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Jun 08 2012

IceBluemchen

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11. Endlich daheim (Teil 1)

„Wir sind da!“, strahlte Sasuke und bog mit Itachi geführt an der Hand zum Hauseingang ab. Der Heimweg war für Itachi merkwürdig gewesen, hatte er förmlich die Blicke der Dorfbewohner auf seiner Haut gespürt. Es musste ein befremdlicher Anblick sein… ein blinder Uchiha!
Es überraschte Itachi das Sasuke keine Wohnung angemietet, sondern ein recht großes großzügig geschnittenes Haus gekauft hatte, das von einem weiten Garten eingerahmt war. „Vorsicht, jetzt kommen drei Stufen!“, warnte Sasuke seinen Bruder vor, als sie die Veranda zur Haustür erreichten. „Die Veranda verläuft um das gesamte Haus und hat zum einen hier vorne eine kleine Treppe zur Straße hin und auf der Rückseite gibt es ebenfalls eine kleine Treppe, die dann in den Garten führt.“, erzählte er dann und führte Itachi in den Eingangsbereich des Hauses.
Nachdem sie sich ihre Schuhe ausgezogen hatten, führte Sasuke seinen Bruder nun durchs Haus. „Gleich hier vorn auf der linken Seite ist die Toilette. Sie ist nicht groß, aber wir wohnen ja auch nicht auf dem Klo.“, Itachi machte sich mit dem kleinen Raum vertraut, der gerade einmal zwei mal zwei Meter maß und nur eine Toilette und ein Waschbecken als Einrichtung beinhaltete.
„Das Badezimmer ist direkt neben an und wesendlich größer.“, in der Tat war dieser Raum um einiges größer, befand sich darin eine riesige Wanne, eine Dusche, zwei Waschbecken und ein großes Regal mit Handtüchern und anderen notwendigen Waschutensilien.
„Und schon sind wir im Wohnbereich mit offener Küche.“, Sasuke führte Itachi zur Theke, die den Küchenbereich vom Wohnbereich abgrenzte. „Setz dich kurz, ich will nur schnell Teewasser aufsetzen und dann zeig ich dir gleich die Sitzecke.“ Itachi hörte wie Sasuke mit einem Wasserkessel hantierte und ihn auf den Herd stellte. „So, das Wasser muss erst einmal kochen, also weiter in der Führung!“
Erstaunt stellte Itachi fest, das Sasuke den Wohnbereich nicht streng traditionell eingerichtet hatte. Eine große Couch und ein bequemer Sessel standen nahe der Fensterfront. Der Couchtisch war niedrig und wenn man ihn etwas von der Couch fortzog, konnte er auch als Esstisch genutzt werden, wenn sie einmal Gäste haben sollten.
Dann aber wollte Sasuke endlich Itachi sein Schlafzimmer zeigen. Wie versprochen war es sehr groß und hell. Die Fensterfront aus dem Wohnbereich wurde in seinem Zimmer fortgeführt. Ein großes Futonbett stand nahe der Fenster, daneben ein kleiner Nachttisch und ein Schreibtisch. Gegenüber dem Bett befand sich der Kleiderschrank, sowie Regale die teils mit Bücher gefüllt waren, teils aber auch Erinnerungsstücke enthielt. Dann zeigte Sasuke ihm noch, wie er auf die Veranda kommen würde.
„Das Zimmer ist wirklich sehr schön! Danke Sasuke!“, bedankte sich Itachi bei seinem kleinen Bruder, befand er sein kleines Reich als sehr bequem und gut strukturiert eingerichtet. Dies war für Itachi wichtig, so wenig wie möglich verwinkeltes im Zimmer zu haben, konnte er sich den Raum so schnell einprägen und würde sich bald wie selbstverständlich dort zurechtfinden.
„Das freut mich. Ich hatte schon etwas Angst, das es dir so nicht gefällt.“, aber Itachis glückliches Lächeln war die größte Bestätigung, das er mit der Einrichtung ins Schwarze getroffen hatte. „Das ganze Haus gefällt mir sehr. Ich denke, ich werde mich hier schnell zurecht finden und einleben!“, sprach Itachi und wand sich seinem kleinen Bruder zu.
„Darf ich auch dein Zimmer sehen… ähm erkunden?“, fragte er und konnte förmlich spüren, wie Sasuke leicht zusammenzuckte. „Es ist nicht aufgeräumt!“, entgegnete Sasuke schnell, aber Itachi ließ nicht locker.
„Vorsicht, es liegen ein paar Sachen auf dem Boden. Als ich heut Vormittag nach Haus kam, hab ich nur schnell zu dir gewollt und es noch nicht wegräumen können.“, entschuldigte er sich für die kleine Unordnung in seinem Zimmer, obgleich Itachi dies gar nicht sehen konnte.
„Es ist ähnlich dein Zimmer eingerichtet.“, erklärte er dann und führte Itachi etwas rum, wobei er immer wieder dies und das zur Seite kickte, damit Itachi nicht über irgend welche Waffen oder schmutzige Kleidung stolperte.
Am Ende des Rundganges führte Sasuke Itachi nun in den Garten. „Der Garten ist komplett von einer Einmeter hohen Mauer umringt und ich dachte mir, das wir im Frühjahr einige blühende Büsche pflanzen können. Momentan ist es ja nur eine einfach Wiese und ein paar kleinere Rotahornbäume stehen nahe der Mauer. Aber das können wir uns bis zum Frühjahr noch überlegen, jetzt so kurz vor Endjahr macht es eh keinen Sinn.“ Itachi gab Sasuke recht und nachdem die kleine Führung zuende war, versuchten sie gemeinsam in den Alltag überzugehen.
Sasuke kochte den Tee fertig und konnte sogar mit einigen Keksen aufwarten, während Itachi für sich den Sessel als Stammplatz entdeckte. Erst hatte er sich auf das Sofa setzen wollen, aber der schmale Gang zum Couchtisch hin, befand er als ungünstig. Der Sessel hingegen stand optimal.

Erschöpft ließ sich Sasuke auf das Sofa fallen und atmete einmal tief durch. Die Mission war eigentlich nicht anstrengend gewesen, jedoch der Heimweg war lang und wie immer hatte er sich keine Pause gegönnt. Nun wollte er für den Rest des Tages einfach nur noch die Füße hochlegen, ausspannen und seine freie Zeit mit seinem großen Bruder genießen.
Auch Itachi hatte es sich in seinem Sessel bequem gemacht und kostete einen der Kekse. Sie waren um einiges besser, als das was er die letzten Wochen im Krankenhaus zu essen bekommen hatte. Ausnahmslos gesunde Kost hatte man ihm vorgesetzt… schrecklich.
„Sasuke, ich denke es wird Zeit das wir reden!“, am liebsten hätte Itachi dieses Thema tief sehr tief vergraben und niemals angesprochen, aber er hatte es seinem kleinen Bruder versprochen und nach diesem Gespräch, würden sie dieses Thema endlich hinter sich lassen können.
Augenblicklich spannte Sasuke sich an. In den letzten Wochen hatte er versucht, nicht an seine vielen Fragen zu denken. Er wollte Itachi nicht bedrängen und ihm die Zeit geben, die er zu seiner Genesung benötigte. Nun aber war der Moment gekommen und er hatte keine Ahnung, wo er anfangen sollte. „Ähm ja…“, wand er sich seinem Bruder zu und hoffte, das Itachi den Anfang machen würde. „Reden… ja…“.
Itachi musste schmunzeln. „Du erwähntest damals, Tobi habe dir alles erzählt, aber du hättest noch Fragen. Ich werde versuchen dir zu antworten, aber bitte sei mir nicht böse, wenn ich entscheide, auf was ich antworte und was besser für immer in der Vergangenheit bleibt.“
„Na gut, wenn dies nicht all meine Fragen betrifft…“, kurz dachte Sasuke nach. „Okay, wir wissen, das Tobi nicht Madara Uchiha ist, aber du sagtest mir, Madara habe dir bei dem Massaker geholfen. Wie war dies damals denn nun wirklich?“, Itachi seufzte, gleich zu Beginn eine so komplizierte Frage, war die Antwort alles andere als einfach.
„Madara Uchiha starb lang vor meiner Geburt. Der Mann der mir half, war Tobi der sich als Madara ausgab. Damals hatte ich jedoch keine Ahnung darüber und es hätte auch keinen größeren Unterschied gemacht.“
„Wieso?“, fragte Sasuke prompt dazwischen. „Weil der Befehl zum Massaker nicht von ihm kam und er für die Entscheidung auch keine tragende Kraft war. Er sollte mir lediglich helfen.“
„Mhh… und von wem kam der Befehl genau?“
„Spielt dies noch eine Rolle?“, stellte Itachi die Gegenfrage, erwartete jedoch keine Antwort, sprach er sogleich weiter. „Der Hass Madaras auf unseren Clan und das Dorf war grausam und reichte bis weit über seinen Tod hinaus. Tobi sein Handlanger sollte seine Rachepläne fortführen, bis Madara selbst eines Tages sich aus dem Reich der Toden erheben würde, um seine Rache an der Welt zu vollenden. Tobis Manipulationen reichten weit und tief. Er schürte die Furcht vor unserem Clan und nutzte die Pläne einiger für sich aus… so auch Danzou! Danzou wollte immer selbst Hokage werden und tat alles dafür. Der Unmut des Clans gegenüber dem Dorf kam ihm sehr recht. Er hoffte dies soweit ausnutzen zu können, um Hokage Sarutobi zu denunzieren, sodass dieser zum Rücktritt gezwungen wäre. Aber der Hokage wusste von den Gedanken des Clans. Ich selbst erzählte ihm von Vaters Plänen und flehte ihn an, er solle eine Lösung finden. Jedoch so etwas braucht Zeit und diese lief unaufhaltsam gegen uns. Danzou schürte weiter den Unmut und Vater arbeitete immer detaillierter seinen Plan zum Putsch aus. Und dann kam der Tag, an dem der Lauf des Schicksals nicht mehr aufzuhalten war. Die ANBU-Ne konnten Shisui überwältigen und Danzou entriss ihm eines seiner Augen. Als ich Shisui fand, war er bereits halb tot. Er hoffte das ich einen Weg finden würde, alles noch zum Guten zu wenden. Aber dafür war es bereits zu spät. Er starb in meinen Armen…“, betrübt seufzte er und versank in Gedanken. Sasuke betrübte dies alles selbst. Itachi erzählte emotional kühl und doch brach ihm bei Shisui fast die Stimme weg.
„Du vermisst ihn!“, flüsterte Sasuke kaum hörbar, vermisste er ihn und seine Familie doch selbst. „Ich vermisse jeden einzelnen und ich versuche damit zurecht zu kommen. Aber dies ist gar nicht so einfach…“, er spürte wie starke Arme ihn umfingen und hielten. „Ich vermisse sie auch!“, hielt Sasuke seinen großen Bruder einfach nur fest. Dieses Gespräch war schwerer als er es sich gedacht hatte. Wie hatte er vergessen können, das sie so auch unweigerlich über ihre Familie sprechen mussten.
„Als ich tot war, habe ich sie gesehen.“, flüsterte Itachi, wurde er noch trauriger und erste Tränen traten in seine starren Augen. „Ich war bei ihnen… Papa und Mama, Onkel Teyaki und Tante Uruchi, Shisui… sie alle waren dort und sie hatten mir vergeben. Sie nahmen mich in ihrer Mitte auf, als wäre dies alles niemals geschehen. Ich war glücklich gewesen und war nicht allein… und dennoch konnte ich meinen Frieden nicht finden…“, sacht schob er Sasuke etwas von sich und strich ihm liebevoll über das Gesicht.
„Meinetwegen!“, senkte Sasuke seinen Kopf, fühlte er sich schuldig. „Nein! Du warst mehr ein chaotischer Sturm voller Sorge… aber auch ein Licht in der Dunkelheit, auf das ich mich gefreut habe. Ich wusste, irgendwann in der Zukunft würdest du zu mir kommen und egal was gewesen war, dort ist es nicht mehr präsent. Im Jenseits ist alles friedlich und schön. Die Hässlichkeit des Krieges gibt es dort nicht… dort konnte ich vergessen…“, unweigerlich erinnerte sich Itachi an die grausamen Bilder des Krieges, die er in seiner frühen Kindheit hatte gesehen und miterlebt. Er hörte wieder die Schreie und der Geruch von Tod stieg ihm in die Nase, was ihn erschaudern ließ.
„Du hast einen Krieg immer verhindern wollen und ich stürzte uns mitten hinein… ich bin so ein Dummkopf! Und dann erinnere ich dich auch noch an all dies, anstatt die Vergangenheit ruhen zu lassen, können wir diese doch eh nicht mehr ändern.“
„Aber du hast Fragen… berechtigte Fragen! Und du hast ein Anrecht auf Antworten, egal ob es die Vergangenheit und schreckliche Erinnerungen weckt. Wir müssen darüber reden, würde es sonst immer zwischen uns stehen!“, Sasuke nickte und biss sich auf die Unterlippe. Itachi hatte recht. Solang er keine Antworten auf seine Fragen erhielt, würden ihm diese immer im Kopf herumspucken und nicht zur Ruhe kommen lassen.
„Dann bringen wir es hinter uns!“, setzte sich Sasuke auf die Sessellehne und schmiegte sich an seinen großen Bruder. „Die wohl wichtigste Frage die mir im Kopf herumspuckt ist…“, verlegen kaute er auf seiner Unterlippe herum. „Warum hast du mich verschont?“
Itachi musste schmunzeln und schüttelte leicht seinen Kopf. Das Sasuke sich diese Frage nicht selbst beantworten konnte. „Auf diese Frage kennst du bereits die Antwort! Dein Herz hat dir diese Frage längst beantwortet, als du mich zurückholtest. Aber ich sage es dir gern noch einmal, damit du nie mehr zweifelst… Ich habe und hätte dich niemals töten können. Du bist mein kleiner Bruder und ich wollte immer nur das Beste für dich, auch wenn ich es dann doch ziemlich vergeigt habe. Ich habe dich vom ersten Augenblick deines Lebens geliebt und werde dich immer lieb haben.“
Ja, auf diese Frage kannte er die Antwort und dennoch hatte er sie aus Itachis Mund hören wollen. Es von ihm ausgesprochen zu hören, machte es einfach Real!
Noch viele Fragen und Antworten folgte, auch wenn so manche Antwort schmerzte. Am Ende waren sie beide froh über alles gesprochen zu haben, verstand Sasuke nun alles viel besser. Und auch Itachi hatte so manche Frage beantwortet bekommen, die er Sasuke über dessen Zeit bei Orochimaru gestellt hatte. Wollte er vor allem Gewissheit, das die Schlange mit seinem kleinen Bruder keine Experimente gemacht hatte, reichte es schon aus, das er ihm einst das Fluchmal gegeben hatte.
„Und nun reden wir nie mehr darüber!“, war für Sasuke dieses Thema ein für alle mal durch. „Wir haben uns und die Zukunft, soll die Vergangenheit endlich ruhen und unsere Familie ihren Frieden finden!“, behände sprang Sasuke von der Lehne des Sessels und streckte sich ausgiebig. „Und außerdem wird es allmählich Zeit für das Abendessen!“
Und wie es Sasuke versprochen hatte, sprachen sie nie mehr über diese Zeit ihrer Vergangenheit.

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