ein Floss war schnell gebaut und die Wut und der Rachewunsch gegen die Whitebeard-Piratenbande groß. Aber der Weg in die Neue Welt war weit und trotz ihrer brutalen skrupellosen Art nicht so einfach. Neben natürlichen Gegebenheiten, hatte auch die Marine so manchen Versuch unternommen, sie aufzuhalten. Ihr Weg war unverkennbar blutig und von Trauer und Leid der geschundenen und gebeutelten Inselbewohner geprägt. Nun waren sie endlich in der Neuen Welt angekommen und fanden sich einer neuen Ordnung gegenüber.
Ace hatte den Platz Whitebeards eingenommen und war nicht Tatenlos geblieben. Es hatte sich eine Allianz gegen Blackbeard gebildet, hatten sich alle Kaiser zusammengeschlossen und vereinbart, alles zu unternehmen, um Blackbeard aufzuhalten. Auch viele Piratenbanden schlossen sich dieser Allianz an, selbst die Samurai der Meere waren in der Allianz vertreten und präsentierten so das Band zur Marine, welche zumindest im Zusammenhang mit Blackbeard zur Kooperation mit den Piratenkaisern bereit waren.

„Käpt’n, was sollen wir jetzt machen?“, wollte Raffit wissen, gefiel ihm die Taktik der Whitebeard-Piraten überhaupt nicht. „Jesus, halte Abstand von der Oro Jackson. Sie hat eine zu große Reichweite und ich will unser Schiff nicht schon wieder verlieren!“
„Aje Käpt’n!“, bestätigte Jesus Barges, während Wan Oger erste Anweisungen an die Crew gab, die Kanonen auf die Schaufelräder der Orca auszurichten. Neben den großen Verbrechern und Führungsleuten, hatte Blackbeard sich auch einige Handlangercrewmann an Bord geholt. Es war für sie eine Schinderei und Qual an Bord der BlackBarge, wie sie ihr Schiff getauft hatten, jedoch blieben sie dennoch, glaubten sie mit Blackbeard auf der Seite der Gewinner zu stehen.

„Er fällt nicht drauf rein, Marco!“, merkte Ace an, während Marco verbissen versuchte, dennoch seine Strategie noch umgesetzt zu bekommen. „Ich weiß… aber…“
„Kein aber!“, fuhr Ace dazwischen. „Wenn er diesen Kurs beibehält, verlieren wir vielleicht die Orca.“
„Ich denke ja schon nach…“, wollte Marco dem Einwand seines Kapitäns bestätigen und ihn auch zurückhalten, aber dort wo Ace eben noch gestanden hatte, war nur noch ein Rauchwölkchen zu sehen, wurde schon der Striker zu Wasser gelassen.
Seufzend fuhr sich Marco über das Gesicht, brauchte er Namur gar keinen Befehl mehr zu geben, folgte der Fischmensch auch so seinem Kapitän.

Schnell jagte Ace über die See und wusste, dass jeder jetzt von ihm ein Flammenmeer erwartete. Eine Feuerfaust, welche das Schiff Blackbeards zerlegen oder einen Feuerring, welcher das Schiff zermalmen würde. Aber Ace hatte etwas ganz anderes im Kopf. Er hatte lang und hart an einer neuen Technik getüftelt und wollte sie nun austesten. Er sah es als beste Gelegenheit an, gab es bei dieser Technik noch so einige kleine Problemchen und es bedurfte einer gehörigen Portion Adrenalin, damit er diese Technik ausgeführt bekam.

„Oh ja, komm zu mir!“, grinste Blackbeard gefährlich, bildeten sich erste dunkle Schwaden um ihn und waberten Ace entgegen. Er fühlte sich siegessicher und Ace wie auf einem Goldtablett präsentiert.
Jedoch genau dies hatte Ace erwartet, sollte seine Attacke lediglich als Ablenkung dienen, damit die Oro Jackson doch noch in Reichweite kommen konnte.
Konzentriert jagte er auf die BlackBarge zu und formte ein Flammengebot aus. Er brauchte dies als Beginn seiner neuen Technik, welche eigentlich eine Weiterentwicklung einer alten Technik war. Kraftvoll zog er die Flammen zusammen und formte den Feuerkaiser, welcher Blackbeard nicht unbekannt war.
„Dummkopf! Dies hat einmal nicht funktioniert, wie soll es da ein zweites Mal funktionieren?“, verhöhnte Blackbeard den Ansatz von Ace, ihm einen neuerlichen Feuerkaiser auf den Hals zu jagen. So formte Blackbeard eine große dunkle Wolke und wollte sie gegen die kleine lodernde Sonne von Ace drängen, aber es ging nicht…
Verwundert musste Blackbeard erkennen, das die Dunkelheit gegen den Feuerkaiser nicht ankam, als umgäbe ein Schutzschild diesen.
„Was zum Teufel…“, fluchte Blackbeard, donnerten im nächsten Moment erneut die Kanonen der Oro Jackson, zerbarst der Vordermast der BlackBarge und krachte donnernd auf das Deck, begrub einige Crewmann darunter und zerschmetterte jegliche Hoffnung auf einen siegreichen Schlag gegen die Whitebeard-Piratenbande.
„Verdammt… Rückzug!“, schmetterte Blackbeard sogleich feige und dennoch wütend den Befehl sich schleunigst aus den Staub zu machen, bestand die Gefahr von der Oro Jackson komplett zerlegt zu werden.
Aber dort war auch noch Ace und der gewaltige Feuerkaiser, welcher sie bedrohte. Schnell jagte Ace auf sie zu und drängte den Feuerball auf ihr Schiff zu, jedoch ließ Blackbeard sich von seinem ersten Rückschlag nicht vollständig entmutigen und versuchte den Ball zurück zu drängen.
Ace gab alles, um die Kraft des Feuerkaisers vollkommen gegen Blackbeard zu richten und dabei sein Haki als Schild gegen die Dunkelheit dazwischen zu platzieren. Aber dies war gar nicht so einfach und zerrte stark an seiner Kraft. Er hatte die Technik des Feuerkaisers erst einmal vollkommen ausgeformt und war damals gescheitert. Und ihm wurde auch jetzt klar, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte, war seine neue Technik des gleißenden Feuerkaisers noch nicht ausgereift und stark genug. So war Blackbeard abwehren und zum Rückzug zu zwingen, mit möglichst größten Schaden an der BlackBarge, der letzte Gedanke von ihm. Mit letzter Kraft schleuderte er den Feuerkaiser von sich und wendete den Striker.
Längst hatte die BlackBarge beigedreht und war durch ihren verlorenen Masten langsamer und schwerer zu manövrieren. Und dennoch gab es keinen Sieg für die Whitebeard-Piraten…
Ace wurde schwindelig, sackte er in die Feuerschale seines Strikers und atmete schwer. Er konnte nicht mehr, hatte sich vollkommen verausgabt. Er sah nur noch wie die BlackBarge mehr und mehr auf Abstand ging und feige davon jagte, während die Oro Jackson nun Kurs auf ihn hielt.
„Ace, bist du okay?“, fragte im nächsten Moment Namur, tauchte er neben dem Striker auf und sah besorgt seinen Kapitän an. „Ja, ich bin nur völlig erledigt!“, legte Ace seinen Kopf auf dem Rumpf seines kleinen Bootes ab und ließ sich von Namur zurück zur Oro ziehen.

„Ob es vorüber ist?“, fragte Leigh ihre Schwester, wusste Silly dies jedoch auch nicht. Seit einer gefühlten Ewigkeit war es ruhig, feuerten keine Kanonen mehr und auch das Feuer der Orca und der Dolphin war verstummt. „Es ist zu ruhig! Bestimmt ist es vorbei! Aber wir warten, so wie immer!“, es war normal, das Ace nach einem Kampf zu Leigh und Any kam und vor allem seinen Sohn beruhigte. Dem Kleinen machte das Donnern der Kanonen Angst, wusste Ace dies und ließ ihn daher nach einer Schlacht nie lang warten.
„Doc… Chester braucht dich auf der Orca.“, kam Haruta und bestätigte, dass der Kampf vorbei war. „Haruta, ist Ace noch auf der Brücke?“, fragte Leigh sogleich, hatte Any sich noch nicht beruhigt und brachte all seine Kraft auf, um sich fest an sie zu klammern. „Er war mit dem Striker im Gefecht und ist noch nicht zurück an Bord.“
Als Leigh an Deck kam, lag noch immer ein Hauch von Schießpulver und verbranntem in der Luft. Sie konnte sehen, dass die Orca einiges an Schaden genommen hatte und auch die Dolphin hatte deutliche Kampfspuren, jedoch wenigsten war die Oro unbeschadet geblieben, war sie zu keiner Zeit in bedrohliche Reichweite der BlackBarge gekommen.
„Any sieh, da ist Papa!“, deutete sie auf den Striker, welcher gerade an Deck gezogen wurde „Und er hat es wohl mal wieder übertrieben!“, murmelte sie eher zu sich, als sie ihn völlig erschöpft in der Feuerwanne liegen sah.
„Dada!“, fiepte der Kleine sogleich und streckte seine Ärmchen nach seinem Vater aus. Als wäre dies ein Powerschub, hob Ace seinen Kopf und lächelte, als er Leigh und Any entdeckte. Und dennoch war ihm seine Erschöpfung anzumerken, als er aus dem Striker kletterte und sein Mädchen und seinen Sohn in seine Arme schloss.
„Es ist vorbei. Blackbeard ist feige geflohen und so schnell werden wir ihn hoffentlich nicht wiedersehen.“, sprach Ace beruhigend, war es mehr als spürbar, das Any sich entspannte. Er kuschelte sich an die Schulter seines Vaters und gähnte herzhaft, hatte er durch die Aufregung seinen Mittagsschlaf verpasst.
„Leigh, ich glaube, du solltest deine Männer ins Bett bringen, eh sie uns hier an Deck noch stehend einschlafen.“, trat Marco an sie heran und klopfte Ace respektvoll auf die Schulter. „Das war also der Feuerkaiser! Beeindruckend!“, merkte er noch an, eh Ace sich bereitwillig unter Deck in seine Kajüte und Koje bringen ließ.

„Marco, hast du gewusst, das Ace dies vor hatte?“, fragte Jozu und auch alle anderen waren neugierig, wann Ace diese Attacke wohl erlernt hatte. „Nein! Ich wusste es nicht und ich hatte bis dato den Feuerkaiser auch noch nie gesehen. Er hatte mir erzählt, dass er eine Sonne formen kann und diese bereits einmal gegen Blackbeard gerichtet hatte. Aber das war gewaltig und anders, als er es mir erzählt hat. Er hat seine Technik wohl weiterentwickelt.“