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Mai 25 2012

IceBluemchen

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68. Ein unerwarteter Schachzug

Nachdenklich saß Shanks vor der verstummten Teleschnecke und überlegte, was er von Garps Anruf halten sollte und erst von seiner Bitte um Hilfe. Eigentlich war Shanks immer davon ausgegangen, das der alte Monkey D. ihn bis aufs Mark hasse, war Shanks doch die maßgebliche Kraft hinter Ruffys Entscheidung Pirat zu werden. Jedoch entweder hatte er sich diesbezüglich geirrt oder der Alte hatte sich in den letzten Monaten sehr verändert.
Nur war dies nicht auch absehbar gewesen, das dem alten Garp die Ereignisse auf Marineford nicht kalt ließen? Er hatte dort seinen Enkel verloren, wollte Shanks die Beziehung zwischen Garp und Ace nicht anders titulieren. Für den Alten hatte die Abstammung keine Rolle gespielt, hatte er Ace genauso geliebt wie Ruffy. Liebte er ihn genauso wie Ruffy. Es musste für Garp mehr als schwer gewesen sein, den Tod seines Enkels nicht verhindern zu können, hatte er weder etwas gegen die ausstehende Hinrichtung machen, noch den letztendlich tödlichen Schlag verhindern können. Diese Hilflosigkeit war vielleicht mit ein Ausschlagpunkt gewesen, weshalb er seine aktive Karriere beendet hatte. Und auch wenn Ace letztendlich auf mysteriöse Weise überlebt hatte, so war die Veränderung des Vizeadmirals geblieben. Anders war diese Bitte einfach nicht zu verstehen.
„Shanks, ich kann dich nicht ausstehen und hätte ich eine andere Wahl, würde ich nicht fragen! Aber ich sehe keine andere Möglichkeit, das Leben des Jungen zu retten. Auch wenn ich wünschte, es würde einen anderen Weg geben!“
Nein, Garp hasste ihn nach wie vor, jedoch das Leben eines Familienmitgliedes war ihm um einiges mehr Wert, als sein Hass gegenüber Shanks. Ja, die Ereignisse hatte ihn in der Tat verändert, bezweifelte Shanks sehr, das der Alte je vor diesem Ganzen so gehandelt hätte.
Seufzend griff er zu seiner Sakeflasche und nahm einen kräftigen Schluck. Es gab einfach keinen anderen Weg, keine andere Lösung und es blieb auch nicht viel Zeit. Laut Garp hatte Akainu bereits direkten Kurs gesetzt. Sie mussten sich beeilen, wenn sie nicht das Blut des Jungen an ihren Händen zu kleben haben wollten.

„Ace! Vista ist an der Teleschnecke! Es klang sehr wichtig und er muss dich umgehen sprechen!“, kam der Navigator zu ihm, hatte der Mann neben der Berechnung ihres Kurses auch die Banden-Teleschnecke unter seiner Obhut, mit welcher sich die einzelnen Schiffe und Kommandanten untereinander absprachen.
Im ersten Moment war Ace etwas verwundert, hatten sich die Schiffe doch erst vor knapp vierundzwanzig Stunden getrennt. Sollte es etwa jetzt schon Probleme geben? Irgendwie konnte er sich dies kaum vorstellen, außer es steckte die Marine dahinter, war dann mit allem zu rechnen.
„Entschuldige mich Jimbei, die Pflicht ruft!“, erhob er sich und begab sich in den Kartenraum. „Vista! Was ist passiert?“

Eine halbe Stunde später…

Mit nachdenklicher finsterer Miene kam Ace zurück auf Deck. Das Gespräch mit Vista war äußerst merkwürdig gewesen. Demnach hatte die Rothaar-Piratenbande die Grenze missachtet und sich auf einer der Whitebeard-Inseln breitgemacht. Warum tat dies Shanks nur? Ace verstand diese Aktion des Kaisers nicht! Was war nur in ihn gefahren, das er sie so offen herausforderte. War ihm nicht bewusst, das Ace dies zum handeln bewegen würde? Oder zielte dies genau darauf ab? Jedoch waren die Beweggründe des Kaisers vollkommen egal, war dies eine offizielle Herausforderung und Shanks würde schon sehen, was er von diesem dummen Schachzug haben würde.
„Woody!“, brüllte Ace über Deck und suchte nach seinem Schiffzimmermann. Sie mussten schnellstens aufbrechen, jedoch ohne Coating saßen sie hier fest. „Ace, was gibt es denn?“, sprang der Schiffszimmermann aus der Menge der Crew auf, saßen noch immer viele um Jimbei herum und unterhielten sich über die Geschehnisse der letzten Wochen und Monate, während sie auf Nachricht von Doc warteten.
„Wir müssen schnellstens aufbrechen! Wie schnell bekommst du das Coating hin, wenn dir jeder verfügbare Mann dabei hilft?“
„Drei Tage, wenn wir die Nächte mit durchmachen! Schneller auf keinen Fall!“, brauchte Woody nicht einmal darüber nachzudenken. Er hatte dies bereits nach dem ersten Coating ausgerechnet, war es immer gut zu wissen, wie schnell eine bestimmte Reparatur oder Modifikation an Zeit beanspruchte.
„Verdammt! Dies ist zu lang!“, verfluchte Ace den Umstand, das er ihr bestehendes Coating für die Zerstörung des Schiffes von Big Mum geopfert hatte. Hätte er dies vorher geahnt, hätte er auf die furiose Show verzichtet und das Schiff mittels seiner Feuerfaust zu Asche verwandelt.
„Ace was ist los? Ihr wollt schon wieder aufbrechen, obwohl ihr erst angekommen seit?“, fragend sah Jimbei seinen Freund an und auch die Crew verstand den plötzlichen Druck zum Aufbruch nicht. „Es gibt Probleme mit einem weiteren Kaiser, die Vista nicht allein bewältigt bekommt. Er hat uns zur Unterstützung angefordert.“, ein Raunen und Gemurmel ging durch die Crew und Ace verfluchte den Umstand, das es ihm ausgerechnet jetzt Marco außer Gefecht gesetzt hatte, brauchte er dringendst seinen Rat.
„Euch ist wohl keine Ruhe vergönnt! Wenn euch die Marine nicht das Leben schwer macht, dann eben ein anderer. Aber vielleicht kann ich euch noch einmal helfen! Bitte den König um den Einsatz der Blasenkanone. Sie ist zwar eigentlich nicht für diesen Einsatz konzipiert, aber es müsste dennoch funktionieren!“, Ace hatte keine Ahnung was Jimbei mit der Blasenkanone meinte, aber Woody wurde sogleich hellhörig.
„Wenn das Timing stimmt…“, noch immer hatte Ace keine Ahnung, was nun eigentlich mit dieser Kanone gemeint war, aber Woodys Gesichtsausdruck verriet ihm, das es wohl doch einen schnellen Weg zurück an die Meeresoberfläche gäbe…

Keine Vierundzwanzig Stunden hatte ihr Aufenthalt auf der Fischmenscheninsel gedauert, hatten sie keine Minute Freizeit genießen können, obwohl Ace diesen Ausflug eigentlich auch für einige Tage Urlaub nutzen wollte. Jedoch für einen Piraten gab es keinen Urlaub, nur freie Tage ohne Schwierigkeiten.
Der König war recht überrascht gewesen, das sie so eilig wieder aufbrechen wollten und mussten. Ihre Probleme waren noch keines Falls alle bewältigt, aber durch die Whitebeard-Piratenbande hatte sich einiges bewegt und es waren Ereignisse in Gang gesetzt worden, die es den Fischmenschen ermöglichte, ihre restlichen Probleme allein zu bewältigen. „Wir sind euch zu großem Dank verpflichtet! Ihr habt uns zum wiederholten Male aus einer schwierigen Lage geholfen… Verbündete… Freunde… beehrt uns bald wieder, auf das euer Aufenthalt dann erholsamerer Natur ist!“
Die Idee mit der Blasenkanone hatte hervorragend funktioniert, glitt die Oro Jackson in einer gigantischen Luftblase langsam und gemächlich auf dem Strom zur neuen Welt hinauf an die Meeresoberfläche. Es war ähnlich des Coating und so steuerten der Steuermann und der Navigator sie geschickt auf die Ströme, die sie am schnellsten in die Nähe ihres Zieles brachte.

Noch immer herrschte reges Treiben auf der Krankenstation, war Doc erst vor wenigen Minuten mit der Behandlung von Namur fertig geworden, lag dieser nun im Krankenzimmer und ruhte sich von den Anstrengungen der letzten Stunden aus.
„Namur, gute Arbeit! Danke, dafür hast du mehr als nur ein Bier verdient, darum hier, dies ist für dich!“, es war bei den Whitebeard-Piraten üblich, das wenn ein Teufelskraftnutzer über Bord ging, der Retter ein Bier, Rum oder Sake je nach Geschmack ausgegeben bekam, als Dank und Anerkennung für die Rettung. So reichte Ace Namur nun eine besondere Flasche. „Aber erst trinken, wenn Doc dich entlassen hat!“
Mit einem breiten Lächeln sah Namur auf das Kilkenny Ale in seinen Händen, das wohl beste Bier aus seiner Heimat mit einer ganz besonders herben Note, so wie es Namur liebte. Dieses Bier war sonst für einen Piraten unbezahlbar und der Genuss etwas sehr besonderes. „Oh, ich weis nicht, ob ich solang wiederstehen kann!“, wahrscheinlich eher nicht, solang ihm Doc oder eine der Krankenschwestern nicht diesen guten Tropfen abnahm.
Ace war auch erleichtert zu hören, das Namurs Verletzungen schlimmer ausgesehen hatten, als das sie es letztendlich waren. Fischmenschen waren zähe Burschen und Haifischmenschen durch ihre knorpeligen Knochenstruktur kaum klein zu bekommen. Er hatte vor allem Schnittwunden und Prellungen erlitten, würde er sich wohl schon Morgen von der Station stehlen.
Marco sein Zustand hingegen war bedenklich. „Ich weis gar nicht wo ich anfangen soll, er hat von allem etwas mitgenommen und ohne die Kraft des Phönix, wird er einige Zeit ans Bett gefesselt sein!“, begann Doc die eher schlechten Nachrichten über Marcos Gesundheitszustand zu berichten, lag vor allem darin das Problem, das durch die starke Schwächung Marcos, die Selbstheilungsfähigkeiten des Phönix nicht griffen und er somit auf normalem herkömmlichen Wege wieder gesund werden musste. „Seine Beine sind gebrochen. Nichts kompliziertes, aber er wird mindestens vier Wochen das Bett hüten müssen. Fünf Rippen hat es auch erwischt, sowie er sich wohl jeden Knochen im Leib geprellt hat. Die Platzwunde an seiner Stirn ist genäht und er hat eine schwere Gehirnerschütterung. Es kann somit sein, das er sich an die Ereignisse nicht mehr erinnert. Hinzu kommt, das er jede Menge Wasser geschluckt hat und die Gefahr einer Lungeninfektion besteht, von der starken Unterkühlung einmal abgesehen, die ihn zusätzlich schwächt.“, irgendwie kam es Ace so vor, als hole Marco im Moment all das nach, vor was ihn sein Phönix die letzten Jahrzehnte bewahrt hatte. Mit nichten würde sich der Blondschopf darüber freuen, wenn er aufwachte und feststellen würde, das Doc ihm beide Beine eingegipst hatte und er nicht einmal annähernd eine Ahnung davon hätte, wie dies überhaupt soweit gekommen war.
„Und wann glaubst du, wird er aufwachen?“, Ace war voller Sorge, war sein Unmut über Marcos selbstmörderische Aktion bereits vergessen, zählte für ihn im Moment nur, das sein bester Freund und großer Bruder bald wieder auf die Beine kam. „So genau lässt sich dies nicht sagen, aber ich gehe davon aus, das es sich wie immer nach eine Wiedergeburt verhalten wird. Drei bis fünf Tage hat er immer durchgeschlafen, mit dieser Zeitspanne werden wir wohl auch jetzt rechnen müssen, wobei ich eher zu den fünf Tagen tendiere.“
Fünf Tage war eine lange Zeit in der viel geschehen konnte, vor allem wenn ein Piratenkaiser meinte, die Grenzen einmal austesten zu müssen, und Ace noch immer nicht Shanks Schritt verstand. Von Kaidou und Big Mum hatte er mit entsprechenden Aktionen gerechnet und war darauf innerlich vorbereitet. Aber Shanks?
Ein leises Schluchzen ließ ihn aus seinen Gedanken zurückkehren. Leigh stand an Marcos Bett, rollten einige Tränen ihr Gesicht hinab und immer wieder schniefte sie leise. Marco so schwach und kränklich zu sehen, tat ihr weh und erinnerte sie an ihre damalige gemeinsame Zeit… so hatte es damals bei ihr begonnen, kränklich schwach im Krankenbett.
Während sie Namur versorgt hatte, war sie stark gewesen und hatte sich vollkommen auf ihre Arbeit konzentriert, auch wenn immer der Schatten der Sorge um Marco über ihren Kopf kreierte. In solch einer Situation fiel es ihr schwer professionell zu handeln und doch hatte sie sich zusammengerissen und immer wieder gesagt, „Er ist in guten Händen! Doc und Silly schaffen dies schon!“. Nun jedoch brach ihre Sorge aus ihr heraus und einmal mehr wurde deutlich, wie viel Marco ihr noch immer bedeutete, auch wenn nur noch als großer beschützender Bruder.
„Leigh komm, es war ein langer Tag für dich!“, zog Ace sie erst in seine Arme und dann mit sich…

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