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Jun 07 2012

IceBluemchen

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10. Das Schicksal akzeptieren

Vier Wochen waren seit dem vergangen, jedoch noch immer hatte Sasuke seine Probleme mit der niederschmetternden Diagnose. Es schmerzte ihn, seinen Bruder hilflos in der Dunkelheit zu wissen.
Obwohl Tsunade seine Augen hatte retten können, konnte sie Itachi nicht das Licht wiedergeben. Seine Sehnerven waren stark geschädigt und entzündet. Zwar hatte man dies durch die Gabe von Antibiotika schnell im Griff, aber es änderte nichts daran, das die Sehnerven wohl irreversibel geschädigt waren. Gleiches traf auch auf die Chakrabahnen zu, die förmlich zerfetzt waren. Obwohl Tsunade all ihr Können aufgebracht hatte, konnte sie diese nicht wieder herstellen und vernarbten in der Zeit des Heilungsprozesses.
Die Chance, das Itachi wenigsten normal sehen können würde, lag unter einem Prozent. Und so kam es, das Itachit Unterricht für Blinde bekommen musste.

Mit einem griesgrämigen Gesicht stand Sasuke am Eingang des Lazarettzeltes, welches er und sein großer Bruder seit vier Tagen bewohnten. Sein Blick war auf das Treiben auf dem großen Vorplatz gerichtet, wo alles für einen Krankentransport nach Konohagakure vorbereitet wurde. Der Transport mit dem auch Itachi nach Hause kehren würde.
Nach Hause… dies klang für Sasuke noch immer unwirklich und er bekam Bauchschmerzen bei dem Gedanken, selbst in zwei Tagen durch das Tor Konohas zu schreiten. Auch wenn ihre Vergangenheit aufgearbeitet und ihm zugesichert wurde, das sie dort besser für Itachi sorgen könnten, so missfiel es ihm, das sie zwei Tage getrennt sein würden.
„Sasuke?“, Itachi lag noch auf seinem Lager, hatte er bis eben geschlafen. „Ich bin hier, Nii-san.“, antwortete Sasuke ihm und setzte sich zu ihm. Sacht strich er seinem großen Bruder über die Stirn. Noch immer hatte Itachi Fieber, noch immer hatte er Schmerzen. Die Medikamente die er bekam, halfen zwar, aber aus Sasukes Sicht viel zu langsam und nicht ausreichend genug.
„Es ist bald soweit, habe ich recht? Der Tumult draußen nimmt zu, ich bin davon aufgewacht!“, Itachi klang noch müde, weshalb Sasuke sich so setzte, das er Itachis Kopf auf seinem Schoß betten konnte. „Vielleicht noch eine viertel Stunde.“, schätzte Sasuke und versuchte die letzten Momente mit Itachi zu genießen. „Ich wünschte ich könnte dich begleiten. Es gefällt mir nicht, dich zwei Tage allein zu wissen.“, Sasukes größte Sorge lag in Itachis wohl. Wie würden sie ihn im Krankenhaus behandeln? Jeder wusste doch wer er war, wie würden sie ihn jetzt sehen?
„Es ist ein Dreitagsmarsch!“, korrigierte Itachi seinen kleinen Bruder, würden sie sich somit drei Tage nicht haben. „Nicht wenn ich die Nacht durchlaufe!“, Sasukes Augen funkelten, „Außerdem habe ich mit Naruto gewettet, das ich Konoha vor ihm erreiche. Zwei Tage, eher weniger…“, Itachi konnte darüber nur den Kopf schütteln.
Sasuke hatte sich schnell wieder mit Naruto zusammengerauft und auch mit Sakura hatte er sich ausgesprochen. Oft hatten sie zusammengesessen und über ihre Abenteuer erzählt, auch wenn sie bewusst um manche Themen einen großen Bogen machten. Itachi hatte stumm den Geschichten gelauscht und sich sehr für seinen kleinen Bruder gefreut. Er hatte seine Freunde zurück und dies umfasste nicht nur Naruto und Sakura. Auch mit den anderen Shinobi seines Jahrgangs schloss er Frieden. Es war gut so, sie halfen ihn zurück zu sich selbst zu finden, zurück zu dem liebenswerten netten Jungen, der er vor all der Grausamkeit in seinem Leben war.
„Itachi, es ist soweit!“, Sakura kam zu den zwei Brüdern, gefolgt von Kakashi und Naruto. „Na dann wollen wir dir mal auf die Beine helfen.“, sprach Kakashi und griff Itachi unter die Arme, stützte er ihn auf der rechten Seite, während Sasuke ihn auf der linken Seite hielt. Wie Pudding fühlten sich Itachis Beine an, aber es war auch nur für wenige Schritte.
„Ich werde mich beeilen, Nii-san! Nur zwei Tage, versprochen!“, nahm Sasuke Itachi in eine letzte verabschiedende Umarmung, eh er den Bereich des Teleport-Jutsus verlassen müsste.
Viele Verletzte wurde mit diesem Jutsu abtransportiert und kaum hatte sich der Rauch verzogen, gab es für Sasuke kein halten mehr. „Also Naruto, der Verlierer gibt eine Runde Ramen aus!“ und schon eilten sie los, wobei Sakura, Sai und Kakashi es eher gemächlich angingen… ihnen winkte eine kostenlose Ramenmahlzeit, alleinig interessant war, von wem sie diese spendiert bekämen.

Itachi fühlte sich vom ersten Augenblick wohl in seinem Zimmer. Ein Doppelzimmer, lag noch ein Shinobi namens Iruka Umino bei ihm. Er hatte ein mehrfach gebrochenes Bein und einigen Rippenbrüchen abbekommen, als er und seine Gruppe von einer Horde Zetsu-Klone angegriffen wurden.
Im ersten Moment hatte Itachi bedenken, ob dies gut gehen würde. Aber schnell stellte sich heraus, das Iruka ein Freund von Kakashi, sowie Sasukes alter Akademie-Lehrer war. Er kannte die gesamte Geschichte um Itachis Schicksal von Kakashi und stellte so keine dummen Fragen. Er war ein Mann der gelernt hatte, sich sein eigenes Urteil über einen Menschen zu bilden und nicht dem nachging, was andere ihm vorschrieben, über einen Menschen denken zu sollen. So genügten wenige Stunden, in denen sie sich über belangloses unterhielten, um sich ein Bild von Itachi zu verschaffen. Er befand den Uchiha für einen netten Jungen, der auf seine ruhige nachdenkliche Art sehr reif und erwachsen wirkte. Ein Junge der mehr gesehen und erlebt hatte, als es in ein Leben passte. Ein junger Mann der eine zweite Chance verdient hatte.
„Guten Tag! Mein Name ist Hana K?shokuki. Ich bin Krankenschwester und ich soll dich lehren, trotz deiner Erblindung selbstständig im Alltag zurecht zu kommen.“, stellte sich am Nachmittag eine junge Krankenschwester bei Itachi vor. Iruka meinte später, sie wäre sehr hübsch mit längerem schwarzen Haar, das sie zu einem geflochtenen Zopf trug und dunkelblauen fast schwarzen Augen.
Anders als Sasuke sah Itachi seine Chance je wieder sehen zu können als realistisch gering an. Er war dankbar dafür, das sich jemand seiner annahm und ihm das ein oder andere beibringen würde, wie er sich selbstständig versorgen könne.
„Gut, das wichtigste ist, das du dich in deinem bekannten Umfeld, wie zum Beispiel dieses Zimmer, zurechtfindest. Du musst dir die Räume einprägen, in denen du dich öfter aufhalten wirst. Vorerst wird dies dieses Krankenzimmer und das angrenzende kleine Bad sein.“, begann Hana mit der ersten Lektion und warf einen schnellen Blick in seine Akte. „Da du aber noch ein wenig Fieber hast und nicht allein aufstehen darfst, werden wir diese Lektion hinten anstellen müssen, bis du kräftig genug bist und aufstehen darfst.“
Sie stellte Itachi mehrere Gegenstände auf den kleinen Beistelltisch, bat sie nun, er solle sie ertasten und ihr sagen, was er dort hielt. Vieles war einfach. Ein Becher und eine Schale, ein Löffel und Stäbchen, ein Kamm und eine Zahnbürste. Schwieriger wurde es bei Kleidungsstücken. Er musste sich teils lang auf ein Objekt konzentrieren, um herauszufinden, ob dies nun eine Stoffhose oder ein langärmliches Hemd war.
Die Tageslektion endete damit, das er selbstständig und ohne fremde Hilfe zu Abend essen sollte und dies nicht mit den Händen, sondern anständig mit einem Löffel. Sie zeigte ihm, wie er sich ein Getränk in einen Becher einschenken könne, ohne überzuschütten, wie er mit dem Löffel den Reis und die Gemüsebeilage vernünftig darauf bekam, ohne daneben zu stochern oder seinen Mund nicht zu finden. Und sie versprach, das er bald nicht nur sicher wieder mit einem Löffel essen könne, sondern auch mit Stäbchen.
Bereits am frühen Morgen gingen die Lektionen weiter. Waschen, Zähne putzen und Haare kämmen. Alles Dinge welche durch einen Blick in den Spiegel erleichtert wurden, aber auch ohne zu bewältigen waren.
Lernen mit den Händen zu sehen, bewusster auf Geräusche und Gerüche zu achten und selbst Schmecken wurde zu einem bewussteren Erlebnis.
„Hier, nimm dies!“, drückte Hana Itachi ein paar Stäbchen in die Hand. „Auf dem Tisch steht eine Schale mit Wattebällchen, sowie eine Leere. Nun sollst du versuchen, die Bälle von der einen Schale in die andere zu bekommen und dabei nur die Stäbchen zu benutzen.“
Sehend hörte sich dies sehr einfach an. Aber für Itachi stellte bereits das Aufnehmen der Wattebällchen eine Problem da. Entweder er bekam keines zwischen die Stäbchen oder gleich zu viele oder sie sausten im Hohen Bogen durchs Zimmer.
„Oh, was für eine nette Begrüßung!“, wunderte sich Sasuke, als ihm ein Wattebällchen entgegen geflogen kam. „Sasuke!“, freute sich Itachi und legte die Stäbchen zur Seite, um seinen kleinen Bruder in die Arme zu schließen.
„Itachi-san, ich habe mich wie versprochen beeilt. Von wegen Dreitagesmarsch… Ich habe doch gesagt, ich schaffe diesen auch in zwei Tagen.“, Sasuke betrachtete das Wattebällchenmassaker und fragte sich, was sein großer Bruder hier eigentlich machte. „Und wer hat die Wette gewonnen?“, aber Itachi zweifelte keinen Moment daran, das es sein kleiner Bruder war. „Also verhungern werde ich heute Abend nicht, dafür wird Naruto arm!“, grinste Sasuke. „Und was veranstaltest du hier? Warum hast du mich mit Wattebällchen beworfen?“
„Dies ist eine Übung die mir Hana gezeigt hat, damit ich wieder mit Stäbchen zurecht komme. Aber ich stehe noch am Anfang, sie hat mir die Übung gerade erst gezeigt.“, er nahm wieder die Stäbchen und versuchte eines der Wattebällchen aufzunehmen. Es stimmte Sasuke traurig zu sehen, das seinem großen Bruder selbst so einfache Dinge schwer fielen. Er hoffte inständig, das Tsunade sich geirrt hätte und sein Bruder doch wieder sehen könnte.

„Naja, wir werden es heute wohl erfahren!“, sprach Itachi, sah Sasuke nun erstaunt auf. „Wie? Tsunade hatte mir vor sechs Tagen noch nicht sagen können, wann die Verbände abkämen.“, entgegnete er daher.
„Bei der letzten Untersuchung vor zwei Tagen meinte sie, das sie ab könnten, da alles gut verheilt sei. Aber ich wollte warten, bis du zurück bist, denn sie wollte mich dann auch entlassen. Und allein daheim?“, er suchte Sasukes Hand und nahm sie in seine. „Ich weis nicht einmal wo unser zu Hause ist oder wie ich dort hinkommen soll. Geschweige mich dort dann allein zurecht zu finden.“, es war schwer für Itachi dies zuzugeben, aber besonders zu Beginn kam er in fremden Räumen und Umgebung nur mühselig zurecht und war auf Hilfe angewiesen. Hatte er sich dann erst einmal Raumaufteilung, Hindernisse und die nahe Umgebung eingeprägt, ging es solang er nicht die Orientierung verlor auch allein recht gut.
„Und wann wird sie kommen?“, hackte Sasuke freudig nach, hatte er doch auf diese Nachricht und diesen Moment solang gewartet. „Sie wollte so schnell wie möglich kommen, wenn du von der Mission zurück bist. Also wird sie sicherlich bald hier sein.“, antwortete Itachi.
Jedoch musste Sasuke sich noch bis kurz nach dem Mittagessen gedulden, war er nun nicht minder aufgeregt wie Itachi, auch wenn sich die Zwei es kaum anmerken ließen.
Vorsichtig löste Tsunade den Verband und gab Itachis Augen frei. Mit geschlossenen Augen saß er nun vor der Hokage und seinem Bruder, atmete er einmal tief durch, bis er es wagte sie langsam zu öffnen.
Tiefe Schwärze sah Sasuke entgegen, musste Itachi mehrfach blinzeln, war es nach so langer Zeit ungewohnt und auch unangenehm die Augen offen zu halten. „Und?“, fragte Sasuke nervös und biss sich auf die Unterlippe. Er wollte wissen, was nun war. Wollte wissen, ob Itachi gänzlich erblindet war oder er wenigsten normal sehen konnte.
Leicht drehte Itachi seinen Kopf und ließ seinen starren Blick schweifen. „Kann es sein, das dort ein Fenster ist?“, fragte er dann und deutete in der Tat auf das Fenster.
„Du kannst sehen!“, freute sich Sasuke, war dies doch wenigsten etwas. Jedoch musste Itachi seinen kleinen Bruder sogleich enttäuschen, als er leicht den Kopf schüttelte. „Es ist dort nur heller!“, sprach er und wand seinen Kopf vom Fenster ab. „Dort ist es tief dunkel!“, deutete er auf die Wand gegenüber dem Fenster. „Dort ist es am hellsten im Raum!“, wand er sich wieder dem Fenster zu.
„Gut, das ist mehr als erhofft.“, sprach Tsunade, wies sie dann Sasuke an, die Gardine vor das Fenster zu ziehen, wollte sie nun Itachis Augen genauer auf ihre Lichtempfindlichkeit untersuchen. Mit einer kleinen Lampe fuhr sie einzeln über die Augen, sollte Itachi immer dann bescheid geben, wenn er das Licht der Lampe sah.
„Es ist ein positives Ergebnis, das du auf Licht reagierst. Dies bedeutet, das deine Sehnerven nicht vollständig geschädigt sind und noch leichte Reize weitergeben.“
„Und dies ist gut?“, fragte Sasuke dazwischen.
„Es ist insofern positiv, das es Chancen darauf gibt, das sich die Sehnerven erholen können und sich die Sicht verbessern wird. Aber unter verbessern meine ich lediglich, das aus dem Hell Dunkel, Schatten mit klareren Umrissen werden können, vielleicht sogar Farben. Das sich die Nerven aber soweit erholen, das wieder eine normale Sicht möglich ist, ist sehr unwahrscheinlich, da dazu einfach zu große Schäden vorliegen.“
„Und das Sharingan? Könnte dies sich erholen und er dann darüber so wie ich sehen? Ich meine, meine Sehnerven sind auch fast blind, aber ich kann dennoch durch das permanente Sharingan sehen.“
„Nein, es tut mir leid!“, schüttelte Tsunade den Kopf. „Die Chakrabahnen sind für das Sehen mit dem permanenten Sharingan verantwortlich, aber diese sind irreversibel zerstört und dies erholt sich auch nicht. Die Bahnen sind vernarbt und verklebt. Es ist nicht einmal Ansatzweise noch etwas vorhanden, was wenigsten eine kleine Menge Chakra leiten kann.“
„Dies ist nicht fair!“, stieß Sasuke verzweifelt aus, konnte Itachi deutlich aus der Stimme lesen, das Sasuke wütend und verzweifelt zugleich war.
„Sasuke, ist schon gut. Hell und Dunkel und die Aussicht auf leichte Besserung ist mehr als erhofft. Ich… Wir werden damit zurecht kommen. Ich weis das du dir mehr erhofft hast, aber mehr war nicht drin und dies müssen wir akzeptieren.“ Er suchte mit seiner Hand nach Sasuke und zog ihn zu sich in eine Umarmung, als er ihn nahe sich fand.
„Wir schaffen das schon!“, flüsterte Itachi seinem kleinen Bruder zu. „Ich hatte genug Zeit mich an diesen Gedanken zu gewöhnen und ich komme damit zurecht, solang du mir hilfst.“ Leicht nickte Sasuke. „Natürlich helfe ich dir Nii-san.“
„Dann lass uns jetzt Heim gehen. Ich bin schon sehr gespannt, was du uns gesucht hast. Viel erzählt hast du mir ja noch nicht darüber!“, nun musste Sasuke schmunzeln. „Es soll auch eine Überraschung sein! Nur eines verrat ich dir schon. Du hast ein schönes großes Zimmer mit direktem Zugang zum Garten. Es wird dir sicherlich gefallen!“
Nun war Itachis Neugier gänzlich geweckt. Aber eh sie gehen konnten, gab Tsunade Itachi noch Augentropfen, die er Morgens und Abends nehmen sollte, sowie die Anweisung, das wenn er sich schlecht fühle oder etwas mit seinen Augen sei, er umgehend ins Krankenhaus kommen sollte.

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