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Mai 25 2012

IceBluemchen

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47. Itachi löst ein altes Versprechen ein

Ungläubig sah Sasuke auf die wenigen Kisten, in die er seine gesamte Habe gepackt hatte. Es kam ihm so wenig vor, hatte er mit weit mehr gerechnet. Aber in der Tat hatte er aus seinem alten Kinderleben nicht viel mitgenommen und dies zeigte sich nun deutlich.
Spielzeug, so etwas hatte er überhaupt nicht, wenn er einmal von dem Plüschdrachen absah, der noch immer bei Itachi im Krankenhaus war und dort am Kopfende beschützend über seinen großen Bruder wachte. Auch Dekorationsgegenstände oder Erinnerungsstücke waren rar besäht und passten in einen kleinen Schuhkarton. Lediglich einiges an Büchern hatte sich angesammelt, auch wenn es meist Schulbücher oder seine Schulnotizbücher waren. Jedoch wirklich auffallen würden diese in der neuen Bibliothek in ihrem neuen zu Hause nicht, hatte Itachi bereits gestern sich eine Liste der eingelagerten Bücher aus dem Archiv geben lassen und entsprechend beim Schreiner Regale für das Arbeitszimmer bestellt.
Generell hatte Sasuke die Bestellung der Möbel seinem Bruder überlassen, wusste er zwar was sie benötigten, aber Itachi hatte das bessere Gespür für schlichte Eleganz und dennoch nicht überteuert. Aber er hatte ihm diese Aufgabe auch aus einem anderen Grund überlassen. Itachi war so beschäftigt. Natürlich sah Itachi dies auch genau als dies an, eine Beschäftigungstherapie, damit er sich nicht langweilte, würde das einrichten des Hauses und das herrichten einer gemütlichen Atmosphäre einige Zeit beanspruchen. Sicherlich wäre Itachi so einige Wochen gut versorgt damit. Nur was dann? Sasuke konnte sich Itachi einfach nur schwer als Hausmann vorstellen. Dies passte einfach nicht in das Bild, das er von seinem großen Bruder hatte.
Sasuke dachte schon daran, ihm die Idee zu unterbreiten, auf die Kakashi ihn gebracht hatte. Jedoch ließ er es dann doch bleiben, hatte es selbst auf ihn gewirkt, als wolle er seinen großen Bruder geradezu in eine Aufgabe zwingen. Sicherlich würde sich schon eine bessere Gelegenheit ergeben, wo sie über zukünftige Aufgaben reden könnten. Vielleicht würde sich auch alles von selbst geben oder Itachi hatte auch schon selbst eine Idee. Es war im Moment noch nicht so dringend, war es im Moment nur wichtig, endlich in ihrem gemeinsamen neuen zu Hause und damit in ihrem gemeinsamen neuen Leben anzukommen.
„Sasuke, es wird Zeit das wir aufbrechen!“, räumte Itachi die letzten Sachen in eine Kiste und verschloss sie. Ein Lächeln stahl sich auf Sasukes Lippen. In einer halben Stunde würden sie die Hausschlüssel in Händen halten. Er konnte es kaum noch erwarten.
Verwundert sah er aber nun, wie Itachi sich den großen Rucksack griff, in dem Sasuke seine notwendigsten Dinge gepackt hatte, damit er diesen Morgen nur noch greifen braucht. Leben aus dem Koffer für eine Nacht, dies war eine gute Übung für kommende Missionen. „Nii-san, meinen Rucksack brauch ich erst morgen!“, nahm er ihm diesen aus der Hand, aber Itachi schüttelte leicht den Kopf. „Nimm ihn mit!“, war die schlichte Entgegnung, zog Itachi sich seine Schuhe an und hielt seinem Bruder die Tür auf.
„Aber ich brauche ihn heute Abend hier! Es macht doch keinen Sinn ihn jetzt mit zu nehmen, müsst ich ihn nachher wieder zurück schleppen…“ – „Otouto, nimm ihn einfach mit!“, stoppte Itachi ihn jedoch in seinem Redefluss und deutete auf den Hausflur, sollte Sasuke sich nun sputen.
Verwundert sah Sasuke seinen Bruder an, ergab dies alles keinen Sinnen, außer… und plötzlich machte es klick. Vielleicht brauchte er ihn ja wirklich, wenn… schnell schlüpfte auch er in seine Schuhe und schulterte den Rucksack. Er hoffte sehr, das er eben nicht die falsche Schlüsse gezogen hatte, aber dies würde er bald sehen.
Gemächlich liefen sie Richtung Uchiha-Park, allein und doch von vielen Augen beobachtet. Obwohl der Vorfall nicht publik gemacht wurde, hatte es sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen und auch, welche Strafe den Angreifern aufgebrummt wurde. Und obwohl die Strafe abschreckend war, hatte Sasuke ein flaues Magengefühl, ob dies wirklich ausreichte.

Die Schlüsselübergabe war nichts spektakuläres. Der Bauleiter hielt eine kleine Ansprache, wie gern sie an diesem Haus gearbeitet hatten und wie sehr es sie freue, das dieses den zwei Brüdern so gut gefiel. Er wünschte ihnen im Namen der Bauarbeiter und vielen Helfern viel Glück für die Zukunft und schon war alles vorbei.
Allein standen sie nun in dem leeren Haus, welches in den letzten Stunden noch einer Großreinigung zum Opfer gefallen war. „Und nun?“, fragte Sasuke nervös und biss sich auf die Unterlippe. Seinen Rucksack hatte er im Flur abgestellt, aber bislang hatte er noch keinen Anhaltspunkt dafür erhaschen können, weshalb er ihn unbedingt mitnehmen sollte, glaubte er sich seiner Vermutung schon zu irren.
„Alles Liebe und Gute zu einem neuen Heim und Danke, das du mir verziehen hast, Otouto!“, trat Itachi vor ihm und deutete auf die Tür zum Hauptraum. Perplex sah Sasuke ihn an. Was sollte dies den jetzt? Itachi schob die Tür auf und gab so seinem kleinen Bruder die Sicht auf eine kleine Überraschung preis.
„Nii-san…“, trat Sasuke an die Tür und sah auf die merkwürdig anmutende Szenerie. Mitten im Raum waren zwei Futon-Matratzen ausgerollt und fertig mit Bettzeug versehen. Nahe der Tür zur hinteren Veranda stand einiges an Campingutensilien, sowie ein ihm bekannter Rucksack… Itachis Rucksack mit dem Sasuke ihm immer einige frische Kleidungsstücke ins Krankenhaus gebracht hatte und aus dem jetzt frech der Kopf seines grünen Drachen lugte. „Was hat dies zu bedeuten?“, fragte er und trat ins Zimmer.
„Eine kleine Überraschung meinerseits für dich, als Dankeschön für alles und auch eine Einlösung eines Versprechens, welches ich dir vor ungefähr fünf Jahren gab. Damals hattest du mich um einen Campingausflug gebeten und ich hatte es dir versprochen und mich damals auch sehr darauf gefreut. Aber dann kam so vieles dazwischen…“, Itachi brach ab und schluckte. Erst waren ihm zahlreiche Missionen dazwischen gekommen und dann dieses schreckliche Ereignis. „Ich dachte mir, es wäre das Richtige zur Einweihung! Und du hättest Shuga sehen sollen, als ich ihm sagte, ich möchte heute Nacht mit dir campen. Schnappatmung war da noch das geringste.“
Sasuke wusste nicht was er sagen sollte. Er war von der ungewöhnlichen Überraschung mehr als überrascht. Er hatte dies einfach nicht erwartet, zumal es auch bedeutet, das Itachi aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Er war überwältigt und glücklich und dennoch auch durch die plötzlichen Erinnerungen an damals etwas traurig. Auch er hatte sich sehr auf diesen Campingausflug gefreut und war immer wieder enttäuscht, wenn Itachi ihn wegen einer neuen Mission vertrösten musste. Er hatte diese ANBU-Missionen gehasst, sie hatten ihm die gemeinsame Zeit mit seinem geliebten Bruder gestohlen.
„Was ist Sasuke? Gefällt dir meine Überraschung nicht?“, Itachi war verunsichert. Sasuke wirkte glücklich überrascht, aber auch traurig. „Oh doch Nii-san!“, warf sich Sasuke jedoch sogleich an ihn und strahlte ihn an. „Es gefällt mir sehr! Wann hast du dies nur organisiert? Und bedeutet es, das du nicht mehr ins Krankenhaus zurück musst?“
„Es freut mich, das es dir gefällt, auch wenn wir einen kleinen Abstrich machen müssen, werden wir nicht draußen schlafen, sondern hier im Zimmer. Anders hätte ich Shuga nicht zu meiner Entlassung überzeugt bekommen. Aber er hat mich heute morgen gehen lassen und ich habe die wenigen Stunden bis zum Mittag ausgenutzt und uns dies hier vorbereitet.“, erklärte Itachi und zog Sasuke hinter sich her zur Verandatür und hinaus in den hinteren Teil des großen Gartens.
„Wie du hast dies heute Vormittag alles allein gemacht?“, fragte Sasuke skeptisch und blieb vor der vorbereiteten Feuerstelle stehen. „Nicht ganz! Shuga wollte mich nicht allein durch die Straßen laufen wissen und hat mir geholfen. Er drückte dies jedoch so aus, er müsse seine vielen Überstunden einmal abbummeln. Aber es war auch gut, das er mich begleitet hatte, denn allein hätte ich dies zeitlich niemals geschafft.“
„Ach so!“, fiel Sasuke ein Stein vom Herzen, das Itachi doch nicht allein durch halb Konoha gelaufen war. Allein der Gedanke hatte Sasuke Angst gemacht, sah er seinen Bruder wieder zusammengeschlagen am Boden liegen. Ein Gedanke den er schnell wieder von sich schob, wollte er diese Bilder nie mehr wieder sehen.
Itachi entzündete das Lagerfeuer und ging zurück zur Veranda, von wo er einen Korb holte. Es war ein vorbereitetes Picknick, hatte Itachi wirklich an alles gedacht. Gemeinsam genossen sie den Abend am Lagerfeuer, aßen und erzählten, betrachteten die Sterne im Schein des erlöschenden Feuers.
„Dies ist einfach wunderschön!“, flüsterte Sasuke und versuchte in den Sternen einzelne Sternenbilder zu erkennen. „Ist dies dort der große Bär?“, fragte er und deutete auf eine der Sternenkonstellationen. „Ja, der große Bär und siehst du direkt daneben die kleinen blinkenden Sterne. Dies ist der kleine Bär. Zusammen ergeben sie das Sternenbild der Brüder. Sie leuchten immer zusammen, niemals allein.“
„Das ist schön!“, entgegnete Sasuke und gähnte in nächsten Moment herzhaft auf. „Ja sehr schön und auch schon sehr spät. Wir sollten reingehen, müssen wir doch morgen Früh zeitig aufstehen.“, Sasuke nickte, auch wenn er gern noch etwas draußen geblieben wäre und weitere Sternenbilder geschaut hätte. Aber die Müdigkeit hatte ihn nun vollkommen ergriffen, gähnte er erneut und ergab sich.
So gingen sie ins Haus und alsbald löschten sie das Licht zu ihrer ersten gemeinsamen Nacht in ihrem neuen zu Hause.
„Danke Nii-san! Es hat spaß gemacht und genau so habe ich mir unseren Campingausflug vorgestellt.“ – „Nur mit schlafen unterm Sternenzelt!“, wand Itachi ein.
„Dies ist nicht so wichtig!“, kuschelte sich Sasuke in seine Decke ein und hatte unter dieser seinen Drachen versteckt. „Wichtig ist, das wir es überhaupt gemacht haben und das es uns beiden gefallen hat. Und weist du was…“, hatte Sasuke nun ein freches Grinsen auf den Lippen. „Mir fallen da noch so einige Versprechen ein, die auf Einlösung warten! Also, wann bekomme ich meine versprochen Stunde Shuriken werfen?“
Langes Schweigen folgte, glaubte Sasuke schon keine Antwort mehr darauf zu erhalten. „Wenn ich mich nicht recht verzählt habe, müssten es sechs versprochene Stunden sein. Vielleicht auch acht oder neun… Und ich wollt dir das Jutsu des flammenden Phönix beibringen, aber dies kannst du sicherlich bereits. Dann ein anderes. Alles was du willst.“, Itachi drehte sich auf die Seite, sah er nun genau in Sasukes Gesicht und Augen.
„Schlaf gut, Otouto!“, wünschte er mit sanfter Stimme. „Du auch, Nii-san!“, erwiderte Sasuke lächelnd. Er wusste, er würde diese Nacht gut schlafen, denn er war endlich wieder daheim und endlich nicht mehr allein.

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