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Mai 25 2012

IceBluemchen

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05. Ankunft am Pass von Yamaji

Erste Schneeflocken kündigten einen unschönen Wetterumschwung an. Den gesamten Tag über war es zwar kalt gewesen und ein eisiger Wind fegte über das Ödland, aber wenigsten hatte die Sonne geschienen und störende Wolken und Schnee ferngehalten. Nun zum frühen Abend hin begann es sich zuzuziehen und eine ungemütliche Nacht zu versprechen.
Sasuke seufzte. Er hatte noch kein brauchbares Versteck für Itachi und sich gefunden, weder eine Höhle noch irgend ein anderes geschütztes Fleckchen war auf ihrem Weg gelegen. Jedoch fragte er sich, ob nicht vielleicht sein kleiner Bruder einen geschützten Ort kannte. Er hatte das Gebirge und den Pass erkannt, war er wohl schon einmal hier gewesen. Und vielleicht hatte er hier auch irgendwo übernachtet.
„Itachi-san, bitte wach auf! Otouto bitte, es ist sehr wichtig!“, weckte er ihn mit sanfter liebevoller Stimme und doch murrte der Kleine ein wenig, eh er verschlafen seine Äuglein öffnete. „Sasu’-chan, wir schon da sind?“, fragte er müde und gähnte herzhaft.
„Nein Itachi-san! Wir sind erst kurz vor dem Pass und es wird bald dunkel. Aber deswegen habe ich dich nicht geweckt, sonder ich habe bislang für uns keinen günstigen Platz für die Nacht gefunden und es fängt an zu schneien. Kannst du dich noch daran erinnern, ob du damals diesen Pass auch überquert und wo du übernachtet hast?“
Nachdenklich sah Itachi in das fragende Gesicht seines großen Bruders. Sofort waren ihm Bilder aus der Vergangenheit in den Sinn gekommen. „Es auch geschneit hat…“, versuchte er seine Gedanken auszusprechen und so jeden nur erdenklichen Hinweis preiszugeben. „Da war ein Bach und ‚isame hat Fische gefangen, aber wir nicht draußen geschlafen…“, leicht fing er an auf seiner Unterlippe herumzukauen und dachte weiter über die Bilder nach. Dort in seinem Kopf war noch mehr, er musste es nur noch herausbringen. „…eine Höhle… nein, eine Berghütte, nah am Bach… im Berg versteckt… ähm…“, dies war noch immer nicht alles, aber es wollte ihm absolut nicht recht einfallen, wo genau sich diese Hütte verbarg. „Nicht einfällt wo genau!“, gestand er daher betrübt.
„Schon gut Otouto! Gemeinsam finden wir die Hütte schon. Ich halte jetzt einfach erst einmal nach dem Bach Ausschau und dann wird sich die Hütte sicherlich wie von selbst finden!“, so einfach hatte es sich Sasuke zumindest gedacht. Jedoch bereits den Bach zu finden, war eine kleine Herausforderung.
Vom Weg aus war kein Bach auszumachen und auch Itachi konnte ihm nicht sagen, ob er nun auf der rechten oder linken Seite suchen müsse. Hinzu kam, das der Schnee allmählich mehr wurde und Sasuke die Sicht bedeutend einschränkte. So war es mehr Glück gewesen, als sie den Bach dann doch fanden und Itachi nun auch einfiel, das es sich bei der versteckten Hütte um eine Jagdhütte handelte und sie durch einige Bäume und Büsche dem Nichtsahnenden verborgen blieb.
„Ich glaube, ich habe sie gefunden!“, spähte Sasuke zu einer kleinen Baumgruppe, welche in einem kleinen Hein aus Brombeergestrüpp gebettet war, es aber so wirkte, als führe ein schmaler Pfad hinter diese. Und in der Tat hatten sie den Eingang zur Hütte gefunden, auch wenn dieser erst mit einigen gezielten Schwerthieben freigeräumt werden musste.
Die alte Jagdhütte war direkt in den Fels hineingebaut, sodass nur die Vorderfront und eine kleine schmale Veranda aus Holz bestand. Im Inneren war es deutlich eine vom Mensch in den Fels geschlagene Höhle, gemütlich mit Holzdielen ausgelegt und es gab sogar ein kleines Podest, welches den Schlafbereich einnahm, lagen dort noch recht gut erhaltene Tatamimatten.
Behutsam setzte Sasuke seinen kleinen Bruder auf dem Podest ab und sah sich neugierig in der Hütte um. Sie war sauber und aufgeräumt, wurde sie wohl in den Sommermonaten noch genutzt und instand gehalten. Nahe des Eingangs gab es eine Art Ofen aus Naturstein gebaut und mit einer kleinen Eisenlucke verschlossen, ideal zum kochen und beheizen des kleinen Raumes. Auch etwas Feuerholz lag bereit, aber Sasuke hatte draußen auf der Veranda einiges an Holz gesehen, welches nur noch zurechtgeschlagen werden müsste. Frieren würden sie somit schon einmal nicht und nach den restlichen Einrichtungsgegenständen zu urteilen, würden sie auch bequem schlafen können. In einer Truhe fand er eine Futon-Matratze und Decken, ja sogar Handtücher, Kernseife, einfaches Geschirr und Töpfe fand er letztendlich vor. Es war alles vorhanden, was für eine schlichte und dennoch bequeme Übernachtung notwendig war.
Nun musste er nur noch an ihre Verpflegung denken, war dies ein weit größeres Problem. Außer Tee hatte er absolut nichts mehr in seinem Rucksack und er hatte auf ihrem Weg hierher nichts jagen können. So würde er das letzte spärliche Licht der untergehenden Sonne ausnutzen müssen und ihnen im Bach einige Fische zu fangen, hatte er auch einige wenige verbleibende Brombeeren im Gestrüpp entdeckt.
Aber eh er dies in Angriff nahm, entzündete er ein Feuer im Ofen und suchte einen Topf aus dem kleinen Regal neben dem Ofen. „Ich hole etwas Wasser, damit wir gleich heißen Tee trinken können. Wenn du magst und dich aufgewärmt hast, kannst du ja das Bett bereiten. Und ich werde in der Zwischenzeit noch sehen, das ich einige Fische gefangen bekommen.“, Sasuke wollte Itachi nicht ohne Aufgabe allein in der Hütte zurück lassen, auch wenn der Kleine im Moment mehr damit beschäftigt war, sich aufzuwärmen und dabei seine Decke so eng um sich schlang, wie es nur irgend möglich war.
„Ist gut, Nii-chan!“, nickte Itachi und spähte zur Truhe. Er würde dies schon schaffen und somit nicht unnütz sein, während sein großer Bruder eigentlich das viel wichtige tat und ihnen etwas zu Essen organisierte.
Als Sasuke mit dem Topf vom Bach wiederkam, war Itachi bereits an der Truhe zugange und versuchte die schwere Futon-Matratze aus dieser herauszuzerren. Konzentriert und mit all seiner Kraft zerrte er an dem störrischen Ding und bekam sie letztendlich mit einem Ruck heraus, sodass er das Gleichgewicht verlor und rücklings auf seinem Hinterteil landete.
Sasuke musste über diesen Anblick schmunzeln. Itachi sah in seiner kindlich tapsigen Art einfach nur komisch, aber auch niedlich aus. Es erwärmte Sasuke das Herz und weckte seinen Beschützerinstinkt. Es war noch kein Tag vergangen und sein kleiner großer Bruder hatte sein Herz im Sturm erobert und eingenommen, konnte sich Sasuke bereits jetzt eine Zukunft ohne ihn nicht mehr vorstellen.
„Ich setz das Wasser auf. Wenn es kocht, ruf mich bitte, damit ich es herunter nehme!“, machte Sasuke nun auf sich aufmerksam, sah Itachi leicht erschrocken zu ihm hinüber. Er hatte sich so sehr darauf konzentriert die schwere Matratze aus der Truhe zu wuchten, das er gar nicht mitbekommen hatte, das sein großer Bruder schon mit dem Wasser zurück war.
„Das kann ich doch auch!“, meinte Itachi jedoch, aber Sasuke schüttelte sogleich den Kopf. „Ich weis, aber der Topf ist recht schwer und ich möchte nicht, das du dich verbrühst. Aber wenn du mit dem Bett fertig bist, kannst du ja das Geschirr heraussuchen, das wir zum essen benötigen und mal schauen, ob du hier eine Axt findest. Das wenige Holz hier, wird nicht für die Nacht reichen.“, er deutete auf die wenigen geschlagenen Scheite Holz neben dem Ofen und hoffte, Itachi damit vorerst soweit beschäftigt zu haben, das er nun genügend Zeit zum fischen fand.
„Ist gut, Nii-chan!“, sah Itachi den Einwand seines großen Bruders ein, auch wenn es etwas an ihm nagte, wegen eines einfachen Topfes voll kochenden Wassers nachher seinen Bruder rufen zu müssen. Aber er musste sich als Kind akzeptieren und damit auch seine eingeschränkten Fähigkeiten. So rappelte er sich wieder auf und machte sich daran, die Futon-Matratze auf dem Podest auszurollen und im Anschluss das Lacken sorgsam darauf auszubreiten und darunter festzuklemmen, so wie er es meinte richtig aus seinen Erinnerungen heraus zu machen.
Als er das Bett soweit fertig bereitet hatte, sah er einmal kurz nach dem Wasser. Aber es kochte noch nicht, sodass er sich nun dem Geschirr widmete. Es war einfachstes Emaillegeschirr, wie es von vielen Reisenden genutzt wurde und auch Sasuke hatte einiges an diesem Geschirr in einer seiner Schriftrollen aufbewahrt. Jedoch war es im allgemeinen üblich auf das zurück zu greifen, was einem so geboten war. So holte er zwei Teller und zwei Tassen aus dem Regal, stellte jedoch sogleich fest, das diese recht verstaubt waren. Es müsste abgewaschen werden, aber dazu benötigte er Wasser und dieses hatte er im Moment nicht zur Verfügung. So stellte er die Teller und Tassen auf dem Tisch ab, würde er sich später darum kümmern.
Jetzt aber war da noch seine letzte Aufgabe, eine Axt suchen, obwohl er diese bereits ganz unten im Regal erspäht hatte. So holte er diese hervor, war es eine einfach kleine Axt und er konnte sie gut heben, was ihn auf eine neuerliche Idee brachte, wie er seinem Bruder nützlich helfen könnte.
Eiligst huschte er aus der Hütte und holte sich einen großen Scheit Holz, schleppte diesen vor den Ofen und machte sich nun daran, diesen zu zerkleinern. Mit all seiner Kraft schlug er auf das Holzscheit ein und splitterte so immer einige kleine Stücke ab. So war das Holz zwar im Anschluss sehr klein gehackt, aber es war klein und dies nun einmal Sinn und Zweck der Sache. So holte er sich ein neues Holzscheit und machte sich auch an dieses, es zu zerkleinern.
„Sasu’-chan das Wasser kocht!“, rief Itachi in den Abend, war die Sonne längst untergegangen und nur noch letzte Fetzen an Licht erhellten etwas die schneebedeckte Landschaft. Und obgleich ihm schnell kalt wurde und seine Füße auf dem eisigen Holzbrettern der schmalen Veranda froren, wartete er auf seinen Bruder, war er sich nicht ganz sicher gewesen, ob Sasuke ihn überhaupt gehört hatte.
Sechs Fische hatte Sasuke bereits gefangen und den siebenten im Visier, als er den Ruf seines Bruders vernahm. Das Wasser kochte, aber den Fisch, der sich ihm so nichtsahnend präsentierte, wollte er schnell noch fangen. So konzentrierte er sich, schoss das Kunai auch schon ins Wasser. Wie die sechs Fische zuvor, hatte er auch den Siebenten zielsicher getroffen und zog das Kunai an der dünnen Schnurr zu sich.
Mit sieben Fischen im Eimer kehrte er zur Hütte zurück und musste zu seinem Unmut feststellen, das Itachi wartend und zitternd auf der Veranda stand und nach ihm Ausschau hielt. „Itachi-san geh rein, es ist viel zu kalt für dich hier draußen!“, rief er ihm daher zu. Sofort machte Itachi kehrt und huschte in die Hütte, folgte ihm Sasuke nur einen Augenblick später.
Schnell kletterte Itachi auf einen der Stühle, die nahe dem kleinen Tisch standen, und sah betreten auf seinen großen Bruder, als wolle er sich stumm entschuldigen. Sasuke tat es leid, das sein kleiner Bruder nun wohl das Gefühl hatte, etwas falsch gemacht zu haben, überging er daher dies einfach und lächelte stattdessen. „Alles soweit geschafft und gefunden?“, fragte er, während er den Eimer mit den Fischen auf den Tisch stellte und das kochende Wasser vom Ofen nahm.
„Ja! Bett gemacht und Geschirr genommen, aber ist schmutzig. Aber hab kein Wasser zum saubermachen. Und hab Holz gehackt!“, deutete er stolz auf die drei zerlegten Holzscheite, wo er auch die Axt abgelegt hatte.
„Oh, das ist schön! Dann hole ich gleich noch etwas Wasser zum waschen und dann können wir gemeinsam die Fische ausnehmen und zubereiten.“, aber erst goss er den Tee auf und stellte ihn zum ziehen auf den Tisch. Da er es als sinnvoller erachtete das Geschirr direkt im Bach abzuwaschen, nahm er dieses mit und kehrte nur einige Minuten später mit sauberen Geschirr und einem neuen Topf voll Wasser zurück.
Das ausnehmen und säubern der Fische übernahm dann Sasuke doch allein, da Itachi mit seinen kleinen Händchen die glitschigen Fische kaum gehalten bekam. So beschäftigte er sich mit einem weiteren Holzscheit, hatte er allmählich den Bogen heraus, wie er das Holz grob kleingehackt bekam, ohne daraus Holzschnitzel zu machen.
Dies bot für Sasuke auch die Möglichkeit die wenigen Brombeeren zu pflücken, die er im Gestrüpp ausgemacht hatte. Durch den Schnee und einsetzenden Frost waren die Beeren bereits teils gefroren und wirklich viele waren es letztendlich auch nicht, aber sie würden als Nachtisch für Itachi schon ausreichen, schmeckten sie auch schön süß.
Am Ende standen sieben gebratene Fische und eine kleine Schale Brombeeren auf dem Tisch, rochen die Fische gut und ließen Itachis Magen fordernd aufknurren. Nur das essen des Fisches war eine kleine Herausforderung für ihn. Sie waren heiß und er bekam die Gräten nicht herausgepult, sodass sein Teller bald wie ein kleines Schlachtfeld anmutete und er dennoch erst wenige Bissen gegessen hatte. Jedoch Sasuke wusste die Lösung, entgrätete er seinem kleinen Bruder einfach einen und tat ihm nur das leckere helle Fleisch auf den Teller.
„Schmecken sie dir?“, fragte Sasuke lächelnd, als sich Itachi nach zwei Fischen über die wenigen Brombeeren hermachte. „Ja, sehr gut!“, freute sich der Kleine, überlies Sasuke ihm gerne die süßen Beeren. Itachi sollte sich satt essen, solang dies möglich war. Morgen früh sah es vielleicht schon anders aus, brauchte nur ihr Glück beim fischen oder jagt ausbleiben. Und jetzt wo es auch hier schneite, war an Früchten oder sonstiges Obst und Gemüse nicht mehr zu denken. Etwas ärgerte dies Sasuke, das er seine Vorräte nicht viel eher aufgestockt hatte, hätten sie dann jetzt nicht dieses Problem. Aber bis vor einem Tag war er für sich allein verantwortlich und das wenige Essen hätte für ihn allein auch noch gut zwei Tage ausgereicht, wenn er sich dies gut eingeteilt hätte. Nun aber musste er an seinen kleinen Bruder denken und es erstaunte ihn schon sehr, wie schnell diese Veränderung sein komplettes Denken umgekrempelt hatte. Itachis Wohl und Glück stand nun an erster Stelle. Allein schon der Gedanke, es könne Itachi durch seine Schuld schlecht gehen, bereitete ihm Bauchschmerzen.
„Nii-chan, kann ich noch Tee haben?“, riss Itachi seinen großen Bruder aus seinen Gedanken und hielt ihm seine leere Tasse hin. „Ja etwas haben wir noch!“, schenkte er seinem kleinen Bruder noch eine halbe Tasse ein und mahnte, gut zu pusten, war der Tee noch immer sehr heiß.
Etwas verwundert sah Itachi seinen Bruder an, eh er sich seiner Tasse widmete und kräftig pustete, damit er sich nicht den Mund verbrühte. Aber die mahnenden Worte halten noch lang in seinem Kopf nach. Sasuke sorgte sich um ihn und dies nicht nur einfach als Bruder, sondern als großer besorgt behütender Bruder, der seinem kleinen dreijährigen Bruder vor jeglicher Gefahr und Unheil bewahren wollte. Vielleicht hatte Sasuke dies eben auch unbewusst getan, aber es nahm den Anschein an, als beginne er ihn als kleines Kind zu sehen. Eine Entwicklung die Itachi nachdenklich machte und sich in vieler Hinsicht mit seinen Gedanken glich, denn er war nun einmal ein kleines Kind und müsste mit diesem Schicksal leben. Aber auch Sasuke musste damit leben und klar kommen und es würde sich wohl erst im Laufe der Zeit ergeben, wie sie sich beide dem Ganzen gegenüber richtig verhielten.
Nachdem sie mit ihrem Abendessen fertig waren, wusch Sasuke das wenige Geschirr ab und reichte es an Itachi weiter, der es sorgfältig abtrocknete und für das Frühstück bereit zurück auf den Tisch abstellte. Mit ihrer Arbeit fertig, brachte Sasuke den Eimer voll Schmutzwasser und Essensresten hinaus und entsorgte dieses im Bach. Die Strömung würde es forttragen und das im Wasser lebende Getier sich um die Reste kümmern.
Mit einem vollem Eimer Wasser kehrte er zurück, wollte er zum einen noch einmal Teewasser aufsetzen, aber zum anderen war es auch Zeit zum waschen. So kochte er erneut Wasser auf und bereitete einen neuen Tee, während er mit dem restlichen kochenden Wasser das restliche kalte Wasser im Eimer erwärmte.
Als erstes war Itachi dran, war sein kleiner Bruder nicht wirklich schmutzig. Dennoch wusch Sasuke ihn sorgsam und wickelte ihn im Anschluss in eines der vorgefundenen Handtücher. Eines wusste er bereits jetzt, mindest eine Decke würde er von hier mitnehmen, damit sein kleiner Bruder durch diese zusätzlich gewärmt und vor der Kälte geschützt wäre.
Nun aber war er selbst an der Reihe sich zu waschen und entledigte sich seiner Kleidung. Mehr als deutlich spürte er den musternden Blick seines Bruders auf seiner nackten Haut, wanderte dessen Augen über seine Haut und blieben an jeder kleinen Narbe kurz hängen. Sasuke war mit sich nie zimperlich umgegangen, obwohl er dennoch immer darauf geachtet hatte, nicht zu Schaden zu kommen. Jedoch in seinem Leben gab es viele Kämpfe und Situationen, wo Blessuren und gar größere Verletzungen nicht abzuwenden waren. Zurück blieben hier und dort kleine Narben, waren sie jedoch zu der großen Narbe in seinem Herzen kein Vergleich. Wie oft hatte sein Herz Schaden nehmen müssen, sodass er es hinter einer Fassade aus Emotionslosigkeit verbergen und schützen musste. Und doch wurde es drei mal schwer getroffen!
Am Tag als er seinen Clan und Familie durch die Hand seines großen Bruders verlor und allein in Schmerz und Trauer, Hass und Rachewut zurückgelassen wurde. Im Moment, als er die bittere Wahrheit über das traurig tragische Schicksal seines Bruders erfuhr und er in jenem Moment wusste, das sein Herz niemals mehr den Frieden finden könnte, war ihm die Liebe auf Ewig entrissen. In jenem Augenblick, als er seinen großen Bruder das dritte mal verlor. Kabuto war besiegt, die Kontrolle des Edo Tensei Jutsus auf Sasuke übergegangen, so hatte es Itachi gewollt. Er wollte das Sasuke es beendet und der Welt die Chance auf Frieden wiedergab, sich selbst eine Chance auf Frieden wiedergab. Aber für Sasuke zerbrach in jenem Augenblick entgültig die Welt und sein Herz zersprang in tausend Scherben. Er fühlte sich in jenem Augenblick so einsam wie noch nie und glaubte nicht mehr an ein Glück in seinem Leben.
Und nun… ein kleines kräftig schlagendes Herz… zwei unschuldige Augen, die doch schon mehr gesehen hatten, als sie es ausdrücken könnten… liebende kindliche Worte… Händchen die um Schutz und Wärme flehten… eine bindende Verantwortung, die Sasuke nur alt zu gern einging und nachkam. Sein kleiner Bruder liebte ihn bedingungslos und dies tat er auch, denn mit ihm hatte er sein Glück im Leben zurückerhalten, linderte es den Scherz in seinem Herzen und ließ die tiefen Wunden behutsam verheilen.
„Zähne putzen nicht vergessen!“, holte er nun seine Zahnbürste und eine kleine Tube Zahnpasta aus seinem Rucksack und drückte sie Itachi in die Hand. Eine Kleinigkeit die mit auf seine gedankliche Liste kam, was es noch alles zu besorgen gab, würde es jetzt aber auch erst einmal so gehen. Sorgsam putzte Itachi seine Zähnchen, auch wenn die Zahnbürste für seinen kleinen Mund viel zu groß war. In der Not reichte es aus und als er fertig war, machte Sasuke sich daran, auch seine Zähne zu putzen.
Müde gähnte Itachi auf, noch immer arbeitete sein Kopf auf Hochtouren und verarbeitete all die Informationen seines erwachsenen Lebens. Er fragte sich, wie lang dies wohl noch so gehen würde und was danach käme. Würde er vergessen und ganz von Vorn anfangen müssen? Oder würden die Informationen bleiben, nur weiterhin für ihn schwer begreifbar bis unerreichbar? Fragen die ihm sein kleiner Kopf nicht beantworten konnte. So trank er noch ein wenig Tee, eh er sich bereitwillig von Sasuke in dessen Decke wickeln ließ und sie sich gemeinsam zur Nachtruhe auf der ausgebreiteten Futon-Matratze legten.
„Gute Nacht, Nii-chan!“, kuschelte sich Itachi an seinen großen Bruder und schloss abermals gähnend seine Augen. „Gute Nacht, Itachi-san!“, zog Sasuke sich seinen kleinen Bruder so nah es ging an sich heran und hüllte ihn in seine starken beschützende Arme, eh auch er seine Augen schloss und den ersten Tag seines neuen Lebens ausklingen ließ.

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