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Jun 02 2012

IceBluemchen

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70. Momente die alles verändern (Teil 2)

„Kanntest du sie?“, Garps Blick war unverändert fragend, klang er aber auch ein wenig betrübt.
„Kannte?“, fragte Ace verwirrt, war es allein aus dem Steckbriefinformation mehr als offensichtlich das er sie kannte. „Sie und ihr großer Bruder waren damals Mitglied meiner Spade-Bande. Aber dieses Leben auf dem Meer entsprach nicht ihrem Traum, daher hat sie die Spade auf dem Sabaody Archipel verlassen und dort eine kleine Bar mit Gasthaus eröffnet. Ich habe sie erst vor knapp einem Jahr dort getroffen. Also was heißt hier, kannte?“
„Sie ist Tot!“, antworte Garp ernst und ließ seinen Kopf hängen. „Sie kam kurz nach deinem Tod zu mir…“, er schluckte. Er war so froh, Ace lebendig und unversehrt vor sich sitzen zu haben, dankte er dem Schöpfer für dieses mysteriöse Wunder. Nur dies zu zeigen, fiel ihm schwer, hoffte er jedoch, Ace wisse es auch so. „Sie bat mich um Hilfe und Schutz. In anbetracht der Umstände in der sie sich befand und der mehr als plausiblem Geschichte, versprach ich es ihr, jedoch die kommenden Ereignisse hatten alles verändert und komplizierter gemacht. Anstatt das ich sie an einen sichern Ort bringen sollte, wollte sie zu dir. Ich gab alles, um sie und das Ungeboren zu schützen, aber…“
„Was?“, fuhr Ace ihm ungehalten dazwischen und ließ seine Gabel fallen. „Sie und das Ungeborene?“, er glaubte sich gerade verhört zu haben. Schon als sein Großvater sagte, sie sei tot, hatte er inne gehalten und ihn ungläubig angesehen. Aber das sie schwanger gewesen sein sollte? Irgendwie passte dies alles gerade für ihn überhaupt nicht zusammen. Als er sie vor knapp einem Jahr getroffen hatte, war nie ein Wort über einen Ehemann gefallen. Sie lebte frei und ungebunden ihren Traum, hatte sie sich eine gut laufende kleine Bar mit Gasthaus aufgebaut. Sie war glücklich gewesen und hatte sich gefreut wiedereinmal etwas von ihrem großen Bruder zu hören. Sie hatte ihn vermisst und wollte einfach alles erfahren, jede kleine Schandtat, jede verrückte Idee, jeden Moment. Lang hatten sie sich unterhalten, gelacht und getrunken, eh sie… Ace brach seine Gedanken ab und versuchte sich dem jetzt zu widmen.
„Ja, sie war schwanger gewesen!“, entgegnete sein Großvater und musterte die Reaktion seines Enkels genau. Ace Mienenspiel verriet ihn, verhärten sich seine Züge, brodelte gerade die Erkenntnis in ihm auf, sowie auch eine unbändige Wut. Zeitlich passte es und warum hätte eine junge werdende Mutter dieses große Risiko und Wagnis auf sich nehmen sollen, eine so weite gefährliche Reise in den East Blue anzutreten und ihr Kind als das eines Gol D. auszugeben. Es war wie das selbst unterzeichnete Todesurteil. „Und was ich aus deiner Akte und deinem Bewegungsprofil entnehmen konnte, passte es zeitlich.“
Eine leichte Handbewegung von Ace genügte, das Garp innehielt. Ace zweifelte die Möglichkeit nicht an, war er dafür im Moment zu sehr geschockt. Der Gedanke das sie ein Kind von ihm getragen hatte und nun tot war. „Wie ist sie gestorben?“, fragte er monoton, versuchte er sich zu beherrschen und seine Gedanken zu ordnen, sowie seine Gefühle im Zaum zu halten, tobte in ihm ein Sturm aus Gedankenblitzen und Gefühlsexplosionen.
„Die Weltregierung hatte bereits kurz nach deiner Festnahme ein Suchkommando aus Spezialagenten der Marine bilden lassen, welches nach möglichen Nachkommen suchen sollten. Sie fürchteten wie vor über zwanzig Jahren, das ein kleiner Gol D. unbehelligt und frei aufwachsen und erneut zur Plage werden könnte.“, Ace schnaubte verächtlich, war dies so klar. Die werten Herren der Weltregierung waren paranoid. Sie fürchteten ein ungeborenes Kind und verurteilten es bereits im Vorfelde für das, was seine Eltern an vermeidliche Verbrechen begangen hatte. Es war verrückt und grausam! Es kam ihm so verdammt bekannt vor und er hasste in jenem Moment die Weltregierung, die nicht nur eine unschuldige Frau auf dem Gewissen zeichneten, sondern auch ein hilfloses ungeborenes kleines Leben.
„Als sie zu mir kam, hatte sie große Angst, dass man ihr bereits auf den Fersen war. Ich wollte sie in Sicherheit bringen, aber dann kam die Nachricht, dass du noch lebst und sie sah nur noch bei dir eine Hoffnung auf einen guten Ausgang. Ihr Bruder war wohl auf Marineford gestorben, sie erwähnte etwas derartiges. Aber sie waren ihr in der Tat bereits auf der Spur und als herauskam, dass sie sich in meiner Obhut aufhielt, wurde das Kommando aktiv. Sie folgten uns, schafften es meine Mannschaft zu infiltrieren und nutzten die erste Gelegenheit. Sie schossen ihr in die Brust, ich konnte es nicht verhindern. Mein Schiffsarzt konnte nichts mehr für sie tun. Sie starb wenige Augenblick nachdem er deinen Sohn per Kaiserschnitt entbunden hatte. Dies war genau vor fünf Tagen. Ist wohl wirklich ein Glückstag…“, leicht schüttelte Garp grinsend den Kopf, dachte er daran, wie er vor 18 Jahren genau an dem selben Tag ein kleines Baby in seine Obhut nahm. Ace Augen weiteten sich. Zum einen war er mehr als wütend, mit welcher Selbstgefälligkeit und Grausamkeit die Weltregierung einfach über ein unschuldiges Leben richtete. Zum anderen aber über die Erkenntnis, das ihr Kind, sein Sohn überlebt hatte.
Ein breites Grinsen lag in Garps Gesicht, welches in jenem Moment so absurd wirkte. Er stand auf und ging zurück zu der hinteren Sitzecke, wo er sich über die Sitzbank in der Ecke beugte. Ace konnte nicht anders und folgte ihm. Behutsam hob Garp in seinen großen Händen ein kleines Bündel auf seine Arme, sodass Ace zum ersten Mal einen Blick auf seinen kleinen Sohn werfen konnte.
Abstreiten war in jenem Augenblick nicht mehr möglich. Der kleine schlafende Junge schien ein Ebenbild seines Vaters zu sein. Rabenschwarzes Haar, erste Ansätze von Sommersprossen und wenn sein Appetit so groß war, wie sein starkes saugen am Schnuller, dann war es hundertprozentig ein kleiner D.
„Meine Crew ist mir loyal! Sie gaukeln im Moment allen vor, ich sei nach diesem Vorfall wie befohlen auf dem Weg in den East Blue. Darum zivil und heimlich. Und darum Shanks. Auch wenn mir der Gedanke nicht gefällt, es gibt für ihn keinen sicheren Ort. Wärst du nicht rechtzeitig gekommen, eh meine Finte auffliegt, hatte Shanks ihn an sich genommen, um ihn dir zu bringen. Aber ich bin froh, das ich dir die Umstände selbst erklären konnte und dies nicht diesem Rotschopf überlassen musste.“
Ace trat noch einen Schritt auf seinen Großvater zu, sein Blick fest auf den kleinen Jungen gerichtet, der sein Sohn sein sollte. Nein, der sein Sohn war, sprachen einfach die Indizien und Fakten dafür. Niemals hätte sie ihr Kind in so eine Lage gebracht, wenn sie sich nicht zu hundert Prozent sicher gewesen wäre. Sie hatte sich doch immer Kinder gewünscht, war auch dies mit ein Grund gewesen, weshalb sie nicht als Piratin leben wollte.
Garp sah deutlich wie sein Enkel mit sich selbst kämpfte. Er konnte es nur alt zu gut verstehen. Dies alles war nur schwer zu begreifen und unter anderen Umständen, wäre alles anders gekommen. In seiner kühnsten Vorstellung hatte Garp sich bereits ausgemahlt, wie er sie an einem sicheren Ort versteckte und den Kleinen zu einem stattlichen Marineoffizier erziehen würde. Sie hatte über diesen Gedanken gelacht und gemeint, möglich sei alles. Die Zukunft eines Kindes war solang ungeschrieben, bis es in die Welt hinausging und seinen eigenen Weg fand. Warum nicht auch bei der Marine. Garp hatte sie für diese offene Sicht auf die Zukunft ihres Kindes, seines Urenkel in sein Herz geschlossen. Sie war eine vernünftige anständige junge Frau, sie wusste was sie wollte und welches Wagnis sie einging, ihr Kind auf diese Art und Weise zu schützen. Jedoch das Schicksal wollte dies nicht und Garp war vor die Entscheindung gestellt, seine Wünsche über die Sicherheit des Kleinen zu stellen. Er entschied sich für die Sicherheit, welche nur in den Armen seines Vaters gegeben und gewährleistet war.
Noch etwas unbeholfen hielt Ace seinen Sohn in den Armen. Er war so winzig und leicht, schlief er unbekümmert friedlich und bearbeitete seinen Schnuller „Hat er von ihr einen Namen bekommen?“, fragte er, während er das kleine Gesicht betrachtete, um eine Ähnlichkeit zu ihr zu entdecken, jedoch schienen die Dschen Gene zu stark zu dominieren. „Nein! Sie sprach nie darüber und während der Geburt ging alles zu schnell. Das einzigste was sie noch herausgebracht hatte, war… „Es darf nicht sterben!“.“
Leicht nickte Ace, würde er schon einen passenden Namen finden, betrübte es ihn aber auch, dass sie ihr Kind wohl nicht einmal mehr gesehen hatte. Es stimmte ihn traurig und wütend zugleich, jedoch während seine angestaute Wut über den Frevel des Vorgefallenen allmählich von Glücksgefühlen seiner plötzlichen Vaterschaft überlagert wurden, stutze er. „Wo ist der Wirt hin?“
Eben war er doch noch anwesend gewesen, hatte er Ace eine bestellte Portion nach der anderen gebracht. Aber jetzt war er verschwunden und aus der Küche drang kein Laut mehr, obgleich dort doch ein Koch weiter Essen kochen müsste. Aber es war toten still! Immer mehr wurde Ace skeptisch, hatte er auch das Dorf und den Schankraum menschenleer vorgefunden. Er hatte sich nichts dabei gedacht, glaubte er es läge an Shanks und dessen Männer. Aber jetzt… „Wann bist du hier eingetroffen?“, fragte er und trat vorsichtig ans Fenster und spähte auf die menschenleere Straße.
„Gestern Abend mit dem Handelsschiff, welches im Hafen liegt.“, kam es prompt von Garp, welcher Ace seine plötzliche Nervosität nicht verstand.
„Als ich ankam, lag bis auf die Red Force kein Schiff im Hafen.“, entgegnete Ace und ging zurück zum Tresen, wo er seinen Rucksack ergriff und schulterte. „Dies ist nicht möglich!“, meinte Garp und ging nun seinerseits zum Fenster. „Sie sagten zu mir, sie liegen mindest eine Woche im Hafen.“, aber als er im Hafen das Schiff nicht entdecken konnte, sondern nur die Red Force ausmachte, welche kurz vorm ablegen war, wurde auch er nervös. Sein Blick schweifte die Straße entlang und musterte die Hausfassaden und Dächer, die den Weg zum Hafen säumten.
„Verschwinde Ace!“, stieß er im nächsten Moment aus und eilte durch den Schankraum. „Dies muss das Suchkommando sein. Wahrscheinlich waren sie schon vor mir hier eingetroffen und haben nur wegen Shanks noch nicht gehandelt. Sicherlich warten sie nur darauf, das Shanks verschwindet, eh sie zuschlagen.“ Er griff nach einer kleinen Tasche die noch auf der Bank der Sitzecke gelegen hatte und reichte sie seinem Enkel. „Ein paar Windeln, Pulvermilch für Babys und Fläschchen. Es ist nicht mehr viel, aber du wirst schon einen Weg finden, meinen Urenkel nicht verhungern zu lassen!“
Garp hielt kurz in der aufkeimenden Hektik inne und schluckte. Er würde seinen Urenkel nicht aufwachsen sehen. Vielleicht würde er Ace und den Kleinen nie mehr sehen, außer ab und an aus der Zeitung und in Verbindung mit irgendwelchen Piratenaktivitäten. „Pass gut auf ihn auf!“, sprach er mit gebrochener Stimme. „Und wenn du Ruffy siehst… sag ihm, ich denke an ihn!“
„Das werde ich Großvater… Urgroßvater!“, grinste Ace, was auch Garp ein grinsen auf die Lippen trieb. „Und Ruffy geht es gut! Er hat sich zurückgezogen und trainiert. Aber er wird wieder auftauchen… du weist ja wie er ist!“, aber schon war der kurze Moment vorüber. Die kleine Tasche in seinen Rucksack gestopft, begab Ace sich zur Tür und spähte hinaus. Einen letzten Blick auf seinen Großvater, stürmte er davon.
Allein blieb Vizeadmiral Monkey D. Garp im Schankraum zurück. „Ich habe das richtige getan!“, murmelte er zu sich selbst und hoffte es von Herzen, hatte dies alles so gegen seine Grundsätze gesprochen. Aber was hätte er sonst machen sollen? Er hatte seinen kleinen Urenkel nicht sterben sehen wollen, schmerzte ihn die Erinnerung an Ace seinen Tod noch sehr, auch wenn dieser doch irgendwie überlebt hatte.
Seufzend setzte er sich an den Tresen, wo noch einige unberührte Teller voll mit Essen vor sich her dampften. Er hatte Ace noch so vieles sagen wollen, so vieles war unausgesprochen geblieben. Der Duft des Essen waberte in seine Nase und ließ seinen Magen sogleich fordert auf knurren. So nahm er sich die herumliegende Gabel, konnte er soviel gutes Essen nicht einfach verkommen lassen. Und während er kaute und schluckte, ertönten in der nahen Ferne Gewehrschüsse und Schreie von kämpfenden Männern…

Author’s Notes:

Bevor jetzt ein Aufschrei durch die Reihen geht, warum ich plötzlich ein Kind einbaue…
Nun, eigentlich sollte Leigh das Kind bekommen, so steht es in meinem Ur-Skript, und der erste Auftritt hätte nicht vor dem 4. Arc stattfinden sollen. Aber während des Schreibens fiel mir auf, das der Kleine dann ca. ein Jahr zu jung für das Finale wäre. Also entweder ich hätte irgendwie die Zeitspanne bis zum Finale mit irgendetwas strecken müssen oder halt… voilà Plan B…
Also der Kleine D war von Anfang an ein fester Bestandteil des Storyfadens und kein Spontaneinfall, denn…
Der Kleine wird in Verbindung mit Ruffy für das Finale noch sehr wichtig. Aber mehr verrate ich nicht!
Nehmt mir dies nur bitte nicht übel… der Kleine wird definitiv eine Bereicherung sein. Dies verspreche ich!

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