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Jan 13 2011

IceBluemchen

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02. Mhh, lecker!

Während Legolas mit mir Frühstück aß, fragte er mich aus, was ich mir anschauen wolle und was wir uns eher sparen können. Groß war die Auswahl nicht… Schloss, Garten, Elbensiedlung und ein kleiner Teil des Düsterwaldes standen auf der Liste. Ich entschied mich für eine Schloss und Garten Tour.
Der Rundgang durch das Schloss ging recht schnell. Hier gab es zwar viele Räume die mich sehr interessierten, aber diese wollte ich lieber alleine erkunden, ohne neugierige Blicke. Vor allem die Bibliothek behielt ich im Hinterkopf.
Nach unserem Schlossrundgang traten wir schließlich ins Freie. Geblendet von dem plötzlichen Sonnenlicht fing ich an zu blinzeln und übersah dabei leider die Stufen, die hinab in den Garten führten. Ich stolperte, taumelte und fiel… in letzter Sekunde packte mich Legolas am Arm, zog mich zurück und ich knallte direkt gegen seine Brust. Wie erstarrt stand ich nun da, meine Arme ihn fest umklammernd und mein Gesicht direkt an seiner Brust. Ich spürte förmlich, wie mein Gesicht feuerrot wurde und ich meine Augen immer weiter aufriss. Schnell stieß ich von ihm weg und schaute verlegen zu Boden.
„Oh, entschuldige!“ Murmelte Legoals und schaute nun ebenfalls verlegen zu Boden.
Ich lief noch rot an, sofern dies überhaupt von möglich war, und zupfte an meinem Kleid herum… warum entschuldigte er sich denn? Ich war hier doch der Bauerntrampel, der noch nicht mal einen Fuß vor den anderen setzen konnte.
„Ist doch nicht eure Schuld. Ich war doch der Tollpatsch. Ich hätte aufpassen müssen!“ Brachte ich hervor und zupfte weiter an meinem Kleid rum.
„Seid nicht so hart zu euch, Minuil.“ Legolas sah mich amüsiert an. „Aber vielleicht solltet ihr aufkören, an eurem Kleid rumzuziehen, es lösen sich schon die Bänder!“ Ich Schaute schnell nach ihnen und tatsächlich war eines schon fast aufgezogen. Schnell band ich es neu und prüfte auch die anderen Bänder, doch diese waren noch alle Fest.
Nun wollten wir weiter gehen. Legolas bedeutete mir, ich solle mich bei ihm einhaken, nur für den Fall, dass ich noch mal „so schwach auf den Beinen“ wäre. Ich musste dann doch grinsen. Ein Elb, der Sinn für Humor hatte. Gab es so was überhaupt? Anscheinend hatte sich Legolas seine Laune etwas gebessert.
Beherzt nahm ich also sein Angebot an und hakte mich ein. Der Elb sah zwar zierlich aus, doch sein Griff war ganz schön hart… noch mal würde ich bestimmt nicht den freien Fall nach vorne üben.
Der Garten stellte sich schnell als riesige Parkanlage heraus und diese war einfach wunderschön. Bei meiner Ankunft hatte ich anscheinend nur einen sehr kleinen Teil von ihm gesehen. Die Pracht, die sich meinen Augen bot, war einfach unglaublich. Überall Bäume, mit Blättern von hellgrün bis golden, die sonderbarsten Blumen und Büsche voll behangen mit köstlich aussehenden Früchten und den schönsten Blüten.
„Wo bringt ihr mich denn hin?“ Fragte ich nach einer Weile, nachdem Legolas mich zielstrebig durch den halben Schlosspark geführt hatte.
„Das werdet ihr schon noch sehen. Ihr Menschen seid immer so ungeduldig.“ Erwiderte er knapp. Ja, wenn wir Menschen wie die Elben unsterblich wären, dann hätten wir sicherlich auch keine Eile, dachte ich zynisch. Ich stapfte neben ihm her bis -
„Oh, ist das etwa…?“ Staunend blieb ich vor einem großen Baum stehen, der über und über mit silbernen Blättern bedeckt war. Fast schon schien er zu leuchten und zu glühen. Ein gewisser Zauber ging von ihm aus, man spürte die Anmut und die Weisheit der alten Völker.
„Ja, das ist ein Baum aus Lothlórien. Vor vielen hundert Jahren wurde er hierher gebracht und eingepflanzt und er mahnt uns jeden Tag, das Andenken der Vorfahren zu ehren, die ihn den weiten Weg hierher gebracht haben.“ Fast schon zärtlich fuhr Legolas über die schimmernde Rinde des Baumes, wobei es den Anschein hatte, als schimmerte ein Licht ausgehend vom Baum durch die Haut des Elben hindurch und eine Aura silbernen Scheins ihn zu erfüllen.
„Aber das war es nicht, was ich euch zeigen wollte. Kommt mit.“ Legolas eilte leichtfüßig weiter und ich hatte zusehends Schwierigkeiten, ihm zu folgen. Schließlich blieb er stehen und ich fragte atemlos: „Und?“ Was war es denn jetzt, was er mir unbedingt zeigen musste?
Wir standen vor einem großen Gebäude und Legolas zog nun schwungvoll das Eingangstor auf. Ein wohlbekannter Geruch stieg mir in die Nase. Frisches Heu und Ausdünstungen warmer Pferdekörper!
„Wie ich hörte, sind die Pferde die besondere Leidenschaft der Menschen aus Rohan. Deswegen habe ich gedacht, die Stallungen könnte euch interessieren.“ Meinte Legolas leichthin. Er wusste gar nicht, welch große Freude er mir gemacht hatte! Wenn ich hier etwas vermisste, dann waren es tatsächlich die Pferde Rohans. In ganz Mittelerde waren sie wegen ihrer edlen Rasse und ihrem Mut bekannt. Nicht umsonst nannte man unser Volk auch die „Pferdeherren“. Jedoch hatte ich meine Stute Schneewind in Edoras zurücklassen müssen, da sie trächtig war.
Begeistert stürmte ich in den Stall und bestaunte die Pferde, die in den einzelnen Boxen standen. Hier gab es die unterschiedlichsten Pferd. Reitpferde und Kutschpferde. Braune, Schwarze, Weis, Gescheckte und Schimmel. Dort waren auch die Pferde, mit denen wir von Rohan hierher geritten waren. Sie erkannten und begrüßten mich mit einem Nicken, denn die Mearas waren nicht nur schnell wie der Wind und zäh wie keine andere Rasse, sie waren auch intelligent.
„Wenn ihr wollt, könnt ihr euch auch eines der Pferde aussuchen und ausreiten, um euch hier die Zeit bis zur Hochzeit zu vertreiben.“ Schlug Legolas vor, der mich beobachtete, wie ich mit leuchtenden Augen von Pferd zu Pferd ging und auch die elbischen Pferde begutachtete.
„Ich danke euch. Welches ich möchte?“ Ein wahrer Lichtblick.
„Ja, egal welches.“
„Hm, dann hätte ich gerne dieses hier!“ Ich deutete auf ein schneeweißes Pferd, das meiner eigenen Stute zum Verwechseln ähnlich sah, außer dass es elbischer wirkte – also leichtfüßig, elegant und ein klein wenig überheblich. So wirkten die Elben auf mich wirklich.
„Ausgezeichnet! Das ist Kimo. Eines der besten und schönsten Pferde des Stalles… Und mein ganzer Stolz. Ihr habt ein gutes Gespür.“ Legolas strich der Stute liebevoll über die Mähne ohne eine Reaktion auf meine Mine zu geben. ‚Sein ganzer Stolz!’ dachte ich und ärgerte mich etwas, das ich ausgerechnet sein Pferd am schönsten fand. „Wollt ihr direkt ausreiten oder sollen wir unseren Rundgang noch zu Ende führen?“ Erkundigte er sich dann.
„Ehrlich gesagt wäre mir das Ausreiten lieber, wenn es euch nichts ausmacht. Natürlich nur…“, setzte ich hastig hinzu. Nachher sah es noch so aus, als würde ich den Prinzen von Düsterwald wegen eines Pferdes sitzen lassen.
„Natürlich nicht…“ Anhand seiner ausdruckslosen Mine konnte ich nicht erkennen, ob ich ihm nun vor den Kopf gestoßen hatte oder nicht. Aber egal, ich war erst mal selig bei dem Gedanken an einen Ausritt.
Auf dem Weg zurück zum Schloss, wo ich mir noch meine Reitkleidung anziehen musste, hielt Legolas mir einen Prolog über Sicherheitsmaßnahmen, die ich zu beachten hätte: Nicht zu weit reiten. Wenn möglich im Park bleiben oder auf der großen Koppel. Wenn überhaupt außerhalb der Mauern, dann nur auf befestigten Wegen, da man nie wissen konnte, was sich im Düsterwald für Kreaturen herumtrieben. Und nicht in die Elbensiedlung ohne Begleitung!
Seine Ratschläge rieselten an mir herunter, ich schlenderte ein Stückchen hinter ihm her und war viel interessierter an den Büschen, die voll mit Beeren hingen. Schon auf dem Hinweg war mir das Wasser im Munde zusammengelaufen. Die roten, prallen Beeren sahen schon so lecker aus. Ich blieb an einem Busch stehen und zupfte eine Beere ab.
„Mhh, sagt, kann man die essen, Legolas?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, stopfte ich mir die Beere in den Mund. Köstlich! Ein süßer und doch zugleich saurer Geschmack traf mich. Während ich schluckte, sah ich aus dem Augenwinkel, wie Legolas mit entsetztem Gesicht auf mich zu stürmte und „NEIN!“ rief. Was hatte er denn? Das schmeckte doch so gut und mir war auch so wohlig warm. Na gut, eigentlich heiß. Mann, warum schwitzte ich denn auf einmal so? Schwindel? Wieso das denn? Mir wurde schwarz vor Augen.

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