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Jan 13 2011

IceBluemchen

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04. Gedankenblitz

Legolas sah traurig und bedrückt aus. Er hatte seine Arme um seine Knie geschwungen und sein Kopf ruhte auf ihnen, mich anschauend.
„Und dein Vater will dich jetzt wieder verkuppeln?“ Frage ich gerade heraus.
„Vielleicht!“ Antwortete er nur knapp und schaute gedankenverloren auf den Teich.
„Vielleicht? Hat er noch keine Kandidatin?“
„Das weis ich nicht! Aber ich glaube, er hat schon wieder eine ins Auge gefasst. Doch egal wer sie ist, ich werde sie nicht lieben. Ich weis nicht einmal, ob ich sie mögen werden.“ Ich schaute ihn mitleidig an. Er wirkte so niedergeschlagen. Wie konnte sein Vater dies nur tun? Warum merkte er nicht, das er seinen Sohn so nicht glücklich machen konnte.
„Und was wirst du tun, wenn er eine hat?“ Er seufzte und schaute wieder zu mir.
„Diesmal werd ich mich nicht davon stehlen können. Arie würde mir das nie verzeihen, wenn ich nicht auf ihrer Hochzeit erscheine. Dieses mal werde ich mich wohl in mein Schicksal fügen müssen.“ Ich schüttelte den Kopf und verzog die Brauen zu einer nachdenklichen Mine.
„Aber du kannst ihr doch einfach erklären, das du sie nie lieben wirst und das es somit nichts wird!“ Das müsste doch gehen. Sie müsste doch mit sich reden lassen und es verstehen. Doch Legolas schüttelte den Kopf und sein Gesicht wurde noch bedrückter.
„Nein, Vater würde dies nicht dulden. Er gab mir klar zu verstehen, das er es dieses mal ernst meint. Ich kann sie nicht abweisen. Nicht so schnell jedenfalls. Vielleicht kann ich sie in ein paar Jahren zurückweisen. Aber selbst dann weis ich nicht, was Vater machen wird.“ Ich konnte Thranduil nicht verstehen. Warum wollte er Legolas dazu zwingen eine Gefährtin zu nehmen.
„Entschuldige! Aber ich verstehe deinen Vater einfach nicht! Wie kann er sich das herausnehmen und dich zu etwas zwingen!?“ Platzte es aus mir heraus. Das musste einfach raus. Ich brauchte eine Antwort auf diese Unglaublichkeit.
„Er ist es nun mal Leid. Leid das Gerede zu hören. Leid wie sie über mich reden und mich anschauen.“ Er schaute mich eindringlich an: „Was würdest du denken, wenn ein Mann seit Jahrhunderten lebte ohne je eine Frau auch nur ansatzweise nahe zu kommen?“
Ich starte ihn erschrocken an. Das war eine Antwort und eine Frage, auf die ich nicht gefasst war. Was würde ich denken? Was dachte ich über ihn? Was meinte er? Gedanken rasten durch meinen Kopf und es waren Gedanken dabei, die in unvorstellbare Möglichkeiten endeten.
„Ich weis nicht…!“ Stammelte ich: „Es wäre komisch. Nicht richtig. Glaube ich!“ Legolas nickte und ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Siehst du. Auch du hast solche Gedanken. Doch du bist unsicher. Du weis das es nicht so ist.“ Wusste ich das wirklich? Die Möglichkeit war doch greifbar, das Legolas kein Interesse an Frauen hatte, weil er sich vielleicht in einer unmoralischen Art und Weise eher zu Männer hingezogen fühlte. Doch nein! Er sagte es ja, das es nicht so ist. Aber was ist dann mit ihm?
„Mein Vater ist es so Leid. Es tut ihm weh, das so über mich geredet wird. Und er weis, das es auch mich verletzt. Manchmal wünscht er sich, ich hätte etwas von Jolan…“
„Jolan?“ Warf ich fragend ein.
„Ja Jolan! Der geborne Frauenheld. Er bekommt sie alle.“ Er schüttelte missbilligend den Kopf. Er schien diese Art von Jolan nicht zu mögen.
„Oh nein!“ Rief ich aus und schüttelte abwehrend den Kopf. „Mich würde Jolan nie rumkriegen!“ Mir lief ein Schauer bei dem Gedanken den Rücken hinunter. Jolan und Ich? Niemals… bäh!
„Oh doch! Auch dich würde er rumkriegen. Er hat ja sogar schon ein Auge auf dich geworfen. Wenn du dich an das Essen vor 3 Tagen erinnerst.“ Oh ja, daran erinnerte ich mich. Legolas war der muffelig Elb, der dazu verdonnert wurde, mir das Schloss und Umgebung zu zeigen und Jolan machte daraufhin eine Bemerkung, das ich ihm jederzeit willkommen wäre. Damals fühlte ich mich schon nicht wohl dabei und jetzt wusste ich, das ich Jolan nicht mochte!
„Nein!“ Stieß ich entschieden hervor: „Bevor Jolan das wieder zu versuchen wagt, würde ich lieber…“ Ich stockte. Ein Gedankenblitz schoss in mein Bewusstsein. Ein Gedanke, wie ich Jolan von mir fern halten und gleichzeitig Legolas helfen konnte.
„Was?“ Fragte mich Legolas: „Was würdest du lieber? Davon laufen? Das würde ich jedenfalls an deiner Stelle tun!“ Er lächelte nun verschmitzt, da er aus meiner Reaktion heraus lass, das ich Jolan wohl nicht mochte.
„Ich würde nicht davon laufen! Ich würde…“ Ich lief rot an und konnte ihn nicht weiter ansehen.
„Was? Was würdest du?“ Bohrte er nach. Es war deutlich Ungeduld in seiner Stimme zu hören. Ich schloss die Augen und meine Stimme war nur ein flüstern.
„Ich würde vorgeben, das ich lieber mit dir zusammen sei!“ Ich wagte es nicht ihn jetzt anzuschauen. Sicherlich war er über diesen Gedanken bestimmt erschrocken und gleich würde ich eine Abfuhr kassieren. Doch nichts dergleichen kam. Keine Antwort, nur schweigen. Langsam wand ich mich zu ihm und schaute verlegen. Legolas starte mich an, doch sein Blick war in weiter Ferne. Er war total in Gedanken versunken. Dann wollte er zu einer Antwort ansetzen, doch lies es wieder. Dann aber doch…
„Das ist interessant!“ Meinte er. Interessant? Bitte? Das wäre die Lösung für sein Problem, dachte ich. „Das kann ich aber nicht tun. Es wäre nicht richtig!“ Wie bitte? Nicht richtig? „Also soll ich lieber davon laufen, wenn Jolan mir das nächste mal den Hof macht, oder? Nein! Es wäre die Lösung für uns beide! Jolan würde es nicht wagen, mir weiter den Hof zu machen, wenn du mir den Hof machst. Und dein Vater würde aufhören dich verkuppeln zu wollen. Er würde ja sehen, das du dich selbst um eine Frau bemühen kannst!“ Legolas schüttelte den Kopf und legte eine Hand an seine Schläfe.
„Minuil, Jolan würde nicht aufhören dir den Hof zu machen. Ihm wäre es egal, was ich mache. Es war ihm schon immer egal, Nebenbuhler zu haben. Das spornt ihn nur noch eher an.“ Entgegnete er mir, aber so schnell gab ich nicht auf. Wenn es mir schon nichts bringen würde, dann aber vielleicht ihm. „Aber dein Vater würde aufhören oder?“ Fragte ich mit zuversichtlicher Stimme. Er nickte: „Ja! Vater würde aufhören. Es wäre dann nicht mehr notwendig!“
„Na also, dann ist es beschlossen!“ Ich stand auf und wollte gehen.
„Nein! Nichts ist beschlossen! Das kann ich nicht tun. Ich kann…“ Ich drehte mich um und schaute ihn etwas angesäuert an.
„Was? Magst du mich denn nicht? Du sollst mir doch nur den Hof machen. Du sollst mich doch nicht gleich heiraten!“ Das hatte gesessen. Legolas starte mich mit offenen Mund an.
„Und mit Jolan werde ich schon klar kommen! Wenn er mir zu aufdringlich wird, werde ich einfach deinen Vater darum bitten, ihn an die Leine zu nehmen. Schließlich machst du mir ja jetzt den Hof und das sollte doch im Interesse deines Vater sein.“
Legolas musste drüber lächeln.
„Ihr seit ganz schön ausgefuchst für eure Jugend. Minuil, Pferdeherrin von Rohan!“ Sein Lächeln wurde breiter. Es war seine Zustimmung.

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