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Mai 25 2012

IceBluemchen

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66. Der geheimnisvolle Hüne

Schmerzen und eisige Kälte nahmen Marco fast komplett ein und beraubten ihm seines klaren Verstandes. Er handelte nur noch rein instinktiv, als er den Haltebolzen fest umklammerte, eh Blackbeard ihn in die Tiefe riss und damit sein eigenes Verderben auslöste.
Der schwarze Sog um Marco riss abrupt ab, kam jedoch schon das kalte Wasser des hereindrückenden Stromes. Er spürte noch wie er in die Tiefe gerissen und gegen das massive Tor der Schleuse gedrückt wurde, eh es ihm allen Sauerstoff aus der Lunge presste und sein Geist in die unendliche Stille abdriftet.
„Das kalte einsame Grab“, so nennen Piraten den letzten Ruheort eines Ertrunkenen auf hoher See.
Kälte und Dunkelheit umgab Marco, fühlte er sich zum ersten mal im Tode einsam und verlassen. Kein warmes Leben spendendes Blau, kein mystischer Gesang des flammenden Vogelfreundes und keine weichen Flügel, die ihn sacht im Fall auffingen. Er fiel unaufhaltsam dem Jenseits entgegen, vernahm er bereits die leisen Stimmen seiner Eltern. Seine Mutter die ihn liebevoll rief und bereits ihre Arme nach ihm ausstreckte. Sein Vater mit der freudigen Stimme, wie einst wenn er von langer Reise heimkehrte und für seinen kleinen Sohn ein teures verwöhnendes Geschenk mitgebracht hatte.
Ihre Stimmen waren so warm und so voller Liebe und obgleich er sie solang im Leben nicht mehr gehört hatte, erkannte er sie sogleich. Sein Herz sehnte sich nach ihrer Wärme und ihren beschützenden behütenden Armen, war dieses mal die Barriere aus blauen Flammen nicht präsent. Ohne mühe brauchte er nur seine Hand nach ihnen ausstrecken und ihre zu ergreifen.
Aber er zögerte… Obwohl sein Herz ihn anschrie „Ergreif sie und du bist erlöst und frei!“, sagte ihm der letzte Rest lebendigen Verstandes, das er nur noch einen kleinen Augenblick warten müsse und die erlösende Freiheit in Gestallt seines geliebten Phönix würde ihn zurücktragen ins Leben… er müsste nur vertrauen!

„Ich brauche sofort einen Arzt!“, hallte es über das Deck und ließ die gesamte Crew ungläubig auf den hünenhaften Fischmenschen blicken, der über seine Schulter einen anscheinend schwer verletzten und bewusstlosen Hai-Fischmenschen trug, sowie in seinen Armen einen leblosen blassen blonden Mann hielt, der in jenem Moment jedoch eher wie ein kleines hilflosen Kind wirkte.
„Jimbei… Namur… Marco…“, keuchte Ace auf, als er seinen alten Freund auf dem Deck entdeckte, war er gerade den steilen Steg emporgeklommen und übergab seine kostbaren Mitbringsel behutsam an die hilfreichen Hände von Nakama und Kommandanten.
Er, aber auch Leigh und Silly stürmten sofort hinunter aufs Deck, musste Ace den Weg für die zwei Krankenschwestern wahrlich freikämpfen, um ihre Freunde zu erreichen. „Leigh, du kümmerst dich um Namur und wag es mir ja nicht, jetzt zu wiedersprechen.“, übernahm sofort Silly das Zepter der medizinischen Erstversorgung und schickte absichtlich ihre kleine Schwester unter Deck, sah sie bereits bezüglich Marco viel zu viel und stand kurz vor einem Zusammenbruch. „Fossa, bring Namur auf die Station und Izou sorgt dafür, das Leigh dort bleibt und sich alleinig auf ihre Arbeit konzentriert.“, die zwei Kommandanten taten wie geheißen, lud sich Fossa den schwer verwundeten Fischmenschen auf die Arme und verschwand mit ihm sogleich unter Deck, während Izou sich die junge noch immer mehr als aufgelöste Krankenschwester schnappte und mehr unter Deck zerren musste, als das sich Leigh freiwillig bewegte. Ihre Sorge und Angst um Marco war deutlich sichtbar, aber es musste auch an Namur gedacht werden, dessen Verfassungen im Moment genauso viel Aufmerksamkeit verlangten.
Dann jedoch lag Sillys vollste Aufmerksamkeit auf Marco, der in ihren Augen einfach furchtbar aussah. Fahle fast schon bläuliche Haut, strahlte diese eine Eiseskälte ab und ließ den kompletten leblosen geschundenen Körper starr wirken. „Keine Atmung, kein Herzschlag, kein Puls…“, murmelte sie und war froh, das nun auch ihr Mann zu ihnen stieß. Schnell und prüfend war seine Untersuchung, hätte er im Normalfall nun nichts mehr für seinen Patienten machen können. Aber zum einen war Marco kein Normalfall und zum anderen hätte Ace es ihm mehr als übel genommen, wenn er nicht wenigsten einen Wiederbelebungsversuch unternommen hätte.
„Herzmassage!“, sprach er eher zu sich selbst und setzte sogleich zu dieser an. Kraftvoll presste er den Brustkorb Marcos, während Silly ihm in regelmäßigen Abständen Luft in die Lungen blies. Die Hoffnung bestand darin, das es noch nicht zu spät war und sie durch die Wiederbelebungsmaßnahmen den Phönix und dessen Selbstheilungsfähigkeiten erreichten.
Verkrampft und mitfiebernd hockte Ace neben dem Szenario, umringt von einer ebenso gebannt dreinschauenden Crew, die mit jedem Atemzug mitfieberte und Stoßgebete gen Schöpfer schickte. „Komm schon Junge, du kannst doch nicht so einfach aufgeben. Phönix wo bleibst du nur, dein Herr braucht dich jetzt dringender den je!“, fluchte Doc schon halb, als sich auch nach Minuten noch nichts tat.
Es waren diese Worte die Ace auf seine Hand und den kleinen Firebird darin blicken ließ. „Vielleicht braucht er einen kleinen Anstupser! Bei mir hat es so ja auch funktioniert!“, meinte er daraufhin und gab dem Firebird etwas von seinen Flammen, sodass der kleine Spatz bis auf Taubengröße anschwoll. „Los komm Phönix! Kehre zurück zu deinem Herren!“, flüsterte Ace diesem dann zu, eh er ihn gen Marco entließ.
Im ersten Moment schien die dicke blaue Flamme nicht so recht zu wissen, wohin sie nun solle. Aber dann ganz plötzlich jagte sie los, schien es fasst, als wolle sie Marco durchschlagen. Die Wucht mit der die Flamme in Marco stob war gewaltig und riss seinen Körper wahrlich auseinander. Erschrocken wichen alle zurück und sahen auf das sich nun bietende Schauspiel. In einem Ascheregen züngelte die blaue Flamme zischend und zog die Asche förmlich wie einen Magneten an. Und ganz allmählich formte sich der Körper des Phönix neu, breitete er seine Flügel majestätisch aus, nur um kraftlos zu Boden zu sinken und jappend um Atem ringend dort auf den Planken liegen zu bleiben.
„Marco…“, wagte nur Ace es dem lodernden Blau näher zu kommen und den kraftlosen Vogel in seine Arme zu ziehen. Ein müder entschuldigender Blick seitens des Phönix traf ihn, eh sein Köpfchen zur Seite sank und der stolze Vogel die Gestallt seines Herren preisgab. Bewusstlos und schwer atmend lag nun Marco in den Armen seines Kapitäns, rann ihm ein Rinnsal Blut herrührend von einer Platzwunde an der Stirn über das Gesicht und auch so sah sein Körper noch immer mehr als mitgenommen aus. Der Phönix hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu besessen, neben der Wiederbelebung auch die zahllosen Verletzungen zu heilen, war Marco nun auf die medizinisch heilenden Hände des Schiffsarztes angewiesen.
„Er muss sofort auf die Station!“, auf Deck konnte Doc für Marco kaum etwas machen. Er hatte sich lediglich bereits einen Überblick verschafft, was alles an Verletzungen auf ihn wartete. Jedoch musste er nun auch an Namur denken. Als er auf Deck gerufen wurde, hatte er den Fischmenschen noch auf dem Flur angetroffen und Anweisungen für seine Behandlung gegeben. Nun würde er zwischen seinen zwei Patienten pendeln, aber mit der tatkräftigen Hilfe von Silly, Leigh und den vier weiteren Krankenschwestern, würden dies schon gehen.

Ace atmete einmal tief durch und versuchte seine aufgewühlten Gedanken zu sortieren. Was für ein ereignisreicher und mitreißender Tag und er war noch lang nicht zu Ende, war Jozu mit seinen Männern noch nicht zurück und auch allgemein konnte noch so einiges geschehen.
„Kapitän Gol D. Ace, ich bitte an Bord kommen zu dürfen!“, trat Jimbei mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht vor Ace und bat pro forma um die Erlaubnis, als Gast auf der Oro Jackson willkommen geheißen zu werden.
„Erlaubnis erteilt alter Freund!“, gab Ace dies gern und wurde sogleich in eine freudig überschwängliche Umarmung gezogen. „Junge was machst du nur für Sache! Weist du eigentlich wie sehr deine Familie und Freunde unter deinem Tod gelitten haben… aber vor allem dein kleiner Bruder Ruffy!“
„Ja dies weis ich und glaube mir, ich habe daraus gelernt!“, lang genug hatte Ace auf der Krankenstation im Fieber gelegen und die besorgten Gesichter von Silly und Leigh, Doc, Marco und allen anderen gesehen, wie sie sich um sein Leben bemühten und einfach nur froh waren, das er dies schreckliche Ereignis doch überlebt hatte. Sacht drückte er sich aus der Umarmung und sah den Fischmenschen ernst an. „Glaube mir, ich habe nicht vor, sobald wieder zu sterben, dafür habe ich einfach zu viel durchgemacht und auch erkannt, das mein Leben nicht so wertlos ist, wie ich es damals erachtet hatte. Meine Familie braucht mich, für sie… für dies alles…“, deutete er auf das Deck seines Schiffes und seiner Crew, „lebe ich! Und ich liebe dieses Leben!“
Jimbei konnte deutlich das leuchten in Ace Augen sehen, hatte er in der Tat die Freude am Leben gefunden beziehungsweise endlich erkannt, was ihm die Whitebeard-Piratenbande immer geboten und bedeutet hatte. Hier hatte er Freunde, eine Familie und ein zu Hause. Jedoch wurde er schlagartig traurig. „Aber ich vermisse Ruffy! Und das er wegen mir so sehr gelitten hat, schmerzt. Weist du, wo er sich jetzt aufhält? Seit eurem merkwürdigen Auftritt auf Marineford habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich mache mir große Sorgen! Er hat das unbeschreibliche Talent, sich unbewusst in größte Schwierigkeiten zu bringen, und es ist merkwürdig solang nichts von ihm aus der Presse oder sonstigen Quellen zu erfahren. Es scheint gar, als wäre sie alle wie vom Erdboden verschluckt…“
„Mach dir um Ruffy keine Sorgen! Es geht ihm gut und er steckt auch nicht in Schwierigkeiten. Der Grund weshalb niemand zur Zeit etwas von ihm und seiner Bande hört, ist das er sich eine zweijährige Trainingspause genommen hat. Wenn du den Zeitungsartikel über ihn dir genauer betrachtet hast, wird dir sicherlich seine „Tätowierung“ am rechten Arm aufgefallen sein… 3D2Y… nicht drei Tage, sondern 2 Jahre… Eine Botschaft an seine Bande, würden nur sie es verstehen.“, erklärte Jimbei und nun endlich ergab für Ace das merkwürdige Geschmiere auch einen Sinn. „Ach so! Es erklärt natürlich, weshalb er unauffindbar ist. Weist du denn, wo er im Moment steckt?“
„Ja, zumindest in etwa!“, antwortete Jimbei sofort „Ihn hat dein Tod wirklich sehr hart getroffen, gab er seiner Schwäche die Schuld daran, das er dich nicht hatte retten können. Nun will er mit Rayleighs Hilfe das Haki erlernen und trainieren, damit er in Zukunft solchen Situationen gegenüber gewachsen ist. Sie trainieren auf einer besonderen Insel im Calm Belt, jedoch wo genau sich diese befindet, kann ich dir nicht sagen. Rayleigh und Ruffy haben sich allein dorthin auf dem Weg gemacht.“
Ace seufzte. Zum einen war er erleichtert, das es Ruffy gut ging und er sich derzeit in guten Händen befand, aber seine Sorge blieb dennoch. Er erinnerte sich daran, wie sehr Ruffy damals unter Sabos Tod gelitten hatte. Dies hatte zu Ace seinem Versprechen geführt, niemals zu sterben. Damals kam ihm dieses Versprechen recht albern vor, gehörte der Tod doch zum Leben dazu. Aber jetzt wo er den Schmerz und die Trauer des Sterbens am eigenen Leib erlebt hatte, konnte er Ruffy verstehen, das er niemals mehr einen geliebten Menschen verlieren wollte. Es tat weh und war ein Schmerz, der auf ewig im Herzen verweilte, auch wenn das Leben diesen Schmerz irgendwann mit neuen Gefühlen überlagerte. Niemals würde der Schmerz ganz vergehen. Sabos Verlust bewies es ihm, tat es heute noch genauso weh, wie damals.
Jedoch kam es ihm nun auch so vor, als habe er sein Versprechen schmählich gebrochen. Er war nicht nur vor Ruffys Augen, nein sogar in seinen Armen gestorben. Dies nahm ihn sehr mit und er wünschte sich, er könne sofort seinen kleinen Bruder in die Arme schließen und sich entschuldigen, das er ihn so sehr wehgetan hatte.
„Zwei Jahre also… dies ist eine recht lange Zeit! Ich hoffe das er dort wenigsten die Zeitung erhält und weis, das es mir gut geht und er meinetwegen nicht mehr traurig sein muss. Er kann so eine Heulsuse sein und auch so dumm…“
„Du machst dir dennoch Sorgen um ihn, nicht war?“, konnte Jimbei ihm dies von der Nasenspitze ablesen. „Natürlich! Er ist mein kleiner Bruder und du hast ihn doch kennen gelernt! An dem Tag an dem ich mir keine Sorgen mehr um ihn mache… nein, diesen Tag wird es wohl nie geben!“, er schluckte den Gedanken herunter, das dieser Tag der Tag sein würde, an dem sie beide Tod wären. Aber er hoffte das dieser Tag noch weit, sehr weit in der Ferne lag, denn für den Tod, liebte er sein Leben mittlerweile viel zu sehr.
„Und was wirst du jetzt machen? Es verwunderte mich ein wenig, dich als Kapitän auf der Oro Jackson zu sehen. Das sie die Zeit überdauert hat… aber sie scheint dir Glück zu bringen und nur dies zählt letztendlich!“, Ace auf dem alten Schiff seines Vaters zu sehen und das er sich hier sehr wohl fühlte, war für einen Außenstehenden kaum begreifbar. Deutlich hatte er seinen Hass und Wut über seinen Vater kurz vor seiner Hinrichtung klar gemacht. So war es einfach schwer zu verstehen, weshalb er nun dieses Schiff als sein zu Hause betitelte.
„Ich habe meinem Vater verziehen und Frieden mit ihm geschlossen. Er hatte damals keine andere Wahl… heute weis ich dies und dieses Wissen hilft mir sehr, mein Leben mit einem klaren Sinn zu sehen. Er wollte das ich die Chance auf ein freies glückliches Leben habe und dies ist es, was ich nun lebe!“, und dies strahlte er auch nach außen, obgleich sein wandernder Blick zur Tür der Unterdecks verriet, das im Moment sein Glück von Sorge getrübt wurde.
„Namur ist ein zäher Bursche! Ohne ihn wäre es mir wohl kaum gelungen, Marco im Strom auszumachen und ihn dort herauszuholen!“, wechselte Jimbei auf das Thema, welches Ace neben seinem kleinen Bruder wohl am zweit wichtigsten war.
„Ja, zäh und verbissen. Er hat mir auch schon einmal den Hintern gerettet. Ich bin sehr froh, ihn in meiner Crew zu haben. Aber bitte verrat mir eines… wie kam es, das du dich vor der Schleuse herumgetrieben hast?“

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