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Jan 13 2011

IceBluemchen

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05. Tratschende Elben

Ich ging in Richtung Stallungen, wollte endlich meinen versprochenen Ausritt wahrnehmen. Legolas war nur einen Schritt hinter mir und grübelte über unsere Abmachung nach. Die Stallungen waren nicht mehr weit, als er neben mich schritt und plötzlich meine Hand ergriff. Ich erschrak und wollte sie ihm wieder entziehen, doch er hielt sie weiter fest in seine und lächelte mich schelmisch an.
Schon waren wir bei den Stallungen und alle Elben wandten den Blick zu uns und auf unsere Hände. Jetzt begriff ich. Legolas wusste wie sie reagieren würden, wenn er mit mir Händchen hielt und das sich wahrscheinlich dies wie ein Lauffeuer rumsprechen würde.
Tratschende Elben! Ich fasse es nicht.
Ich musste über diesen Gedanken schmunzeln, ja musste mich gar zusammen reißen, das ich keinen Lachkrampf bekam. Legolas schaute mich irritiert an. „Was ist?“ Fragte er, aber ich schüttelte nur grinsend den Kopf. „Nichts!“
„Mhh, für nichts, ist es aber wohl sehr komisch!“ Merkte er an und ich musste mir auf die Unterlippe beißen, damit ich nicht losjohlte.
„Ich habe mir grad tratschende Elben vorgestellt!“ Flüsterte ich ihm zu, denn ich traute mich nicht, es lauter auszusprechen. Hatte ich doch etwas angst, das mich die Anderen hören konnten.
„Ja unglaublich, aber war!“ Murmelte Legolas und musste sich dann selbst ein Lachen verkneifen.
Er führte mich zu einer kleinen Koppel, auf der Kimo und noch ein schwarzer Hengst standen. Als sie Legolas sahen, kamen sie sofort auf ihn zu und begrüßten ihn mit einem Stupsen an der Schulter. „Das ist Rasan!“ Stellte mir Legolas den schwarzen Hengst vor. „Er ist Kimos Gefährte und mein Freund!“ Ich wollte Rasan über der Nase streicheln, doch Legolas hielt mich zurück. „Nicht, er ist sehr eigen. Wenn er nicht kennt, lässt er nicht an sich heran.“ Er nahm meine Hand und führte sie nun. Langsam näherten wir uns Rasans Nase, dabei sprach er irgendetwas auf elbisch, das ich nicht verstand, aber es wirkte auf Rasan beruhigend. Als meine Finger sein Fell berührten, war ich über dieses samtene Gefühl erstaunt. So ein samtenes Fell hatte ich noch bei keinem Pferd gespürt. Rasan lies meine Berührung über sich ergehen, aber ich fühlte, das er dies nur tat, weil Legolas meine Hand führte. So zog ich meine Hand wieder weg, um ihm nicht weiter zu belästigen.
„Können wir in die Elbensiedlung reiten?“ Fragte ich nun und schaute Legolas hoffnungsvoll an, aber er schüttelte verneinend den Kopf. „Ich muss nachher noch zu einer Besprechung. Einen Ausritt zur Elbensiedlung würden wir nicht schaffen. Du würdest nicht alles sehen können. Wir sollten heute im Garten und auf den Weiden bleiben und können ja morgen zur Elbensiedlung reiten!“ Ich nickte und strahlte. „Das ist ein Versprechen!“ Sagte ich und wand mich dann an Kimo. Sie war eine sehr ausgeglichene Stute. Sie genoss meine Streicheleinheiten. Legolas kletterte über den Zaun und schwang sich mit einem Satz auf Rasan. Der Hengst blieb dabei ganz ruhig, es war sehr gut zu sehen, das er seinen Herren liebte und ihm nie Schwierigkeiten bereiten würde. „Kommst du?“ Fragte er mich und setzte eine ungeduldige Mine auf. „Ohne Zügel und Sattel?“ Entgegnete ich unsicher. Ihm schien es ja egal zu sein, aber ich fühlte mich ohne Zügel und Sattel unwohl. Er zeigte auf den Stall und sagte, das ich direkt neben der Tür Zügel finden würde. Für einen Sattel müsste ich aber erst den Stallmeister fragen, da diese in einer Kammer aufbewahrt wurden und selbst Legolas sich da nicht einfach bedienen durfte. Ich entschloss mich daher, das nur Zügel ausreichen mussten. Nachdem ich sie geholt und Kimo angelegt hatte, schwang auch ich mich aufs Pferd. Bei mir wirkte es nur nicht so elegant wie bei Legolas. Na ja, das hat es umsonst. Hauptsache ich saß endlich auf einem Pferd!
Wir ritten erst im Garten eine große Runde. Er erklärte mir hier und da etwas über die Bäume oder Büsche oder Blumen. Ich genoss den Ausritt sehr und war daher sehr traurig, als Legolas uns zurück zu den Stallungen führte. „Ich muss mich jetzt leider verabschieden! Du kannst aber gerne hier noch auf der großen Weide reiten.“ Ich nickte und schon wand er sich ab und lief den Kiesweg Richtung Schloss. Ich schaute ihm noch nach, bis er hinter der Biegung verschwand, dann drehte ich noch eine große Runde auf der Weide, aber es machte irgendwie ohne Legolas keinen Spaß. So brachte ich Kimo wieder auf ihre kleine Koppel zu Rasan und ging zum Schloss. Unterwegs überlegte ich, was ich nun bis zum Abendessen mit mir anfangen sollte und entschied mich dafür, die Bibliothek zu stürmen.
Gedacht getan, stand ich auch schon in der Bibliothek und wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte. Der Raum war riesig und voller Regale mit Büchern und Karten. Ich schaute mich etwas um, aber die meisten Titel konnte ich nicht verstehen. Mein elbisch war echt schlecht! Aber dann fand ich ein Kinderbuch mit kurzen Geschichten. Leichte Lektüre die meine Elbischkenntnisse wohl nicht übersteigen sollten. Ich setzte mich an einen Tisch und schlug das Buch auf. Mhh… ich konnte etwas verstehen, aber wiederum auch wieder nicht. Ich musste mir teils die Zusammenhänge denken zwischen den Worten die ich verstand und denen die mir unbekannt waren.
Ich war so in dem Buch vertieft, das ich erschrak, als ich plötzlich meinen Namen neben mir flüstern hörte. Legolas stand neben mir und schaute über meine Schulter, was ich da so konzentriert las. „Ein schönes Buch, doch bist du dafür nicht etwas zu alt?“ Neckte er mich. Ich verdrehte die Augen, schlug es zu und wollte es ins Regal zurückbringen. Er nahm mir das Buch jedoch aus der Hand und legte es auf einen großen Stapel. „Die Bibliothekarin wird es zurückstellen. Komm es ist Zeit für das Abendessen!“ Ich wand mich der Tür zu und wäre am liebsten im Boden versunken. Da standen Thranduil, mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, mein Vater, ebenfalls lächelnd, und Jolan mit seinem komischen Gesichtsausdruck, der mich erschaudern lies. Legolas nahm demonstrativ meine Hand und zog mich zu den Drei hinaus. Thranduils Lächeln wurde noch zufriedener, das meines Vaters aber wirkte nun eher gequält und Verwunderung lag auf seinem Gesicht. Er bewarte die Haltung, doch irgend etwas störte ihn, nur wollte er dies nicht offen zeigen. Gemeinsam gingen wir zum Speisesaal. Immer wieder schaute Jolan zu uns hinüber, was mir überhaupt nicht behagte. Ich umklammerte Legolas Arm und versteckte mich halb dahinter. Legolas Gesicht konnte ich nicht sehen, aber Jolan wand sich nun ab und zog dabei ein Gesicht, wie drei Tage Regenwetter. Am Tisch des Königs konnte ich leider nicht neben Legolas sitzen. Es gab an dem Tisch einen Sitzordnung, die nur der König aufheben konnte. Thranduil bot meinem Vater rechts neben sind den Platz an und Legolas setzte sich links neben seinen Vater. Doch der nächste Platz war schon von Jolan besetzt und so setzte ich mich neben meinen Vater. Sogleich wurde uns Essen aufgetragen und unsere Becher mit Wein und Wasser gefüllt. Ich wollte gerade anfangen zu essen, als mich Legolas plötzlich frage: „Minuil, möchtest du morgen mit mir einen Ausflug in die Elbensiedlung unternehmen?“ Hää, das war doch schon abgemacht, schoss es mir in den Kopf. Doch als ich Thranduil sah, wusste ich wieder, warum er mich jetzt öffentlich fragte. Also legte ich mein schönstes Lächeln auf und nickte. „Gerne! Darf ich auch wieder auf Kimo reiten?“ Fügte ich noch hinzu, immer Thranduil und meinen Vater im Augenwinkel. Thranduil schienen recht angetan davon zu sein, das Legolas mir den Hof machte und ich seinem Werben nachgab. Mein Vater verzog keine Miene. Keine Ahnung was er darüber dachte, aber er schien nichts dagen zu haben, denn er schwieg. „Natürlich! Solange du hier bist, gehört sie dir!“ Ich strahlte übers ganze Gesicht, doch dann vernahm ich Jolans Honigstimme. „“Minuil Liebste, möchtest du nicht viel lieber Morgen an den Fluss zum schwimmen. Bei diesem schönen Wetter, wäre ein Ausflug an den Fluss doch wesentlich interessanter!“ Er hatte ein verführerisches Lächeln aufgelegt, mit dem er wahrscheinlich jedes Herz erweichen könnte. Nur meines nicht. Auf mich hatte dieses Lächeln überhaupt keine Wirkung. „Danke,…“ Setzte ich an und Jolan fing an zu strahlen, nur um im nächsten Moment ein Gesicht zu machen, das er wohl noch nie gemacht hatte. „… aber ich habe den morgigen Tag schon Legolas versprochen!“ Jolans Gesichtsausdruck war umwerfend. Er hatte wohl noch nie eine so offene Abfuhr kassiert. Ich genoss dies und setzte noch eines drauf. „Legolas, ich habe übermorgen noch nichts geplant. Könnten wir da nicht schwimmen gehen?“ Jolan hatte mühe seine Beherrschung zu bewaren, während Legolas hastig seinen Bissen runterschluckte und mir dann Antwortet. „Klar, sehr gerne! Ich kenne eine schöne kleine Bucht, wo wir schwimmen können!“ Das war wahrscheinlich der gleiche Ort, an den mich Jolan führen wollte. „Aber…!“ setzte Jolan an, doch dann unterbrach ihn Thranduil barsch. „Jolan, Minuil möchte nicht! Bitte respektiere dies!“ Thranduils Wort war Befehl und Jolan lies es. Er brummte irgendetwas unverständliches in sich hinein. Legolas musste es aber verstanden haben, denn er kicherte in sich hinein, wofür er einen finsteren Blick von Jolan kassierte. Die restliche Zeit verbrachte ich zuhörend. Mein Vater unterhielt sich mit Thranduil über irgendwelche Verträge zwischen Rohan und Düsterwald. Jolan aß Zähneknirschend sein Mahl und schwieg sonst und auch Legolas schwieg. Mit wem sollte er sich auch unterhalten. An eine Unterhaltung mit mir war nicht zu denken, wenn unsere Väter dazwischen saßen, die jedes Wort auf die Goldwaage legen würden.
Als wir fertig waren, gestattete uns Thranduil aufzustehen und ich zog mich in mein Zimmer zurück. Legolas begleitete mich bis zur Tür, dicht gefolgt von Jolan. Er hatte leider den gleichen Weg. An meiner Tür nahm Legolas meine Hand und hauchte mir einen leichten Kuss auf den Handrücken. Ein kribbeln durchfuhr mich und ich errötete. Jolan verdrehte die Augen und schaute genervt zur Seite. Irgendwie hatte es doch was, das Legolas um mich warb und Jolan dadurch so zu sehen. „Guten Nacht, Minuil!“ Flüsterte Legolas und wollte sich zum gehen abwenden, doch ich hielt seine Hand fest und zog ihn wieder zu mir. Er lächelte, denn auch er hatte Jolans Reaktion gesehen, und zog mich ganz nahe an sich. Zärtlich hauchte er einen Kuss auf meine Lippen und auf Jolans Reaktion brauchten wir gar nicht weiter warten. Wütend stampfte er an uns vorbei, brummelte wieder etwas unverständliches in sich hinein und verschwand im nächsten Gang.
Ich musste anfangen zu lachen. „Dieses Gesicht war es 1000 mal wert!“ prustete ich und auch Legolas musste lachen. „Stimmt! Das hat was, ihn so zu ärgern!“ Stimmte Legolas mir zu. Er hatte also auch sichtlich spaß daran, Jolan zu ärgern. Doch dann riss er sich wieder zusammen und auch ich faste mich wieder. „Gute Nacht!“ Hauchte ich und öffnete meine Tür um in mein Zimmer zu gehen. „Schlaf gut!“ Hörte ich noch Legolas sagen und dann ging er und ich war alleine in meinem Zimmer.

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