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Jun 02 2012

IceBluemchen

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05. „…dies bekommen wir schon alles wieder geregelt.“

Wimmernd lag Itachi in Sasukes Armen und versuchte dem Schmerz Herr zu werden, den die Wunden auslösten, die Tobi hinterlassen hatte, als er Itachis Augen nahm. Mehr wie ein Metzger hatte Tobi sie herausgeschält und großen Schaden angerichtet. Jedoch war er damals auch nicht davon ausgegangen, das dies nun noch einmal zu einem Problem werden könnte.
Sasuke tat alles, um die stark blutenden Wunden zu versorgen und seinem großen Bruder wenigsten etwas den Schmerz zu nehmen. „Nii-san, bitte schluck dies! Es sind Schmerztabletten.“, vorsichtig schob er Itachi zwei weiße Pillen in den Mund und setzte seine Wasserflasche an. Itachi schluckte die bittere Medizin und trank begierig das kühle Nass, das sein inneres Feuer etwas linderte. Es würde etwas dauern, bis das Schmerzmittel half und es würde nicht den kompletten Schmerz nehmen, aber es würde die Qual lindern, nur dies zählte im Moment.
Jedoch neben dem Schmerz, versuchte Itachi auch die momentane Situation zu begreifen und was mit ihm geschehen war. Er hatte konfuse Bilder in seinem Kopf, Szenen des Kampfes mit Sasuke und wie es auf seinen Tod hinauslief, aber dort waren auch merkwürdige Szenen die so absolut nicht in seine Erinnerungen hineinpassten. Bilder ihn zusammen mit Nagato, fremdgesteuert wie Marionetten. Ein Treffen zwischen ihm und Naruto, wo dieser ihm von Sasukes Irrweg berichtete und Itachi ihm das Schicksal seines kleinen Bruders anvertraute, während er sich um das Problem Kabuto kümmern würde. Aber wie passte dies mit dem jetzt zusammen? Er begriff es nicht, ergab dies alles im Moment keinen Sinn! Sasuke war herzensgut zu ihm, sorgte und kümmerte sich um ihn… nur wie war dies möglich? Was hatte Sasuke nur getan?
Vorsichtig tupfte Sasuke mit einem feuchten Tuch das Blut hinfort, das stetig aus den Wunden quoll. Es wurde bereits weniger und dennoch machte Sasuke sich große Sorgen. Das Jutsu der Rin’negan-Wiedergeburt belebte Tote wieder zum Leben und heilte die tödlichen Verletzungen, solang der Rin’negan-Träger im Besitz der Seele und des Körpers war und genügend Chakra in das Jutsu leitete. Sasuke hatte alles gegeben, was er geben konnte, aber es war nicht genug um alle Wunden und Verletzungen zu heilen, ganz davon Abgesehen das Itachi anscheinend schwer krank war und allmählich ein Fieber entwickelte.
„Sasuke?“, leise und zittrig war Itachis Stimme, fühlte er sich schwach und vom Schmerz benommen. „Was ist geschehen? Meine letzten Erinnerungen sind so konfus, das ich sie gar nicht recht glauben mag.“ Seine Hand suchte nach seinem kleinen Bruder, verspürte er den Wunsch nach Halt und Gewissheit, ergriff Sasuke sie sogleich und gab Itachi die erhoffte Sicherheit.
„Du bist gestorben und ich… ich hätte doch nie gegen dich gekämpft, wenn ich…“, Tränen sammelten sich in Sasukes Augen, schmerzte die Erinnerung und das Wissen, das dies alles so nicht hätte kommen brauchen.
Tage… Wochen… hatte er in der Dunkelheit darüber nachgedacht und versucht sich selbst zu vergeben. Immer wieder hatte er sich die Frage gestellt, warum er es nie gesehen, nie erkannt hatte. Warum waren ihm die Zusammenhänge nie aufgefallen? Er hatte so vieles gesehen und gehört, aber er hatte das Puzzle nie in Einklang bringen können und auch eigentlich gar nicht gewollt. Erst als es zu Spät war und ein anderer ihm die Augen geöffnet hatte, sah er alles so klar und deutlich vor sich.
Er hatte sich selbst dafür gehasst, für sein Handeln und törichtes Denken. Jedoch war es für Selbstmitleid auch nicht der rechte Zeitpunkt. Wut und ein unbändiger Rachedurst hatten von ihm Besitz ergriffen und wollten gestillt werden. Er wollte Blut und Tod sehen, hassen und Leid schüren, auf das es sein Herz besänftigen würde.
Doch Gedanken in der Dunkelheit können tückisch sein! Sei kreisen und kreisen, wird die Spirale der Gedanken verwoben mit Erinnerungen immer enger, bis einen die Erkenntnis wie ein Schlag trifft.
Vielleicht hatte Tobi einen Fehler begangen, als er ihm die wahre Geschichte der Uchiha erzählte. Er hatte dabei zu weit ausgeholt und Sasuke Wissen vermittelt, das den jüngeren Uchiha schon nicht mehr zugänglich gewesen war beziehungsweise Sasuke darin nie unterwiesen wurde. Vielleicht hatte Itachi es gewusst, aber dies spielte auch keine Rolle mehr. Dieses Wissen über die Entstehung des Clan hatten ihn zurück zum Nakano-Schrein und der dort versteckten Steintafel geführt. Hier hatte er entgültig alles erfahren und auch endlich alles verstanden. Er hatte Antworten auf nie gestellte Fragen erhalten und einen Weg gefunden, sein schuldgetränktes Herz zu trösten. Es war ein Weg für den er viel aufgegeben hatte, aber der ihm auch das wichtigste zurück gab!
„Ich weis Otouto, aber ich wollte es so. Für mich gab es am Ende keinen anderen Weg.“, leicht drückte Itachi Sasukes Hand und rang sich ein schwaches Lächeln ab. „Ich habe viel… zu viel von dir verlangt. Es tut mir leid. Das Chaos danach hätte niemals eintreffen dürfen. Ich wollte dies nicht, wollte es verhindern, aber ich habe versagt.“, Itachi hatte so vieles geplant und durchdacht, jedoch das Schicksal hatte es so nicht gewollt. Eine schwere Erkrankung hatte ausgereicht alles zu verändern, was auf lange Sicht geplant war, musste nun Schlag auf Schlag erfolgen. Das dies nicht hatte gut gehen können… er hatte es befürchtet.
„Nein Itachi-san, sag dies nicht.“, Sasuke schüttelte den Kopf und zog Itachi noch etwas fester in seine Arme. „Du wolltest mich doch nur beschützen. Ich habe das Chaos danach zu verschulden, denn ich ging nicht Heim, so wie du es wolltest. Anstatt habe ich das Chaos aus meiner unbändigen Wut geschürt und ziemlichen Mist gebaut.“
„Ach Sasuke…“, Itachi löste seine Hand und fuhr mit ihr nach oben, suchte er Sasukes Gesicht und wollte die Tränen, die er dort vermuteten, fortwischen. Sasuke fing sogleich die suchende Hand wieder auf und legte sie an seine Wange, so wie Itachi es tun wollte.
Itachi spürte deutlich das irgendetwas seinen kleinen Bruder sehr verändert hatte. Er wurde nicht mehr vom Hass geleitet, war dieser wie weggeblasen oder zumindest ihm gegenüber nicht mehr präsent. Nichts erinnerte an einen vor Wut und Rachedurst fast wahnsinnigen Sasuke, den ihm Naruto hatte so bildhaft beschrieben. Aber Itachi war auch froh darüber. Es hatte ihm wehgetan, so etwas von seinem kleinen geliebten Bruder zu hören. Es hatte ihn unweigerlich dazu gebracht sich der Frage zu stellen, wann und wo er den entscheidenden Fehler begangen hatte, das Sasuke zu dem werden konnte, was er laut den Worten Narutos geworden war. Und Narutos Worte anzweifeln… nein, dies war auch keine Option. Es war nicht Narutos Art so über Sasuke zu denken und zu sprechen, wenn es nicht der Wahrheit aus seiner Sicht entsprach. Es musste etwas danach vorgefallen sein, was Sasuke so entschieden beeinflusste, das er sich so drastisch in seinem denken und handeln wand.
Es betrübte Sasuke sehr, das sein großer Bruder blind und unter so starke Schmerzen zu sehen. Er wünschte sich, er hätte nie seine Augen genommen, jedoch wäre dann dies hier niemals möglich gewesen. Dieser Weg, dieses Leben wäre nicht, wäre nur Hass, Finsternis und der Tod. Außerdem hatte Tobi die Augen bereits genommen, egal ob Sasuke sie nun gewollt oder nicht gewollt hätte. Es hätte seinem Bruder dieses Leid nicht erspart.
„…dies bekommen wir schon alles wieder geregelt.“, sprach Itachi, würden sie gemeinsam schon eine Lösung finden, wie sie das Chaos und den angerichteten Schaden wieder beheben oder zumindest eindämpfen könnten.
‚Wir!’, dies klang für Sasuke wunderbar und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Wir klang einfach richtig, wollte er nie mehr zulassen, das sich etwas zwischen ihm und Itachi stellte. Viel zu lang hatte etwas zwischen ihnen gestanden, das dort hätte nie sein dürfen.
„Bitte Itachi-san, versprich mir so etwas nie mehr anzutun! Ich brauche dich, ohne dich bin ich verloren und allein. Bitte Nii-san, verspreche es!“, es war vermessen so etwas zu fordern, aber es entsprach Sasukes größter Angst. Die Angst Itachi könnte ihn wieder verlassen und ihn allein zurücklassen. Erst nach dem Tod seines großen Bruders und der Eröffnung der gesamten Wahrheit, wurde ihm bewusst, wie stark seine Bindung zu Itachi doch war, obgleich all die Jahre etwas so schweres zwischen ihnen gelastet hatte. Es war verwunderlich, das ihr Band nie zerriss und für Sasuke nun gar zu einer Art Lebensband wurde, im vollem Bewusstsein so auf Ewig von seinem großem Bruder abhängig zu sein.
„Sasuke…“, nun konnte er die Tränen fühlen, die langsam Sasukes Wangen hinab und über seine Hand rannen. „…ich kann es nicht versprechen, aber ich kann es versuchen…“, sogleich schüttelte Sasuke den Kopf und löste sich so von Itachis Hand. „Nein ich will nicht, das du es nur versuchst. Bitte verspreche es. Bitte Nii-san!“, er hörte sich wie ein kleines bockiges Kind an, das um jeden Preis seinen Willen durchgesetzt bekommen wollte.
Aber wie hätte Itachi ihm so ein Versprechen ohne schlechtes Gewissen in dieser ungewissen Situation nur geben können. Er wusste kaum was mit ihm geschehen war und er fühlte, das etwas mit seinem Körper ganz und gar nicht in Ordnung war. Jetzt zu dieser Zeit war ein solches Versprechen einfach noch zu früh.
“Sasuke…”, wieder wollte Itachi nach der Wange von Sasuke greifen und richtete sich leicht auf. Sogleich schoss ein stechender brennender Schmerz durch seinen Kopf, ließ ihn aufstöhnen und wieder zusammensacken.
„Nii-san nicht!“, voller Sorge hielt Sasuke Itachi fest im Arm und gab ihm Halt, bis der Schmerz wieder etwas abgeebbt war. „Sasuke… Ich kann es nicht versprechen, denn ich weis nicht, was werden wird!“, so traurig war Itachis Stimme. Es freute ihn so sehr noch einmal Sasukes Stimme zu hören und mit ihm sprechen zu können, aber fürchtete ein baldiges Ende, fühlte sich sein Körper so schwach und zerbrechlich an.
„Itachi-san, sag so etwas nicht!“, Sasuke wollte nicht hören oder daran denken, was geschehen würde, wenn er Itachi wieder verlieren würde. Er zweifelte, das er dies noch einmal überstehen könnte, hatte er das erste Mal doch schon nicht verkraftet.
Abermals tupfte er mit dem feuchten Tuch über Itachis Gesicht und entfernte das frische Blut. „Es hat fast aufgehört zu bluten!“, murmelte er und strich Itachi einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich verbind es neu und dann bring ich dich zu einem Arzt.“, er wollte das Thema wechseln, wenn auch seine Gedanken weiter bei Itachis Gesundheit hingen.
Ein Arzt war ein guter Gedanke, nur hatte Sasuke noch keinerlei Ahnung, wo er einen auftreiben könnte, dem er auch soweit vertraute, das er diesen an Itachi heranließ. Er konnte schlecht zum erst Besten laufen.
Vorsichtig legte er Itachi zwei Kompressen auf die leeren Augenhöhlen, würden sie das wenige Blut aufnehmen, das noch aus den Wunden austrat. Mit einem sauberen Verband fixierte er sie, fühlte sich Itachi nun auch etwas wohler. Der Gedanke Sasuke gegenüber ohne Augen zu sein, gefiel ihm nicht. Ein bedrückendes Gefühl stieg in ihm auf, musste der Anblick für seinen kleinen Bruder sicherlich schrecklich sein.
„Kann ich noch etwas Wasser haben?“, fragte er, kam sein Körpergefühl allmählich zurück und so auch das Gefühl für Hunger und Durst. „Natürlich!“, sprach Sasuke und griff nach der Wasserflasche. Schon wollte er sie Itachi an den Mund führen, als er jedoch innehielt und sich anders entschied. Er gab Itachi die Flasche in die Hand. Blind sein, bedeutete nicht hilflos zu sein und er wollte Itachi auf keinen Fall das Gefühl vermitteln, das er nun nichts mehr allein könnte.

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